Wahrhaftige vs. toxische Positivität : Worin liegt der Unterschied?

Toxische Positivität: Ein Gesicht, das zwanghaft versucht zu lächeln

Positivität ist ein Begriff, unter dem sich jeder etwas vorstellen und die positiven Vorzüge dieser Charaktereigenschaft verstehen kann. Doch nicht alle wissen, dass Positivität in einem überzogenen oder gar ungesunden Maße in toxischer Positivität enden kann.

Eine positive Einstellung gegenüber dem Leben zu haben ist essenziell, um Hürden und andere Herausforderungen zu überstehen. Denn nur mit dem Blick auf das Positive schaffen wir es uns in jeglichen Situationen flexibel anzupassen, ohne dabei bestimmten Zweifeln zu verfallen. Dabei jedoch ausschließlich gute Laune zu haben und positive Gedanken zu verbreiten, ist unmöglich. Und trotzdem sehen wir immer mehr ein bestimmtes, realitätsfernes Bild eines perfekten Lebens ohne Sorgen vieler Menschen, welches um jeden Preis aufrechterhalten werden möchte. Auf vielen Social-Media Accounts sieht man perfekte Körper, nur gute Laune und Geld im Überfluss. Und all das wird „wenn man einfach dran bleibt“ erreicht – so scheint es zumindest.

Unter dem Druck des Selbstoptimierungswahns und der Außenpräsentation erhalten negative Phasen im Leben keine Schaubühne, sondern werden einfach weggelächelt, kleingeredet oder gekonnt vertuscht. Bei manchen führt diese konsequent positiven Denk- und Lebensweise so weit, dass sie nicht mehr echt und authentisch wirkt, sondern erzwungen. All das trägt zu einem der aktuell problematischsten gesellschaftlichen Normen: der toxischen Positivität. 

Doch was ist toxische Positivität eigentlich genau? Und gibt es so etwas wie wahrhaftige Positivität? Und wenn ja, wie unterscheide ich die beiden und entscheide mich für die Zweitere? Diese und noch mehr Fragen werden in diesem Artikel  beantwortet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist toxische Positivität?

Das Wort „toxisch“ stammt von dem lateinischen „toxicum“ ab und beschreibt dabei etwas, das giftig und schädlich ist – letztendlich also etwas, das erkrankende Substanzen enthält. Es mag widersprüchlich erscheinen, aber Positivität kann tatsächlich toxisch werden. 

Toxische Positivität beschreibt dabei nämliche eine „Scheinpositivität“, die alle negativen Gefühle nicht nur unterdrückt, sondern erst gar nicht zulässt. Und das nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen. Anstatt die negativen Gefühle anzunehmen und zu akzeptieren, um sie dann zu verarbeiten, werden jegliche Auslöser ignoriert, die den Umgang mit den negativen Gefühlen fördern könnten – ganz nach dem Motto „Good vibes only“. Negative Emotionen werden dabei schlichtweg als Hindernisse zur persönlichen Erfüllung definiert. 

Als Folge dessen werden unerwünschte Gefühle oft klein geredet, da sie mitunter schambehaftet sind. Wer will schon der Jammerlappen unter den strahlenden Dauergrinsern sein?

Das Problem ist aber folgendes: Wenn Positivität auf jede Situation angewandt wird und keinerlei Widerspruch mehr zulässt, wird sie toxisch. Das passiert, wenn die Annahme besteht, dass ein Leben nur dann gelungen ist, wenn es durchweg  aus positiven Gefühlen bestehen muss. Dabei wird aber eines außer Acht gelassen: Es entsteht ein persönlicher Druck. Nämlich der Druck immer positiv gestimmt sein zu müssen. Diesem Gefühl nachzueifern, fällt die eigene Gelassenheit und das intuitive Lebensgefühl zu Last. Dies fördert dann ein Zustand, der über einen längeren Zeitraum in einen Kreislauf übergehen kann, den wir so leicht nicht mehr durchbrechen können.

Wir haben dir ein paar beispielhafte Verhaltensweisen und Aussagen klassischer toxischer Positivität zusammengefasst.

Gefühle und Erfahrungen bei dir und/oder anderen werden abgestritten oder kleingeredet

 „Du jammerst ständig. Sei doch mal wieder so lebendig und fröhlich wie früher! Du kannst das doch!“
„So schlimm ist das doch nicht. Ändere einfach deine innere Einstellung und dann wird schon alles.“
„Bleib immer positiv. Diese Negativität bringt dich nirgendwo hin!“

Betroffene Personen fühlen sich als würden ihre Schwierigkeiten klein geredet und ignoriert werden

„Alle deine Probleme können gelöst werden, indem du nur deine Einstellung änderst.“
„Das klappt schon. Du solltest nicht so negativ sein.“
„Einfach dranbleiben! Alles wird schon wieder!“

Abwärtsvergleiche finden statt

„Es gibt Menschen, die haben nichts zu essen und zu trinken. Du hast gar kein Recht, dich so zu fühlen.“
„Louis hat seinen Vater verloren und du nur deine Prüfung nicht bestanden. Es gibt wichtigeres im Leben.“
„Ich habe das auch schon durch, aber das schafft man mit dem richtigen Mindset. Du musst einfach nur das Gute sehen!“

Konsequenzen der toxischen Positivität

All diese oben genannten Aussagen tragen nicht zur Auflösung eines Problems bei, sondern lediglich dabei einer Idealvorstellung eines durchweg positiven Lebens zu entsprechen. Wenn sich Menschen in Situationen befinden, die sie selbst als schlimm und aussichtslos empfinden, hilft es nicht, ihnen als Außenstehender zu erklären, dass sie es doch positiv sehen sollten.

Wird diese toxische Positivität regelmäßig angewandt, kann es dann mit der Zeit geschehen, dass sich Menschen abkapseln und entfernen, um zu versuchen, die Probleme alleine zu lösen. Das tun sie, da sich der Person mitzuteilen mehr wehtut, als das alleine durchzumachen. Sie fühlen sich letztendlich missverstanden und alleine gelassen, da die toxische Positivität sogar wie ein Verstärker auf deren schlechte Laune wirkt. 

Das Gleiche passiert im Umkehrschluss auch bei dir, wenn du die toxische Positivität auf Gefühle und Erfahrungen deinerseits anwendest. Wenn du deine eigenen Gefühle nicht würdigst, kapseln sich diese irgendwann ab und werden unterdrückt. 

Gefühle nicht zuzulassen stumpft einen selber ab und lässt dich dann nicht mehr nur die negativen Gefühle nicht fühlen, sondern auch die Positiven. So können sich mit der Zeit Ängste oder andere psychische Störungssymptome entwickeln und aktiv auf die menschliche Gesundheit auswirken – und das nur aus der Intention heraus, einen positiven Schein aufrecht zu halten.

Ich schaue immer gerne auf die optimistische Seite des Lebens, aber ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass das Leben eine komplexe Angelegenheit ist.

Walter Elias „Walt“ Disney (1901-1966-), US-amerikanischer Trickfilmzeichner und Gründer der Walt Disney Company

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Was ist wahrhaftige Positivität? 

Um toxische Positivität noch besser eingrenzen zu können, ist es wichtig zu wissen, was denn dann im Gegensatz wahrhaftige Positivität ist. Das deutsche Wort „Positivität“ leitet sich aus dem spätlateinischen „positivus“ ab und beschreibt dabei etwas Wünschenswertes und Erfreuliches.

In der Medizin erklärt ein positiver Befund, dass etwas vorliegt. Wenn wir jedoch von der Psyche sprechen, dann verbinden wir mit einer positiven Einstellung oft Zustände wie Optimismus, Zuversicht und Selbstbewusstsein. Jedoch schafft es dabei die wahrhaftige Positivität die negativen Emotionen nicht auszuklammern, sondern effektiv mit diesen umzugehen. 

Diese Art der Positivität ist meist nicht angeboren, sondern vielmehr eine Eigenschaft, die man sich antrainieren kann. Zudem gibt es dabei nicht Menschen, die entweder positiv oder negativ sind – jeder Mensch kann in verschiedenen Bereichen anders gepolt sein.

In den Bereichen, in denen man jedoch positiv gestimmt ist, schätzt man die Vielfalt an Emotionen, die man besitzt. Man lässt jedes Gefühl so sein wie es ist, akzeptiert es, verarbeitet es und entscheidet sich daraufhin mit vollem Bewusstsein und mit Verantwortung, das Positive aus der Situation herauszufiltern.

Hier muss man die positive Einstellung stark von der Naivität unterscheiden, die manchmal dem Begriff der Positivität vorgeworfen wird. Unter Naivität versteht man Grundzüge einer Persönlichkeit, die nicht hinterfragt werden. Wenn eine Person naiv ist, nimmt sie jegliche Situationen leichtgläubig an und sieht die Welt durch einen rosaroten Filter.

Das ist jedoch ein Trugschluss: Denn wenn man wahrhaftig positiv gestimmt ist, erkennt man gewisse Risiken in bestimmten Situationen. Man leugnet sie aber nicht und entscheidet sich bewusst dafür, die Aufmerksamkeit auf das positive Resultat zu richten. Durch dieses Verhalten besinnt man sich darauf, dass man aus allem etwas lernen und für sich mitnehmen kann – aus dem Guten, wie auch aus dem weniger Guten. Das ist letztlich eine Positivität, die so weit geht, dass sie alles Negative mit einbezieht und berücksichtigt.

Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz, die ganze Schönheit des Lebens besteht aus Schatten und Licht.

Leo Tolstoy (1828-1910), russischer Schriftsteller

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Worin liegt der Unterschied zwischen wahrhaftiger und toxischer Positivität?

Im Vergleich zur toxischen Positivität, geht es bei der wahrhaftigen Positivität nicht darum, negative Gedanken und Gefühle zu ignorieren, sondern sie zu akzeptieren, bevor man sich bewusst dafür entscheidet, die Aufmerksamkeit auf die positiven Aspekte einer Situation zu lenken.

Das bedeutet also nicht, dass wir uns immer darauf konzentrieren müssen glücklich zu sein, obwohl wir gerade bspw. enttäuscht sind. Stattdessen bedeutet es, mit dem Gefühl der Enttäuschung positiv und wertschätzend umzugehen.

Jeder darf mit positiven Gefühlen leben wollen. Es ist jedoch eine andere Sache, sich selbst oder anderen Personen die negativen Gefühle abzusprechen. Daher ist es wichtig zu wissen, wie man mit der toxischen Positivität umgehen kann, um diese aus dem eigenen Leben zu streichen. 

Wie gehe ich effektiv mit toxischer Positivität um? 

Im Verlauf dieses Beitrags sollte dir bereits klar geworden sein, dass wahrhaftige Positivität für dich und dein Umfeld um einiges besser ist als toxische Positivität. Wenn auch du lernen möchtest, wie du effektiv wahrhaftige Positivität in dein Leben ziehen und toxische Positivität vermeiden kannst, gehe folgende Punkte und Tipps durch. Greife dir dazu gerne einen Stift und Zettel, um das Ganze für dich festzuhalten. 

Erkenne, wo du negativen Gefühlen aus dem Weg gehst

Denke dabei gesondert an dich und dein Umfeld. Auf der einen Seite kann es negative Gefühle geben, die du für dich nicht fühlen möchtest und daher verbannst. Andererseits kann es jedoch auch sein, dass du es nicht aushältst, wenn deine Freunde bspw. traurig, enttäuscht oder wütend sind. Vielleicht kommst du ihnen nicht mit Empathie entgegen, sondern mit Floskeln wie „Alles wird schon wieder. Kopf hoch!“ oder du vermeidest von vornherein überhaupt die Auseinandersetzung. 

Möglicherweise lösen diese negativen Emotionen einen Druck in dir aus, dem du nicht standhalten kannst oder willst. Indem du aber Emotionen fortgehend nur aus dem Weg gehst, verschwinden sie nicht, sondern setzen sich vielmehr im Körper fest und sorgen für festgefahrene Energie. Ganz nach dem Motto „what you resist, persists“ – also zu Deutsch: was du widerstehst, bleibt bestehen.

Erst in dem Moment, in dem wir unseren Emotionen und denen der anderen den nötigen Raum geben, haben wir eine Möglichkeit, dass sich diese auflösen können.

Versuche also für solche Situationen sensibel zu werden, in denen du empfindlich auf bestimmte Gefühle reagierst, um in Zukunft effektiv mit diesen umzugehen.  

Befürworte es, wenn Menschen über Ihre wahren Gefühle reden, ohne dich dann dafür verantwortlich zu fühlen

Wenn Menschen sich dir anvertrauen, dann tun sie das meist, da sie davon ausgehen, dass du ihnen ein gewisses Mitgefühl und Empathie für deren Situation entgegenbringen kannst. Genau so geht es dir wahrscheinlich auch, wenn du deine Freunde um Rat oder Hilfe bittest. 

Fang also damit an, deine Gefühle oder die der anderen wahrhaftig wahrzunehmen und ihnen mit Empathie entgegenzutreten. Indem du das machst, lernst du diese Gefühle zu normalisieren und mit ihnen umzugehen.

Auch wenn du diese Gefühle oder ein Thema nicht direkt verstehst oder mit ihnen umgehen kannst, reicht es für den Anfang oft auch Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen. Vergiss dabei nicht, dass nur weil sich dir jemand anvertraut, das nicht heißt, dass du die Person retten musst.

Nimm dir selbst den Druck raus und mach dir klar, dass du nicht dafür verantwortlich bist, wie andere sich fühlen. Trotzdem darfst du eine Komponente sein, wodurch sich die jeweiligen Personen gesehen und wertgeschätzt fühlen.

Wenn wir uns ehrlich fragen, welcher Mensch in unserem Leben uns am meisten bedeutet, stellen wir oft fest, dass es diejenigen sind, die sich, anstatt Ratschläge, Lösungen oder Heilmittel zu geben, lieber dafür entschieden haben, unseren Schmerz zu teilen und unsere Wunden mit einer warmen und zärtlichen Hand zu berühren.

Henri Nouwen (1932-1996), niederländischer Priester und Psychologe

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Negative Gefühle zu äußern hat nichts mit Jammern zu tun 

Leider wird oft noch das falsche Bild vertreten, dass Menschen, die Ihre negativen Gefühle äußern, nur jammern oder nach Aufmerksamkeit buhlen. Doch dieses Denken ist nicht viel mehr als ein Vorurteil, dass den Kontakt und Umgang miteinander schaden kann.

Denn im Endeffekt würde schlussfolgernd damit erwartet werden, dass Menschen nicht mehr ehrlich und authentisch sein dürften, da sie sonst als „schwach“ in vielen Teilen der Gesellschaft gelten würden. Also lade ich dich dazu ein, dich einmal mit deinem eigenen Wertesystem zu beschäftigen und dir zu überlegen, ob du in Zukunft die Werte der Authentizität und Ehrlichkeit klarer leben und durchsetzen möchtest. 

Werte negative Gefühle nicht ab, sondern versuche sie als Erkenntnis zu sehen 

Einige Gefühle lösen in uns ein Gefühl aus, dass wir als „negativ“ bezeichnen. Oft ist es uns aber gar nicht bewusst, dass sich Emotionen gar nicht so einfach als negative oder positive Gefühle pauschalisieren lassen – es gibt einfach Gefühle. Das, was sich für die eine Person gut anfühlt, fühlt sich für eine andere Person schlecht an. Es kommt immer darauf an, wie du ein Gefühl oder eine Erfahrung für dich interpretierst.

Beispiel an der Emotion Wut:

Wut wird von vielen Menschen als ein negatives Gefühl definiert, welches man am liebsten so schnell es geht loshaben will. Dieses Gefühl zeigt sich oft in Konflikten mit anderen Mitmenschen, wenn wir das Gefühl haben nicht respektiert bzw. ungerecht behandelt zu werden oder wenn wir selbst etwas vermasselt haben. All das klingt zuallererst wirklich nicht positiv.

Doch genau deshalb ist das Gefühl da – um uns zu zeigen, wo sich etwas verbessern darf und wo gewisse Bedürfnisse (noch) nicht erfüllt werden. Oft sind die Bereiche, in denen wir am meisten Wut oder allgemein „negative“ Gefühle spüren, die, in denen wir nochmal genau hinschauen dürfen. 

Versuche also Gefühle, die ein ungutes Gefühl in dir auslösen, nicht gleich zu verbannen. Alle Gefühle haben eine Daseinsberechtigung und wollen dir etwas signalisieren. Stumpfe dich also nicht ab, sondern gehe bewusst durch den Prozess des Fühlens. Ich garantiere dir, dass sich hinter jedem doch so „negativen“ Gefühl eine Erkenntnis zeigt. Sie können dir bspw. klarmachen, was deine eigentlichen Bedürfnisse, persönlichen Werte und Wünsche sind. Diese Erkenntnis ist zudem oft der Wegweise in ein erfüllte(re)s Leben. 

Wandle toxische Positivität in wahrhaftige Positivität um  

Oft ist es gar nicht so einfach Gewohnheiten von heute auf Morgen zu ändern. Darum geht es hier auch nicht. Es ist schonmal ein großer Anfang, wenn dir überhaupt bewusst wird, wann du toxische Positivität anwendest und wann nicht. Wenn du dann bereit bist, in diesen Prozess aktiv einzugreifen, wirst du früher oder später viele Aussagen, die du normalerweise triffst, ändern.

Hier ein paar Beispielsätze, wie du ganz einfach toxische Positivität in wahrhaftige ändern kannst:

Toxische Positivität Wahrhaftige Positivität
„Du wirst darüber hinwegkommen. Kopf hoch, denke nicht so negativ.“

„Es ist schwer, ich kann das gut nachvollziehen. Lass die Gefühle bitte erstmal zu. Ich glaube aber ganz fest daran, dass du das Beste aus dieser Situation machen kannst.“

„Du schaffst das schon, glaube einfach an dich!“

Dass die Situation dir zu schaffen macht, ist nur menschlich. Ich will aber, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Andere haben es viel schwerer als du!“

„Schmerz ist subjektiv und deine Gefühle sind immer valide. Danke, dass du diesen Schmerz offen mit mir teilst.“

„Always look on the bright side! Du musst einfach lernen dankbar für das zu sein, was du hast.“

Man kann nicht immer glücklich sein und das ist total okay! Nimm dir deine Zeit die Dinge zu verarbeiten.“

„Gib niemals auf!“

„Manchmal ist es in Ordnung, Dinge neu zu bewerten. Ich höre dir zu und bin für dich da.“

Wenn es dir anfangs schwerfällt, intuitiv deine Sätze wie im obigen Beispiel anzupassen, dann reicht es auch oft aus, Mitmenschen einfach zu fragen, wie du ihnen helfen und für sie da sein kannst. Schenke der Person deine ungeteilte Aufmerksamkeit, höre aktiv zu und versuche ihr nicht ihre Gefühle zu erklären und vermittle ihr den Eindruck Ernst genommen zu werden. Du wirst sehen, dass die Personen in deinem Umfeld es sicher sehr zu schätzen wissen, das Gefühl zu haben nicht alleine zu sein mit ihren Gefühlen.  

Wenn du Opfer der toxischen Positivität geworden bist

Natürlich dürfen wir uns in diesem Beitrag nicht nur den Menschen widmen, die toxische Positivität anwenden, sondern auch denen, die der toxischen Positivität zum Opfer gefallen sind. Manchmal kann es die eigene Chefin oder der beste Freund sein, die auf deine Gefühle und Erfahrungen nicht richtig eingehen oder dir sogar ein schlechtes Gewissen dafür machen.

Mach dir bitte bewusst, dass du diese Situationen nicht einfach hinnehmen musst. Du hast das ausdrückliche Recht darauf, dass deine Person sowie auch deine Befindlichkeiten gehört und gesehen zu werden. Du darfst äußern, wenn du dich falsch verstanden oder behandelt fühlst. 

Zudem solltest du Menschen aus deinem Umfeld über toxische Positivität aufklären. Denn oft sind jegliche Menschen, die toxische Positivität bei dir anwenden auch die, die ihre eigenen negativen Gefühle unterdrücken und stumm machen. Manchmal ist es unseren Mitmenschen gar nicht bewusst, welchen Schaden sie sich und anderen damit anrichten können. Daher sollten wir Ihnen die Chance geben sich zu reflektieren und Verständnis aufzubringen.

Wenn die Personen in deinem Umfeld jedoch kein Verständnis aufbringen und nicht auf deine Bitten reagieren, solltest du dir eingestehen, dass du stets die Entscheidung treffen darfst, dich in solchen Situationen von den Personen zu distanzieren. Du und deine Gefühle sollten und dürfen deine Priorität sein. Wir verdienen alle Mitmenschen, die mit uns lachen, wenn es uns gut geht, aber auch jene, die mit uns fühlen, wenn es uns schlecht geht. 

Ein letztes Wort zur toxischen Positivität

Du hast es nun bis zum Ende dieses Beitrags geschafft und wir hoffen sehr, dass du einige Impulse für dich mitnehmen konntest, die du von nun an in deinen Alltag integrieren wirst. Vergiss dabei nicht, dass es total ok ist, auch mal nicht ok zu sein und dass man Glück nicht erzwingen kann – auch nicht durch ein Dauergrinsen.

Von der toxischen zur wahrhaftigen Positivität zu wechseln mag anfangs nicht leicht sein, doch sicherlich wird es einen großen Wert in dein Leben bringen. Halte durch und bleib dran! Lass dich dabei natürlich weiterhin von Positivität motivieren und inspirieren – aber nur, wenn es dir guttut.

Die 7 Säulen der Resilienz und ihre genaue Erklärung

7 Säulen der Resilienz beschrieben anhand 7 Tempelsäulen

Die 7 Säulen der Resilienz: Sie sind wohl eines der bekanntesten Resilienzmodelle, die es geschafft haben den Begriff der Resilienz alltagstauglich und verständlich für jeden zu erklären.

Resilienz ist mittlerweile in vielen Lebensbereichen – ganz gleich, ob im privaten oder beruflichen Kontext – ein gängiger Begriff geworden. Einfach gesagt, ist die Resilienz ein unsichtbarer Schutzschild der menschlichen Psyche, um besser auf Stress auslösende Reize sowie auf Negativsituationen reagieren zu können.

Dennoch ist Resilienz vielmehr ein Oberbegriff, der sich aus vielen wichtigen Teilaspekten – den sog. Resilienzfaktoren – zusammensetzt. Um die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen zu erklären, haben sich viele Studien und Modelle der Resilienz gewidmet und dabei eine Vielzahl von unterschiedlichen Resilienzfaktoren festgelegt.

Die 7 Säulen der Resilienz nach Reivich und Shatté haben dabei diese Vielfalt an Faktoren komprimiert und beschreiben Resilienz anhand von sieben Säulen, auf denen das Oberdach der Resilienz liegt.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Resilienz?

Resilienz beschreibt die Fähigkeit einer Person, persönliche Rückschläge und Situationen von Stress ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Sie entspricht demnach der mentalen Widerstandskraft auf Situationen wie Krisen- und Stressmomente, weshalb Resilienz auch als Immunsystem der Seele bezeichnet wird oder auch als Form von innerer Stärke beschrieben wird.

Dies verdeutlicht auch der Ursprung des Wortes: Resilienz stammt vom dem Lateinischen „resilire“ und bedeutet so viel wie „zurückspringen“ oder „abprallen“ – metaphorisch prallen die negativen Erlebnisse an der Psyche der Person ab.

Eine resiliente Person besitzt demnach die Möglichkeit auf Rückschläge und Stress besser zu reagieren und schafft es sich auch gleichermaßen von diesen Situationen besser zu erholen. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind resiliente Menschen klassische Stehaufmännchen.

Ein ähnliches Bild vermittelt der Begriff auch in der Naturwissenschaft, wo dieser Ausdruck auch ursprünglich herkommt: In der Physik beschreibt Resilienz die Eigenschaft eines Körpers, der nach einer Verformung in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehrt. 

So kann man sich (psychische) Resilienz sehr treffend anhand eines Gummiballs vorstellen: So fest wie man ihn auch zusammendrücken mag, nimmt der Ball nach dem Zusammendrücken seine ursprüngliche Form wieder an.

Resilienzfaktoren als Grundgerüst der Resilienz

Anders als auf einen Gummiball, den man zusammendrückt, wirken auch auf Menschen unterschiedliche Kräfte und Belastungen. Der Mensch unterliegt in seinem Alltag unterschiedlichsten Situationen und Faktoren, die sein (psychisches) Wohlbefinden potenziell gefährden können. Einige Beispiele wären allgemeine Situationen von Stress, Krankheit, Konflikte und Auseinandersetzungen mit anderen Personen, sowie persönliche Rückschläge und Krisen. Es sind alles Umstände, die das menschliche Wohlbefinden gefährden können, weshalb diese Belastungsquellen auch als Risikofaktoren beschrieben werden.

Diesen Risikofaktoren wirken die Resilienzfaktoren – oder auch Schutzfaktoren genannt – entgegen. Sie sind sozusagen persönliche Grundhaltungen und Fähigkeiten, die es einem Menschen ermöglichen, sich besser von solchen Risikofaktoren zu schützen und das Wohlergehen aufrechtzuerhalten. Resilienzfaktoren wirken sich demnach grundsätzlich positiv auf das menschliche Wohlbefinden aus. 

Risiko- und Schutzfaktoren stehen dabei in einer direkten Wechselwirkung, weshalb Schutzfaktoren potenzielle Risiken im Leben gewissermaßen abfedern und die negative Wirkungskraft dämpfen können.

Doch auch im Allgemeinen ist es so, dass solch Resilienz- bzw. Schutzfaktoren stets einen positiven Einfluss auf das Leben eines Menschen besitzen. Es bedarf daher nicht erst eine Negativ- oder Stresssituation ehe Resilienzfaktoren für einen Menschen aktiviert werden. Vielmehr dienen sie als eine Art Grundgerüst, welches einem Mensch dabei verhilft das eigene Wohlbefinden sicherzustellen.

7 Säulen der Resilienz: Erklärung der Wirkung von Risiko- und Resilienzfaktoren auf das menschliche Wohlbefinden

Wie bereits anfangs erwähnt, gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Resilienzfaktoren, die in unterschiedlichen Modellen und Studien erkannt wurden. Die 7 Säulen der Resilienz komprimieren diese Vielzahl und haben sich auf sieben zentrale Resilienzfaktoren festgelegt, die im Nachgang genauer erklärt werden. 

Ursprung und Erklärung der 7 Säulen der Resilienz

Die 7 Säulen der Resilienz wurden zum ersten Mal von den US-amerikanischen Forschern Dr. Karen Reivich und Dr. Andrew Shatté in ihrem Buch The Resilience Factor: 7 Keys to Finding Your Inner Strength and Overcoming Life’s Hurdles dargestellt. Das Konzept der 7 Säulen der Resilienz definiert dabei sieben Resilienzfaktoren, die dafür entscheidend sind, wie ausgeprägt die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen ist. Ihre Erkenntnisse haben die zwei Forscher sowohl auf den Erfahrungen ihrer langjährigen Forschungstätigkeiten an der University of Pennsylvania als auch auf Basis der Ergebnisse anderer Forschungsgruppen gesammelt.

Die 7 Säulen der Resilienz sind in der heutigen Zeit sicherlich eines der bekanntesten Resilienzmodelle und gewannen vor allem deshalb an Popularität, da das Modell besonders in alltäglicher Praktikabilität überzeugt. Das Modell hat es geschafft viele unterschiedliche Resilienzfaktoren in sieben Punkten zusammenzufassen. Die sieben Resilienzfaktoren lassen sich für jeden Menschen einfach verstehen und sprechen dabei die individuellen Denkmuster eines Menschen an, um diese in seinem eigenen Verhalten wiederzuerkennen. 

Einige weitere Resilienzmodelle orientieren sich an dem ursprünglichen Modell der 7 Säulen der Resilienz von Reivich und Shatté; haben dies auch gerne auf acht bzw. zehn Säulen erweitert, bspw. mit der Improvisationsfähigkeit oder Achtsamkeit.

Gleichermaßen folgten einige Abwandlungen der originalen 7 Säulen der Resilienz, weshalb man bei der Recherche dieses Modells auch gerne auf unterschiedliche Varianten bzw. Formulierungen dieses Konzeptes oder einzelner Säulen trifft. So sind in Deutschland bspw. die 7 Säulen der Resilienz nach der Diplompsychologin Ursula Nuber weitverbreitet. DailyMentor möchte sich jedoch an der Ursprungsform der 7 Säulen der Resilienz nach Reivich und Shatté orientieren.

Grundhaltungen und Praktiken der 7 Säulen der Resilienz

Auch wenn die sieben Resilienzsäulen alle als Teilaspekt der Resilienz zählen, unterscheiden sie sich in zwei Kategorien: in vier Grundhaltungen und drei Praktiken.

Zur Grundhaltung zählen im Modell die vier Säulen des realistischen Optimismus, der Lösungsorientierung, Akzeptanz und Netzwerkorientierung. Die Grundhaltung beschreibt die innere Haltung eines Menschen – also welche Gedanken und Einstellungen ein Mensch gegenüber seiner Außenwelt und Gefühle wählt.

Ein resilientes Verhalten wird von einem Menschen erst dann abverlangt, wenn äußere Risikofaktoren einen Menschen direkt erreichen und beeinflussen. Wie ein Mensch dabei reagiert, wird durch seine innere Grundhaltung und Gedankenmuster bestimmt. Einfach gesagt, erklärt die Grundhaltung das Mindset einer Person und wie sie eine Situation für sich bewertet.

Die Praktiken beziehen sich hingegen auf den Umgang mit der eigenen Person und dem stetigen Ausbau der eigenen Resilienz. Die Praktiken beschreiben also die tatsächlichen Reaktionen und Handlungen, die ein Mensch mit seinem resilientem Verhalten verbindet und wie auf bestimmte Ereignisse reagiert wird. In den 7 Säulen der Resilienz sind es Eigenverantwortung, Selbstregulierung und Zukunftsplanung, die die drei Praktiken bilden.

Sowohl die Grundhaltungen als auch die Praktiken können von einem selbst durch stetiges Ausführen und Wiederholen der einzelnen Faktoren trainiert werden, weshalb sich auch die Resilienz als ein dynamischer Prozess versteht. Die einzelnen Resilienzfaktoren stehen in einer stetigen Wechselwirkung mit unterschiedlichen Risikofaktoren, die einen Menschen erreichen. Gleichermaßen kann ein Mensch seine Resilienz verbessern, indem er lernt einzelne Resilienzfaktoren für sich zu stärken.

7 Säulen der Resilienz: Übersicht der sieben Säulen

Realistischer Optimismus

Ein gesunder Optimismus ist ein erster wichtiger Resilienzfaktor – vor allem in Krisensituationen. Besonders zu betonen ist es, dass man hier von einem realistischen Optimismus spricht, um nach wie vor den Tatsachen ehrlich ins Auge schauen zu können. Probleme sollen nicht durch die rosarote Brille beschönigt werden, doch gleichermaßen gilt es nicht in Pessimismus zu versinken.

Grundsätzlich geht es also darum, dass ein Mensch das Glas halb voll und nicht halb leer betrachtet, um so potenzielle Möglichkeiten für sein Handeln zu erkennen, ohne dabei den Bezug zur Realität zu verlieren. Bei dieser Haltung geht es darum die richtige Balance zwischen Negativ- und Positivfokus zu bewahren und dennoch konstruktive und positive Gedanken für die Zukunft zu fassen. Eine negative Grundeinstellung lässt Stress- und Krisensituationen deutlich schwieriger gestalten, als dass man das Positive erkennen und Hoffnung schöpfen kann. 

Lösungsorientierung

Durch eine lösungsorientierte Denkweise wird sich nicht nur ein Problem angeschaut, sondern gleichzeitig auf eine Lösung konzentriert. Durch provokatives Denken wird mit misslichen Umständen nicht nur gehadert; stattdessen wird nach einem Ausweg aus solchen Situationen geschaut, um die Begebenheiten positiver gestalten zu können. Mit dieser Denkweise werden Lösungen und Ziele formuliert. Der Fokus wird dabei auf das gerichtet, was in den eigenen Kräften liegt und sich verändern lässt. Denn eine weitere Säule der Resilienz ist…

Akzeptanz

Akzeptanz und Lösungsorientierung geben sich gewissermaßen die Hand. Denn die Fähigkeit akzeptieren zu können, ermöglicht es Situationen bzw. gewisse Umstände, die nicht mehr zu ändern sind, anzunehmen und die Vergangenheit vergangen sein zu lassen. Zugleich ergibt sich ein weiterer Vorteil aus diesem Verhalten: Der Blick wandert von der Vergangenheit in die Zukunft, wodurch auch weitere mentale Kapazitäten frei werden, um sich aus unangenehmen Situationen befreien zu können.

Gewisse Umstände mit Akzeptanz zu begegnen: Diese Fähigkeit beschreibt einen stresslösenden Umgang mit den eigenen Restriktionen, auf die man selbst keinen Einfluss besitzt. Sicherlich fällt dieser Umgang nicht immer einfach. Doch es hilft den Fokus auf das zu legen, was sich durch eigene Kraft verändern lässt.

Netzwerkorientierung

Netzwerkorientierung umschließt sowohl das Kreieren als auch das Pflegen zwischenmenschlicher Beziehungen seines sozialen Umfeldes. Das soziale Umfeld gilt es gerade im Thema Resilienz nicht zu vernachlässigen. Die soziale Unterstützung ist ein essenzieller Schutzfaktor. Nebenbei ist der soziale Kontakt zu anderen Personen ein menschliches Grundbedürfnis, das es zu befriedigen gilt.

Der Mensch – als soziales Wesen – ist noch nie ein Einzelgänger gewesen und nutzt letztlich sein Netzwerk nicht nur, um positive Erlebnisse zu teilen oder gemeinsam zu erfahren. Ein gutes soziales Umfeld kann einem Menschen den Rücken stärken oder ihn gar auffangen, wenn man durch einen Rückschlag aus der Bahn gerät. Ein gefestigtes soziales Umfeld ist demnach nicht nur präsent, wenn alles positiv erscheint, sondern steht auch zur Hilfe parat, wenn man mal ins Straucheln gerät und es einem persönlich schlecht geht.

Eigenverantwortung

Resiliente Menschen verstehen, dass sie befähigt sind Verantwortung zu übernehmen: für ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen. Sie sehen sich in der Verantwortlichkeit für ihr Leben und verstehen, dass sie selbst einen Einfluss auf ihre Umstände und Reaktionen besitzen. Eigenverantwortung bedeutet vor allem die persönliche Haftung zu übernehmen für sowohl die positiven Ereignisse als auch für die eigenen Fehltritte und -entscheidungen.

Verantwortungsvolle Mensche können daher ihren Einflussbereich gut abklären und verfolgen den intrinsischen Antrieb möglichst viel Kontrolle über das eigene Leben zu ergreifen. Dieser Grundgedanke zeichnet sich potenziell in jeder täglichen und noch so kleinen Handlung ab. Besonders erkenntlich wird dies, wenn außerordentliche Situationen – wie bspw. in Krisenmomenten – die Eigenverantwortung eines Menschen abverlangen.

Selbstregulierung

An die Eigenverantwortung anknüpfend ist ein weiterer Resilienzfaktor die Selbstregulierung – oder in anderen Varianten auch Selbstwirksamkeit genannt.

Die Selbstregulierung versteht einen Menschen als proaktiver Schöpfer seiner Lebensumstände, um nicht nur erfüllende und positive Dinge zu erschaffen, sondern auch um aus Krisen einen Ausweg zu finden. Gewissermaßen lässt sich die Säule der Eigenverantwortung als das Bewusstmachen seiner Möglichkeiten verstehen, wohingegen die Selbstregulierung die tatsächliche Umsetzung und Vollbringung seiner Taten ist.

In abgewandelten Formen der 7 Säulen der Resilienz wird der Resilienzfaktor Selbstregulierung nämlich auch gerne als „Opferrolle verlassen“ beschrieben, was letzten Endes auf einen ähnlichen Kerngedanken abzielt: Und zwar, dass man sich selbst als verantwortlicher und nicht als leidtragender für die eigenen Lebensumstände fühlt, um so Positives zu erschaffen und persönliches Leid zu verhindern.

Zukunftsplanung

Das Leben verläuft nicht immer linear. Rückschläge, Krisen und Enttäuschungen lassen sich nicht immer vermeiden. Eine gute Zukunftsplanung beinhaltet klare Ziele und Handlungspläne, ohne dabei Wechselfälle und Risiken zu ignorieren. Anders gesagt, geht es nicht um Träumereien, sondern um das aktive Planen der Zukunft.

Eine resilientes Verhalten bzgl. der Zukunftsplanung berücksichtigt genau dies: die Wahrscheinlichkeit, dass womöglich auch unverhoffte und unschöne Ereignisse eintreten könnten. Für solche Fälle kann man dann auf Notfallpläne und alternative Handlungsmöglichkeiten zurückgreifen. Resilienzfähigkeit zeichnet sich demnach auch dadurch aus, dass man auf Veränderungen und eintretende Risiken zügig reagieren kann und bestenfalls bereits Alternativen besitzt.

Die persönliche Interpretation der 7 Säulen der Resilienz

Resilienz gilt sicherlich als eines der ersten Begriffe, der fällt, wenn es darum geht sich vor Stress und anderen etwaigen Erfahrungen bestmöglich zu schützen. Dennoch fehlt es manchmal an Verständnis was dieser Begriff nun eigentlich „übersetzt“ für das eigene Leben bedeutet. 

Die 7 Säulen der Resilienz ist ein gutes Modell, um diesen doch recht vagen Begriff der Resilienz etwas mehr Praktikabilität und Alltagstauglichkeit zu verleihen. Resilienz ist letzten Endes ein breitgefächerter Begriff, der sich in seine vielen Einzelheiten noch granularer zerlegen lässt. Das Modell hat dies an sieben Faktoren gezeigt.

Doch vielleicht sind dir beim Durchlesen der genaueren Erklärungen der einzelnen Resilienzfaktoren weitere verwandte Begriffe, Teilaspekte und Auslegungen in den Sinn gekommen. Nicht umsonst wurden die 7 Säulen der Resilienz bereits in unterschiedlichen Varianten interpretiert oder ggf. auch erweitert. Gerade in der Resilienz gibt es viele Modelle, die alle versuchen denselben Begriff zu erklären.

Und vielleicht liegt genau auch hier die Möglichkeit deiner persönlichen und freien Interpretation, weshalb wir dies als einen Denkanstoß an dich weitergeben möchten: Was bedeutet Resilienz für dich? Welche der Säulen erkennst du als besonders wichtig an? Und was fehlt dir ggf. auch noch in diesem Modell?

Die Vorstellung dieses Modells hilft einem den Oberbegriff Resilienz genauer zu verstehen. Doch die tatsächliche Interpretation und Umsetzung eines resilienten Verhaltens auf das eigene Leben erklärt es jedoch noch nicht. 

Resilienz findet im echten Leben statt und nicht in strikten Modellen. Unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Fähigkeiten, die von dir grundlegend mitbeeinflusst und -bestimmt werden. Daher unsere Frage, wo wir dich einladen möchten darüber nachzudenken: Wie sieht Resilienz für dich und deinen Alltag aus?

Motivation finden leicht gemacht – das richtige Mindset entwickeln

Motivation finden beschrieben anhand einer Person, die zu einer Lichtquelle hinläuft

Es ist manchmal gar nicht so einfach die eigene Motivation hochzuhalten – besonders im Alltag, in dem von einem so viel gefordert wird. Doch wenn es um die eigenen Ziele und Visionen im Leben geht, führt kein Weg daran vorbei: Es benötigt Fleiß, Disziplin und Selbstmotivation. Denn erst, wenn man für sein Handeln die nötige Motivation finden kann, erreicht man den eigenen Schöpfermodus – einen Rhythmus, in dem es einem leichter fällt, auf seine Ziele erfolgreich hinzuarbeiten.

Ganz gleich für welche persönlichen Zielvorhaben du auf der Suche nach Motivation bist: Die folgenden Maßnahmen werden dich dafür in jedem Lebensbereich unterstützen.

Unsere Methoden und Inspirationen unterscheiden sich dennoch von vielen gängigen Tipps, die du sicherlich woanders bereits gehört und erfahren hast. Sich einen Motivations- und Handlungsplan erstellen, Stress möglichst vermeiden, aus seinen eigenen Fehlern lernen, um mit Rückschlägen umzugehen, sich in ein positives und motivierendes soziales Umfeld begeben: Ähnliche Tipps wie diese sind alle richtig. Doch wir möchten bereits bekannte Inhalte nicht erneut verwerten und erzählen.

Wir wollen mit unseren Worten weitaus tiefer in den Begriff der Motivation eintauchen; was sie im Kern wirklich ausmacht, wie sie in dir wirkt und wie du auch schließlich deine Motivation finden kannst. Daher ist das Ziel dieses Beitrags, dass du deine wahren Motive für deine Handlungen erkennst, sowie auch Wissen für dich erarbeitest, welches du auf alle Bereiche deines Lebens umsetzen kannst, um schließlich so für dich eine nachhaltige Motivation zu erfahren.

Inhaltsverzeichnis

Unterschied zwischen Motivation und Disziplin 

Die Begriffe Motivation und Disziplin werden von manchen im alltäglichen Sprachgebrauch gerne mal Synonymhaft verwendet. Weitestgehend ist das nicht schlimm, doch du bist hier, um deine Motivation zu finden. Daher ist es wichtig den Unterschied dieser zwei Begrifflichkeiten zu verstehen.

Unter Motivation versteht man die persönlichen Beweggründe, die einen Menschen dazu veranlassen, eine bestimmte Handlungsalternative auszuwählen, die ihn wiederum zu seiner Handlungsbereitschaft führt. Wie es das Wort Motivation bereits verrät, sind es die Motive, die eine Person zu ihrem Streben nach Zielen und visionären Seinszuständen verleitet. 

Um das zu verdeutlichen: Motivation leitet sich von dem lateinischen Wort „movere“ her, was so viel wie „bewegen“ und „antreiben“ bedeutet. Die Motivation eines Menschen ist demnach die Antwort auf sein „Warum“; weshalb er gewisse Handlungen ausführt und bestimmten Zielen nachgeht. Es ist der Wille und Zielgedanke, der sich hinter seinen Taten verbirgt.

Im Gegenzug ist Disziplin die Beherrschung seines Willens. Folgende Definition erfolgt aus dem Duden: „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“. Das Cambridge Dictionary ergänzt zudem „die Fähigkeit, sich selbst dazu zu bringen, etwas zu tun, auch wenn es schwierig ist, damit man ein Ziel erreichen kann“ (aus dem Englischen übersetzt).

Einfach gesagt, ist Motivation das Warum seiner Taten; der Wille und die Motive hinter dem eigenen Handeln. Die Disziplin ist anschließend das kontrollierte Verhalten und die Einhaltung seines Willens zur Erreichung seiner Ziele und Motive. 

Motivation dient sozusagen als Treibstoff, um die Disziplin einfacher aufrechtzuerhalten. Bei relevanten Motiven fällt es dem Mensch einfacher diszipliniert zu handeln, da er sich selbst durch seine Ziele motiviert fühlt.

Motivation ist nicht gleich Motivation

Was meinen wir mit dieser Überschrift? Es gibt mehr als nur eine Art von Motivation. Als ein einfaches Beispiel: Du musst heute noch unbedingt zur Post gehen, um ein Paket wegzuschicken. Du hast keine Lust und es regnet draußen. Doch trotzdem motivierst du dich und bringst das Paket zur Post. Am selben Tag fühlst du dich dennoch motiviert eine Stunde Sport zu betreiben.

In beiden Situationen hast du dich für deine Unternehmung motiviert – jedoch aus anderen Beweggründen. Einerseits kam dein Motiv aus einem externen Ursprung – dass du eine Pflicht einzuhalten hast, die dir aufgelegt wurde – und andererseits war es dein eigenes Interesse sich körperlich zu betätigen.

Dies erklären die Begriffe intrinsische und extrinsische Motivation. 

Extrinsische Motivation

Extrinsische Motivation erfolgt – wie der Name es bereits verrät – durch äußere Umstände, die einem aufgelegt werden. Dies können bspw. Verpflichtungen, Normen und Regeln sein, die es einzuhalten gilt. Genauso können einem auch andere Personen Aufgaben auferlegen, die man zu erledigen hat – sei es bei der Arbeit, im Bekannten- oder Familienkreis. Doch solch externe Motivatoren müssen nicht ausschließlich mit einem Pflichtgefühl einhergehen, sondern können auch auf Gegenleistungen basieren – gewissermaßen sind es  „wenn… dann“-Belohnungen: 

  • Wenn du bei der Arbeit ein gewisses Ziel erreicht hast, erwartet dich eine Prämienzahlung.
  • Wenn du eine Zahlungsfrist einhältst, erhältst du drei Prozent Skonto und sparst Geld.
  • Oder früher: Bei einer guten Note haben dir deine Eltern etwas Besonderes erlaubt oder dir mal fünf Euro zugesteckt.

Egal ob Pflichtgefühl oder mit Belohnungssystem: Die Motivation für das eigene Verhalten wird also durch äußere Reize und Einflüsse hervorgerufen. Dabei werden gewisse Dinge nicht zwingend aus innerer Überzeugung, Leidenschaft oder Lust getan, sondern durch externe Motivatoren.

Die extrinsische Motivation wird eine Person für kurze Zeit genauso motivieren können, wie, wenn es eigene Beweggründe wären, die einem zu seinem Handeln führen. Doch trotzdem entsteht die Motivation durch äußere Einflüsse, die einer Person auferlegt wurden. Würden diese Anreize irgendwann an Attraktivität verlieren, könnte entsprechend auch die Motivation schwinden. Eine nachhaltige und langfristige Motivation erfolgt daher vor allem durch persönliche Überzeugungen.

Intrinsische Motivation 

Solch persönliche Überzeugungen resultieren nämlich in intrinsischer Motivation. Intrinsische Motivation geschieht durch einen selbst; durch ein starkes persönliches Warum, das man nicht durch äußere Umständen aufgelegt bekommen muss.

Die intrinsische Motivation gilt als wichtigste und intensivste Form der Motivation, da sie aus einem selbst entsteht und zu Höchstleistungen antreibt. Die Beweggründe der intrinsischen Motivation können dabei aus unterschiedlichen Motiven entstehen: persönliches Interesse, Sinnhaftigkeit, eigene Werte, Bedürfnisse und Ziele oder auch ganz einfach aus dem Spaß, die eine Person an einer bestimmten Tätigkeit besitzt.

Intrinsische Motivation benötigt demnach kein Zutun von äußeren Einflüssen wie Regeln, Pflichten, Status oder Belohnungen, sondern entsteht stattdessen aus dem Inneren einer Person. Diese Beweggründe haben für eine Person einen deutlich höheren Stellenwert und führen zu einer nachhaltigeren Überzeugung.

Motivation finden: Schaubild zur intrinsischen und extrinischen Motivation

Diesen Unterschied für sich zu verstehen, ist von ganz wichtiger Bedeutung. Mach dir dies bitte klar. Motivation finden, heißt demnach sein Warum und seine intrinsische Motivation zu finden. Denn anders als zur extrinsischen Motivation, die einem aufgelegt wird, kann man in seinem Inneren nachforschen, weshalb man sich für gewisse Dinge motiviert fühlen sollte. 

Unsere Inhalte und Methoden, wie du deine Motivation findest, beschäftigen sich demnach mit der intrinsischen Motivation. Denn diese lässt sich von dir beeinflussen.

Motivation finden = Motive finden

Jedes Verhalten, das du an den Tag legst, jede Entscheidung, die triffst und jede Tätigkeit, du ausführst: Sie unterliegen immer einem Motiv.

Wie wir uns soeben angeschaut haben, gibt es Motive und Motivatoren, die aus einem selbst entstehen oder uns extern erreichen. Dennoch: Nichts in unserem Leben erfolgt ohne ein Motiv.

Wichtig ist es dabei zu verstehen, dass wir viel öfters aus dem Wollen, als aus dem Müssen handeln. Selbst mit der Einhaltung von Pflichten und Regeln handelt man nicht ausschließlich aus dem Müssen heraus – dass man sich an gewisse Maßnahmen halten muss. Die Einhaltung von Vorschriften hält einem sozusagen persönliches Leid, Sanktionen, Bestrafungen o.Ä. vom Leib, was man auch als Wollen bezeichnen kann – nämlich dem Motiv des bewussten Fernhaltens von Negativsituationen. Wir wollen nicht bestraft werden.

So abgedroschen, wie die Floskel „Müssen muss ich gar nichts“ auch klingen mag: Im Grunde steckt in ihr viel Wahrheit. Denn was in deinem Alltag musst du wirklich tun? Als einfaches Beispiel:

Musst du wirklich die eigenen vier Wände sauber und aufgeräumt halten? Man denkt, dass man es müsste. Doch was liegt wirklich hinter solch einer Aufräumaktion? Das Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit, welches man sich erfüllen möchte. Es besteht keinesfalls ein (externer) Zwang, dass man die Wohnung sauber halten muss. Vielmehr trifft man die Entscheidung aus der intrinsischen Motivation heraus, sich selbst ein bestimmtes Bedürfnis zu erfüllen. Die Umsetzung mag den meisten Personen sicherlich keinen Spaß bereiten, doch man versteht den Sinn und das Motiv in dieser Aufgabe. In der Umsetzung hilft einem demnach die eigene Disziplin.

Ziel dieses Abschnittes ist es dir ein Bewusstsein zu schaffen. Nämlich das Bewusstsein für deine Motive, die du tagtäglich bis auf die Mikroebene deiner Handlungen verfolgst. Denn selbst wenn es sich manchmal noch so willkürlich wirken mag: Unser Verhalten unterliegt keinem Zufall, sondern ist stets eine (manchmal auch unbewusste) Entscheidung, die ihre Beweggründe besitzt.

Selbst das augenscheinlich unproduktive Verhalten, Zeit zu „verschwenden“ und sich bspw. vor den Fernseher zu setzen, entsprang einer (un-)bewussten Entscheidung und einem Bedürfnis; bspw. dem Bedürfnis nach Erholung, vielleicht auch mal wieder nichts zu tun, Unterhaltung, Interesse an einem Film oder Ähnlichem.

Gewissermaßen wollen wir dich mit dieser Denkweise auf die kommenden Methoden vorbereiten. Diese Gedanken sollen dir sozusagen als Tipp 0 dienen. Denn Motivation zu finden, heißt an erste Stelle seine Bedürfnisse und Motive hinter seinen Handlungen zu erkennen. 

Mit diesem Wissen weißt du, wo wir immer starten werden: Jedes Mal, wenn du auf der anfänglichen Suche nach Motivation bist, benötigt es ein starkes Warum, welches du dir bewusst machen musst. Es könnten deine kurzfristigen Ziele sein, deine Visionen und Lebensziele sein; doch genauso auch deine persönlichen Werte, nach denen du lebst oder einfach gesagt, kann es auch nur der Spaß sein, der dich motiviert. Jedenfalls geht es stets um dasselbe: Um einen Sinn, der sich an das eigene Verhalten knüpft, sowie ein damit verbündendes Bedürfnis, das man sich selbst erfüllen möchte.

Unterliegt dem Verhalten nämlich kein Warum, so scheinen die Bemühungen schlichtweg zwecklos. Ob man etwas tut oder unterlässt, wäre gewissermaßen gleichgültig, wenn man nicht wüsste, weshalb man eine bestimmte Tätigkeit ausübt.

Als einfache Frage, die dir dabei helfen wird dein Warum zu erkennen, ist folgende: Weshalb bzw. wofür habe ich gerade etwas gemacht? Welches Bedürfnis verbirgt sich hinter meinem Handeln?

Wie oft verglimmen die gewaltigsten Kräfte, weil kein Wind sie anbläst.

Jeremias Gotthelf (1797 – 1854), Schweizer Schriftsteller

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7 nachhaltige Inspirationen, um Motivation zu finden

Nun erreichen wir die Methoden, um deine Motivation zu bündeln. Du wirst merken, dass sich viele der Inspirationen mit deinen Gedanken und deinem Mindset auseinandersetzen. Diesen Weg haben wir ganz bewusst gewählt. Denn intrinsische Motivation entsteht aus seinem Inneren: Aus den eigenen Gedanken, die man mit seinen Handlungen verbindet. Finden wir demnach motivierende Gedankengänge, lernen wir es auch unsere Motivation nachhaltig zu stärken.

Identifikation mit den eigenen Zielen und Motiven

Wir wollen an den oberen Punkt nochmals anknüpfen. Motivation erfolgt aus eigenen Motiven, die einen zum Handeln bringen.

Die Gleichung für Motivation ist demnach recht einfach: Je klarer das Ziel und das eigene Motiv, desto besser ist also auch die Motivation. Je mehr wir etwas Bestimmtes begehren, desto mehr sind dafür bereit uns zu bemühen.

Für diese Verhalten wirst du sicherlich genug Beispiele in deinem eigenen Leben finden, wo du Motivation verspürt hast. Doch sicherlich kennst du es auch, wenn du dich mit gewissen Motiven und Zielen weniger identifizieren konntest und demnach etwas halbherziger an die Sache herangetreten bist.

Leidenschaft und Sinnhaftigkeit in dem, was man tut, sowie Identifikation mit seinen Motiven sind daher eine Notwendigkeit, um Motivation finden zu können. Was geschieht, falls dies nicht der Fall ist, möchten wir dir kurz einem prominenten Beispiel erklären:

Eine gängige Lebensphase, in der viele Menschen mit fehlender Motivation zu kämpfen haben, ist die Midlife-Crisis. Einer der Hauptgründe ist es, dass man in dem typischen Alter von etwa 30 bis 55 Jahren sein Leben gewissermaßen hinterfragt: Hat man damals wirklich den richtigen Weg in seinem Leben eingeschlagen oder hätte man sich vielleicht doch anders entschieden sollen?

Die eigene Identität, sein bisher geführtes Leben und die eigenen Ziele werden auf den Prüfstand gestellt. Gewissermaßen kann in einer Midlife-Crisis die Identifikation zu diesen Dingen beachtlich nachlassen.

Dieses Verhalten führt vor allem zu einem: zum Zweifeln an seinen bisherigen Motiven – seiner Warums im Leben.

Ganz gleich, ob in der Midlife-Crisis oder im normalen Alltag: Es kann seine Zeit dauern, ehe man die Kompassnadel des Lebens nach seinen persönlichen Motiven ausgerichtet hat. Mit einer klaren (Ziel-)Richtung (Was – Motiv) und einem feinjustierten Kompass (Wie – Plan) nimmt das Schiff des Lebens wieder Fahrt auf und findet letzten Endes auch so wieder zu altbewährter Motivation.

Empfehlung von DailyMentor

Eine Empfehlung, die wir dir deshalb gesondert aussprechen möchten: Fühle dich so sehr wie es dir möglich ist in deine Motive hinein. So fern wie sie auch noch sein möchten, doch das Gefühl, sein Ziel zu erreichen, löst wahre Glücksgefühle in einem aus. Der Einbezug solch positiver Emotionen ermöglicht es, dass wir uns noch besser mit unseren Zielen identifizieren können – wenn wir den persönlichen Erfolg vor unserem gedanklichen Auge haben.

Alte Muster verlassen, um Motivation zu finden

Falls du dich angehalten fühlst, dass du aktiv deine Motivation finden musst, scheinst du – bitte verzeih uns die Formulierung – irgendwas was falsch zu machen. Und mit falsch meinen wir gar nicht zwingend, dass du einen Fehler machst, sondern vielleicht Tag ein, Tag aus die Dinge gleich machst.

Um dir das genauer zu erklären, müssen wir einen kurzen Blick in die Neurologie und das menschliche Gehirn werfen: Erinnerst du dich an das Gefühl, als du gewisse Erfolge und Dinge, die dir wichtig waren, zum ersten Mal erlebt hast? 

Wie hast du dich gefühlt? Vermutlich war es eine Art Gefühlscocktail aus Aufregung, Glück, Zufriedenheit und ähnlichen Emotionen. Solch positive Gefühlserlebnisse löst mitunter das Glückshormon Dopamin aus. Dopamin ist der wichtigste Botenstoff des Belohnungssystems im menschlichen Gehirn und wird bspw. dann ausgeschüttet, wenn man seine Ziele erreicht hat, einen Erfolg feiern kann oder einem die unmittelbare Aussicht einer Belohnung bevorsteht, die sich aus der eigenen Handlung ergeben hat.

Dieser Glücks- und Seinszustand ist sozusagen das Endresultat der Motivation – die Vision, die durch das eigene Handeln erreicht wurde.

Doch nun kommt die Krux an der Geschichte: Irgendwann werden gewisse Handlungsabläufe, die früher noch als etwas Besonderes angesehen wurden, zu einer Gewohnheit. Nach und nach fallen immer mehr diese Glücksgefühle aus. Als kleines Beispiel: Kannst du dich noch daran erinnern, wie sehr du dich gefreut hast, als du ganz alleine das erste Mal Fahrrad ohne Stützräder gefahren bist? Wie stolz, aufgeregt und zufrieden du mit dir warst? In deinem Kopf geschah damals förmlich eine Explosion an Dopaminausschüttung. Doch wie ist es nun heute, wenn du auf ein Fahrrad aufsteigst? Wahrscheinlich deutlich weniger aufregend, oder?

Dieses recht pragmatische Beispiel soll dir letztlich genau eines sagen: Falls sich gewisse Handlungsabläufe routinemäßig in deinem Leben abspielen und du dich fest gefahren fühlst, dann wird es Zeit für eine Veränderung. Eine Veränderung, um dich wieder lebendiger zu fühlen, sodass dein Dopaminspiegel wieder steigt, dein Gehirn wieder vor eine neue Herausforderung gestellt wird, neue Synapsen bildet und du zu neuer Motivation finden kannst.

Daher legen wir dir nahe, ausgetrampelte Wege und Verhaltensmuster regelmäßig zu verlassen, um gewisse Prozesse in deinem Leben anders zu gestalten und wieder Neues zu erfahren. Neue Prozesse bedeuten neue (kognitive) Herausforderungen. Das bewusste Verlassen der eigenen Komfortzone bringt dich in neue Gewässer und zu neuer Motivation.

Die Ausrede „Das habe ich aber immer schon so gemacht“ zählt in diesem Fall nicht. Diese Entschuldigung müsstet du nicht treffen, wenn du dich motiviert fühlen würdest.

Du möchtest also neue Motivation finden? Dann verändere das Gewohnte. Mehr riskieren wirst du nicht, als ausprobieren, hinfallen, seine Erkenntnisse zu fassen und zum Gewohnten zurückzukehren.

„Ich muss“ wird zu „Ich entscheide mich“

Ein kleiner psychologischer Trick für deine Motivation ist das positive Framing der eigenen Gedanken. Einfach gesagt, haben nämlich all unsere Handlungsmotive eines gemeinsam: Positive Gefühle zu gestalten und negative Gefühle zu vermeiden.

Aus diesem Wissen heraus, entsteht eines der Hauptprobleme unseres Alltags: Nämlich, dass man oftmals eher zweiteres – das Vermeiden der negativen Gefühle – mit seinen Taten verfolgt, um nichts in seinem Leben zu verschlimmern. Die Motivation ist daher mehr ein innerer Antreiber, der aus einem evolutionären Angst- und Sicherheitsgefühl entstammt, um sich Gefahr vom Leibe zu halten. Als logische Konsequenz entwickelt man sozusagen eine „Ich muss“-Denkweise. Die „Ich-muss“-Denkweise beschäftigt sich demnach vor allem mit dem Fernhalten von negativen Gefühlen, die mit den eigenen Taten erreicht werden sollen. 

Genau an diesem Punkt setzt nun das positive Framing für eine bessere Motivation ein: Nämlich, wenn aus „Ich-muss“-Taten „Ich entscheide mich“-Taten werden.

Durch eine bewusste Entscheidung zu seinen Handlungen verändert sich nämlich der Fokus gewaltig. Man hält sich die positiven Aspekte seiner Taten vor Augen. Der (Sicherheits-)Zwang – handeln zu müssen – wird durch das Privileg ersetzt, eine freie und eigenständige Entscheidung zu treffen.  

Solch ein einfaches Reframing der eigenen Gedanken setzt das positive Warum der eigenen Taten erneut in den Mittelpunkt. Wir halten uns damit ein wertvolles Motiv vor Augen, anstatt dass wir aus einer treibenden Angst und negativen Gedanken heraus (re-)agieren. Man verbindet sozusagen mit der eigenen Motivation eine positive Energie anstatt eine negative.

Memento Mori: Motivation finden in der Endlichkeit

Memento Mori, was so viel bedeutet wie „Sei dir der Sterblichkeit bewusst“ oder etwas nihilistischer gesagt: „Bedenke, du musst sterben“ war eine lateinische Wortfolge, die im Mittelalter als Gegenbewegung gegen den moralischen Verfall vor allem der christlichen Kirche genutzt wurde. Kerngedanke dieser Bewegung war die Erinnerung an die eigene Sterblichkeit.

Dies stellt für dich nun sicherlich noch keine großartige Neuigkeit dar. Doch sie soll dir eines nochmal in die Erinnerung rufen: Das menschliche Leben ist endlich. Deine Zeit auf diesem Erdball ist begrenzt.

Die Beschäftigung mit dem eigenen Tod: Dieser Gedanke kann an erster Stelle beängstigend wirken, doch es soll dir vor allem eines sagen: Erst die (zeitliche) Begrenzung des eigenen Lebens macht eine sinnvolle Ausgestaltung des Lebens notwendig.

Zeit ist nach dieser Rechnung wohl das kostbarste Gut, das jeder Mensch besitzt. Denn Zeit vergeht. Sie kann nicht angehalten oder wiedergeholt werden. Jeden Tag verlieren wir etwas mehr von dieser kostbaren Ressource.

Doch wie kann man in solch einem Gedanken nun Motivation finden?
Ganz einfach: Dass du diese kostbare Zeit, so gut wie es dir möglich ist, nutzt. Sei bereit für Neues in deinem Leben, traue dich Risiko einzugehen, für Dinge, die es dir wert sind, verfolge deine Lebensziele und Visionen. Letzten Endes: Hol dir genau die Dinge in dein Leben, die dich motivieren, dein inneres Feuer erwecken und dich erfüllen.

Wäre unser Leben unendlich, so könnten wir uns mit dieser Lebensaufgabe unendlich viel Zeit lassen. Doch so ist es nicht. Und deshalb benötigt es deine Motivation und Verantwortung, um dir das Leben zu kreieren, welches du dir wünschst. 

Weniger aufschieben, mehr machen

Einer der größten Motivationskiller, ist die falsche Annahme, dass die Dinge erst so wirklich schwer werden, sobald man sie anfängt. Doch in Wirklichkeit ist es in der Regel genau andersherum.

Der schwerste Schritt ist die eigentliche Entscheidung; mutig zu sein, sich gegen die eigenen (negativen) Gedanken und Zweifel aufzubäumen. Denn vor dem Zeitpunkt der Entscheidung schweben wir in einem Status der Unsicherheit. Oftmals meldet sich vor Beginn der tatsächlichen Handlung der innere Kritiker. Er lässt uns daran erinnern, weshalb wir etwas unterlassen sollten und nicht gut genug wären – was wir alles nicht könnten, um uns einer neuen Aufgabe zu stellen.

Den perfekten Zeitpunkt abwarten, ist eine typische Reaktion, um solche Entscheidung hinauszuzögern. Diese gängige Entschuldigung, man müsse sich noch weiter vorbereiten, hört man in diesem Kontext des Öfteren. Doch wer auf den perfekten Zeitpunkt wartet, kann lange warten. Gleichermaßen beißt sich dieser Überlegung mit unserem zuvor genannten Memento Mori Gedanken.

Zögern hält uns nicht nur zurück, sondern lässt uns viel länger in einem Status der Unsicherheit verharren, in dem Selbstzweifel wachsen und wir uns schlussendlich der eigenen Motivation  berauben.

Verwehre dir nicht selbst deine Chancen. Sich im Nachgang für sein Nichthandeln zu ärgern, fühlt sich umso demütigender an. Motivation heißt demnach auch sich ein Herz zu fassen und mutig zu sein

Niemand weiß, was er kann, bis er es probiert hat.

Publilius Syrus (85 v. Chr. – 40 v. Chr.), römischer Mimen-Autor

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Pausen und Erholung

Wir möchten dich beruhigen: Kein Mensch der Welt wird es schaffen 24/7 motiviert und diszipliniert durchs Leben laufen. Auf produktive Phasen folgen unproduktivere, erholsame Sequenzen.

Es ist die Dualität bzw. vielmehr die Vielseitigkeit des Lebens: positive und negative Gefühle, Hoch- und Tiefzeiten, Produktivität und Entspannung, usw.

Es wird dir nicht großartig helfen, wenn du dich selber zu deinen Aufgaben zwingen musst, obwohl dir jegliche Motivation und Disziplin fehlt. Sondern ganz im Gegenteil: Solch ein Verhalten kann deiner Motivation sogar eher schaden. Denn ohne Motivation sinkt die eigene Arbeitsleistung und Konzentration. Und schließlich damit auch die eigene Zufriedenheit mit seinen Ergebnissen.

Daher soll sich dieser Tipp daran erinnern, dass du dir auch Gelassenheit und Erholung erlauben kannst bzw. sogar musst. Denn eine gute Motivation kannst du nur dadurch aufrechterhalten, indem du dir auch regelmäßig Auszeiten erlaubst und du dich ausgeruht fühlst.

Denk bitte daher daran, regelmäßig deine Akkus wieder aufzuladen, Abstand zu deinen Aufgaben zu nehmen, um einen freien Kopf zu bekommen. Kein Mensch wird immer gleich gut performen können. Selbst ein paar Tage Auszeit zur Erholung sind ab und zu mal notwendig. 

Feiere deine Erfolge und setze dir Zwischenziele

Du bist ein Gewinner. Feiere deine Erfolge! Die eigenen Ergebnisse stempelt man gerne auch mal schnell als Selbstständigkeit ab. Doch das sind sie keinesfalls. Ganz egal wie klein sich auch ein Erfolg für dich auch anfühlen mag: Es ist das Ergebnis deiner Taten und aufgebrachten Motivation. Es ist durch dich zustande gekommen!

Ab und zu darfst du dir einen Moment des Innehaltens gewähren und dankbar auf dein bisher Vollbrachtes zurückschauen. Denn auch, wenn du in die Zukunft blickst und ein Ziel vielleicht noch nicht ganz erreicht ist, gab es sicherlich bereits Zwischenetappen, die du erfolgreich gestalten konntest. Nicht umsonst hast du es nämlich bis hierhin in deinem Leben geschafft.

Daher als weitere Inspiration, um deine Motivation aufrechtzuerhalten: Anstatt ein gewaltiges Vorhaben als großes Ganzes zu betrachten, zerstückle es in kleinere Zwischenziele. So erwartest du nicht eine lange Durststrecke ehe dein Dopaminspiegel wieder steigen darf, sondern du kannst regelmäßig – Schritt für Schritt – deine Erfolge wahrnehmen.

Das Feiern seiner eigenen Erfolge ist keinesfalls ein narzisstischer Ansatz. Mit diesem Verhalten nutzen wir vielmehr erneut die positive Psychologie, um uns selbst zu loben und erbrachte Leistungen anzuerkennen.

Motivation findest du schließlich nicht nur in deinen noch zukünftigen Unternehmungen, sondern auch in deinen bereits erreichten Zielen. Sie schenken einem Selbstvertrauen, Mut und stärken einem den Rücken für seine weiteren Unternehmungen.

Das Bewusstsein für seine bisherigen Erfolge ist essenziell, um sich klarzumachen, was man alles schon selbstständig erreicht hat. Dieses Bild lässt einen regelmäßig motiviert fühlen. Es stärkt die eigenen Stärken – vielleicht auch gerade in Momenten, in denen man in einem kleinen Motivationstief sitzt.

Wir von DailyMentor hoffen, dass du aus unseren Worten ein paar neue hilfreiche Handwerkszeuge und Denkweisen erhalten hast, die dein Mindset und deine Motivation nachhaltig unterstützen. Ganz gleich für welche persönlichen Zielvorhaben du diese neuen Fähigkeiten auch nutzen möchtest: Bedenke, dass deine Motivation aus dir und deinen Gedanken, sowie aus einem starken und positiven Warum entsteht.

Innere Antreiber erkennen, verstehen & auflösen

Innere Antreiber beschrieben anhand eines Läufers auf einer Laufbahn

Kennst du diese kleine Stimme, die sich permanent bei dir meldet und dir sagt, wie du zu sein und zu handeln hast? Ich muss alles perfekt machen, stark sein, gefällig sein, mich immer anstrengen. Ich muss dies und das. Ähnliche Sätze wie diese verleiten einen Menschen zu klaren Handlungs- und Denkmustern, die sich fest in der Persönlichkeit verankert haben. Diese lebensbestimmenden Sätze nennt man innere Antreiber.  

Im Grunde repräsentieren innere Antreiber positive Eigenschaften eines Menschen und befähigen ihn etwas besonders gutzumachen. Die Krux in dem Konzept der inneren Antreiber: Aufgrund eines falschen persönlichen Bezugs zu seinen Antreibern, kann ein Mensch schnell dazu tendieren seine inneren Antreiber in einem übertriebenen und unpassenden Maß auszuleben.

Unsere inneren Antreiber haben einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Denk- und Handlungsweise, wie wir meinen unser Leben bestreiten zu müssen. Fehlen uns in diesem Sinne die förderlichen Gedanken, die wir mit ihnen assoziieren, legen wir uns manchmal mehr Steine in den Weg, als dass wir sie wegschaffen. Stress und kräftezehrende Gedanken folgen dem Alltag, die es nur selten schaffen den inneren Antreiber zu bändigen.

Was nämlich in diesem Zuge schnell vergessen wird: So sehr wie diese Antreiber uns in gewissen Bereichen hemmen mögen, lassen sie uns in anderen auch deutlich besser sein als unser Umfeld. Sie schenken uns Motivation und bringen uns voran. Sie treiben uns an. 

Es wirkt nahezu verwirrend, doch unsere inneren Antreibern melden sich bei einem, weil sie es eigentlich gut mit uns meinen wollen. Im Grunde treiben sie uns nämlich an, um ein tief in uns liegende Bedürfnisse zu füllen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind innere Antreiber und wie wirken sie? 

Innere Antreiber sind letzten Endes nichts anderes als Glaubenssätze. Und wie es in dem Wort schon steht, glauben wir an diese Sätze. So wie es positive und negative Glaubenssätze gibt, gibt es dies auch für innere Antreiber.

Der Unterschied zwischen Antreibern und Glaubenssätzen ist, dass ein innerer Antreiber mehr als ein „Hauptglaubenssatz“ des eigenen Lebens gilt, der sich aus intensiven Erfahrungen und mehreren Glaubenssätzen gebildet hat; also mit einer viel vehementeren Beeinflussung auf unterschiedlichste Lebensbereiche für einen Menschen einhergeht, als es normale Glaubenssätze tun.

Die Ausmaße dieser Wirkung sind für außenstehende manchmal kaum nachvollziehbar. Doch all unsere inneren Antreiber und Glaubenssätze – ganz gleich, ob positiv oder negativ – bilden sozusagen eine dicke Brille mit viel Dioptrien, die sich jeder Mensch aufgesetzt hat.

Diese Brille beeinträchtigt die Sicht von jedem Menschen: Wie man sich selbst sieht, auf sein Leben und die Welt schaut. Die Konsequenz erkennt man schließlich in den eigenen Denk- und Verhaltensmustern:

  • Was man denkt, wer man zu sein hat
  • Wie man denkt, sich verhalten zu müssen
  • Wie man denkt, was man darf/muss/kann oder auch nicht
  • Wie man sich fühlt

Was dabei von entscheidender Bedeutung ist, ist der persönliche Umgang mit seinen Antreibern. Die Energie, die man seinen Antreibern nämlich schenkt, entscheidet darüber welche Wirkungen sie auf das Leben entwickeln können. 

Betankt man seine inneren Antreiber also mit negativer Energie und assoziiert sie vor allem mit etwas Schlechtem, so werden sie für eine Person aller Voraussicht nur als Verhinderer und persönliche Hemmungen wirken.

Stell dir nochmal kurz die „Glaubenssatzbrille“ von vor ein paar Absätzen vor: Diese Brille wird in negativer Energie getränkt bzw. ist vor allem von negativen Denkmustern gezeichnet. Die Sicht auf das Leben wird dadurch stark beeinträchtigt und vielleicht auch viel schlechter gesehen, als es andere Menschen tun würden.

Doch diese Brille muss nicht für immer trüb bleiben. Innere Antreiber und Glaubenssätze lassen sich verändern und können uns im Leben behilflich sein.

Denn schließlich treiben uns unsere Antreiber an: So zu denken, wie wir denken, so zu handeln, wie wir handeln und so zu fühlen, wie wir fühlen. Bestenfalls sollten es positive Energien und Gedanken sein, die wir mit unseren Antreiber verbinden.

Der innere Antreiber – gut und böse gleichermaßen?

Unsere Antreiber verleiten uns zu unseren Denk- und Verhaltensweisen. Dass ein innerer Antreiber – so negativ wie er sich auch anfühlen mag – nicht ausschließlich negativ auf das Leben eines Menschen wirkt, möchten wir dir anhand eines Beispiels zeigen:

Ein Perfektionist, der denkt, er müsse immer perfekt sein, wird bei seinen Aufgaben immer alles geben. Eine Aufgabe, die er angefangen hat, wird er immer zu Ende bringen wollen. Sicherlich wird ihm dies auch in der Schule bzw. bei der Arbeit helfen: Gute Noten, stets Projekte in bester Zufriedenheit abgeschlossen und vielleicht hat der Perfektionist genau deshalb die ersehnte Beförderung erhalten.

Diese Denkweise wird ihm in vielen Formen helfen immer das Bestmögliche aus sich herauszuholen. Doch genauso ist dieses Verhalten für ihn immens kräftezehrend. Die Person wird sicherlich kaum zur Ruhe finden. Jedes Staubkorn in der Wohnung muss aufgesaugt werden. In Kleinigkeiten wird sich stetig verzettelt und bei jeder Aufgabe im Detail verloren. Unter Umständen leiden unter seinem Muster deshalb auch seine Beziehungen und Freundschaften, da er genau solche Ansprüche auch an sein soziales Umfeld stellt.

Nun sag du uns: Hat der innere Antreiber diese Person im Leben nur blockiert oder stets geholfen? Perfektionismus – so wie auch andere innere Antreiber – ist ein zweischneidiges Schwert – Fluch und Segen gleichermaßen.

In der Untersuchung und Weiterentwicklung der Transaktionsanalyse erarbeitete Taibi Kahler 1977 die fünf inneren Antreiber. Sie sind sozusagen die typischsten Formen an Antreibern. An ihnen wollen wir beispielhafte mögliche Vor- und Nachteile gegenüberstellen:

Innerer Antreiber Vorteile Nachteile

Sei stark!

hohes Durchhaltevermögen, resilient, Autorität, belastbar

kann nur schwer Hilfe annehmen, Einzelkämpfer, hat Probleme im Umgang mit (negativen) Gefühlen

Sei perfekt!

hoher Qualitätsanspruch, guter Planer, detailgetreu, sorgfältig

langsames Arbeitstempo, zu hohe Ansprüche an sich selbst und andere, hoher Informationsbedarf, verliert sich in Details

Sei gefällig!

empathisch, hilfsbereit, harmonisierend, ausgeprägte emotionale Intelligenz

sagt schnell Ja und selten Nein, hat das Gefühl es allen recht machen zu müssen, stellt Bedürfnisse anderer Menschen über die eigenen, geringe Kritikfähigkeit

Streng dich an!

hohes Engagement, Bereitschaft, Disziplin, lösungsorientiert

Missachtung eigener körperlicher und emotionaler Grenzen gerät mit seinen Aufgaben schnell in persönliche Überforderung

Beeil dich!

entscheidungsfreudig, gutes Zeitmanagement, schnelles Arbeiten

macht Dinge gleichzeitig und unsauber, Tendenz zur Unorganisiertheit, fehleranfällig

Du siehst: Ein und derselbe Antreiber kann uns sowohl unterstützen, als auch schaden. 

Durch die Antreiber strengen wir uns in gewissen Dingen mehr an als andere oder sind genau deshalb besonders gut in bestimmten Eigenschaften.

Gegensätzlich blockieren wir uns schlichtweg selbst bei einer zu schlechten Einstellung und Denkweise zu unseren Antreibern, stecken uns vielleicht sogar in die Opferrolle des eigenen Lebens, für das wir nach wie vor in voller Verantwortung stehen. Manchmal wirkt es so, als würde man sich sein eigenes Glücklichsein verwehren und sich in ein schlechteres Licht stellen als notwendig.

Um sich in dem richtigen Umgang mit seinen Antreibern zu üben, benötigt es an erster Stelle das Bewusstsein für seine tief sitzenden Glaubenssätze. Diese Erkenntnis ist der erste – und unheimlich große – Schritt in die richtige Richtung.

Dadurch können wir lernen mit ihnen besser umzugehen, um auch die negativen Einflüsse zu entkräften. Langfristig befähigen wir uns dadurch die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen. Doch dazu kommen wir später genauer.

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Schweizer Schriftsteller

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Ein kleiner Exkurs: Deine Gedanken, deine Handlungen, deine Gefühle

Ein wichtiger Punkt, der besonders zu diesem Thema – doch auch generell im Leben – von großer Bedeutung ist, ist, dass alle Aspekte deines Seins miteinander in Verbindung stehen. Es ist ein Kreislauf, den wir dir gerne genauer erläutern möchten.

Wir bitten dich: Nimm dir die folgenden Worte zu Herzen und lass sie in dir wirken. Reflektiere dich und lass diese Inspiration für einen Moment in dir resonieren.

Deine Gedanken verleiten dich zu deinen Entscheidungen. Deine Entscheidungen zeigen sich in deinen Verhaltensweisen. Diese bringen dir wiederum Erfahrung in dein Leben. Diese Erfahrungen lassen in dir Emotionen entstehen. Und schlussendlich: Emotionen lösen wieder deine Gedanken aus. Es ist ein Kreislauf, den jeder von uns Menschen im Leben führt.

Innere Antreiber erklärt anhand des Kreislaufs von Gedanken, Entscheidungen, Verhalten, Erfahrungen und Emotionen

Das, was du also denkst, wird sich auf die eine oder andere Art in deinem Leben bemerkbar machen und zeigen. Deine Gedanken bleiben nicht nur fiktiv in deinem Kopf – und vor allem nicht ohne Einfluss. Ganz im Gegenteil: Mit deinen Gedanken ziehst du dir bestimmte Emotionen und Erfahrungen ins Leben.

Weshalb wir dir das erzählen? Weil deine Antreiber und Glaubenssätze ausschlaggebend für deine Gedanken sind und diesen Kreislauf entsprechend befeuern. 

Eine schwangere Frau, die offensichtlich weiß, dass sie schwanger ist, sieht auf einmal nur noch andere Schwangere. Du wolltest schon immer deinen Traumwagen? Auf einmal siehst du diesen andauernd auf den Straßen. Als würden alle dieses Auto fahren, außer du.

Vielleicht hast du auch einen Menschen in deinem Umfeld, der grundsätzlich optimistisch und mit einem positiven Mindset durch das Leben geht. Bei demjenigen scheint es ganz so, als würde ihm alles ganz leicht von der Hand gehen und sich sein Glück von alleine – schon fast zufällig – einstellen.

Es sind zwar recht pragmatische Beispiele, doch es soll dir eines zeigen: Du nimmst das wahr, was du denkst. 

Das ist alles andere als ein Naturgesetz. Vielleicht liegt auch keine direkte Kausalität vor. Doch trotzdem eine gewisse Korrelation. Letztlich sollen es Beispiele dafür sein, welche Bedeutung deine Gedanken besitzen.

Die Kraft deiner Gedanken ist so unglaublich groß und daher auch so ausschlaggebend für die Gestaltung deines Lebens. Deshalb sei dir eines bewusst: Du bist derjenige, der alles, was in deinem Leben ist, kreiert hat. Es kommt alles aus dir – aus deinem Inneren, deinen Gedanken und Entscheidungen. Wir holen uns langfristig nämlich das in unser Leben, was wir vermuten, das uns zustehe.

Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.

Marcus Aurelius (121-180 n. Chr.), römischer Philosoph

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Unsere Glaubenssätze und inneren Antreiber sind von diesem nicht ausgenommen. Ganz im Gegenteil: Sie spielen eine maßgebliche Rolle. Deshalb ist es so wichtig, dass wir förderliche Gedanken an den Tag legen und mit unseren Antreibern verbinden. Das beschreibt mitunter…

Das Phänomen des Bestätigungsfehlers

Für unsere Gedanken werden wir nämlich immer Bestätigung suchen – und in aller Regel auch finden. So sind wir Menschen.

Wir sehen das, was wir sehen wollen. Wir sind ganz gut darin die Dinge so zu verschieben und verdrehen, dass wir uns selber bestätigt fühlen. Ganz gleich, ob wir negativ oder positiv über uns denken. Wir „belohnen“ uns nämlich damit, dass wir recht haben und uns in der eigenen Sichtweisen bestätigen. Diese Eigenart unseres Gehirns erklärt das bekannte Phänomen des Bestätigungsfehlers:

Es ist die menschliche Tendenz zur kognitiven Verzerrung und dir Neigung einer Person, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen und Ansichten erfüllen. Also einfach gesagt: Sich Informationen so zurechtzulegen (und andere ggf. sogar zu ignorieren), sodass die eigene Meinung bestätigt wird.

Haften an unseren inneren Antreibern also vor allem negative Gedanken und Ansichten, so wird es uns schwerfallen, dass wir uns von dem positiven Gegenteil überzeugen können.

Genau mit diesem Phänomen wollen wir später nämlich noch arbeiten: Wir schauen uns deine inneren Arbeiter ganz genau an. Wir nehmen sie auf den Prüfstand, was vielleicht an ihnen falsch ist und versuchen sie umzukehren. 

Der Bestätigungsfehler ist mitunter daran schuld, die Realität negativer zu sehen, wenn du von negativen Gedanken ausgehst. Ist man sich diesem Fehler aber bewusst, kann man damit Negatives in Positives drehen. Wir können uns das Phänomen nämlich auch zu Gute machen.

Du bist dran: Falsche innere Antreiber erkennen

Es ist so weit: Wir möchten uns nun dir ganz persönlichen widmen. Vielleicht hast du schon eine grobe Vorahnung, was deine inneren Antreiber sein könnten. Falls jedoch noch nicht ist das auch nicht weiter schlimm. Denn genau deshalb bist du hier.

Wir suchen nun im folgenden deine inneren Antreiber: Deine Forderung, die du dir immer wieder selbst stellst – wie du zu sein hast. Vielleicht stellst du dir aber auch immer wieder die gleiche zermürbende Frage, die du dir einfach nicht beantworten kannst. In diesem Fall sprechen wir nämlich von deiner persönlichen Grundfrage, die für dich als innerer Antreiber fungiert.

Den inneren Antreiber erkennen: Wo verspürst du größeren Widerstand?

Ein erster Punkt, um an deinen inneren Antreiber heranzukommen, ist, dass du dir ganz ehrlich deine Lebensbereiche anschaust, wo du am meisten persönliche Widerstände verspürst.

Widerstand ist nämlich ein Gefühl, das seine Berechtigung hat und vor allem auch nicht ohne Grund vorliegt. Denn Widerstand ist eine persönliche Schutzfunktion, die verhindert, dich mit schmerzhaften Gefühlen zu konfrontieren. Auf Druck entsteht Gegendruck – sprich Widerstand. Dort, wo du also Widerstand oder ein Druckgefühl empfindest, kann sich auch ein innerer Antreiber vermuten lassen.

Die folgenden Fragen und Anregungen möchten wir dir mitgeben, sodass du einmal in dich hineinhorchst:

Wo in deinem Leben verspürst du die meisten Reibungspunkte?
In welchen Lebensbereichen entstehen für dich schneller persönliche Konflikte bzw. wo liegen diese für dich vor?
Welche wiederkehrenden Gedanken verfolgen dich im Alltag?
Welche Hintergründe und Bedürfnisse verfolgst du mit deinen täglichen Handlungen?
Vielleicht gibt es auch einen bestimmten Bereich, wo du innere Blockaden verspürst, du dich zurückgehalten fühlst oder dich selber unter starken Druck setzt. Welche sind das?

Deine Antworten sollten für dich erste Indizien sein, dass hier gewissermaßen etwas nicht stimmt; dass sich hier vielleicht dein innerer Antreiber oder auch deine Grundfrage des Lebens verbirgt.

Anstatt, dass du diese Gedanken und Widerstände nun weg- oder unterdrückst, gewähre dir die Empfindungen und fühle dich in sie hinein. Womöglich fällt dir dies im Moment noch etwas schwerer. Doch das soll vollkommen in Ordnung sein. Setze dich bitte daher nicht unter Druck und gewähre dir diesen natürlichen Prozess.

Am besten beobachtest du dich einfach die folgenden Tage mit dem Wissen, dass du auf der Suche nach deinem inneren Antreiber bist. Er wird sich stets auf eine Weise über den Tag bemerkbar machen. Mit diesem Wissen bist du sensibilisiert. Beobachte also deine Gedanken, Gefühle und Handlungen. Überleg dir, was sie dir gerne sagen möchten und was sich hinter ihnen verbirgt.

Um dir bei dieser Übung etwas zu helfen, möchten wir uns den inneren Antreiber „Sei gefällig!“ einmal genauer anschauen und wie er sich in bestimmten Bereichen eines Menschen möglicherweise äußern kann:

Emotionen

Die Person scheint immer gut gelaunt zu sein – selbst wenn es ihr ggf. auch mal nicht so gutgeht. Aufgrund der Harmoniebedürftigkeit versteckt sie vielleicht ihre negativen Emotionen, um keinem zur Last zur fallen. Negative Gefühle scheinen grundsätzlich etwas Bösartiges zu sein, das man nicht zeigen darf.

Verhalten gegenüber anderen

Zuerst denkt man immer an die anderen. Die Wünsche und Bedürfnisse anderer Personen werden über die eigenen gestellt. Die Person hat Probleme Nein zu sagen und ihre persönlichen Grenzen einzuhalten. Sie möchte niemand anderen verletzen und hat vielleicht sogar Angst, dass andere schlecht über sie denken oder sogar abweisen. Die Person hat demnach ganz feine Antennen, wie es anderen Menschen geht, versucht es allen recht zu machen, passt sich gerne an und sucht in ihrem Umfeld förmlich nach wertschätzender Bestätigung der eigenen Persönlichkeit.

Verhalten gegenüber sich selbst

Die Aufmerksamkeit der Person liegt viel im Außen. Eigene (negative) Gefühle und Gedanken werden manchmal gar nicht richtig wahrgenommen. Das eigene Selbstwertgefühl ist an die (positiven) Reaktionen der Mitmenschen gekoppelt. Ohne diese Resonanz weiß die Person nicht, ob sie gemocht wird oder nicht. Ihr Selbstbild wirkt womöglich auch etwas fragil bzw. variabel, sodass bspw. auch das Selbstbewusstsein ein Problem sein könnte.

Mimik, Gestik, Sprache

Die Person versucht sich vor allem positiv zu äußern, weicht vielleicht auch unangenehmen Gesprächsthemen aus. In ihrem Auftreten wirkt sie sehr lebendig, um die Aufmerksamkeit von anderen zu erhalten.

Gedanken und Fragen

Mag mich die andere Person überhaupt? Wie kann ich anderen noch behilflich sein? Falle ich gerade wem anders zur Last? Bin ich wertvoll und genug? Werde ich wahrgenommen?

Den inneren Antreiber erkennen: Wo liegt sein Ursprung?

Dass du dir einen bestimmten inneren Antreiber ins Leben geholt hast, ist nicht ohne Grund geschehen. Den eigenen Antreiber zu erkennen, ist wichtig. Den Ursprung dahinter zu verstehen, hilft uns jedoch noch weiter, um mit ihm langfristig besser umzugehen. 

Dafür möchten wir dich also einladen, dass du einen Blick in deine Vergangenheit – vor allem auch in deine Kindheit – wirfst. Oftmals waren es nämlich intensive Erfahrungen in unserer Vergangenheit, die uns bestimmte Verhaltens- und Denkweisen entwickeln ließen. Öfters als wir denken liegt dieser Ursprung in unserer Kindheit und bei unserem inneren Kind:

Du musst wissen, als Kind nehmen wir alles persönlich. Alles, was uns im Leben passiert, projizieren wir in jungen Jahren auf uns selbst. Dieser Mechanismus ist durch die Natur bedingt: Als Kind lernen wir von unserem Umfeld, um schnellstmöglich (über-)lebensfähig zu werden. Dabei ist die Eltern-Kind-Beziehung eine ganz wichtige Beziehung in dem Leben eines Kindes. Die Beziehungen und Erfahrungen zu unseren Eltern, aber auch grundsätzlich, was wir als Kind erlebt haben, besitzen einen großen Einfluss auf unsere Muster, die wir bis in unser Erwachsenenalter mitnehmen.

Doch auch wenn die Kindheit so prägend ist, muss sie nicht ausschließlich der Ursprung unserer Antreiber sein. Denn auch im Erwachsenenalter können sich noch innere Antreiber entwickeln: eine gescheiterte Beziehung, eine fatale Fehlentscheidung mit bösen Konsequenzen, Unzufriedenheit im Beruf, eine zerstörerische Freundschaft, finanzielle Nöte, Krankheiten o.Ä. – den möglichen Ursachen sind keine Grenzen gesetzt.

Du siehst: Die möglichen Ursprünge deines Antreibers sind vielzählig und sind vor allem von deiner subjektiven Wahrnehmung und deinen Erfahrungen geprägt. Wir möchten dir deshalb nur ein paar Möglichkeiten deshalb aufzählen, um dir ein Gefühl zu geben, wo vielleicht auch du ansetzen könntest:

Die Wertschätzung und Liebe der Eltern ist an das gute Verhalten des Kindes geknüpft. Man musste sich stets gut benehmen, durfte nicht quengeln oder weinen, gute Noten nach Hause bringen und durfte sich seinen Eltern nicht widersetzen.

Ich muss gefällig sein.
Ich muss anderen gefallen.
Ich muss alles perfekt machen.
Ich muss stark sein.
Ich darf keine negativen Gefühle zeigen.
Ich muss gewinnen.

Die Eltern haben sich getrennt.

Ich bin für alles verantwortlich.
Ich bin an allem schuld.
Ich bin nicht wertvoll.

In der Schule wurde man gemobbt.

Ich bin nicht wertvoll.
Ich muss anderen gefallen.
Ich muss es jedem recht machen.
Ich muss stark sein.
Ich darf nicht auffallen.

Eine Freundschaft ging ohne Voraussicht in die Brüche oder eine Beziehung endete in großer Enttäuschung.

Ich bin auf mich alleine gestellt.
Ich kann keinem vertrauen.
Ich muss stark sein.
Ich habe keine Liebe verdient.

Eine Entscheidung stellt sich als große Fehlentscheidung mit schwerfälligen Konsequenzen heraus und ist in schlechter Erinnerung geblieben.

Entscheidungen zu treffen fallen mir schwer.
Ich lasse lieber Entscheidungen treffen, als sie selber zu fällen.
Ich muss so viel wissen wie möglich.
Ich muss perfekt sein.

Es gab eine Lebensphase, in der man das Gefühl hatte, alleine gewesen zu sein.

Ich muss stark sein.
Ich muss alles mit mir alleine ausmachen.
Ich darf keine Hilfe annehmen.
Ich vertraue nur mir selbst.

Die Ursprünge seiner inneren Antreiber sind so vielfältig und beruhen auf einer ganz subjektiven Wahrnehmung, dass dies auf einer persönlichen Ebene in solch einem Artikel kaum wiederzugeben sind. Wir hoffen jedenfalls, du hast ein Gefühl dafür erhalten, wovon wir sprechen, sodass auch du bei dir ansetzen und schauen kannst.

Innere Antreiber aus positiven Erfahrungen

Du musst wissen, dass sich innere Antreiber zwar meist aus negativen Erlebnissen bilden, doch es manchmal auch positive Erfahrungen waren. So kann es bspw. sein, dass du etwas ganz Positives erfahren hast, was du in deinem Leben nicht mehr missen möchtest. 

Diese positive Erfahrung kann sich als Ursprung deines inneren Antreibers herausstellen. Obwohl du ein positives Erlebnis mit deinem inneren Antreiber verbindest, kann es dir ein gewisses Druckempfinden verleihen; dass du Angst hast, dieses Gefühl zu verlieren und du deshalb alles geben möchtest, um es zu bewahren. Obwohl es für dich eine positive Erfahrung war, hat sie sich in dir gewissermaßen verkehrt und mit negativer Energie verbunden.

Falls du dich damit angesprochen fühlst, werde dir auch diesen positiven Erfahrungen bewusst, und dass du im Grunde dafür dankbar sein kannst. Langfristig sollte es dann dein Ziel sein, dass du auch wieder diese positive Energie mit deinem Antreiber verbinden kannst.

Das Erkennen seiner persönlichen Widerstände und deren Ursprünge: Es sind zwei Punkte, die ihre Zeit benötigen, eine Menge Selbstreflexion verlangen und dass du in dich in aller Ruhe hineinhorchst.

Daher ist unsere Bitte an dich: Nimm dir diese Zeit für dich. Schau dir in aller Ruhe deine Gedanken, Erinnerungen und Gefühle an. Lass das, was sich dann zeigen möchte, zu und erkunde es.

Umgang, Prüfung und Änderung des inneren Antreibers

Solltest du nun deinen inneren Antreiber und seinen Ursprung erkannt haben, möchten wir uns genauer mit ihm beschäftigen. 

Wir möchten uns gemeinsam anschauen, was er uns Gutes und Böses tut – wie er schließlich Einfluss auf unser Leben hat. Gleichermaßen möchten wir ihn hinterfragen: Wollen wir uns auch für die Zukunft mit unserem inneren Antreiber identifizieren? Oder wollen wir uns vielleicht dazu entscheiden ihn für uns neu zu definieren?

Für die weiteren Punkte wird es dir helfen, wenn du bereits eine grobe Vorstellung hast, was dein Antreiber sein könnte, damit du gleich mitmachen kannst.

Prüfung: Lieber innerer Antreiber… Was machst du mit mir?

Wenn du dir deinen persönlichen Antreiber so betrachtest: Was macht er mit dir? Wie zeigt er sich in deinem Leben? In deinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen. 

Er verleitet dich so zu handeln, wie du es tust. Daher hilft es dir, dass du einmal die positiven und negativen Konsequenzen deines inneren Antreiber gegenüberstellst. Wozu befähigt dich dein Antreiber? Wovon hält er dich aber vielleicht auch ab?

Schnapp dir doch mal ein Blatt Papier und schreibe genau diese Gedanken auf.

Innere Antreiber: Erklärung von Vor- und Nachteilen des Antreiber "Ich muss stark sein."

Umgang: Welche Bedürfnisse liegen hinter deinem Antreiber?

Der inneren Antreiber ist nicht ohne Grund in uns. Er will uns was sagen. Im Grunde sind an ihn tief in uns liegende Bedürfnisse gekoppelt. Er treibt uns in unserem Leben deshalb so stark an, weil wir das Gefühl haben, dass wir ein bestimmtes Bedürfnis (noch) nicht in unserem Leben besitzen.

Beispielhaft schauen wir uns deshalb nochmal die fünf Antreiber aus der Transaktionsanalyse an und welche möglichen Bedürfnisse hinter diesen Sätzen liegen können:

Sei perfekt → Das Bedürfnis nach Kontrolle, sich Fehler einzugestehen
Sei gefällig → Das Bedürfnis nach Harmonie, Aufmerksamkeit, Liebe, Wertschätzung
Streng dich an → Das Bedürfnis nach Erfolg, Zufriedenheit, Wertschätzung
Sei stark → Das Bedürfnis nach dem inneren zu Hause, Emotionen fühlen, Schwäche zeigen dürfen
Beeil dich → Das Bedürfnis nach Gelassenheit, Ruhe, Zufriedenheit

Verstehe daher, welche Bedürfnisse unter deinem Antreiber liegen. Sie sind es nämlich, die unseren Antreiber wirklich aktivieren und weshalb wir ihn in unser Leben gebracht haben. Wenn wir uns also die Bedürfnisse in unser Leben holen bzw. sicherstellen, kann nämlich unser innerer Antreiber gewissermaßen an negativer Energie bzw. Lautstärke verlieren und zur Ruhe finden.

Frag dich also ehrlich: Welche deiner Bedürfnisse hast du versucht, durch deinen inneren Antreiber zu erfüllen?

Falls du den Ursprung deines Antreibers erkannt hast, kannst du auch dort nochmal schauen welche Bedürfnisse damals nicht erfüllt wurden. Der Ursprung steht nämlich meist in enger Verbundenheit mit diesem Bedürfnis, was damals nicht erfüllt wurde.

Änderung: Transformiere deinen inneren Antreiber

Bisher haben wir gemeinsam in die Vergangenheit und Gegenwart geschaut; wie sich dein innerer Antreiber ergeben und dich bis hier hin beeinflusst hat. Doch nun geht es darum, wie wir ihn zukünftig neu erfinden dürfen. Anstatt, dass wir mit ihm eine negative Treibkraft assoziieren, möchten wir ihn nun mit neuer Energie betanken. 

Wir legen ganz bewusst den Fokus auf das Positive unseres Antreiber und formulieren das Negative um, ohne ihm die ursprüngliche Bedeutung zu nehmen. Denn wir wissen: Unser innerer Antreiber hilft uns auch in vielen Lebensbereichen. Diesen Einfluss möchten wir ihm auch gar nicht nehmen, sondern beibehalten.

Also überlege dir, wie du deinen Antreiber für dich umformulieren kannst. Jeder von uns hat eine gewisse Formulierung im Kopf, die wir uns regelmäßig in bestimmten Situationen sagen. Diese wollen wir nun nehmen und verändern.

Zuallererst nimm dir deine alte Formulierung deines Antreiber-Satzes und beachte dabei vor allem auf Worte, die deinem inneren Antreiber seine besondere Ausdrucksstärke verleihen, bspw. immer, nie, alle, außer, ich, warum, wann, fühlen etc.

Frag dich nun, ob diese starken Worte ihre Daseinsberechtingung haben und achte später darauf, wie du sie in deiner neuen Formulierung einbaust. Deine neue Formulierung soll den Fokus auf das Konstruktive und Positive legen – was vielleicht auch schon da ist und nicht, was noch nicht da ist. Wir möchten uns nämlich das Gute und die Fülle in unserem Leben vor Augen halten bzw. wie wir diese bereits im Hier und Jetzt erlauben können – nicht das Gegenteil.

Unsere Hilfe für die Umformulierung ist, dass du deinen Antreiber als Frage formulierst. Somit wirkt der Satz nicht absolut – so, als wäre er ein Fakt für dich.

Ich muss stark sein. → Warum fühle ich mich immer so, dass ich stark sein muss?

Ist dein Antreiber nämlich eine Frage, so kannst du dich jedes Mal fragen: Stimmt das eigentlich, was ich mir bisher immer wieder selber sage? Sind die Umstände wirklich so negativ, wie ich sie augenscheinlich sehe?

Genauso bist du nach der positiven Umformulierung deines Antreiber dahingehend angehalten, dich und deine Umwelt stets zu reflektieren, um dir deine positive Bestätigung vor Augen zu halten.

Beachte vor allem, dass deine neue Formulierung ausschließlich positiv oder konstruktiv formuliert ist. Es ist ganz wichtig und ein wichtiger Bestandteil des Framing-Effekts, dass wir keine Negationen in unsere neue Formulierung einbringen:

Schlechtes Beispiel: Wann habe ich es geschafft nicht perfekt zu handeln?
Positives Beispiel: Wann habe ich mir heute Ruhe und Gelassenheit gewährt?

Wie könnte mit diesem Wissen also dein neu transformierter Antreiber heißen?

Alter Antreiber Neuer Antreiber

Ich fühle mich für alles verantwortlich.

Wofür trage ich in meinem Leben die Verantwortung?
Wo habe ich heute Verantwortung bzw. Kontrolle abgeben dürfen und habe trotzdem Gutes erfahren?

Ich muss es schaffen.

Wie entdecke ich, was ich bereits erreicht habe?
Was habe ich heute für mich getan, um mich zufrieden zu fühlen?

Ich muss perfekt sein.

Wann habe ich mir heute einen Fehler verziehen und was konnte ich aus ihm lernen?
Wann habe ich mich heute wertvoll gefühlt auch ohne, dass ich Leistung erbringen musste?
Wann war ich heute zufrieden mit mir?

Ich muss mich immer stark zeigen.

Wann habe ich mich heute besonders wohlgefühlt?
Wann habe ich mich heute authentisch gezeigt?
Wann habe ich mir heute Schwäche einstehen dürfen?

Ich muss es allen recht machen.

Was kann ich dafür tun, um meine Bedürfnisse zu kommunizieren?
Wie kann ich meine Grenzen einhalten?

Ich darf nicht Nein sagen.

Wie kann ich meine Grenzen einhalten?
Wann habe ich heute zu etwas Nein gesagt?

Ich habe keine Liebe verdient.

Was kann ich für mich tun, um mich wertvoll zu tun?
Wie darf ich mir erlauben, mich selbst zu lieben?

Ich werde nicht beachtet.

In welchen Situationen habe ich mir heute Gehör und Beachtung eingefordert?
Wann habe ich heute Wertschätzung und Respekt bekommen, für das, was ich bin?

Ich ziehe Leid an.

Wie kann ich es schaffen konstruktiv auf das zu reagieren, was passiert?
Was ist mir heut Gutes gesehen, für das ich dankbar bin?

Du siehst, dass wir das ursprüngliche Bedürfnis und Problem, um das es sich in dem inneren Antreiber handelt, nicht anfassen oder gar manipulieren. Alles, was wir mit der Umformulierung machen, ist den Fokus auf das Positive und Konstruktive zu richten.

Ein Blick in die Zukunft: Spüre in deinen neuen Antreiber

Wenn du dir nun deine neue Formulierung ansiehst, wie fühlt es sich für dich an?

Überleg dir, welche positiven Effekte deine neue Formulierung für dich hat. Was gewährst du dir damit? Und welche negativen Auswirkungen entfallen vielleicht sogar für dich?

Mache dir bewusst, dass du es selber bist, der seinen inneren Antreiber „füttern“ kann – nämlich genau mit dem Bedürfnis, welches du dir in deinem Leben wünschst. Was kannst du dir also geben, um dich und deinen neuen Antreiber zufriedenzustellen?

Wir wünschen uns für dich, dass dein neuer Antreiber – man nennt ihn in diesem Zuge auch Erlauber – in dir schöne und neue Erkenntnisse erweckt. 

Genau mit diesem Wissen empfehlen dir, dass du dir deinen neuen Antreiber jeden Morgen mit dem Aufstehen aufsagst und nochmals abends, bevor du dich schlafen legst. Damit stellst du einerseits die Weichen, um deinen Tag nach deinem positiven Antreiber auszurichten und andererseits erlaubst du dir abends einen Moment der Reflexion. Abends darfst du stolz auf dich und deinen Tag sein, wenn du dir bewusst machst, wie du deine neuen Gedanken- und Verhaltensweisen um deinen neuen Antreiber ausgerichtet hast.

Genauso möchten wir dir auch nochmal zusprechen: Es kann vielleicht passieren, dass du in Zukunft nochmal in alte Muster verfallen könntest. Das ist vollkommen in Ordnung. Bitte verurteile dich nicht dafür, denn du bist auf dem richtigen Weg. Beobachte dich regelmäßig über den Tag und halte dir deine neue Formulierung vor Augen. Vertraue dir und dem Prozess.

Der innere Antreiber auf einen Blick

Bevor wir dich nun verabschieden, erhältst du nochmal einen Überblick mit den wichtigsten Dingen, die du bitte für dich und deinen inneren Antreiber beachten solltest.

  1. Jeder von uns besitzt seine inneren Antreiber. Sie haben uns in der Vergangenheit oftmals gedient und zu dem Punkt gebracht, wo wir heute stehen.
  2. Jeder Antreiber hat seinen Ursprung. Sie haben sich nicht per Zufall für unser Leben eingestellt. Ganz im Gegenteil: Es waren intensive Erfahrungen in der Vergangenheit, die uns geprägt haben und mit starken Gefühlen verknüpft sind.
  3. Hinter jedem Antreiber liegt ein Bedürfnis, das wir uns selber erfüllen möchten.
  4. Für unseren inneren Antreiber zahlen wir oft einen hohen Preis, verwehren uns manchmal unser Glück und denken schlechter über uns, als wir sollten.
  5. Das, was wir denken und fühlen, holen wir uns in unser Leben.
  6. Unsere inneren Antreiber lassen sich verändern. Wie ist es dir möglich diese umzuformulieren?
  7. Frag dich immer wieder neu: Was kannst du dir schon heute geben, um deinen Antreiber zu befriedigen und deine Bedürfnisse zu erfüllen?

Persönliche Integrität: Als wichtiger Bestandteil der persönlichen Entwicklung

Persönliche Integrität Definition, Mann mit gelben Helm und blauer Hintergrund

Ein Mensch, der seine Meinung sagt, auch mal die unangenehme Wahrheit ausspricht, nach seinen persönlichen Werten lebt, sich von diesen auch nicht so einfach abbringen lässt, eigene Grenzen zieht und die von seinen Mitmenschen berücksichtigt. Solch ein Mensch ist aufrichtig, ehrlich, vertrauenswürdig und zuverlässig. Was diese Beschreibung und Adjektive alles miteinander vereinbaren? Es ist die persönliche Integrität eines Menschen.

Sie ist ein wichtiger Bestandteil einer gefestigten Persönlichkeit. Die persönliche Integrität trägt maßgeblich zur persönlichen Entwicklung bei. Denn eine integre Person hat seine inneren Überzeugungen erkannt, kann gewissermaßen das Leben für sich einordnen und ist sich seiner Handlungen bewusst.

Auch im sozialen Umgang machen sich die positiven Aspekte der persönlichen Integrität bemerkbar: Sie macht eine Person für ihr Umfeld greifbar und vertrauenswürdig, was sich auf viele soziale Bereiche und zwischenmenschlichen Beziehungen positiv auswirkt. Einer integren Person ist es nämlich möglich ihrem Umfeld ein ehrliches, unbestechliches und authentisches Bild der eigenen Persönlichkeit zu vermitteln – eine wichtige Eigenschaft in der persönlichen Entwicklung und Selbstfindung.

Da dieser Begriff in doch so vielen psychologischen und persönlichen Bereichen von großer Bedeutung ist, widmet sich DailyMentor in diesem Beitrag der persönlichen Integrität. Gemeinsam beleuchten wir, was für zentrale Eigenschaften die persönliche Integrität mit sich bringt und weshalb sie in unserem Alltag so wichtig ist. 

Definition von Integrität: Ein vielfältiger Begriff

Grundsätzlich leitet sich Integrität aus dem Lateinischen von integritas ab, was so viel wie unversehrt, intakt oder vollständig bedeutet.

Im allgemeinen Sprachgebrauch spricht meist man von der persönlichen Integrität. Sie umschließt dabei vor allem Aspekte der Ethik, Moral, (gesellschaftlichen) Norm und die persönlichen Werte eines Menschen. Eine genauere Definition erhältst du im nächsten Abschnitt.

Doch Integrität ist ein Begriff, der ganz unterschiedliche Ausprägungen haben kann und bspw. auch ein organisationales, medizinisches, territoriales aber auch informatorisches Merkmal sein kann. Zur Vollständigkeit möchten wir auf diese kurz eingehen:

Referentielle Integrität

Referentielle Integrität ist ein Begriff aus der Informatik und beschreibt die Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit von Datensätzen.

Territoriale Integrität

Die territoriale Integrität orientiert sich hingegen am internationalen Völkerrecht. Sie definiert die Grenzen eines souveränen Staates, welche von anderen Ländern eingehalten werden müssen. Man spricht also von der Unverletzlichkeit eines Staatsgebietes. Die territoriale Integrität ist ein fester Bestandteil des Völkerrechts und wird bspw. durch bi- oder multilaterale völkerrechtliche Verträge und allgemeine Rechtsgrundsätze bestätigt.

Medizinische Integrität

Die medizinische Integrität beschreibt die gesunde und ungestörte Funktionsweise eines menschlichen Körpers. Ausschlaggebend dafür ist die Unversehrtheit des Körpers und das intakte Immunsystem des Menschen.

Organisationale Integrität

Die organisationale Integrität bezieht sich auf eine Organisation oder ein Unternehmen und lässt sich in zwei unterschiedliche Definitionen unterteilen: 

Eine Organisation ist als integer zu bezeichnen, wenn ihre formalen Abläufe im Einklang mit dem Wertesystem ihrer Belegschaft stehen; es beschreibt also die Integrität innerhalb einer Organisation und seiner Mitarbeiter, sodass sich diese in ihrer Arbeit wohlfühlen und mit dem Unternehmensbild identifizieren können.

Doch auch aus der makroökonomischen Sicht kann eine Organisation als integer bezeichnet werden, wenn das Unternehmen gewissermaßen richtig und ehrlich auf dem Wirtschaftsmarkt agiert. Vor allem ab dem 21. Jahrhundert kam es vermehrt zu größeren Korruptions- und Vertuschungsskandale großer Unternehmen, weshalb Organisationsstrukturen zunehmend von externe Aufsichten auf den Prüfstand bzgl. ihrer organisationalen Integrität bewertet werden.

Definition der persönlichen Integrität

Persönliche Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus. Sie besagt die fortlaufende Übereinstimmung des persönlichen Wertesystems, die ein Mensch in all seinen täglichen Handlungen ausleben soll – eine recht schwierige Definition, die wir nun etwas praktischer aufdröseln wollen:

Integrität lässt sich gewissermaßen als ein Persönlichkeitsmerkmal erklären, welches viele weitere positive Charaktereigenschaften vereinigt. Synonyme, aber auch Eigenschaften der persönlichen Integrität sind demnach:

  • Anständigkeit
  • Aufrichtigkeit
  • Ehrlichkeit
  • Gerechtigkeit
  • Korrektheit
  • Unbestechlichkeit
  • Vertrauenswürdigkeit
  • Zuverlässigkeit

Ein Mensch zählt als integer, wenn er sich nach seinen persönlichen Überzeugungen verhält und die oben genannten Begriffe für sich berücksichtigt. Einfach gesagt, dass sich jemand selbst treu ist und gegenüber seinem Umfeld als authentisch zählt. 

Dies erklärt bspw. auch die allgemeine Definition des Oxford Lexikons. Demnach ist persönliche Integrität „die Eigenschaft, ehrlich zu sein und starke moralische Prinzipien zu haben“ (aus dem Englischen übersetzt).

Die Grundlagen seiner Integrität und persönlichen Werte können sich dabei sowohl an religiösen, politischen, normativen, humanistischen und philosophischen Vorstellungen orientieren. 

Die persönliche Integrität kann sich daher grundlegend von Mensch zu Mensch unterscheiden und steht in enger in Verbindung mit dem soziokulturellen Hintergrund und den Erfahrungen, die man in seinem Leben erfahren hat.

Persönliche Integrität im Umgang mit der Gesellschaft

Ein integreres Verhalten hat viel mit dem gesellschaftlichem und sozialen Umgang zu tun; denn schließlich ist jeder Mensch ein Teil der Gesellschaft und seiner sozialen Kreise, in denen er verkehrt. Persönliche Integrität inkludiert daher bspw. den Respekt, die Würde und Beachtung seiner Mitmenschen.

Gerade in der ethischen Verwendung ist Integrität ein wichtiger Begriff, der die Persönlichkeit – in seiner Ganzheit und Unversehrtheit – als zerbrechliches Gut beachtet und daher durch das gesellschaftliche Umfeld geschützt werden muss.

Gesellschaftlich zeichnet sich ein integreres Verhalten dadurch aus, dass eine Person „unbestechlich“ ist. Dafür benötigt es vor allem Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, die eine Person in ihr Umfeld trägt. Sie steht dauerhaft zu ihren fest verankerten Werten und lässt sich von diesen auch nicht abbringen.

Dies verdeutlicht vor allem das Gegenteil von Integrität: Korruption. 

Eine korrumpierbare Person ist nämlich nicht nur jemand, der sich etwa von äußeren Einflüsse leiten lässt und von seinen eigen Werten abweicht, sondern auch wem anders Drohungen oder Verlockungen ausspricht. Korruption steht also der Integrität entgegen.

Korrumpierbare Menschen weichen von ihren Werten ab, sind bestechlich und unehrlich, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Dies bezahlen sie mit dem Verlust ihrer persönlichen Integrität.

Doch wie sieht persönliche Integrität im Alltag aus?

Die bisherigen Abschnitte wirkten sehr abstrahiert und theoretisch. Doch schließlich ist persönliche Integrität eine Eigenschaft, die täglich von uns gelebt wird. Daher möchten wir diesem Begriff noch einen praktischeren Bezug für den Alltag und „etwas Leben“ verleihen.

Für die meisten wird Integrität mit ehrlichem Verhalten gleichgesetzt. Im Grunde ist dies nicht falsch, jedoch zeichnet das alleine Integrität nicht aus. Daher hier einfaches Beispiel:

In einer brenzligen Situation benötigst du einen Rat oder Hilfe. An welche Personen wendest du dich in diesem Fall? An die Personen, denen du vertraust und auf die du dich im Zweifelsfall immer verlassen kannst. Du fragst also die Menschen nach einem Rat, die zu ihrem Wort stehen, keine leeren Versprechungen machen und sich auch nicht davor scheuen, dir mal ihre ungefilterte Meinung zu geigen. Das sind Menschen mit persönlicher Integrität: Du weißt bei ihnen, woran du bist – ohne Wenn und Aber.

Für solch ein Verhalten benötigt es vor allem Mut. Den Mut, für das Richtige einzustehen, sich zu Wort zu melden und sich für seine Werte einzusetzen – auch wenn dies bedeutet mal unangenehmen Gegenwind verspüren zu können.

Es bedeutet, sich dazu zu entscheiden, die Wahrheit zu sagen, selbst wenn sie unkomfortabel scheint und einem vielleicht sogar dadurch negative Konsequenzen drohen. Solch ein Verhalten erfordert die richtige Selbstachtung und eine Menge Selbstbewusstsein, um mit den Reaktionen von anderen Menschen umgehen zu können.

Denn wie oft besteht die Versuchung, seine Werte und Überzeugungen zu missachten, im Tausch dafür sein Fremdbild aufzupolieren, um vor anderen gut dastehen zu können? Oder entgegen seiner Integrität zu handeln, um es sich in gewissen Situationen einfacher zu machen?

Sich integer zu verhalten heißt sich genau diesen Versuchungen zu widersetzen und sich nicht zu schade zu sein, mal in einem schlechten Licht dazustehen oder sich für den schwierigeren Weg zu entscheiden, wenn dies bedeutet, ehrlich und authentisch zu handeln.

Der Kerngedanke, um sich selbst auf persönliche Integrität zu prüfen, lässt sich auf folgende Frage herunterbrechen: Kannst du dich nach deinen Worten, Zusagen und Handlungen weiterhin ehrlich im Spiegel anschauen und behaupten, dass du das Richtige getan hast? Falls ja, hast du nach deinen Werten, integer und richtig gehandelt.

Wichtige Eigenschaften für mehr persönliche Integrität

Integre Menschen kennen ihren Überzeugungen. Einige dieser Überzeugungen können sich individuell unterscheiden. Dennoch gibt es eine Hand von wichtigen Werten, die persönliche Integrität im Kern entscheidend ausmachen. 

Im alltäglichen Leben greifen viele dieser Werte für integre Menschen meist ganz intuitiv und unbewusst, da sie nicht aktiv über diese nachdenken müssen. Diese Eigenschaften sind vielmehr ein fester Bestandteil ihrer Persönlichkeit und haben sich im gewohnten Verhalten etabliert.

Genau diese Haupteigenschaften wollen wir uns nun anschauen. Als Zusatz erhältst du von uns noch eine kleine Inspiration, die dich ermuntern soll, dich zu reflektieren und über die einzelne Eigenschaft etwas nachzudenken.

Ehrlichkeit

Integrität erfordert Ehrlichkeit. Und Ehrlichkeit erfordert Mut. Nämlich den Mut seine ehrliche Meinung gegenüber anderen kommunizieren zu können. Denn eine ehrliche Aussage kann in manchen Situationen einen unschönen Beigeschmack haben.

Doch trotzdem ist es besser klar und deutlich zu sagen, welche Umstände wirklich vorliegen, anstatt um den heißen Brei herumzureden oder im Nachhinein auf Ausreden und Notlügen zurückzugreifen zu müssen.

Jedem von uns fallen sicherlich viele Situationen ein, in denen man guten Gewissens sagen kann, dass man gerade die ehrliche – aber dennoch harte und unschöne – Wahrheit gehört bzw. gesagt hat.

Erinnere dich nochmal an solche Situationen zurück, als dich solch ehrliche, aber schmerzhafte Wahrheiten „getroffen haben“? Sicherlich waren es Situationen, die man im ersten Augenblick verkraften musste. Doch spätestens im Nachgang tat einem die bittere Wahrheit besser, als wenn unangenehme Situationen fälschlicherweise verschönigt wurden.

Sich dies zu trauen und ehrlich zu sein, spricht für integres Verhalten.

DailyMentor Tipp zum Thema Ehrlichkeit: Ehrlichkeit erfordert die persönliche Fähigkeit der Akzeptanz. So sehr wie Ehrlichkeit die Transparenz im Untereinander bestärkt, steigert sich gewissermaßen auch das Potenzial für Konflikte und Meinungsverschiedenheiten. Als Erinnerung: Integrität umschließt das Akzeptieren von persönlichen Grenzen anderer Menschen, sowie derer Meinungen. Integre Menschen verurteilen andere nicht für ihre ehrlichen Meinungen und Empfindungen.

Sieh zu, dass du ein ehrlicher Mensch wirst, denn damit sorgst du dafür, dass es einen Schurken weniger auf der Welt gibt.

Thomas Carlyle (1795-1881), schottischer Essayist

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Verantwortung

Persönliche Integrität hat enorm viel mit Selbstverantwortung zu tun. Denn nur wer verantwortungsvoll handelt, kann für seine persönlichen Werte eintreten. Es ist die Fähigkeit proaktiv zu handeln und entscheiden – ganz im Sinne der eigenen Überzeugungen.

Dieses bedeutet letztlich auch gewisse Risiken auf sich zu nehmen und entsprechende Konsequenzen seiner Taten zu übernehmen  – ganz unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ ausfallen. Denn integre Menschen stehen für ihr Handeln gerade und verantworten sich für das, was sie getan haben.

Demnach zählt die Fähigkeit, seine eigenen Fehler zuzugeben, ebenfalls zur persönlichen Integrität. Denn als integrer Mensch benötigt es stetige Selbstreflexion der eigenen Handlungen und genauso wahre Größe, um sich für seine Fehler verantworten zu können. So schön wie es auch wäre, doch Fehltritte, Enttäuschungen und Rückschläge gehören im Leben dazu – und als integre Person werden diese Situationen nicht ignoriert, sondern es wird verantwortungsvoll mit ihnen umgegangen.

DailyMentor Tipp zum Thema Verantwortung: Tagtäglich erfordert das Leben von uns Entscheidungen. Werde dir dieser Entscheidungsgewalt bewusst und was dein Handeln für dich und deine Mitmenschen für Konsequenzen nach sich zieht. Sei dir sowohl über die Macht dieses Privilegs bewusst, aber beachte schließlich auch, welche Einflüsse du mit jeder deiner Entscheidungen auf die Geschehnisse bewirkst.

Zuverlässigkeit

Eine Person, die zu ihrem Wort steht oder ihren Worten Taten folgen lässt: Auf diese Person ist Verlass und andere können ihr vertrauen. 

Solch eine Eigenschaft spricht nicht nur für persönliche Integrität, sondern auch für eine gute Selbstorganisation der jeweiligen Person. Denn um sein Wort einzuhalten, muss man mit seinen Ressourcen richtig wirtschaften und planen. 

Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Kann man anderen mit seinen Fähigkeiten überhaupt helfen? Ist auch sichergestellt, dass man sein Wort pünktlich einhält? Es sind relevante Fragen, die man bejahen sollte, um zuverlässig zu sein.

DailyMentor Tipp zum Thema Zuverlässigkeit: Zuverlässigkeit erfordert das vernünftige Setzen deiner Prioritäten. Sich selbst nämlich mit Aufgaben zu überladen, kann der Zuverlässigkeit schaden. Beachte daher zu aller erst deine Aufgaben, ob dir überhaupt genug Zeit zur Verfügung steht und du wirklich anderen behilflich sein kannst.

Sich selbst die richtigen Grenzen zu setzen und einzuhalten, hat viel mehr mit Respekt zu tun, als dass man eine andere Person mit diesen Aktionen abweisen möchte. Denn wenn man merkt, dass man bspw. nicht die nötigen Fähigkeiten besitzt oder keine Zeit verfügt, kann man wem anders nicht verlässlich zur Seite stehen. Man handelt aus gutem Gewissen und nicht etwa, weil man nicht will. 

Respekt und Gerechtigkeit

Persönliche Integrität umfasst wie bereits beschrieben auch den sozialen Umgang mit anderen Personen. Integre Menschen tragen demnach soziale Eigenschaften inne, um jeden Menschen mit demselben Respekt zu begegnen. Unabhängig von der Herkunft, dem Geschlecht, sozialen oder beruflichen Status u.Ä.: Jedem Menschen wird gleichermaßen respektvoll gegenübergetreten. 

Im Rahmen des integren Verhaltens ist ein gerechtes, faires und harmonisches Zusammenleben in der Gesellschaft von besonderer Bedeutung, was vor allem durch gegenseitiges Verständnis und Empathie integrer Menschen erreicht wird.

Integrität hat demnach auch viel mit der „Teamplayerfähigkeit“ eines Menschen tun; dass jemand rücksichtsvoll, gerecht und respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht. Er achtet auf die Bedürfnisse anderer Personen, ist offen für andere Meinungen und sieht jeden als gleichberechtigt. 

DailyMentor Tipp zum Thema Respekt und Gerechtigkeit: Gerade in der heutigen Zeit ist gegenseitiger Respekt und Gerechtigkeit füreinander besonders wichtig. Auch wenn viele der Probleme doch so global erscheinen, trägt jeder auf seiner individuellen und noch so kleinen Ebene einen Teil bei und kann solch wichtige gesellschaftliche Werte präsentieren, beschützen und ausleben. Wir von DailyMentor möchten uns genau für solch einen gleichberechtigten Umgang aussprechen. Jeder kann als gutes Beispiel für sein soziales Umfeld vorausgehen und sollte so einem Freund, aber auch Fremden gegenübertreten.

Die Gerechtigkeit ist nichts anderes als die Nächstenliebe des Weisen.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), deutscher Philosoph

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Korrektheit und Unbestechlichkeit

Das Leben eröffnet uns die Möglichkeit aus einem Pool vieler vernünftiger und unvernünftiger Versuchungen zu entscheiden. Rund 20.000 solcher Entscheidungen trifft jeder Mensch am Tag. 20.000 Mal wird unsere Persönlichkeit auf den Prüfstand gestellt: Handeln wir nach unseren inneren Überzeugungen und Werten, oder nicht?

Ganz unabhängig davon wie einfach oder schwer uns gewisse Entscheidungen fallen: Sie fordern uns jedes Mal heraus korrekt und unbestechlich gegenüber unseren Werten zu handeln. Und manchmal gibt es eine einfachere Ausfahrt bzgl. unserer Entscheidungen, die jedoch im potenziellen Konflikt mit unseren Überzeugungen stehen.

Genau in diesen Situationen unterscheiden sich integre Menschen von nicht integren. Wie bereits in unserer Definition erklärt, ist das Gegenteil von Integrität die Korruption. Als einen Ausleger der Korruption könnte man das Lügen ansehen. Wenn wir nun nicht korrekt nach unseren Überzeugungen handeln, korrumpieren wir uns sozusagen selber und machen uns das Leben einfach. Wir sind zu uns selbst nicht mehr ehrlich und belügen uns stattdessen.

Integrität zeichnet sich dahingehend aus, dass man unbestechlich gegenüber seiner Werte ist; korrekt und authentisch nach diesen lebt. Solche Menschen schaffen es sich für andere dadurch greifbarer zu machen und gleichzeitig werden sie als zuverlässiger von ihrem Umfeld wahrgenommen, da andere Personen wissen, worauf sie sich im Zweifelsfall bei ihnen verlassen können.

DailyMentor Tipp zum Thema Korrektheit und Unbestechlichkeit: Das Leben prüft uns auf unsere Werte tagtäglich hunderte – gar tausende – Male. Sei dir bewusst, dass du dich dahingehend selbst angehalten fühlen musst, korrekt und ehrlich zu handeln. Denn die meisten Handlungen werden nicht nochmal von wem anders validiert oder beurteilt, sodass du dir selber gegenüber ehrlich sein musst – auch wenn dies bedeutet öfters mal auf die einfache Ausfahrt verzichten zu müssen.

Ein paar letzte Worte und Fragen zur persönlichen Integrität

Wir widmen uns nun dem Ende. Gemeinsam wir haben uns intensiv mit der persönlichen Integrität auseinandergesetzt und angeschaut, welche weiterführenden Eigenschaften diese Begrifflichkeit mit sich bringt, genauso wie man seine persönliche Integrität hinterfragen und stärken kann.

Zum Abschluss fassen wir dir die wichtigsten Fragen zusammen, die du dir stellen kannst, um dein integres Verhalten zu prüfen:

  • Kenne ich meine persönlichen Werte? 
  • Ist das, was ich tue, im Einklang mit meinen Werten und Überzeugungen?
  • Bin ich gegenüber mir und meinem Umfeld ehrlich und sage die Wahrheit?
  • Können sich andere Personen auf mich verlassen, wenn sie mich um Hilfe bitten?
  • Bin ich offen gegenüber den Meinungen und Ideen anderer Personen? 
  • Achte und akzeptiere ich meine Mitmenschen und halte ihre persönlichen Grenzen ein?
  • Verantworte ich mich für mein Verhalten und Gesagtes?

Wir hoffen du konntest etwas Neues über dich und persönliche Integrität erfahren, dass du mit diesem Wissen im Hinterkopf deinen Alltag neu- bzw. mitgestalten kannst.

Persönliche Werte ermitteln: Wie du zu einem erfüllten Leben findest

Persönliche Werte ermitteln, abstraktes Lagerfeuer mit blauem Hintergrund

Persönliche Werte sind wie ein innerer Kompass. Sie bilden die Grundlage dafür, wie du deine Leben gestalten möchtest und was dir im Leben wirklich von Bedeutung ist. Dazu gehört auch wie du mit deinen Mitmenschen umgehst, welche Lebensmotive und -ziele du verfolgst oder deine Entscheidungen triffst.

Gewissermaßen sind deine persönlichen Werte der Anker deines täglichen Handelns und Denkens. Deine inneren Überzeugungen und Werte sind Eigenschaften, die du nach außen trägst und für die du im Leben einstehst. Sie sind es, die dich als Menschen ausmachen.

Ein Mensch, der seine persönlichen Werte ermittelt hat und diese auch auslebt, befindet sich auf dem besten Wege ein erfülltes Leben zu führen. Denn dies, hat viel damit zu tun sich selbst treu zu sein, authentisch zu bleiben und seine eigenen Lebensvorstellungen ausleben zu können. Um dies zu schaffen, gilt es, dass man in Einklang mit seinen persönlichen Werten lebt.

Daher möchten wir uns mit dir auf den Weg begeben, wie du deine persönlichen Werte erkennen kannst und schlussendlich ein Stückchen mehr zu dir selber findest. Unsere Worte und Übungen soll dir dabei helfen deine Authentizität zu stärken und dich dazu ermutigen dein Wertebild nach außen zu tragen.

Inhaltsverzeichnis

Persönliche Werte: Jeder trägt sie in sich

Sicherlich hast du schon mal den Begriff Unternehmensphilosophie gehört. Was das nun mit persönlichen Werten zu tun hat? Lass es uns kurz erklären:

Eine Unternehmensphilosophie bildet sich aus unterschiedlichen Leitsätzen, mit denen sich ein Unternehmen auszeichnen möchte. Gewissermaßen sollen sich klar definierte Begriffe in der Identität einer Organisation abbilden und für die Mitarbeiter als Wegweiser bzw. „Verhaltenskodex“ dienen – bei der täglichen Arbeit, den Umgang innerhalb Belegschaft, aber auch im Kontakt mit Kunden. Eine gute Unternehmensphilosophie vermittelt der gesamten Belegschaft ein bestimmtes Wertebild, welches die tägliche Arbeit und den Zusammenhalt innerhalb einer Organisation positiv beeinflussen soll.

Ähnlich wie viele Firmen solche Unternehmensphilosophien an ihre Mitarbeiter weitergeben, trägst auch du solch eine Philosophie in dir – nämlich dein ganz individuelles Wertebild. Es sind deine persönlichen Werte, die maßgeblich dein tägliches Leben und deinen Umgang mit anderen Menschen bestimmen.

Anders als bei der Arbeit verfolgen wir jedoch solch persönliche Werte meist ganz intuitiv – sozusagen ohne, dass wir sie bewusst wahrnehmen. Unsere Werte sind nämlich ein Teil unserer Persönlichkeit, für die wir uns im Laufe unseres Lebens auf eine natürliche Weise entschieden haben und die sich in unterschiedlichen Situationen bei uns „melden“.

Sie spielen dabei eine übergeordnete Rolle für unser Verhalten: Welche Ansichten wir vertreten, welche Ziele wir verfolgen, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen, eine Situation für uns beurteilen, Entscheidungen treffen – also grundlegend, was und wie wichtig uns bestimmte Dinge sind.

Doch keiner deiner Werte ist auf ewig in Stein gemeißelt. Denn auch so wie du dich als Mensch in einem stetigen Reife- und Veränderungsprozess befindest, verändern sich auch deine Sichtweisen aufs Leben und mit ihnen deine persönlichen Werte.

Eine Freude, die von außen kommt, wird uns auch wieder verlassen. Jene anderen Werte aber, die im Inneren wurzeln, sind zuverlässig und dauernd.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker

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Was sind persönliche Werte und weshalb sind sie so wichtig?

In einem Satz erklärt, sind persönliche Werte all das, was einem selbst von großer Bedeutung ist und für sich als wertvoll erscheint.

Aus diesem Grundsatz lässt sich auch schnell erkennen, was für einen Einfluss persönliche Werte haben: Deine Werte beeinflussen deine Entscheidungen, dein Denken und Handeln. Doch wie oft bist du mit deinem Verhalten hundertprozentig zufrieden? Denn grundsätzlich solltest du so handeln, dass dein Verhalten und Wertebild miteinander im Einklang sind.

Wenn du dir also deiner persönlichen Werte bewusst bist, kannst du dein Verhalten besser nachvollziehen – und gleichzeitig auch gezielter beeinflussen. Hast du einmal deine persönlichen Werte ermittelt, kannst du dein Handeln und deine Entscheidungen danach ausrichten und stehst somit mehr hinter deinem Verhalten.

Dabei können die eigenen Werte die Grundlage sowohl proaktiver Handlungen bilden – also wie man selbst agiert – als auch bestimmte Reaktionen hervorrufen. Als einfaches Beispiel: 

Eine Kollegin erzählt dir während der Arbeitszeit bei einer Tasse Kaffee den neusten Klatsch. Aus ihren Erzäh­lun­gen wird deut­lich, dass es darum geht, sich über einen ande­ren Kol­le­gen lustig zu machen. Du hast nun zwei Ent­schei­dungs­mög­lich­kei­ten:

1) Du steigst in dieses Gespräch mit ein, möchtest jedes Detail erfahren und freust dich zu Hause diese Geschichte deinem Lebenspartner zu erzählen.
2) Du intervenierst und weist deine Kollegin darauf hin, dass sie gerade über eine Kollegin herziehe und ggf. sogar schlecht hinter ihrem Rücken rede.

Würdest du dich für die zweite Option entscheiden, haben sich womöglich deine persönlichen Werte bei dir gemeldet; dass dir Gerechtigkeit, Toleranz und Freundlichkeit im Umgang mit anderen Menschen wichtig sind. Deine persönlichen Werte haben dich sozusagen „reagieren lassen“, weil du für dein persönliches Wertebild einstehen wolltest.

Als proaktives Handeln ließe sich bspw. verstehen, dass dir deine Gesundheit wichtig ist und du deshalb dich bewusst für eine gesunde Ernährung entscheidest, regelmäßig Sport machst, nicht rauchst oder Alkohol trinkst. Genauso könnte einer deiner persönlichen Werte dein beruflicher Erfolg sein, weshalb du an deiner Selbstständigkeit arbeitest, ggf. vielleicht auch Überstunden in Kauf nimmst, um eine Führungsposition übernehmen zu können.

Die Beispiele, wie und wann deine persönlichen Werte für dich greifen, sind unzählig. Doch du hast sicherlich verstanden, worauf wir hinauswollten und weshalb sie so wichtig in unserem Leben sind.

Persönliche Werte vs. Normen —  Was ist der Unter­schied?

Es kann schnell zum Missverständnis kommen, dass man die Begriffe persönliche Werte und Normen vermischt bzw. gleichsetzt. In vielen Fällen ist eine Vermischung der zwei Wörter auch nicht weiter schlimm: Denn Werte können sich an Normen orientieren bzw. werden persönliche Werte sogar an Normen abgeleitet. Dennoch wollen wir dir kurz den Unterschied erklären.

Normen – wenn wir sie uns einer soziokulturellen Perspektive betrachten – bilden in einer Gesellschaft ein obligatorisches bzw. gefordertes (Einheits-)Maß. Sie bestimmten sozusagen in der Gesellschaft anerkannte Ver­hal­tenser­war­tun­gen und werden häufig mit unaus­ge­spro­che­nen Regeln, Vor­schrif­ten oder mora­li­schen Prin­zi­pien asso­zi­iert. Im Grunde existieren Normen dafür, um ein geregeltes Zusammenleben zu ermöglichen, einfache (gesellschaftliche) Unsicherheiten zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis füreinander zu fördern. Sie beschrei­ben, wie etwas ​„norm-aler­weise“ vonstattengeht und gesell­schaft­lich als rich­tig aner­kannt wird.

Persönliche Werte können sich letztlich an solchen Normen orientieren. Dass man bspw. seine Mitmenschen grüßt, wenn man einen Raum betritt, ist eine Norm. Dass einem hingegen die Wertschätzung und Beachtung seiner Mitmenschen wichtig ist, sind vielmehr persönliche Werte, die sich ggf. durch diese Norm gebildet haben.

Im Grunde werden durch persönliche Werte solch Dinge wie Normen, aber auch andere Lebensbereiche wie Gesundheit, Karriere, persönliches Wachstum, Spiritualität etc. „verzahlt“ und in einen Maßstab gebracht, um die unterschiedlichen Bedeutungen abzugrenzen. Wenn man sich nämlich an der Wissenschaft orientiert, ist ein Wert ein Maßstab.

Daher beschreiben persönliche Werte sozusagen Eigenschaften und Vorstellungen vom Leben, die für jeden Menschen unterschiedlich wichtig sind – mal mehr und mal weniger.

Der eine schreibt gewissen Begriffen wie Selbstverantwortung und persönliche Freiheit einen größeren/wichtigeren Wert zu, als der andere – dem hingegen Leidenschaft und Hilfsbereitschaft wichtiger sind. Es sind alles Begriffe, denen jeder von uns einen anderen persönlichen Wert zuordnet.

Persönliche Werte – ein Weg der Selbstfindung und -erkenntnis

Doch nach so viel Theorie: Weshalb ist es so wichtig seine persönlichen Werte zu kennen? Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht von der Hand zu weisen.

Persönliche Werte steigern deine Integrität und Authentizität

Menschen, die ihre persönlichen Werte ermittelt haben, wissen gewissermaßen, wo sie im Leben stehen, welche Überzeugungen sie vertreten und auch vor anderen verteidigen möchten. Sie können ihren Standpunkt gegenüber anderen verdeutlichen und haben klare Ziele im Leben. 

Durch ihre persönlichen Wertvorstellungen und Überzeugungen machen sie sich für andere Leute „greifbarer“. Sie werden als zuverlässiger wahrgenommen und andere Personen wissen, worauf sie sich im Zweifelsfall bei einem verlassen können. In ihrem Umfeld zählen solche Menschen daher als integer und authentischer.

Menschen, die hingegen ihre persönlichen Werte noch nicht so richtig ermittelt haben bzw. nicht nach ihnen leben, können gegenüber anderen kein klares Bild vermitteln. Sie schlängeln sich sozusagen durch gewisse Situationen und wirken auf andere sprunghaft in ihren Entscheidungen. Andere Personen können diese Menschen verhältnismäßig schwieriger einschätzen.

Persönlichen Werte sind Entscheidungsträger und -helfer

Werte dienen einem Menschen zur Orientierung, um klare Entscheidungen im Sinne ihrer Überzeugungen zu fällen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sie scheuen sich nicht davor für ihre Werte Verantwortung zu übernehmen.

Das eigene Wertebild ist daher eine grundlegende Hilfe, welches man stets in seine Entscheidungen einfließen lässt. Sie bilden sozusagen feste Argumente für oder gegen eine Entscheidung. Selbst wenn man sie vielleicht nicht bewusst in seiner Entscheidungserörterung wahrnimmt, entscheiden wir regelmäßig nach den Werten, die uns im Leben wichtig sind.

Persönlichen Werte lassen dich deine Lebensmotive erkennen

In gewissermaßen besteht eine Verbindung zwischen persönlichen Werten, Selbsterkenntnis und Selbstfindung. Alle dieser Begriffe unterstützen sich gegenseitig und helfen einem Menschen ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

Einfach gesagt: Umso mehr es uns möglich ist nach unseren eigenen Werten zu leben, desto zufriedener können wir sein und können im Grunde zu der Person reifen, die wir im Kern wirklich sind. Denn durch die eigenen Werte ergeben sich für den Menschen klare Motive, die ihn im Leben antreiben. 

Der höhere Mensch sieht nur auf den inneren Wert, der gewöhnliche nur auf das Ansehen.

Übungen, um deine persönlichen Werte zu ermitteln

Doch nun lass uns in die Praxis springen. Wir haben für dich drei Übungen vorbereitet mit denen du deine persönlichen Werte erkennen kannst. 

Bedenke – wie oben bereits einmal aufgeführt – dass sich deine Werte im Laufe des Lebens verändern können. Genauso kann es sein, dass dir manche Werte schneller klar werden als andere. Daher versuche dich regelmäßig an dein Wertebild zu besinnen und reflektiere dich regelmäßig durch Übungen wie die hier folgenden.

Reflexionssätze, um deine persönlichen Werte zu erkennen

Wir möchten uns langsam an das Thema herantasten und uns ein Bewusstsein für unsere persönlichen Werte schaffen. Damit du ein Gefühl entwickelst, wann und wofür deine Werte zuständig sein können, haben wir dir ein paar Reflexionssätze vorformuliert. Sie sollen dir dabei helfen, dass sich deine persönlichen Werte herauskristallisieren.

Wenn du die Reflexionssätze vervollständigst, antworte mit deiner ehrlichen Meinung und mit dem, was dir in den Sinn kommt. Mehrfachantworten sind hierbei logischerweise möglich.

Du musst an erster Stelle gar nicht darauf achten, ob du mit deiner Antwort einen bestimmen Wert ansprichst. Diese kannst du nämlich im Anschluss genauer erörtern, wenn du deine Antworten nochmals durchgehst; also dass du dir überlegst welche Werte sich hinter deinen Antworten „verstecken“.

Beantworte diese Fragen am besten zweimal. Beim ersten Mal gehst du intuitiv über die Liste und schreibst das auf, was dir als Erstes in den Sinn kommt. Danach nimm dir mehr Zeit und denke länger über deine Antwort nach. Dadurch greifen wir einerseits ggf. auf dein Unterbewusstsein (mit der intuitiven Antwort) zurück und einmal auf dein Bewusstsein. 

Mir ist es wichtig,…

Mich ärgert/stört an anderen,…

Ich bin glücklich, wenn…

Ich bin unglücklich, wenn…

An meiner besten Freundin/an meinem besten Freund schätze ich am meisten/wenigsten…

Mein größtes Ziel in meinem Leben ist… und erfordert von mir….

Wenn ich auf … verzichten müsste, würde ich es sehr vermissen.

Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte, dann würde ich… 

Nach meinem Leben, möchten ich, dass sich die Menschen daran erinnern, dass ich …. war/bin.

Verstehe deine Verhalten im Alltag

Wie wir bereits wissen, sind persönliche Werte bewusste und unbewusste (Persönlichkeits-)Merkmale und Lebensmotive, die wir als Mensch innetragen.

Wichtige dabei zu verstehen, ist, dass deine persönlichen Werte kein Zufall sind, sondern deine Entscheidungen. Du wählst – ggf. auch ganz unbewusst – deine persönlichen Werte und fängst an nach ihnen zu leben.

Keine deiner Handlungen, Denkweisen oder Emotionen ergeben sich per Zufall und sind das Ergebnis deiner Wertvorstellungen.

Im Grunde könnte man auch sagen, dass du deine persönlichen Werte gar nicht ermitteln musst, sondern nur, dass du sie dir besser bewusst machen musst. Denn du trägst sie bereits in dir und lebst die meiste Zeit nach ihnen.

Diese Übungen kannst du also im Verlauf deines Tages durchführen; dass du dich bewusst hinterfragst, weshalb du gerade entsprechend gehandelt, gedacht, entschieden oder gefühlt hast. Denn hinter deinen Aktionen haben sich oftmals deine persönlichen Werte bemerkbar gemacht.

Welche persönlichen Werte haben dich zu einer Entscheidung geführt?

Worauf berufen sich deine Glaubenssätze und -muster? 

Wie stehst du zu den Meinungen und Äußerungen deiner Kollegen/Freunden/Familienmitgliedern? Inwiefern kannst du diesen zustimmen bzw. kollidieren sie mit deiner Meinung?

Wann warst du das letzte Mal mit deiner Entscheidung und deinem Handeln unzufrieden? Woran liegt das? 

Wann warst du das letzte Mal mit deinem Handeln sehr zufrieden? Warum?

Weshalb hast du dich in einer entsprechenden Situation gerade so gefühlt oder gedacht?

Hinter deinen Antworten verbürgen sich sicherlich das eine oder andere Mal persönliche Werte, die es du für zu erkennen gilt. Frag dich also ganz bewusst, weshalb du dich so gehandelt hast. Veranschauliche es dir regelmäßig an konkreten Alltagssituationen und -entscheidungen.

Vor allem im Umgang mit anderen Menschen erscheinen uns unterschiedlichste Wertebilder: Interaktionen lassen dich dein Wertebild und mit einem anderen gewissermaßen „vergleichen“. Denn deine Werte treffen auf die deines Gegenübers. Gleichzeitig ergibt sich für dich ein neuer Horizont, mit dem du deine eigenen Werte prüfen oder ggf. erweitern kannst.

Persönliche Werte ermitteln anhand einer Auflistung

Um nun deine persönlichen Werte für dich nachhaltig festzuhalten, kannst du die nachfolgende Übung gerne durchführen, die wir dir besonders an Herz legen möchten.

Das Schöne an dieser Übung ist, dass du deine persönlichen Werte verschriftlichst und gleichzeitig hierarchisch ordnest. Dadurch führst du dir deine Werte einmal bewusst vor Augen und kannst erkennen, welche dir besonders wichtig sind.

Für folgende Übung benötigst du in etwa 15 bis 20 Minuten, einen Stift und ein Blatt Papier. Wichtig ist: Wenn du die Übung ausführst, übernimm nicht einfach nur Begriffe, weil sie für dich gut klingen oder moralisch hoch angesehen sind. Konzentriere dich auf das, was dir im Leben wichtig ist und wähle die Werte aus, die dich im Kern ausmachen.

Schritt 1: Triff eine Vorauswahl deiner persönlichen Werte

Greife nun zuallererst zu deinem DIN-A4-Blatt und Stift. Aus der unterstehenden Tabelle suchst du dir nun deine wichtigsten 12 bis 20 persönliche Werte raus, die dir besonders wichtig sind. Diese schreibst du vorerst willkürlich untereinander auf.

Lass dich gerne von der Liste inspirieren. Ergänze sie jedoch auch gerne mit deinen eigenen Begriffen oder Synonymen, falls du das Gefühl hast, dass in dieser Liste einer deiner persönlichen Werte fehlen sollte.

Liste an persönlichen Werten

Achtsamkeit

Erfolg

Intuition

Respekt

Akzeptanz

Fairness

Kommunikation

Selbstbestimmtheit

Aufgeschlossenheit

Fleiß

Konsequenz

Selbstbewusstsein

Aufrichtigkeit

Flexibilität

Kreativität

Sensibilität

Ausgeglichenheit

Freiheit

Kritikfähigkeit

Sicherheit

Authentizität

Freiheit

Leichtigkeit

Solidarität

Beliebtheit

Freundlichkeit

Leidenschaft

Sorgfalt

Bescheidenheit

Geduld

Liebe

Sparsamkeit

Bodenständigkeit

Gelassenheit

Loyalität

Spiritualität

Dankbarkeit

Gemeinschaftsgefühl

Mitgefühl

Spontanität

Demut

Genauigkeit

Mut

Toleranz

Disziplin

Gerechtigkeit

Nachhaltigkeit

Tradition

Effizienz

Gesundheit

Neugier

Transparenz

Ehrgeiz

Glaubwürdigkeit

Offenheit

Treue

Ehrlichkeit

Gleichheit

Optimismus

Verantwortung

Eigenständigkeit

Großzügigkeit

Ordnung

Verlässlichkeit

Empathie

Harmonie

Organisation

Vertrauen

Engagement

Herzlichkeit

Perfektion

Wohlstand

Entschlossenheit

Hilfsbereitschaft

Pünktlichkeit

Zugehörigkeit

Entwicklung

Integrität

Rationalität

Zuverlässigkeit

Deine Liste könnte dann fürs Erste wie dieses Beispiel aussehen:

Persönliche Werte ermitteln anhand einer Auflistungsübung - Beispiel Teil 1

Schritt 2: Vergleiche deine persönlichen Werte miteinander

Dieser Schritt wird dich nun etwas mehr Zeit kosten, da du jeden Wert gegen jeden anderen abwägst. Dabei gehst du deine Liste von oben nach unten durch.

Starte beim ersten Wert auf deiner Liste. Ist er dir wichtiger, als der zweite auf deiner Liste? Wenn ja, machst du einen Strich beim ersten Wert. Wenn der zweite Wert dir wichtiger ist, machst du dort einen Strich. Danach vergleichst du den ersten Wert mit dem dritten Wert. Dies wiederholst du bis du deinen ersten Wert gegen jeden anderen verglichen hast.

Nun startest du bei deinem zweiten Wert. Mit dem ersten Wert musst du ihn nicht mehr vergleichen, da du dies bereits in der ersten Runde getan hast. Du vergleichst ihn also nun mit dem dritten Wert. Dann mit dem vierten und so weiter.

So stellst du jeden deiner persönlichen Werte in deiner Liste den anderen gegenüber. Du vergleichst sie und erhältst so eine Sortierung nach eigener Wichtigkeit.

Am Ende der Übung könnte dein Blatt bspw. wie folgt aussehen:

Persönliche Werte ermitteln anhand einer Auflistungsübung - Beispiel Teil 2

Zu guter Letzt kannst du nun die Top 5 deiner persönlichen Werte  untereinanderschreiben. Sollte es ggf. zu einer Pattsituation kommen, könnest du die Werte mit gleicher Punktanzahl nochmals gegenüberstellen und vergleichen. Aus dem obigen Ergebnis würde sich bspw. die folgende Rangfolge ergeben:

Persönliche Werte ermitteln anhand einer Auflistungsübung - Beispiel finales Ergebnis

Wenn du dir nun deine Liste so ansiehst, bist du mit deinem Ergebnis zufrieden? Lies dir gerne nochmal deine Werte durch und überlege dir, ob du nicht vielleicht doch noch einer deiner persönlichen Werte tauschen willst.

Das Gute an dieser Übung ist, dass du sie beliebig oft wiederholen kannst und ganz einfach auf bestimmte Lebensbereiche implizieren kannst. Beim ersten Mal hast du sicherlich ganz grundlegend über deine persönlichen Werte nachgedacht, die dich als Mensch ausmachen. 

Doch du kannst diese Übung auch nochmal in deinem beruflichen Kontext wiederholen und schauen, was dir in deinem Arbeitsleben wichtig ist. Genauso kannst du diese Übungen mit deinem Partner machen und ihr schaut euch gemeinsam eure wichtigsten Werte für die Beziehung an.

Diese Technik verhilft dir grundlegend zu mehr Achtsamkeit in deinem Leben. Eine Reflexionsübung wie diese kann dir weiterhelfen dich besser kennenzulernen. Wenn du deine persönlichen Werte ermittelt hast, kannst du diese besser vertreten und in dein Umfeld tragen.

Was war deine Top 5 und was leitest du aus dem Ergebnis dieser Übung für dich ab? Wir sind gespannt, was du uns erzählen wirst.

Die Schönheit vom Leben im Hier und Jetzt

Das Leben im Hier und Jetzt beschrieben mit einer Vielzahl von Heißluftballons

Das Leben im Hier und Jetzt ist leichter gesagt, als getan. Denn kennst du es nicht auch? Wir legen uns schlafen und haben bereits einmal den ganzen nächsten Tag gedanklich durchgespielt. Oder wir schwelgen in unseren Erinnerungen und zermartern uns den Kopf über bereits Vergangenes.

Wir knüpfen unser Glück an die Zukunft, machen uns Sorgen, was morgen wohl sein mag und erleben regelmäßig unsere Vergangenheit erneut. Doch wir leben nun mal genau „zwischen diesen Zeiten“ – im Hier und Jetzt.

Sind wir zu sehr in den falschen Zeiten gefangen, bürgt es in gewissermaßen das Risiko, die schönen Momente der Gegenwart zu verpassen – und soweit wollen wir es nicht kommen lassen.

Dafür haben wir in diesem Artikel fünf Inspirationen vorbereitet, damit du es schaffst – trotz der Sprünge zwischen den Zeiten – das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen genießen zu können. Doch zuvor müssen wir uns nochmal der zwei anderen Zeitformen widmen:

Inhaltsverzeichnis

Das Leben im Hier und Jetzt – und der Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Gegenwart ist die einzige Zeit, auf die wir als Mensch einen Einfluss haben und bewusst erleben können. Dennoch sind wir ein Konstrukt aus unserer Vergangenheit und Zukunft. Beide Zeitformen beeinflussen maßgeblich unsere Gegenwart – und das mehr als du denkst. 

Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – alle drei Zeitformen zusammen – bilden für uns das Fundament, wie wir das tägliche Leben im Hier und Jetzt für uns bestimmen und erleben.

Die Zukunft beunruhigt uns – die Vergangenheit hält uns fest. Deshalb vergeht uns die Gegenwart.

Gustave Flaubert (1821-1880), französischer Schriftsteller

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Der Einfluss der Vergangenheit auf das Leben im Hier und Jetzt

Jeder von uns kennt es, wenn man mal wieder mal in seine Erinnerungen abschweift und vergangenen Momente erneut erlebt.

In schöne Erinnerungen versetzt sich man gerne zurück, durchlebt die Bilder und Gefühle nochmal und erfreut sich an diesen Momenten. Doch genauso gibt es sicherlich auch unschönere Situationen, die einen in negative Emotionen versetzt haben und es ggf. auch heute noch weiterhin tun. Man überlegt, ob man sich richtig verhalten hat oder man vielleicht doch besser hätte handeln können.

Dieses Verhalten ist ganz normal. Es ist allerdings wichtig, dass man nicht zu sehr an seiner Vergangenheit festhält, um „den Moment zu verpassen“. Die Vergangenheit ist geschehen – auch wenn sie nach wie vor ihren Einfluss auf das Leben im Hier und Jetzt besitzt.

Diesen Einfluss kann man bspw. an unseren Glaubenssätzen erkennen. Denn in der Vergangenheit liegt der Ursprung all unserer Glaubenssätze, die unser tägliches Leben stark beeinflussen. Sie sind es, die bestimmen mit welchen Augen wir die Welt betrachten.

All unsere Erfahrungen machen sich auf die eine oder andere Weise bemerkbar – sei es dadurch, wie wir in einer bestimmten Situation denken, fühlen oder handeln. Sie beeinflussen weitestgehend unsere Gegenwart und Zukunft, da jeder von uns regelmäßig solche Erfahrungswerte in sein tägliches Leben mit einfließen lässt.

Die Vergangenheit ist noch nicht tot. In der Tat, sie ist noch nicht einmal vergangen.

William Faulkner (1897-1962), US-amerikanischer Schriftsteller

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Der Einfluss der Zukunft auf das Leben im Hier und Jetzt

Sei ehrlich, kennst du es nicht auch? Vor dem Schlafen gehen, denkst du an den nächsten Tag und hast ihn gedanklich schon einmal durchlebt. Du denkst an deine täglichen Aufgaben und Verpflichtungen. Mit dem Aufstehen bist du gedanklich bereits bei der Arbeit. Während der Arbeit denkst du an den Feierabend. Und im Feierabend denkst du schon wieder an den nächsten Tag.

Diese Gedankenschleife reflektiert dabei nur die kurzfristige bzw. unmittelbare Zukunft und umfasst dabei noch nicht mal die langfristige Zukunft mit ihren verbundenen Lebenszielen, -träumen und Wunschvorstellungen. Wie oft wägen wir die Zukunft in unserer Gegenwart mit ab – in unserem Leben im Hier und Jetzt? Vermutlich zu oft. Die Gründe dafür sind offensichtlich:

Im Kindesalter wird einem diese Denkweise an die Hand gelegt: Es benötigt gute Noten, um auf eine gute weiterführende Schule zu kommen. Dann wiederum benötigt es einen guten Schulabschluss, um eine gute Ausbildung zu erlangen, einwandfreie Praktika und weitere hervorragende Arbeitserfahrungen, um den nächsten Karriereschritt zu machen. 

Es wird uns so beigebracht, dass wir den Fokus bei unseren Entscheidungen stets in die Zukunft und ggf. weniger in die Gegenwart legen sollten. Es sind klassische „Wenn…dann…“-Formulierungen und -Gedanken, die unser Leben im Hier und Jetzt stark beeinflussen. Dadurch werden gewisse Erwartungen an die Zukunft geknüpft. Mit jeder noch so kleinen Entscheidung möchten wir unsere Zukunft behüten, uns keine Steine in den Weg legen und versuchen uns immer das zukünftige Optimum zu bewahren.

Doch hält man an dieser Erwartungshaltung für seine Zukunft zu sehr fest, kann sie einen im Hier und Jetzt quasi limitieren, indem man sich selbst dem einen oder anderen Glücksmoment verwehrt. Man lebt in und für die Zukunft – und nicht in der Gegenwart.

Denn das Leben im Hier und Jetzt umschließt, das bewusste Genießen und Erleben seiner (Glücks-)Momente. Als Türöffner, um dies besser für sich zu verstehen, kann uns bspw. die hedonistische Glücksmaxime helfen.

Der Hedonismus als Türöffner für das Leben im Hier und Jetzt

In unserem Beitrag „Was ist Glück für uns Menschen?“ haben wir uns mitunter der altertümlichen Glücksmaxime des Hedonismus gewidmet, deren Ursprung man in der Antike Griechenlands wiederfindet.

Der Hedonismus kann gewissermaßen als Leitsatz für das Leben im Hier und Jetzt fungieren. Kurz gefasst, beschreibt diese Glückstheorie das bewusste Erleben angenehmer Glückszustände im Augenblick, die durch positive Empfindungen und Erlebnisse hervorgerufen werden. 

Es beschreibt das bewusste Ausleben der Momente des Genusses, der Freude und Lust, in denen einen Mensch sich glücklich fühlen kann – ganz unabhängig davon, ob er sich diesen Moment selber kreiert hat oder dieser ihn womöglich ganz zufällig im Leben begegnet.

Wir können uns diese Grundprinzipien des Hedonismus wunderbar dafür heranziehen und den „Glücksgedanken“ dieser Maxime ausweiten, um uns eine Wunschvorstellung für ein gelungenes Leben im Hier und Jetzt herzuleiten:

Das Leben im Hier und Jetzt sollte sich dadurch auszeichnen, dass es uns ermöglicht wird die Gegenwart – in ihrer Schönheit – bewusst (aus)leben zu können; salopp gesagt: Den Moment genießen zu können. Dieser allumfassende Gedanke, der zurzeit bisher nur sehr grob umrissen ist, erfordert gewisse Anforderungen und Begriffe, die im weiteren Verlauf immer wieder ihre Anwendung finden werden: Dankbarkeit, Achtsamkeit, Selbstliebe und das Schaffen eines besseren Bewusstseins für den Moment.   

Dafür folgen nun hilfreiche Inspirationen, die es uns ermöglichen sollen, das Leben im Hier und Jetzt besser auskosten zu dürfen.

5 Inspirationen um das Leben im Hier und Jetzt für sich genießen zu können

Lass dich ein wenig von unseren Worten inspirieren. Vielleicht kannst du den einen anderen schönen Gedanken für dich herausziehen, um wieder mehr im Moment anzukommen.

Das Leben mal wieder aus den Kinderaugen sehen

Gerade, um sich nochmal auf die Anfänge des Textes zu beziehen: Auch wenn wir „nur“ im Moment leben, so beeinflusst uns dennoch unsere Vergangenheit und Zukunft – zumindest als Erwachsener.

Mit dem Älterwerden werden wir uns nun mal auch der Konsequenzen unserer Entscheidungen bewusster und lassen dies verstärkt in unser Tun mit einfließen. Diesen weitgehenden Horizont besitzen Kinder noch nicht. Sie leben vorrangig im Moment, im Hier und Jetzt. Sie sind sich dem Ausmaß ihrer Taten noch nicht so sehr bewusst, wie es ein Erwachsener ist.

Sie schauen noch mit einer kindlichen „Naivität“ und Leichtigkeit auf die Welt. Ab und zu sollten wir uns nochmal diese Verhaltensweise von der jüngeren Generation abschauen. Denn auch wir Erwachsenen können etwas von Kindern lernen und diese Leichtigkeit verspüren, die wir früher allesamt besaßen.

Um dir das bewusst zu machen, haben wir hier ein Video für dich. Schau es dir bitte gerne an und sag uns, dass dir das Gespräch zwischen dem Jungen und dem älteren Herren kein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat. Du siehst, wie sich der ältere Herr auf die Ebene des siebenjährigen Jungen begibt, sein Leben nochmals anders reflektiert und betrachtet, als er es unter Erwachsenen tun würde – ein Gespräch zwischen den beiden, das einen zum Nachdenken anregt:

https://www.youtube.com/watch?v=BqSxjmvXzzY

Manchmal sind es schon die Kleinigkeiten

Jeder hat den Satz schon unzählige Male selbst gesagt und gehört: „Es sind die kleinen Dinge im Leben…“. In dieselbe Richtung verweist auch der Spruch „Der Teufel liegt im Detail“ – jedoch vermutlich mehr im beruflichen Kontext, in organisatorischen Dingen oder Projekten. Irgendwas muss an diesen Sätzen doch dran sein?

Es sind meist die Kleinigkeiten, die uns den Tag versüßen, uns ein Lächeln auf die Lippen zaubern und uns ein kleines Bisschen glücklicher stimmen – und seien es dabei auch nur ganz kurze, schon fast periphere Momente im Alltag: ein Lächeln oder Kompliment einer anderen Person, der Genuss einer köstlichen Mahlzeit, ein Gefallen, der erwiderte wurde, das Spüren einer warmen Sommerbrise, ein herzliches Lachen oder der Lieblingssong, der zufällig im Radio gespielt wird.

Solche Kleinigkeiten hält uns das Leben immer wieder aufs Neue bereit und fordert dafür kein Zutun von uns selbst. Es beschenkt uns mit solchen Momenten und erinnert uns daran im Hier und Jetzt zu leben und zu sein.

Uns passiert an einem normalen Tag so viel Gutes – meist ohne es zu merken bzw. dem Bewusstsein dafür. Doch dabei sind es genau diese Momente, die uns daran erinnern können, dass wir weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft sind, sondern genau hier – zu diesem Zeitpunkt.

Ganz im Sinne des Hedonismus: Genieße diese Momente, um dich daran zu erinnern, dass du genau im Hier und Jetzt lebst und bist. Jeden Tag aufs Neue finden wir solche Momente und kleine Details, die uns im Leben ein kleines Stückchen glücklicher stimmen.

Hundert kleine Freuden sind tausendmal mehr wert als eine große.

Johannes Kepler (1571-1630), deutscher Astronom, Physiker und Naturphilosoph

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Wie groß sind deine Probleme wirklich?

Wir besitzen ein unglaublich wertvolles Privileg in der heutigen, westlichen und modernen Welt zu leben. Dem Großteil der unserer Gesellschaft ist es möglich ihre menschlichen Grundbedürfnisse im Handumdrehen zu stillen und zu befriedigen.

Viele von uns genießen solche Privilegien. Allein solche „Eckpfeiler“, dass einem gesundheitlich gutgeht, man sich mit keinem knurrenden Magen schlafen legen muss, finanziell abgesichert ist, eine erfüllende Beziehung führt oder einen gefestigten Freundes- und Familienkreis besitzt, können uns das eigene Glück immer wieder vor Augen führen. Wenn man sich dies regelmäßig bewusst macht, werden viele andere Probleme, die man aus seiner subjektiven Perspektive als so gewaltig ansieht, direkt viel kleiner.

Zukunftsängste hin oder her. Natürlich beschäftigten auch mich diese Dinge, doch grundlegend kann ich guten Gewissens sagen: „Mir geht es in diesem Moment gut“. 

Überstunden, das nächste große Projekt bei der Arbeit, eine Zugverspätung, weshalb man eine Verabredung nicht rechtzeitig wahrnimmt, andere Verpflichtungen und Termine – wie groß sind diese Sorgen wirklich? Frag dich in solchen Momenten eines: Inwiefern werden diese Probleme langfristige Folgen auf mein Leben haben oder sind es vielleicht doch eher Momentaufnahmen, die es zu bewältigen gilt? Inwiefern werden diese Ereignisse meine Zukunft langfristig „erschüttern“, weshalb ich mir in meinem Leben im Hier und Jetzt großartige Sorgen machen müsste?

Diese subjektiven Empfindungen des Katastrophierens kennt sicherlich jeder. Man macht sich gut und gerne manchmal mehr Stress, als eigentlich vorgesehen.

Deshalb tut es uns ab und zu mal gut in eine „Vogelperspektive“ zu wechseln; Dankbarkeit für die Privilegien und all das Gute zu verspüren, die wir im Leben erhalten haben, dass es einem im Grunde gutgeht und gewisse Probleme größer wirken, als sie im Nachgang wirklich sind.

Solche Gedanken helfen uns den Fokus von der Zukunft auf die Gegenwart zu legen, um wieder mehr im Hier und Jetzt zu leben und anzukommen.

Mehr Bewusstsein und Achtsamkeit schaffen für das Hier und Jetzt

Kannst du dich daran entsinnen, wann du das letzte Mal wirklich für einen kurzen Moment innegehalten hast und alle äußeren und inneren Umstände auf dich wirken lassen hast? Dass du den Zeitpunkt ganz bewusst für dich wahrgenommen hast?

Ein Leben im Hier und Jetzt bedeutet sich dieses Bewusstsein zu schaffen und all die Eindrücke, die auf einen Menschen wirken, in ihrem Sein wahrzunehmen – ohne dass, man daran zwanghaft etwas verändern muss. Vergiss für einen kurzen Moment, was gerade eben noch war oder bald sein wird und sei einfach nur präsent – im Jetzt.

Um für dich im Hier und Jetzt anzukommen, mache dir diesen Moment bewusst und beantworte dir nachfolgende Fragen. Nimm dabei deine Empfindungen wahr und schließe möglichst viele Sinne mit ein: was du aktiv siehst, riechst, hörst, fühlst und auch gerade im Moment denkst. Mach dich von allen anderen Dingen frei – selbst wenn es nur ein paar Minuten sind.

  • Was passiert genau jetzt? Schau dich um und beobachte dein Umfeld. Was siehst, hörst oder riechst du? Die Wolken, die gerade vorbeiziehen, wenn du aus dem Fenster schaust, vielleicht auch ein angenehmer Geruch deines Umfelds oder du nimmst einem Gespräch der Menschen wahr, die sich mit dir in einem Raum befinden. Wir entspannen uns automatisch, wenn wir mal auf einen Augenblick ganz bewusst achten, was wir sehen, spüren und wahrnehmen.
  • Wie geht dir gerade? Wir fragen zwar unsere Mitmenschen, aber nur in den seltensten Fällen uns selbst. Also: Wie steht um dein eigenes Wohlbefinden? Welche Emotionen und Energien verspürst du in dir? Fühlst du dich gerade gelassen, bei dir selbst angekommen, vielleicht aber auch aufgeregt oder gestresst? Versuche diese Energien zu umschreiben und zu betiteln.
  • Was sagt dir dein Körper? Ein sogenannter Bodyscan ist eine typische Methode für den Anfang vieler Meditationsübungen. Dabei spürst du ganz bewusst deinen Körper und scannst deine verschiedenen Körperpartien von oben nach unten ab. Welche Berührungspunkte hat dein Körper gerade zu deiner Umwelt? Sitzt, stehst oder liegst du gerade? Welche Körperteile haben gerade einen Kontaktpunkt zu der „Welt“? Ist dir warm oder kalt? Welche Energien kannst du gerade in deinem Körper wahrnehmen?

Sei für diese Übung einfach nur bei dir und nirgendwo anders. Verbinde dich mit deiner Umwelt und genau mit diesem Zeitpunkt, ohne dass es gerade dein Zutun benötigt. Lasse die Eindrücke auf dich wirken und gewähre es dir selbst, dass du im Hier und Jetzt ankommen darfst.

Das Leben ist lang – und dafür da, um es zu genießen

Wir leben. Du und ich – wir haben dieses Leben erhalten, sind Bewohner dieses Planeten, durften das Licht der Erde erblicken und ein Großteil von uns dürfen dieses Privileg 60 bis 90 Jahre auskosten.

Irgendwann – so unangenehm dieses Thema auch sein mag – verlieren wir dieses Privileg und übergeben unseren Platz an jemand anderes. Das Leben ist endlich. Wir sind endlich. Und das Einzige, auf das wir immer einen Einfluss haben werden, ist das Leben im Hier und Jetzt.

Jeder von uns lebt genau zu diesem einen Zeitpunkt. Also was hilft es uns zu wissen, was einmal war oder vielen Jahren sein wird? Weshalb also die Zukunftsängste oder das dauerhafte Zuarbeiten auf unsere Zukunft? Sind es all die Sorgen wert, in anderen Zeitformen zu leben, um die Gegenwart zu verpassen?

Das Leben ist kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon. Wir müssen nicht 24/7 durch unseren Alltag hetzen, stetig das Gefühl haben, performen zu müssen und perfekt zu sein. Der Weg ist das Ziel, den jeder von uns auf eine ganz natürliche Art und Weise erfahren wird.

Das Leben ist dafür da, um jeden weiteren Tag neue Erfahrungen und Erinnerungen sammeln zu dürfen – und das passiert weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft.

Deshalb möchten wir dich bitten ein wenig den Fuß vom Gaspedal des Lebens zu nehmen – selbst wenn auch nur ab und zu mal sein wird. Denn wir haben noch so viele Jahre auf diesem Planeten. 

Nicht jedes unserer Lebensziele muss noch bis morgen erreicht werden. Denn dafür bleibt uns allen noch genug Zeit. Lass uns nicht die Schönheit des Momentes verwehren, nur weil wir uns unser großes Glück in der Zukunft erhoffen.

Selbst wenn noch nicht alles ist, wie man es sich wünscht, heißt es trotzdem nicht, dass wir nicht glücklich sein können – mit dem, was wir sind, was wir haben und im Hier und Jetzt erleben dürfen.

Wir möchten dich noch ein letztes Mal an den anfangs erwähnten Hedonismus erinnern: Erfreue dich am Augenblick, erlebe ganz bewusst deine Erfahrungen des Genusses, der Freude und Lust. Sei achtsam und dankbar für all die schönen Dinge, die dir tagtäglich in einer Vielzahl passieren.

Das einzige, was uns daran hindern könnte, sind wir selbst. Wenn wir es uns selber verwehren, richtig hinzuschauen und in einer anderen Zeit leben.

Also: Genieße den Moment. Komm an. Komm an in deinem Leben im Hier und Jetzt.

Was ist Glück für uns Menschen?

Was ist Glück - eine Definition - beschrieben durch ein vierblättriges Kleeblatt

Das Streben nach Glück, sowie die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ ist eine uralte Sehnsucht des Menschen. Seit Anbeginn der Zeit suchten die großen Dichter, Denker und Philosophen nach einer Definition für das Glück – mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Auch heute noch steht diese Frage für manch einen im Raum und selbst in der Wissenschaft oder Psychologie wurde keine einheitliche Definition des Glücks gefunden. Doch dies muss es auch nicht.

Denn Glück liegt sozusagen im Auge des Betrachters und ist eine ganz persönliche und subjektive Wahrnehmung unterschiedlicher Emotionen und Umständen, die jeder für sich selbst definieren muss.

Der folgende Beitrag taucht tief ein in das allumfassende Thema Glück und DailyMentor bemüht sich um eine Definition dieses großen Begriffes. Dabei schauen wir uns gemeinsam Glücksmaximen an, die bereits seit der Antike bestehen und noch heute das Fundament moderner Glücksdefinitionen mitbestimmen. Zudem widmen wir uns dem Thema aus unterschiedlichen psychologischen und philosophischen Perspektiven.

Das Ziel dieses Beitrags ist es dir unterschiedlichste Perspektiven und Inspirationen über den Begriff des Glücks zu schaffen, die dich wiederum in deiner eigenen Meinungsbildung und persönlichen Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ unterstützen sollen. 

Eine für dich allumfassende Beantwortung dieser Frage findest du weder hier, noch woanders. Doch der Beitrag wird dir helfen, dass du Glück für dich – und ausschließlich für dich – beantworten kannst. Also lehn’ dich zurück, nimm die nötige Zeit zum Lesen, lass dich inspirieren und einladen über die nachfolgenden Dinge nachzudenken.

Inhaltsverzeichnis

Eine allgemeine Definition: Was ist Glück?

Würde man 100 Leuten die Frage stellen „Was ist Glück?“, so würde man sicherlich viele verschiedene Antworten erhalten. Obgleich die Antwort lautet: eine genussvolle Mahlzeit, gemeinsame Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen, ein Buch zu lesen oder es doch größere Begriffe umschließt wie erfolgreich, sorglos oder gesund zu sein. Jede dieser Antworten sind gleichermaßen richtig. Denn jeder Mensch hat eine andere Vorstellung, was Glück bedeutet.

Was Glück ist, liegt einzig und allein in der subjektiven Beurteilung eines Menschen und in seiner eigenen Auffassung. Denn Glück folgt keinem Bewertungsmaßstab, was selbst die Wissenschaft gewissermaßen zugeben musste.

Denn sogar in der Wissenschaft herrscht keine einheitliche Meinung vor, was Glück ist oder genau bedeutet. Erklären lässt sich es daran, dass das Gefühl des Glücklichseins selten allein kommt bzw. durch zahlreiche andere Gefühlslagen entsteht, die manchmal sogar als Synonyme für Glück verwendet werden: Zufriedenheit, Freude, Sorglosigkeit, Ausgeglichenheit, Wohlbefinden, o.Ä. – es sind alles Beschreibungen, die einen Mensch sein Glück fühlen lassen können.

Was in einem Menschen Glück auslöst, kann ganz unterschiedlich sein: Sei es durch das Schaffen besserer äußerer Umstände, die die eigenen Lebensqualitäten verbessern, durch einfache Aktivitäten (wie dem Nachgehen seiner eigenen Interessen, dem Ausüben der eigenen Berufung, allgemeine Tätigkeiten, die einen erfreuen etc.) oder sogar durch andere Personen und Situationen für die man selbst nicht verantwortlich war und „glücklich gemacht wurde“.

Letzteres beschreibt das sogenannte Zufallsglück. Wie es der Name bereits verrät, ist es eine Form, des Glücks, welches sich von einem selbst nicht beeinflussen lässt. Ganz plötzlich und zufällig schenkt manchmal das Leben solche unerwarteten Glücksmomenten. Es können ganz kleine – fast schon kaum bemerkbare – Momente sein, wie bspw. dass man einen guten Freund auf der Straße begegnet, einen Geruch aus seiner Kindheit wahrnimmt, der einen an nostalgische Erinnerungen besinnt oder das Wahrnehmen einer lauwarmen Sommerbrise. Wie es einst Heinrich Heine über das Zufallsglück dichtete: „Es küsst dich rasch und flattert fort.“

Ganz unabhängig davon wie sich das Glück für einen Mensch einstellt, eines ist stets gegeben: Glück ist ein Status der Freude oder des Wohlbefindens – ein Zustand, in dem sich ein Mensch zufrieden fühlt, selbst wenn es manchmal auch nur temporär sein mag.

Glück definiert im Sinne der Eudaimonie und des Hedonismus

Wie wir bereits verstanden haben, ist Glück für jeden etwas anderes. Dennoch gibt es zwei zentralen Ethiken an Glücksmaximen, die gewissermaßen das „Fundament der Glücksdefinition“ bilden: Eudaimonie und Hedonismus.

Beide dieser Philosophien haben ihren Ursprung in der Antike Griechenlands und seitdem nutzten sie viele bedeutende Philosophen, um das Glück zu definieren. Eudaimonie und Hedonismus sind keinesfalls Gegenpole des Glücks. Vielmehr sind es zwei unterschiedliche Sichtweisen, die versuchen dem Menschen zu erklären, wie man sein Leben auszurichten habe, um sein persönliches Glück zu finden.

In der heutigen Moderne sind diese Glückskonzepte weniger starr verankert und präsent. Sie finden heutzutage meist in abgewandelter Form und/oder im Zusammenspiel miteinander statt, sodass diese Maximen modernisiert interpretiert werden können. Nichtsdestotrotz sollte man die zwei ursprünglichen und klassischen Formen gehört haben. Denn sie bilden seit der Antike den Ursprung vieler bewährter Definitionen des Glücks und helfen uns nach wie vor bei der individuellen Beantwortung der Frage, was Glück für einen bedeutet.

Eudaimonie und Hedonismus sind zentrale Begriffe für das Glück und können im Fortlauf des Textes regelmäßig von dir wiedererkannt werden. Versuche sie deshalb für dich zu verstehen. Somit wird es dir leichter fallen den weiteren Text nachzuvollziehen und du bildest dir zugleich ein stabiles Grundgerüst für deine persönliche Glücksdefinition. 

Eudaimonie: Die Glücksfindung in der Tugendhaftigkeit und im Tätigsein

Eudaimonie (übersetzt „mit einem guten Daimon verbunden“) bezeichnet eine Lebensführung, die es von dem Menschen verlangt seinen „guten Geist“ auszuleben. Das eudaimonische Glückeserleben wird oftmals auch als Werteglück bezeichnet, da diese Glücksform sich an vielen anerkannten Tugenden ausrichtet. 

Im Mittelpunkt des eudämonistischen Ansatzes steht es, das Leben auf eine erfüllende und tugendhafte Weise zu leben und tätig zu sein, indem man seine eigenen Stärken und Interessen verwirklicht. Demnach ist das Glück nicht etwa ein Endprodukt seiner Tätigkeiten. Vielmehr ist es der Prozess des „Tätigseins“ selbst, was den Menschen glücklich macht.

Das Leben nach eudaimonischen Vorstellungen umfasst also tugend- und gewissenhaftes Handeln – im Sinne der eigenen Person und Teil der Gesellschaft, die für Menschen mit gewissen Normen einhergehen. 

Die Eudaimonie ist ein objektives Konzept, in dem man mehr gute als schlechte Taten vollbringen sollte. Diese Ansicht umschließt unterschiedlichste Tätigkeiten wie sich zu engagieren, anderen zu helfen, seine eigenen Ziele trotz Hindernissen zu verfolgen oder sich für Dinge im Leben einzusetzen, die einem am Herzen liegen. Es impliziert das Suchen und Streben nach dem objektiv Guten und Richtigen.

Ein inspirierender Aufschluss der eudaimonische Ethik ist, dass der Mensch nicht etwa leer ist und von seiner Umwelt geformt wird. Vielmehr trägt jeder Mensch seine Inhalte und Stärken in sich, die es einzig allein zu enthüllen und zu fördern gilt. Passend dazu ein Zitat des Philosophen Seneca, der später erneut aufgegriffen wird und Glück auch anhand der Eudaimonie erklärte:

Den Charakter kann man auch aus den kleinsten Handlungen erkennen.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.- 65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker

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Hedonismus: Glücksfindung durch Lustmaximierung

Der Hedonismus, als dessen Begründer Aristippos von Kyrene zählt, beschreibt die Maxime, dass Glück und Wohlbefinden dadurch erreicht wird, wenn die Summe aller positiven Empfindungen größer ist als die der negativen.

In der hedonistischen Philosophie ist das Streben nach Glück eine Lebenseinstellung und beschreibt angenehme Glückszustände im Augenblick, die durch das Erleben positiver Empfindungen (Leidenschaft, Zufriedenheit, Sex, freudige Aktivitäten, Genuss o.Ä.) und gleichzeitig durch die Vermeidung von Unlust, Schmerz oder Leid entstehen. Glück wird also dadurch erreicht, dass ein Mensch eine positive Lustbilanz besitzt.

Demnach ist Hedonismus eine Lebenseinstellung, in der der Mensch die erfüllte Lustmaximierung anstrebt, was manchmal im alltagssprachlichen Gebrauch mit einer egoistischen Lebenseinstellung verstanden wird. 

Doch tatsächlich beschreibt der „psychologische Hedonismus“ das Streben eines Menschen nach Lust und Freude – in der Modernen wird oftmals dies mit dem Führen eines guten Lebens beschrieben, sodass man das Aus- und Erleben des individuellen Guten als den Hauptbestandteil dieser Werttheorie versteht.

Die moderne Interpretation von Eudaimonie und Hedonismus

Als Kernaussage dieser zwei Philosophien und für eine Interpretation in die Moderne lässt sich festhalten, dass Glück unterschiedlichste Ursprünge haben kann.

Glück lässt sich… 

  • einerseits in seinen eigenen Taten finden: durch eine gewissenhafte Lebensweise, dem Streben und Erreichen seiner Ziele, Interessen und Visionen, sowie dem Ausleben und Entfalten seiner Persönlichkeit und den damit verbundenen persönlichen Stärken (Eudaimonie)
  • als auch durch Momente des Genusses, der Freude und Lust, in denen einen Mensch sich glücklich fühlen kann – ganz unabhängig davon, ob er sich diesen Moment selber kreiert hat oder dieser ihn womöglich ganz zufällig im Leben begegnet (Hedonismus)

Sowohl in der Eudaimonie, als auch im Hedonismus muss Glück keinem Maßstab folgen. Es ist nach wie vor eine subjektive Wahrnehmung und bereits kleine Tätigkeiten oder periphere Genussmomente können einen Menschen glücklich fühlen lassen.

Übung für zwischendurch:

Wie verstehst du Eudaimonie und Hedonismus für dich? Wie würdest du diese antiken Philosophien verstehen und in die heutige Neuzeit übersetzen, nachdem du nun diese Erklärung gelesen hast? Was ist Glück für dich – sowohl aus dem eudaimonischen, als auch aus dem hedonistischen Ansatz? In welchen Augenblicken und Lebensumständen kannst du diese Maximen für dich wiederfinden?

Was ist Glück in der Psychologie?

Auch in der Psychologie und einigen Modellerklärungen lassen sich die oben beschriebenen Maximen wiederfinden. Im psychologischen Kontext wird Glück meist als ein persönliches Wohlbefinden beschrieben, welches vor allem durch das Empfinden von Emotionen wie Harmonie, Euphorie oder Freude erklärt wird.

Im Folgenden werden dir drei interessante und inspirierende Sichtweise dreier US-amerikanischer Psychologen präsentiert, die sich mit der Glücksdefinition beschäftigen. Ihre Ergebnisse über persönliches Wohlbefinden können dir womöglich für die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ weiterhelfen:

Das subjektive Wohlbefinden nach Ed Diener

Der US-amerikanische Glücksforscher und Psychologe Ed Diener hat in seinem Konzept „The Science of Well-Being“ das subjektive Wohlbefinden aufgegriffen. Diener definiert  in seiner Arbeit Glück als ein subjektives Wohlbefinden, welches sich in zwei Komponenten unterteilt:

  • dem affektiven Wohlbefinden
  • dem kognitiven Wohlbefinden

Diener erklärt beide Komponenten als individuelle Empfindungen eines Menschen, die mit keinem objektiven Bewertungsmaßstab gemessen werden können: Was der eine als Glück bezeichnet, kann ein anderer wiederum nicht als Glück verstehen.

Das affektive Wohlbefinden ist nach Diener eine emotionale Komponente und das Verhältnis von positiven und negativen Emotionen. Glück – im Sinne des affektiven Wohlbefindens – ist das Vorhandensein positiver Emotionen/Stimmungen und der Abwesenheit negativer Emotionen/Stimmungen (eine Theorie im Sinne des hedonistischen Gedanken).

Dabei sind die positiven und negativen Emotionen als getrennte Dimensionen bzw. Lager zu betrachten, die etwa nicht als zwei Endpole auf einer Dimension bilden. Es bedeutet, dass diese zwei Lager an Emotionen koexistieren und unabhängig voneinander auf das Wohlbefinden eines Menschen wirken.

Das kognitive Wohlbefinden ist hingegen eine rationale Komponente des Glücks und bezeichnet die persönliche Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen. Trotz einem präsenten Unwohlsein, wie bspw. durch Überstunden bei der Arbeit, Prüfungsstress o.Ä. (schlechteres affektives Wohlbefinden) kann sich ein Mensch Glück fühlen, da er mit seinen äußeren Lebensumständen (Gesundheit, soziales Umfeld, Liebe, finanzielle Sicherheit o.Ä.), sprich mit seinem kognitiven Wohlbefinden, zufrieden ist.

Das eigene Wohlbefinden und Glück hängt folglich von beiden Komponenten gleichermaßen ab. Das verstärkte Erleben positiver Emotionen sowie durch die zunehmende Zufriedenheit der eigenen Lebensumstände kann einen Mensch Glückseligkeit verspüren lassen.

Die Ergebnisse des subjektiven Wohlbefindens etablierte die Sichtweise, dass Glück ein Ergebnis sowohl emotionaler Komponenten, als auch einer kognitiven Bewertung ist. 

Das psychologische Wohlbefinden nach Carol Ryff

Die Psychologin Carol Ryff arbeitet mit ihrem Modell des psychologischen Wohlbefindens heraus, warum gewisse Menschen mit ihrem Leben zufriedener sind als andere. Sie baut dabei auf den Konzepten des „positive psychological functioning“ auf.

Einfach erklärt, beschreibt dieses Konzept die Liebes-, Genuss- und Arbeitsfähigkeit, sowie die Ausschöpfung des eigenen Potenzials und die Erfüllung der eigenen „wahren Natur“ eines Menschen. Mithilfe dieses Konzepts erarbeitet die US-amerikanische Psychologin folgende Bewertungsmaßstäbe, um das Glück eines Menschen einzustufen:

  • Selbstakzeptanz: eine positive Grundeinstellung gegenüber der eigenen Person
  • Beziehungen: vertrauensvolle und tiefgründige Bindungen
  • Autonomie: Selbstbestimmtheit, sowie dem Leben nach eigenen Werten
  • Lebensbewältigung: Selbstwirksamkeit und eigenständiges proaktives Gestalten der eigenen Lebensumstände
  • Sinn und Lebensziele: die Ausrichtung seines Lebens an größeren Zielen und dem eigenen Lebenssinn
  • Persönliches Wachstum: Offenheit für Neues und die kontinuierliche Entwicklung

Ryff kommt zu dem Ergebnis, dass ein hohes psychologisches Wohlbefinden für den Menschen damit einhergeht, wenn er autonom handeln kann, sich selbst akzeptiert, Schwierigkeiten und Hindernisse meistern kann, persönliches Wachstum erlebt, erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen führt und den eigenen Sinn im Leben erkennt.

Das PERMA Modell nach Martin Seligman

Selingman, der als Begründer der positiven Psychologie betrachtet wird, entwickelte 2005 das PERMA Modell, welches sich auch mit dem Wohlbefinden eines Menschen beschäftigt. Im PERMA Modell definiert er die fünf Faktoren des Wohlbefindens:

  • Positive Emotion (positive Gefühle)
  • Engagement (Die Zufriedenheit des Tätigseins)
  • Relationships (positive Beziehungen)
  • Meaning (Sinn im Leben)
  • Accomplishment (Zielerreichung & Wirksamkeit)

Selingmans PERMA Modell fand auch außerhalb der akademischen Psychologie vermehrt Anwendung, um sich für einen Menschen eine Antwort auf die Frage „Was ist Glück?“ herleiten zu können. Anders als bei dem Modell nach Ryff, weitet Selingman sein Modell aus und nutzt explizite Ansätze sowohl der hedonistischen, als und eudaimonischen Glücksdefinition. Dadurch ermöglicht das PERMA Modell einem Menschen, sich auf die wichtigsten fünf Lebensbereiche, die für sein Glück verantwortlich sind, zu konzentrieren und diese in seinem Alltag einzubauen. 

Was ist Glück in der Philosophie?

Von der Antike bis in die heutige Neuzeit bemühen sich die Menschen nach einer Definition für das Glück zu finden. Einige Definitionen der größten Philosophen folgen. Lass dich von ihnen inspirieren und einladen über ihre Aussagen nachzudenken. DailyMentor fasst abschließend seine „Lieblingskernaussage“ am Ende eines jeden Philosophen zusammen und interpretiert sie für die moderne Zeit.

Aristoteles: Glücklich ist, wer ein gutes Leben führt

Aristoteles – ein Vertreter der Eudaimonie – beschreibt Glück, indem ein Mensch seine natürlichen Tugenden und Tüchtigkeiten in einer Gesellschaft entfalten kann. Nach Aristoteles stellt sich das Glück für einen Menschen automatisch und zufällig ein, wenn er sich seinem Charakter und Wesen entsprechend verhält. Er beschreibt dies als tugendhafte Praxis und die damit verbundenen Tätigkeiten.

Im Auszug aus dem ersten Buch der Nikomachischen Ethik definiert Aristoteles Glückseligkeit als Ziel eines jeden Lebens, was zugleich das oberste Gut aller Güter darstellt. In diesem veranschaulicht Aristoteles den Glücksbegriff anhand eines Flötenspielers oder Schusters, die mit ihren Augen, Händen und Füßen Produkte und Tätigkeiten kreieren und somit das Werk ihres betreffenden Seins vollbringen. Anschließend wendet Aristoteles diese Überlegung auf den Menschen an und hinterfragt, worin sich ein Mensch in seinem betreffenden Sein definiert und von anderen Lebewesen unterscheidet:

Ähnlich wie bei Pflanzen und Tieren vollbringt der Mensch das Werk des Lebens, für welches es die Sicherung gewisser Grundbedürfnisse benötigt. Doch der Mensch unterscheidet sich von anderen Lebewesen, da sein Lebensvollzug nicht ausschließlich aus dem persönlichen Wohlergehen hervorgehe, welches die vollständige Befriedigung aller Bedürfnisse und Neigungen benötigt, sondern aus der Vernunfttätigkeit: dem Streben des Tätigseins im Sinne der eigenen Tugendhaftigkeit.

Das Tätigsein ist dabei kein bestimmter Zustand, sondern vielmehr ein Lebensstil, welcher theoretische und praktische Vernunfttätigkeiten umschließt. Wenn ein Mensch also die Tätigkeiten ausüben darf, die seine Interessen und Stärken – allumfassend also sein Wesen – unterstützen, kann ein Mensch sein Glück finden.

Neben Aristoteles waren es auch die weiteren griechischen Philosophen Sokrates und Platon, die erklären, dass es die tugendhafte Lebensweise ist, die einen Menschen zum Glück verhilft. Glückseligkeit im Sinne der Eudaimonie war in ihren Augen das Ziel, auf das jegliches Handeln ausgerichtet werden sollte.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Aristoteles

Glück lässt sich dadurch erreichen, dass man sein tägliches Handeln nach seinen persönlichen Interessen auslebt. In seinem Tun werden die Stärken des Menschen bekräftigt und es wird ihm ermöglicht seinen Zielen nachzugehen.

Epikur: Glück ist der Moment der Lust und dem Fernbleiben der Unlust

Der griechische Philosoph Epikur widerspricht in vielerlei Hinsicht der Eudaimonie und somit auch der Glücksdefinition nach Aristoteles. Das Glück nach Epikur sei nicht einzig und allein in der spirituellen, sondern vielmehr in der irdischen Welt zu finden.

Epikur greift hierbei den hedonistischen Gedanken auf und beschreibt die Lust als Prinzip des gelingenden Lebens und Glücks. Anders als bei Aristoteles ist Glück kein Ergebnis von „Selbstverwirklichung“ oder Tätigseins, sondern wird dann ermöglicht, wenn Lust gelebt und kein Schmerz vorhanden ist.

Das Hauptziel der epikureischen Glücksphilosophie ist vielmehr die Schmerzvermeidung, sowie das Fernhalten der Unlust oder des physischen Leids. Diese Vermeidung lässt sich nicht nur durch den übermäßigen Genuss von weltlichen Gütern erlangen, sondern vielmehr durch die strategische Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse eines Menschen.

Epikur ist der Ansicht, dass jemand, der sich mit seinen Bedürfnissen und Gelüsten hoch hinauswagt, auch tief fallen mag, dass also extreme Lust auch immer extreme Unlust nach sich ziehen könnte.

Deshalb empfiehlt Epikur einen Weg des kleinen Glücks. Berühmt geworden ist der Schluss eines Briefes an seinen Freund Menoikeus: „Schicke mir doch einmal ein Stück kythischen Käse, damit ich, wenn ich Lust dazu habe, einmal recht schwelgen kann.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Epikur

Der Mensch soll all die schönen Dinge, die ihm widerfahren, genießen können. Glücklich kann man auch dann sein, wenn man sorgenfrei ist und muss dafür in keine große Euphorie verfallen. Manchmal reichen schon kleine Augenblicke und Momente, um für sich das Glück wahrzunehmen.

Lucius Annaeus Seneca: Glück wird erst durch ein Bewusstsein erkannt 

Nach dem Stoa Philosophen Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig das einzige und höchste Gut, nach dem es sich zu streben lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges, was dem Menschen guttut.

Als einzige notwendige Bedingung für Glück beschreibt Seneca die Apatheia, die Leidenschaftslosigkeit. Erst im Status der Apatheia findet der Mensch sein Glück. Leidenschaftslosigkeit darf jedoch nicht als Gefühllosigkeit, Desinteresse oder Indifferenz verstanden werden. Vielmehr ist Apatheia die Unabhängigkeit von anderen Gütern. Somit ist Glück ein Moment, der von sich selbst aus besteht bzw. kein weiteres Zutun des Menschen erfordert. Vielmehr ruht das Glück auf einem Fundament, welches es zu stabilisieren gilt. 

Dies kann nur durch das Vorhandensein eines Bewusstseins geschehen. Nach Seneca kann daher nur der Mensch glücklich sein, der sich seines Glückes bewusst ist und einen gesunden Geist besitzt. Denn nur ein gesunder Geist inkludiert die Vernunft, die es für die Urteilskraft benötigt, um sein eigenes Glück zu erkennen.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Seneca

Glück ist ein Moment, dessen bewusster Genuss der Mensch zu lernen hat. Der Mensch muss daher ein Bewusstsein schaffen, um sein erfahrenes Glück wahrnehmen zu können. In Glücksmoment reicht es manchmal aus, diesen einfach nur zu genießen – ohne noch weiteres beisteuern zu müssen.

Friedrich Nietzsche: Glück ist ein temporärer Zustand und die Erfahrung von Genügsamkeit

Nach Friedrich Nietzsche ist Glück nichts, was sich durch Äußerlichkeiten erreichen lässt, wie etwa ein Leben durch Fülle und Konsum. Dies ist nach dem deutschen Philosophen vielmehr ein eigener Wunsch mittelmäßiger Personen.

Nietzsche besitzt eine bescheidenere Auffassung bzgl. des Glücks, sodass sich Glück allein darüber einstellt, dass einem gut gehe, weil die vorliegenden Bedingungen günstig seien oder es das Schicksal gut mit einem meine.

Glück ist für Nietzsche ein Zustand kurzer Dauer, der jeder Zeit vorbei sein könne, weil Sorglosigkeit und eine sorglose Zeit nicht ewig währt. Trotzdem liegt das Glück in der eigenen Kraft eines jeden Menschen, um jegliche Hürden zu überwinden, die ihn in seiner Freiheit und Selbstbestimmung einschränken. 

Nietzsche scheint in gewissen Maßen der „Pessimist“ in der Glücksdefinition der hier aufgezählten Philosophen zu sein, doch vielmehr vertritt er eine genügsamere Auffassung: Glück ist etwas Ruhiges. In seinem philosophischen Sammelwerk „Menschliches, Allzumenschliches“ formuliert er die drei Säulen des menschlichen Glücks:

  1. Das Gewohnte: Nietzsche schreibt hierzu: „Eine wichtige Gattung der Lust und damit der Quelle der Moralität entsteht aus der Gewohnheit.“
  2. Der langsame Pfeil der Schönheit: Nach ihm muss Schönheit mit Ruhe einhergehen: „Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreißt, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die Einem im Traum einmal wiederbegegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserem Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Tränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.“
  3. Der Unsinn: „Wie kann der Mensch Freude am Unsinn haben? So weit nämlich auf der Welt gelacht wird, ist dies der Fall; ja man kann sagen, fast überall wo es Glück gibt, gibt es Freude am Unsinn.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Nietzsche

Glück ist ein temporärer Zustand. Ein Mensch kann sein Glück bereits in sich selbst finden, wenn er erkennt, dass es ihm gut geht und frei von Sorgen ist. Im Grunde ebnet die Genügsamkeit den Weg, sein eigenes Wohl besser zu erkennen und sich von der Ansicht freizumachen, dass es dafür Äußerlichkeiten benötigt, die es zu konsumieren gilt.

13 Glücksübungen und -tipps für deinen Alltag

Da wir nach viel Theorie trotzdem nicht auf praktische Ratschläge verzichten wollen, findest du hier eine Auflistung verschiedener Tipps, Übungen und Inspirationen, die dich an dein Glück erinnern können, bzw. dir den oder anderen Glücksmoment in deinem Alltag schenken können.

  • Gib dem Glück eine Chance: Begegne deinen Alltag mit einer positiven Grundhaltung. Wer an das Gute denkt, dem widerfahren genau solche Momente – manche sogar ganz unerwartet.
  • Lebens- und Denkweisen verändern, die einen aufhalten: Oftmals wissen wir ganz genau, was uns guttut und was nicht. Doch trotzdem fehlt uns manchmal der Mut zur Veränderung, um weiteres Glück in unser Leben einzuladen. Dein Leben, deine Verantwortung: Fordere das Glück für dich auf und trenne dich von den Dingen, die deinem Glück im Weg stehen.
  • Achte auf deine Mitmenschen: Falls es dir möglich ist, solltest du versuchen den Menschen in deinem Leben Hilfe anzubieten – sei es durch Zeit, Aufmerksamkeit, Komplimente, Geld o.Ä. Es ist nachweislich belegt, dass uns Helfen glücklich macht. Das Leben ist ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen – und anderen etwas Gutes zu tun, ist ein Teil davon.
  • Gestalte deinen Alltag nach deinen Vorstellungen: Sorge dich selbst darum, dass du immer einen schönen Tag verbringen kannst. Triff dich mit deinen Freunden, gehe deinen Leidenschaften nach und mache sie zu einer deiner guten Gewohnheiten. Es benötigt die eigene Proaktivität, um sich solche Glücksmomente zu erschaffen.
  • Schätze die kleinen Dinge im Leben: Es sind oftmals die kleinen Dinge und Gesten im Leben, die einen den Tag versüßen können. Eine leckere Mahlzeit, eine halbe Stunde Zeit für sich nehmen, um ein Buch zu lesen, ein Kompliment einer anderen Person, oder sich ein schönes Bild/Foto anschauen – fast schon periphere Momente, die uns Freude schenken können.
  • Gehe regelmäßig in die Natur: Die Natur ist ein gewaltiger Glücksspender und gleichzeitig ein bewiesenes Hilfsmittel gegen Stress. Sei es ein Wald, ein Feldstück, Fluss oder das Meer. Gehe regelmäßig raus in die Natur und lasse die Eindrücke der Natur auf dich wirken.
  • Kenne und setze deine Grenzen: Glück geht einher mit Autonomie und Selbstbestimmtheit. Lerne daher Nein zu sagen, falls du das Gefühl bekommst, jemand anderes überschreitet deine persönlichen Grenzen überschreitet.
  • Schau auf das, was du hast: Der Vergleich mit anderen lässt einen meist nur schlechter fühlen. Richte deshalb ab und zu deinen Fokus auf die Dinge, Erfahrungen und Fähigkeiten, die du besitzt, gemacht, erlernt oder erlebt hast. Es ist eine Frage der Einstellung: Du kannst dich fragen, was noch alles nicht ist oder besser: Was schon alles da ist.
  • Lerne zu verzeihen: Sowohl dir, als auch anderen Menschen. Was geschehen ist, ist geschehen. Ein gemachter Fehler oder Enttäuschung ist passiert und die Vergangenheit lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen. Daher ist es notwendig, dass man es schafft seinen Fokus von der Vergangenheit in die Zukunft zu richten und einen persönlichen Abschluss für solche Situationen zu finden.
  • Finde die Schönheit in deiner Umgebung: Nach wie vor sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich stimmen können. Eine kleine Übung, die du jederzeit und überall durchführen kannst: Egal, wo du gerade bist, versuche, etwas Schönes in deiner Umgebung zu finden. Schon solch Kleinigkeiten stärken dein Bewusstsein für das Positive.
  • Achte auf deine Gesundheit: Achte sowohl auf deine körperliche, als auch mentale Gesundheit. Erst dann lässt sich auch das Leben in vollen Zügen genießen und ausleben. Achte daher auf deine Ernährung und versuche dich regelmäßig sportlich zu betätigen.
  • Verfolge, deine Ziele und Träume: Jeder Mensch sucht in irgendeiner Weise nach Erfüllung und Selbstverwirklichung, um so sein Glück zu finden. Was sind deine Lebensziele und Träume? Was willst du noch alles erleben, erreichen, sehen, machen und lernen?
  • Werde dir deiner Glücksmomente bewusst: Uns passiert im Alltag oftmals viel mehr Positives als Negatives, dass es sich für uns nahezu gewohnt und alltäglich anfühlt. Doch mach dir bewusst, dass dies ein besonderes Privileg in unserem Leben darstellt. Daher ist dies mein Lieblingspunkt: Vor dem Schlafen gehen halte ich mir deshalb immer drei positive Momente vor Augen, worüber ich heute glücklich, stolz oder dankbar bin, um mich so an mein Glück zu erinnern.

Inspirierende Zitate über Glück

„Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Aber noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich sind.“
Albert Schweitzer (1875-1965), deutsch-französischer Arzt, Philosoph

„Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.“
Carmen Sylva (1843-1916), deutsche Schriftstellerin

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Francis Bacon (1561-1626), englischer Philosoph

„Glück ist wie eines jener Schlösser in Märchen, deren Pforten von Drachen bewacht werden: Wir müssen kämpfen, um es zu erobern.“
Alexandre Dumas (1802-1870), französischer Schriftsteller

„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“
André Gide (1869-1951), französischer Schriftsteller

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Søren Kierkegaard (1813-1855), dänischer Philosoph

„Glücklich allein ist die Seele, die liebt.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter

„Glück liegt weder im Laster noch in der Tugend begründet, sondern darin, inwiefern wir das eine oder andere zu schätzen wissen.“
Donatien Alphonse François de Sade (1740-1814), französischer Adeliger 

„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei, als tausend Feinde zu unserem Unglück.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), österreichische Schriftstellerin

„Glück, für dich gehen wir auf Messers Schneide. Den Augen bist du ein flackerndes Licht, den Füßen ein dünn-brechendes Eis. Und so darf niemand dich berühren, der dich liebt.“
Eugenio Montale (1896-1963), italienischer Schriftsteller

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“
Wilhelm Busch (1832-1908), deutscher Dichter

„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“
Demokrit (460 v. Chr. – unbekannt) griechischer Philosoph

„Hin und wieder wäre es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach nur glücklich zu sein.“
Guillaume Apollinare (1880-1918), französischer Dichter

Was ist Glück für DailyMentor?

Ben Münster
Ben Münster

„Glück ist das Gefühl von Sorglosigkeit, Leichtigkeit und Freude im Leben. Es ist das Auftun und Ergreifen von unterschiedlichsten Opportunitäten, die einem das Erleben unerwarteter Glücksmomente ermöglichen. Ich bin glücklich, wenn ich das tun kann, nachdem mir ist – das Gefühl der Selbstbestimmtheit: dem Ausleben meiner Leidenschaften und einer beruflichen Tätigkeit, die mich erfüllt. Glück sind all den Mitmenschen, die mir am Herzen liegen und für die ich dankbar bin, dass sie Teil meines Lebens sind: meiner Familie, meiner Partnerin und meine Freunde.“

Patrick Germann
Patrick Germann

„Für mich ist Glück jeden Morgen aufzustehen und meinen Tag nach meinen Wünschen planen zu können. Ich freue mich dabei auch an kleinen Dingen wie ein leckeres geschmiertes Brot oder eine kuschelige Decke. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob ich Hindernisse oder Herausforderungen überwinden muss, solange ich sie mir selbst ausgesucht bzw. auferlegt habe. Das Gefühl, dass ich etwas bewirken kann bzw. dass meine Worte und Taten mein Umfeld klar beeinflussen, ist mir dabei sehr wichtig.“

Die besten Strategien: Negative Glaubenssätze auflösen

Negative Glaubenssätze auslösen und erkennen beschrieben anhand eines Gehirns

Positive und negative Glaubenssätze: Sie sind wie vorgeschriebene neuronale Programme, die sich über die Realität legen und die Wahrnehmung unserer Umwelt sinnbildlich „verzerren“. Kaum etwas besitzt mehr Einfluss auf die Qualität deines Lebens als deine Glaubenssätze.

Manche Menschen scheinen die Überholspur des Lebens für sich gepachtet zu haben. Es wirkt so, als würde ihnen alles gelingen und sie mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit nur so  durchs Leben gleiten. Andere Menschen scheinen hingegen mit angezogener Handbremse zu fahren – als würden innere Blockaden sie gewissermaßen aufhalten wollen. Der Grund für diese Verhaltensweisen sind eben erwähnte positive und negative Glaubenssätze.

Diese inneren Überzeugungen – obgleich guter oder schlechter Natur – bestimmen maßgeblich darüber, was ein Mensch tut (oder auch nicht tut), denkt und fühlt. Dabei sind es die positiven Glaubenssätze, die einem Menschen ein erfülltes Leben ermöglichen und hingegen negative Glaubenssätze, die ihn zurückhalten wollen.

Glaubenssätze lassen sich verändern – auch die negativen. Um vielleicht die eine oder andere Handbremse in deinem Leben bzw. Kopf zu lösen, erwartet dich hier eine ausführliche Erklärung, was diese inneren Überzeugungen überhaupt sind, wie sie entstehen, wirken und wie man für sich negative Glaubenssätze auflösen kann.

Da Glaubenssätze eine umfassende und wirklich große Thematik für einen Menschen sind, fällt dieser Beitrag deutlich länger als manch anderer aus. Doch es ist uns wichtig, dass wir dieses Thema ganz genau beleuchten. Also nimm dir die bitte nötige Zeit, erforsche dich selbst und mache bei den folgenden Übungen gerne mit, um auch deine Glaubenssätze zu erkennen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind unbewusste Gedankenmuster, die sich im Laufe eines Lebens für jeden Menschen entwickelt haben. Es sind inneren Überzeugungen, die sich im Unterbewusstsein von einer Person verankert haben und auf alles und jeden projiziert werden: auf sich selbst, andere Menschen und allgemein auf das ganze Leben.

Glaubenssätze bestimmen maßgeblich unseren Alltag und wie wir die Eindrücke aus unserer Umwelt wahrnehmen – oftmals sogar ohne merklichen Eindruck. Sie steuern, wie wir uns verhalten, wie wir denken und sogar fühlen. Es sind sozusagen psychische Betriebssysteme, die die Wahrnehmung und das Weltbild jeder Person bestimmen.

 Jeder Mensch besitzt eine Vielzahl von sowohl positiven, als auch negativen Glaubenssätzen. Positive Glaubenssätze sind wie ein guter Freund, die einem Menschen bspw. Mut machen und zu innerer Stärke verhelfen. Hingegen sind negative Glaubenssätze wahre Blockaden. Sie reproduzieren schlechte Denkmuster, limitieren die eigenen Fähigkeiten und lassen einen schlechter fühlen als eigentlich notwendig.

Diese positiven und negativen Glaubenssätze können sich dabei durch alle Lebensbereiche ziehen und beeinflussen so unterschiedliche Sichtweisen. Kein Glaubenssatz lässt sich von außen und objektiv als falsch beurteilen. Solch eine Überzeugung hat ein Individuum durch unterschiedlichste Ursache entwickelt. Daher hat jeder Glaubenssatz seine „Berechtigung“.

Wir werden, was wir glauben.

Earl Nightingale (1921-1989), US-amerikanischer Motivationstrainer

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Es gibt unendlich viele von diesen inneren Überzeugungen. Doch um dir einen Einblick zu gewähren, haben wir dir eine große Liste an Beispielen für unterschiedliche positive und negative Glaubenssätze zusammengestellt – aufgeteilt auf die typischen und großen Lebensbereiche.

Uns ist es wichtig, dass du dir unter dem Begriff „Glaubenssatz“ etwas vorstellen kannst, um auch später deine eigenen besser erkennen zu können. Überfliege gerne diese Auflistung und habe dabei im Hinterkopf, dass sich jeder Glaubenssatz auch umdrehen lässt – und so bspw. aus einem negativen Glaubenssatz ein positiver wird:

Ich bin nicht wertvoll. → Ich bin wertvoll.
Ich habe keine Macht. → Ich habe die Macht für mein selbstständiges Handeln.

Selbstbild & Selbstwertgefühl

Ich genüge mir selbst.
Ich werde es schaffen.
Ich bin gut/attraktiv/selbstbewusst/intelligent/…

Ich bin anderen immer unterlegen.
Ich muss immer der Beste sein.
Ich bin dumm/nicht schön genug/zu dick/zu dünn/…

Finanzen & Erfolg

Ich habe es verdient glücklich und erfolgreich zu sein.
Mit meinem Beruf kann ich erfolgreichen/reich werden.
Ich kann es aus eigener Kraft schaffen ein erfülltes Leben zu führen.

Geld verdirbt den Charakter.
Erfolg kann man nur haben, wenn ich andere aussteche.
Ich habe es nicht verdient viel Geld zu verdienen.

Freunde, Familie, sozialer Kontakt

Ich darf meine Mitmenschen um Hilfe beten.
Ich darf meine Meinung sagen.
Ich bin selbstbestimmt und lasse nicht über meinen Kopf hinweg entscheiden.

Ich darf keine negativen Gefühle zulassen.
Ich falle anderen nur zu Last.
Ich kann keinen anderen vertrauen.

Beziehungsleben und Liebe

Ich glaube an die Liebe meines Partners und der Beziehung.
Ich kann meinem Partner vertrauen.
Mein Partner liebt mich so wie ich bin.

Alle Männer sind Schweine. / Alle Frauen sind Schweine.
Ich muss meinem Partner immer gefallen.
Mein Partner wird mir fremdgehen.

Körper & Gesundheit

Es ist Frieden in mir, meinem Körper und meiner Umwelt.
Ich achte auf mein Denken und ernähre mich bewusst gesund.
Ich bin kraftvoll und lebendig.

Ich werde öfters krank als andere.
Das ist erblich bedingt.
Für einen gesunden Körper muss man leiden.

Weitere Glaubenssätze

Keiner liebt mich.
Die Welt ist hart und ungerecht.
Veränderungen machen alles schlimmer.
Ich werde von anderen Menschen ausgenutzt.
Nur mit einem Partner kann ich glücklich sein.
Reiche Menschen sind schlecht.
Nichts liegt in meiner Hand.
Man kann nicht einfach machen, was man will.
Menschen haben schlechte Absichten.
Seine Gefühle zu zeigen, ist ein Beweis von Schwäche.
Ich bin zu nichts fähig.

Dies ist jedoch wirklich nur ein klitzekleiner Anteil ab möglichen Glaubenssätzen. Es gibt unendlich viele von ihnen. Jedoch hast du hoffentlich nun ein ungefähres Bild erhalten.

Wie wirken Glaubenssätze?

Positive und negative Glaubenssätze wirken gleichermaßen. In gewisser Weise „verzerren“ sie die Realität und funktionieren wie ein Filter auf die Umwelt. Man kann es sich so vorstellen, als würde man sich eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern aufsetzen und die Umwelt in einem leichten Blaustich sehen. Setzt man hingegen eine Sonnenbrille mit grünen Gläsern auf, sieht man die Umwelt in einem Grünstich.

So beeinflussen letztlich Glaubenssätze das Leben eines Menschen: Je nach Glaubenssatz – in unserem Beispiel die unterschiedlichen Sonnenbrillen – sehen wir die tatsächliche Umwelt leicht abgeändert bzw. verfärbt. Glaubenssätze verändern also in gewissen Weise die Realität – bei manchen Menschen mehr, bei anderen weniger. 

Doch wie funktioniert dies? Einfach gesagt, sind Glaubenssätze neuronale Programme, die bestimmen, wie ein Mensch auf seine Umwelt reagiert. Denn es ist wie folgt:

Eine Information aus der Umwelt erreicht den Menschen und ruft bei ihm immer eine Reaktion in Form von Gedanken, Verhalten oder Emotionen hervor. Mitunter werden diese Reaktionen durch die neuronalen Muster der Glaubenssätze geformt.

Sie wirken dabei wie ein vorgeschriebenes Programm, welches für eine Information vorbestimmt ist und erzeugt somit vorprogrammierte Gedanken und Emotionen, die sich wiederum im menschlichen Verhalten widerspiegeln.

Dabei muss genau auf die negativen Glaubenssätze Acht gegeben werden. So wie es der Name „Glaubenssatz“ schon verrät: Ein Mensch glaubt wirklich an seine Glaubenssätze. Es sind für ihn – aus seiner individuellen und subjektiven Sicht – Tatsachen, die er für sich als wahr erachtet – so unrealistisch wie es für einen objektiven außenstehenden wirken mag. Und so wird das eigene Verhalten und Leben nach den eigenen Glaubenssätzen ausgerichtet.

Die Wirkung von Glaubenssätzen möchten wir dir anhand eines einfachen – und womöglich auch etwas plakativen – Beispiels näher bringen:

Durch frühere schlechte Erfahrungen, bspw. durch Enttäuschungen, Fremdgehen oder die Ignoranz des Partners entwickelt sich für eine Person der folgende Glaubenssatz bzgl. romantischen Beziehungen und Partnerschaften:

„In einer romantischen Beziehung werde ich von meinem Partner immer nur enttäuscht und fallen gelassen.“

In unserem Beispiel heißt diese Person Lisa. Lisa lernt an einem schönen Abend in ihrem Freundeskreis Marc kennen. Lisa findet Marc von Grund auf sympathisch und attraktiv und sieht in ihm einen potenziellen Partner.

Durch die Interaktion mit Marc entstehen Reize/Informationen, die von Lisa aufgenommen werden. Die Reize treffen wiederum auf Lisas Glaubenssatz, dass sie immer von ihren Partnern enttäuscht wird.

Lisas Glaubenssatz äußert in Gedanken, wie „…dass es wieder so kommen wird“, „…der erste Anschein ja sowieso trügt und er genauso sein wird wie meine vorherigen Partner“ oder „…ich kann ihm ja nicht vertrauen“.

Diese Gedanken resultieren wiederum in Emotionen – negative Emotionen, wie es Lisa schon von früher kannte: Misstrauen, Verletzung, Enttäuschung und Selbstschutz.

Und genau diese Emotionen spiegeln sich in Lisas Opfer- und Abwehrverhalten gegenüber Marc wider. Obwohl Marc bis dahin nichts Falsches gemacht hat und Lisa sehr positiv gegenüber begegnete, wird von Lisa mit Abweisung reagiert, was Marc nun auch Lisa zurückspielt.

Lisas Erfahrungen wurden dadurch erneut bestätigt und ihr negativer Glaubenssatz hat sich in ihren Gedanken, Gefühlen und Verhalten verfestigt. 

Diese Art von Programmen besitzt jeder Mensch in unendlicher Vielzahl, wobei es sowohl positive, als auch negative Glaubenssätze gibt, die jeden Tag im Leben eines Menschen greifen und wirken.

Durch solche Erfahrungen, wie im obigen Beispiel, können sich diese Überzeugungen im Kopf bewähren – und dies ist letztlich die Krux an der Sache und macht es einem Menschen so schwer negative Glaubenssätze aufzulösen bzw. zu ändern. Dazu jedoch später mehr.

Negative Glaubenssätze auflösen und erkennen beschrieben anhand des Schaubild "Der Zyklus von Glaubenssätzen"

Wie entstehen Glaubenssätze?

Wenn ein Mensch zur Welt kommt, ist er unbefangen von jeglichen Glaubenssätzen. Ein Mensch startet sozusagen mit einer „leeren Festplatte“ und entwickelt für sich erst im Laufe seines Lebens diese Gedankenmuster und neuronalen Programme.

Wie wir über die Welt oder andere denken, kann auf den ersten Blick sehr willkürlich wirken. Doch jegliche Sichtweisen sind auf einen Ursprung zurückzuführen. Sowohl positive, als auch negative Glaubenssätze sind das Resultat eigener Erfahrungen und Einflüsse aus der Umwelt.

Glaubenssätze entwickeln sich somit entweder durch die Person selbst oder durch externe Einwirkungen. Ein Mensch nutzt dafür ganz unterschiedliche Methoden, um diese Überzeugungen für sich zu entwerfen. Doch es sind vor allem zwei große „Fehler“/Prozesse, wie ein Mensch für sich Glaubenssätze entwickelt:

  1. Einzelne Erfahrungen werden generalisiert. Auf Basis weniger Erfahrungen werden fundamentale Meinungen – sprich Glaubenssätze – entwickelt.
  2. Menschen modellieren ihre Umwelt. Dies bedeutet, dass Menschen Beobachtungen über Meinungen, Verhalten, Aussagen und Glaubenssätze machen und diese im Unterbewusstsein übernommen haben.

Externe Einflüsse sind bspw. die sozialen Bindungen und Interaktionen mit unseren Mitmenschen. Jeder Mensch lernt und übernimmt unbewusst und bewusst Verhalten, Meinungen und Aussagen aus seiner Umwelt. Dies passierte über ganz unterschiedliche soziale Kontakte, Bindungen und Beziehungen:

  • bei der Erziehung, der Schule, der Ausbildung, bei der Arbeit etc.
  • durch die Familie, die Verwandten-, Geschwister- und Familienverhältnisse
  • durch Freunde und Bekannte
  • durch Lehrer (= Autoritätspersonen) und Schulkameraden
  • durch Vorgesetzte und Kollegen
  • letztlich durch jeglichen Kontakt mit anderen Mitmenschen

Der nächste Punkt ist ganz wichtig, da dieser im Erkennen seiner eigenen Glaubenssätze von großer Bedeutung sein wird: Vor allem im Kindheitsalter ist ein Mensch noch deutlich „formbarer“. In jungen Jahren neigen Kinder dazu, dass, was ihnen gesagt und gezeigt wird – und generell erfahren haben – zu übernehmen. Ein Großteil der Glaubenssätze entsteht nämlich deshalb in der eigenen Kindheit.

Ein Kind, das vom Mathematiklehrer gesagt bekommt, dass es kein Mathe kann, glaubt schneller dieser Aussage, als ein gestandener Erwachsener. Oder dass es immer brav und artig sein muss, um von seinen Eltern Zuneigung zu erhalten.

Die Kindheit ist eine hochsensible Phase in der Entwicklung eines Menschen. Als junger Mensch sucht ein Kind aktiv den (Lern-)Austausch mit Erwachsenen, um von den älteren zu lernen und sich Sachen quasi „abzuschauen“. 

Doch dabei fehlen Kindern noch oft die kognitiven Möglichkeiten über Verhaltensweisen, Meinungen und Situationen selber abwägen zu können, um für sich diese Dinge als falsch oder richtig zu verstehen. Ein Kind nimmt daher solch Denk- und Verhaltensmuster viel schneller für sich an, als es ein Erwachsener tun würde.

Doch nicht nur in der Kindheit finden wir den Ursprung unserer Glaubenssätze. Jeder Mensch hat unzählige Glaubenssätze im Laufe seines Lebens entwickelt und wird es auch weiterhin tun. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Glaubenssätze nichts mit dem Intellekt eines Menschen zu tun haben. Selbst die intelligentesten Menschen haben negative Glaubenssätze entwickelt.

Kein Mensch hat sich bewusst dazu entschieden einen Glaubenssatz für sich anzunehmen oder nicht. Sie sind das Ergebnis externer Einflüsse. Jeder von uns wird durch den Kontakt mit seiner Umwelt, sowie die sozialen Interaktionen geformt.

Das Gute ist, dass kein Glaubenssatz in Stein gemeißelt ist und sich verändern lässt – auch wenn dies, oftmals mit viel Arbeit verbunden ist. Wird ein Mensch sich seiner negativen Glaubenssätze bewusst, so ist es ihm auch möglich an diesen zu arbeiten und für sich aufzulösen.

Schritt 1: Negative Glaubenssätze erkennen

Ehe wir uns damit beschäftigen können, wie wir negative Glaubenssätze auflösen können, müssen wir in unserer Persönlichkeit danach suchen und graben. Viele unserer Überzeugungen liegen nämlich nicht für uns abrufbar auf unserer Bewusstseinsebene, sondern sind „unter der Oberfläche“ im Unterbewusstsein. Hier wollen wir nun also hin.

Dafür benötigt es eine allumfassende Selbstreflexion – beginnend in unserer Kindheit und von da an fortlaufend bis in die Gegenwart unseres jetzigen Erwachsenenalters. Falls du ernsthafte Absichten hegst, deine negativen Glaubenssätze erkennen zu wollen, solltest du dir gleich schon mal ein Blatt Papier und einen Stift zur Seite legen. Diese Dinge wirst du zeitnah benötigen.

Doch bevor wir starten, noch eine kleine Notiz unsererseits: Die folgenden Abschnitte werden verstärkt von Negativität geprägt sein. Das hat den Hintergrund, dass wir uns in diesem Artikel besonders den negativen Glaubenssätzen widmen – wie man sie erkennt und auflöst. Dieser Artikel soll vorrangig als Problemlöser für diese fungieren. Du wirst mich Sicherheit auch viele positive Glaubenssätze erkennen (können), was wirklich wunderbar ist. Halte an diesen weiterhin fest und werde dir bitte auch gerne weiterer bewusst.

Um den Beitrag möglichst einfach zu halten und nicht unnötig zu verkomplizieren, sprechen wir auch im weiteren Verlauf von negativen Glaubenssätzen, aber habe die positiven weiterhin im Hinterkopf. Trotzdem kannst du viele der weiteren Methoden 1:1 für deine positiven Überzeugungen nutzen.

Glaubenssätze aus der Kindheit erkennen

Wie oben bereits erwähnt, ist die Kindheit – besonders auch die Erziehung – ein Hauptursprung von Glaubenssätzen jeglicher Art. Aus diesem Grund müssen wir einen kurzen Exkurs über das Eltern-Kind-Verhältnis machen. Denn es ist wichtig diese Kindheits- und Erziehungshintergründe zu verstehen:

Die Erziehung und Bindung zu seinen Eltern spielt eine ganz tragende Rolle in der Entwicklung eines Kindes. Für ein Kind in jungen Jahren sind die Eltern wohl nicht nur die engsten Bezugspersonen, sondern in der Regel auch die Verantwortlichen (neben alternativen Erziehungspersonen Großeltern, Stiefväter und -mütter etc.), die dem Kind gewisse Wertvorstellungen übermitteln.

Durch die Beziehung zu seinen Eltern bzw. „Elternersätzen“ nimmt ein Kind unglaublich viele Glaubenssätze auf und trägt diese bis ins Erwachsenenalter mit. Ein Kind kann dabei auch ganz viele positive Glaubenssätze erwerben: dass es sich wertvoll fühlen darf, eine eigene Meinung haben darf, auch wütend sein darf (und keine Gefühle gegenüber seiner Eltern verstecken muss), seine Meinung sagen darf, um Hilfe bitten darf etc. 

Doch durch die Beziehung zu seinen Eltern können sich auch negative Glaubenssätze für ein Kind entwickeln.

Ein Kind lernt durch seine Erziehungsberechtigten, wie es sich zu verhalten hat, was schlecht und gut ist. Dies selbst zu beurteilen oder einzuschätzen lernt ein Kind hingegen (und wenn überhaupt) erst viel später im Leben. Ob ein Kind bis dahin richtig handelt – und dies auch nur in der Sicht der Mama und des Papas – erfährt es durch das Feedback der Eltern.

Verhält sich das Kind gut, wird es gelobt und mit der Liebe der Eltern belohnt. Wenn hingegen das Kind gegen die Erwartungen der Eltern handelt, reagieren diese mit Tadel, Distanz oder strafen es auf eine andere Art ab.

Kinder sind besonders sensibel gegenüber den Reaktionen ihrer Eltern und lernen aus solchen Erfahrungen. Sie passen ihr Verhalten gegenüber den Erwartungen ihrer Eltern an, übernehmen ihre Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen oder können sogar auch ihre eigenen Bedürfnisse denen ihrer Eltern (permanent) unterstellen. 

Falls Mamas und Papas Laune und die Liebe gegenüber dem Kind immer an gewisse Bedingungen geknüpft ist, entwickelt das Kind eigene Strategien und einen eigenen Umgang. Diese Strategien können ganz unterschiedlich sein: Rebellion, Unterwürfigkeit, Anpassung, Ignoranz, Selbstschutz oder Abkapselung gegenüber den Eltern.

Durch die Bedingungen der Eltern lernt ein Kind sich nicht nur „richtig“ zu verhalten, sondern entwickelt auch Glaubenssätze, die es lebenslang prägen können.

Was könnte ein Kind bspw. denken bzw. was für potenzielle Glaubenssätze könnte ein Kind entwickeln, wenn es immer wieder aufs Neue dieselben Erfahrungen durch seine Eltern macht und letztlich folgende Aussagen verinnerlichte? (In Klammern stehen potenzielle Begründungen eines Kindes für die Entwicklung des entsprechenden Glaubenssatzes) 

„Meine Eltern schenken mir nur Liebe und Wertschätzung, wenn ich alle ihre Erwartungen erfülle.“

Ich muss immer perfekt sein (weil meine Eltern mich dann lieb haben).
Ich darf keine Fehler machen (weil meine Eltern sonst sauer auf mich sind).
Ich darf nie verlieren (weil meine Eltern sonst sauer auf mich sind).
Ich bin wertlos (wenn ich nicht erster werde).
Ich bin schuld, wenn meine Eltern auf mich sauer sind (weil ich nicht erster wurde).
Ich darf nicht ich sein (weil ich immer den Erwartungen meiner Eltern entsprechen muss).
Ich darf mich nicht wehren (weil ich immer den Erwartungen meiner Eltern entsprechen muss).
Ich muss funktionieren (weil ich immer den Erwartungen meiner Eltern entsprechen muss).

„Wenn ich schlechte Laune habe, sind meine Eltern böse auf mich und ich von ihnen getadelt.“

Ich bin nicht wichtig (weil meine Eltern mich nicht ernst nehmen).
Ich muss meine negativen Gefühle bei mir halten (weil ich andere Menschen damit belaste).
Ich bin nicht gut genug (wenn ich Schwäche zeige).
Ich bin nicht willkommen (wenn ich meine Eltern nerve).
Ich darf nicht ich sein (weil ich immer den Erwartungen meiner Eltern entsprechen muss).
Ich muss funktionieren (weil man keine schlechte Laune haben darf).

Diese beschriebenen Verhaltensmuster sind ein Teil des Konzepts inneren Kindes, welches von John Bradshaw in den 1970er und -80er Jahren entwickelt wurde. Das innere Kind ist eine modellhaften Betrachtungsweise innerer Erlebniswelten und symbolisiert dabei alle – teilweise unbewussten – Gefühle, Erlebnisse und Erinnerungen aus der eigenen Kindheit. Um diese inneren Erlebniswelten und Glaubenssätze zu erkennen, möchten wir deshalb nun mit deinem inneren Kind arbeiten.

Die Arbeit mit dem inneren Kind 

Nimm dir ein Blatt Papier zur Hand und male die Silhouette eines Kopfes auf bzw. drucke dir gerne unsere Vorlage dafür aus (bereits fürs DIN-A4-Format vorbereitet). Male diese Silhouette möglichst mittig und groß auf, da du später noch kurze Sätze in den Kopf schreiben musst. 

Negative Glaubenssätze auflösen und erkennen mithilfe der Arbeit zum inneren Kind Teil 1

Neben den Kopf des Kindes schreibst du nun alle wichtigen Personen auf, die für deine Erziehung in Kindheitsjahren mitverantwortlich und von wichtiger Bedeutung waren. Das sind meistens natürlich deine Eltern, können aber auch deine Stiefeltern, Adoptiveltern, Großeltern, Geschwister, etc. sein.

Nun schreibst du unter diesen Personen sowohl positive, als auch negative Stichwörter auf, die ihre Eigenschaften beschreiben und wie sie dich in der Kindheit behandelt haben.

Wenn du damit fertig bist, ziehst du eine Linie über diese Personen und führst sie zu einer Konstellation zusammen (bei den meisten dann „Eltern“). Nun beschreibst du erneut in kurzen Stichwörtern die gemeinsame Beziehungsdynamik dieser Personen. 

Jetzt betrachtest du alles, was du auf deinem Blatt zusammengefasst hast und spürst mal in dich hinein, was das alles in dir als Kind bewirkt hat. Zu welchen inneren Überzeugungen bist du durch das Verhalten deiner Eltern gelangt? Wie haben dich ihre Eigenschaften geformt? Wir suchen also nun nach deinen persönlichen Glaubenssätzen, welche du dann in den Kopf des Kindes schreibst.

Negative Glaubenssätze auflösen und erkennen mithilfe der Arbeit zum inneren Kind Teil 2

Dieses erste Ergebnis ist ein Resultat deiner Kindheit und deines inneren Kindes (auch hier ist das Ergebnis aufgrund der Einfachheit kürzer und ausschließlich mit negativen Glaubenssätzen gestaltet worden). Deine positiven und negativen Glaubenssätze haben dich als Kind und in deinem damaligen Verhalten beeinflusst. Doch auch heute spiegelt sich dein inneres Kind wider. Wie bei jedem von uns zeigt es sich auch heute in deinem Verhalten – womöglich auch ganz unbewusst. 

Aus diesem Grund überlegst du dir nun in welchen Verhaltensweisen und Denkmustern du diese Überzeugungen wiederfindest. Wie zeigen sich deine Glaubenssätze aus der Kindheit auch noch heute? Lies dir dafür nochmal die Sätze im Kopf des Kindes durch und mach dir Gedanken, wie sie dich heutzutage noch denken und handeln lassen.

Negative Glaubenssätze auflösen und erkennen mithilfe der Arbeit zum inneren Kind Teil 3

Mithilfe dieser Methoden holst du fest verankerte und dir vielleicht noch unbekannte negative Glaubenssätze aus deinem Unterbewusstsein ins Bewusstsein, an denen wir im späteren Verlauf des Artikels weiter arbeiten können.

Glaubenssätze aus dem Alltag erkennen

Doch nicht nur in deiner Kindheit, sondern auch im Laufe deines Lebens verstecken sich die Ursprünge von negativen Glaubenssätzen, die sich durch (schlechte) Erfahrungen, Vorannahmen, Verallgemeinerungen o.Ä. etablieren können. Deshalb widmen wir uns jetzt deinem „älteren Ich“, um so weitere negative Glaubenssätze ans Licht zu bringen. 

Reflexion der Lebensbereiche

Eine Methode, um negative Glaubenssätze zu erkennen, ist die Reflexion seiner Lebensbereiche – vor allem mit einem Augenmerk auf die, in denen es nicht so gut läuft. Ein erster Indikator, dass sich in einem Lebensbereich negative Glaubenssätze verstecken, ist nämlich, dass man sich in einem Feld tendenziell eher unzufrieden oder blockiert fühlt.

Trotz dieser Unzufriedenheit fällt es einem nur schwer etwas daran zu ändern. Denn genau diese negativen Glaubenssätze und Überzeugungen wirken wie innere Blockaden und hindern eine Veränderung des IST-Zustands.

Für diese Methode nimmst du dir die unterstehenden Lebensbereiche vor und fängst an, sie zu hinterfragen. Überlege, welche potenziellen Überzeugungen und Glaubenssätze du damit verbindest. Was verbirgt sich hinter den einzelnen Bereichen?

  • Selbstbild & Selbstwertgefühl
  • Finanzen
  • Erfolg
  • Freundschaften
  • Familienleben
  • Beziehungsleben und Liebe
  • Träume, Freiheit, Lebensziele & Selbstwirksamkeit
  • Arbeit & Beruf
  • Körper & Gesundheit

Als Beispiel widmen wir uns dem Lebensbereich „Selbstbild & Selbstwertgefühl“. Vielleicht hast du ähnliche Gedanken, wenn du an diesen Lebensbereich denkst:

Glaubenssätze aus dem Lebensbereich Selbstbild & Selbstwertgefühl

Ich bin zu dick/dünn.
Ich bin nicht clever genug.
Ich bin nicht schön genug.
Ich darf keine negativen Gefühle zeigen.
Ich bin wertlos.
Ich muss alles perfekt machen.
Ich bin nicht wichtig.
Ich trage an allem die Schuld.
Ich habe nie Glück.
Ich falle anderen zur Last.
Ich muss immer fröhlich sein.
Ich muss alles alleine schaffen.
Ich darf anderen nicht zur Last fallen.
Ich darf nicht ich selbst sein.

Für diese Methode kannst du dich ganz bewusst hinsetzen, dir die nötige Zeit nehmen und dich den unterschiedlichen Lebensbereichen widmen. Doch auch im Alltag kannst du dies für dich im Hinterkopf behalten.

Unsere Emotionen sind hierfür ein äußerst hilfreicher Sensor. Immer wenn du dich schlecht fühlst, können sich in dieser Situation auch negative Gedanken verstecken, die womöglich auf einen negativen Glaubenssatz zurückzuführen sind. Falls du dich also in einer Alltagssituation mal schlecht fühlen solltest, kannst du prüfen, ob sich vielleicht auch hier ein negativer Glaubenssatz verbirgt. 

Vorannahmen, Verallgemeinerungen und Sprichwörter

Um den oberen Punkt noch weiter auszuführen: Glaubenssätze findet man in unterschiedlichsten Vorannahmen, Verallgemeinerungen und Sprichwörter, die man im Laufe eines Lebens für sich angenommen hat. Vielleicht fallen dir solche Sachen auf bei dir auf, die du für dich verinnerlicht hast.

1. Vorannahmen

Wenn du von Beginn an etwas Schlechtes erwartest, steckt mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein negativer Glaubenssatz dahinter.

Beispiel: Du gehst mit der Erwartung in eine Gehaltsverhandlung, dass diese sowieso erfolglos sein wird. Hier könnte sich ein negativer Glaubenssatz verbergen bzgl. der eigenen Leistung, der Wertschätzung deines Vorgesetzten oder darüber, ob du überhaupt mehr Geld verdient hast.

2. Verallgemeinerung

Aus einer oder weniger gemachter Erfahrungen leitest du eine Universalformel ab und limitierst dich selbst für die weitere Zukunft.

Beispiel: In deiner letzten – und vielleicht auch ersten – Beziehung hat dein Partner deine Empfindungen und Bedürfnisse nur selten ernst genommen. Auf einmal wird aus einer Person „alle“: „Alle Männer sind Schweine. / Alle Frauen sind Schlampen.“

3. Sprichwörter

In vielen Sprichwörtern verstecken sich meist ganz schöne Nachrichten, Erfahrungen oder „Wahrheiten“. Doch auch wenn sie im Volksmund „bestätigt“ sind, müssen nicht alle stimmen und lassen sich erst recht nicht global auf jeden einzelnen übertragen. Ganz davon abgesehen, sind manche Sprichwörter auch schlichtweg Quatsch. Trotzdem haben wir manch Sprichwörter für uns verinnerlicht oder von ihnen bestimmte Glaubenssätze abgeleitet.

Fragwürdige Sprichwörter

Ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Ohne Fleiß kein Preis.
Beiß nicht in die Hand, die dich füttert.
Man muss nur wollen, dann schafft man es auch.
Den Letzten beißen die Hunde.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Wer hoch hinaus will, kann tief fallen.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Erfolg macht einsam.
Die Welt ist ungerecht.
Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt.
Übermut tut selten gut.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Geld verdirbt den Charakter.
Wer schön sein will, muss leiden.
Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben.

Das Phänomen des Bestätigungsfehlers

Glaubenssätze können sich auch manchmal durch das Phänomen des Bestätigungsfehlers manifestieren. Ein Bestätigungsfehler ist die menschliche Tendenz zur kognitiven Verzerrung. Es ist die Neigung einer Person, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass sie die eigenen Erwartungen und Ansichten erfüllen. Also einfach gesagt: Sich Informationen so zurechtzulegen (und andere ggf. sogar zu ignorieren), sodass die eigene Meinung bestätigt wird.

Im spezifischen Fall von negativen Glaubenssätzen kann dies bspw. bedeuten, dass genug Argumente dafür gesucht und gefunden werden, weshalb man sich selber als nicht gut genug sieht. Man sieht all die Fehler und persönlichen Enttäuschungen, die man erfahren hat und hingegen werden all die positiven Dinge ignoriert, weshalb man doch gut genug ist.

Schnell manifestiert sich so ein negativer Glaubenssatz – durch kognitive Verzerrung und Selbstsabotage. Durch den Bestätigungsfehler wird aktiv nach Beispielen gesucht, die das eigene Weltbild bestärken. Gleichzeitig werden die Gegenbeispiele ignoriert.

Vielleicht fällt dir dieses Phänomen auch bei dir selbst auf, wo du dich – vielleicht sogar ganz unbewusst – in ein viel schlechteres Licht stellst, als du eigentlich solltest?

Schritt 2: Negative Glaubenssätze auflösen

Nach dieser intensiven Arbeit, seine Glaubenssätze zu erkennen, widmen wir uns dem letzten Schritt: Negative Glaubenssätze auflösen. Dafür erwarten dich im Nachgang vier verscheiden Methoden, die dir alle dabei helfen können. 

Als Tipp/Methode 0 möchten wir vorweg eines sagen: Du bist dir nun womöglich dem einen oder anderen Glaubenssatz bewusst geworden – ein unglaublich wichtiger Schritt für die weitere Zukunft! Daher solltest du von nun an darauf achten, ob und wann dich im Laufe deines Alltags ein bestimmter negativer Glaubenssatz begegnet und entsprechend handeln lässt. Es ist der erste Schritt in die richtige Richtung sein eigenes Handeln besser nachzuvollziehen, um zu schauen, ob dich ein negativer Glaubenssatz hinsichtlich deines Verhaltens oder Denkens aktiv limitiert. Mache dir klar, wann ein negativer Glaubenssatz für dich wirkt – es ist der erste Schritt diesen Glaubenssatz aufzulösen bzw. zu verändern.

1. Hinterfrage deine negativen Glaubenssätze

Um dir von Anfang des Artikels nochmal folgendes ins Gedächtnis zu rufen: Weshalb kontrollieren uns negative Glaubenssätze so stark? Weil wir an sie glauben. Wir halten es für einen Fakt. Diese inneren Überzeugungen entsprechen für uns der Realität.

Und genau hier möchten wir anknüpfen und stellen diese Überzeugungen nun auf den Prüfstand. Wir durchlöchern unsere negativen Glaubenssätze mit Fragen, um zu schauen, ob diese für uns wirklich Sinn ergeben. Anfangs kann dies ziemlich schwierig wirken, da man sich die meisten Glaubenssätze über Jahre eingeredet hat. Doch trotzdem heißt dies nicht, dass sie der Realität entsprechen müssen.

  • Ist ein Glaubenssatz also wirklich wahr für dich?
  • Ist es immer und für jeden so oder nur für dich?
  • Auf welche Erfahrungen und Ursachen lässt sich dein Glaubenssatz zurückzuführen?
  • Woher willst du wissen, dass dein Glaubenssatz wirklich so stimmt?
  • In welchen Momenten wirkte dein Glaubenssatz? Wie hat er dich denken/fühlen/handeln lassen und hat dies einen berechtigten Grund?
  • Wann hat dich dein Glaubenssatz aktiv gehemmt bzw. dir Steine in den Weg legen wollen?
  • Wie wäre dein Leben ohne diesen Glaubenssatz?
  • Welche Gegenbeweise (und ggf. auch schon eigene Erfahrungen) kennst du bzw. hast du erfahren, die deinen Glaubenssatz nicht bestätigt haben? (Eine wichtige Frage, die wir später nochmals aufgreifen!)

Beispiel Glaubenssatz: „Ich bin machtlos.“

  • Warum glaube ich, dass ich keine Macht habe?
  • Habe ich es überhaupt probiert Selbstverantwortung und -kontrolle zu übernehmen?
  • In welchen Momenten habe ich mir beweisen können, dass ich mich mächtig und selbstbestimmt über mein Handeln gefühlt habe?
  • Wenn andere Menschen den Mut zu Veränderung haben können, warum sollte ich es dann nicht auch können?
  • Selbst wenn nicht immer alles in meiner Macht steht, wie gehe ich mit solchen Situationen um?
  • Welche positiven Eigenschaften (bspw. innere Stärke, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein, etc.) besitze ich, die mir gegen diesen Glaubenssatz helfen könne? (= positive Affirmationen)

In einer abgewandelten Form möchten wir uns also den von oben aufgeführten Bestätigungsfehler zunutze machen bzw. ihn in seiner negativen Form ins Kreuzverhör nehmen. 

Ein negativer Glaubenssatz soll uns erstmal beweisen, ob die negativen Überzeugungen in dieser Art auch wirklich Sinn ergeben. Was hat der negative Glaubenssatz zu all den positiven Eigenschaften zu sagen, die ihm entgegenstehen?

2. Negative Glaubenssätze transformieren

Durch Transformationen/Umformulierungen seiner negativen Glaubenssätze kann man es auch schaffen, diesen Überzeugungen etwas an Kraft zu nehmen.

Anstatt, dass negative Glaubenssätze hart, resolut und unveränderbar klingen, kann man sie auch so formulieren, dass sie (zumindest etwas) positiver und veränderbarer für einen wirken, um ihnen so etwas an Macht zu rauben. Diese Vorgehensweise beruht auf dem Framing-Effekt.

Framing bedeutet, dass unterschiedliche Formulierungen einer Botschaft – bei gleichem Inhalt –  das Verhalten des Empfängers unterschiedlich beeinflussen können. Je nachdem wie du deine Botschaft also formulierst – ob positiv oder negativ – wird dessen Inhalt auch verstanden. 

Also einfach gesagt: Ohne den Inhalt unseres Glaubenssatzes zu verändern, verändern wir die Formulierung und enthalten somit einen positiveren Effekt. Wie du es gleich sehen wirst, können schon einfache Anpassungen große Auswirkungen auf die Person besitzen.

Ich kann das nicht → Ich kann das noch nicht.
Ich darf keine Fehler machen. → Ich verzeihe mir noch zu wenig Fehler.
Liebe macht immer unglücklich. → Liebe hat mich bisher unglücklich gemacht.
Ich bin nicht genug. → Ich fühle mich momentan, als wäre ich mir noch nicht gut genug.

Du merkst, dass man mit etwas Veränderung einem negativen Glaubenssatz etwas Wind aus den Segeln nehmen kann. Die transformierten Glaubenssätze wirken weniger ergreifend und so, als dass man sich selbst in Zukunft das Gegenteil beweisen darf – und hoffentlich auch wird.

Sollte dir also mal wieder ein negativer Glaubenssatz präsent werden, achte auf die Formulierung, um dich nicht vollends ihm ergriffen zu fühlen.

Achte auf die richtige Positivität!

Der simple Trick „Verändere einfach einen negativen Glaubenssatz zu einem positiven und denke einfach an das Positive“ ist schlichtweg zu unfundiert und nur das Resultat langer und harter Arbeit. Die vollständige Auflösung eines negativen Glaubenssatzes, zu einem positiven dauert meist Wochen, Monate oder gar Jahre und benötigt die richtige Positivität.

Solltest du mit der Zeit den großen persönlichen Erfolg feiern dürfen, einen negativen Glaubenssatz in einen positiven verändert zu haben, solltest du auch hier auf die richtige Formulierung achten: Dein positiver Glaubenssatz sollte in keiner Negation, sondern auch wirklich positiv formuliert werden. Dies ist für die Aussagekraft deines Glaubenssatzes immens wichtig, denn:

Es ist wissenschaftlich belegt, dass unser Unterbewusstsein keine Verneinungen versteht und sich Negationen in unserem Unterbewusstsein dadurch als „Wahrheit“ etablieren.

Negativer Glaubenssatz: Ich bin zu dick.
Falscher positiver Glaubenssatz: Ich bin nicht dick.
Richtiger positiver Glaubenssatz: Ich habe eine schöne Figur.

Negativer Glaubenssatz: Ich falle dir zu Lust.
Falscher positiver Glaubenssatz: Ich falle dir nicht zu Lust.
Richtiger positiver Glaubenssatz: Ich bin bei dir willkommen.

3. Neue Erfahrungen ergeben neue Glaubenssätze 

Wie wir bereits im Artikel erklärt haben, etablieren sich Glaubenssätze mithilfe von Erfahrungen. Deshalb benötigt es neue Erfahrungen, um negative Glaubenssätze aufzulösen bzw. zu verändern. Und dies bedeutet seinen Mut zu fassen, um sich den Kreislauf an wiederkehrender Limitationen der negativen Überzeugungen zu widersetzen.

In den vorherigen Methoden haben wir es bereits geschafft an negativen Glaubenssätzen zu rütteln, sie infrage zu stellen und sie zu entkräften. Doch um einen Glaubenssatz aufzulösen und langfristig von diesen Erfolgen zehren zu können, muss er durch einen neuen und positiven ersetzt werden. Da dies nicht von irgendwoher kommen kann, benötigt es handfeste Beweise – sprich neue und positive Erfahrungen.

Man kann sich tagtäglich aufs Neue einreden, dass man ein selbstbewusster Mensch ist. Diese positiven Affirmationen helfen mit Sicherheit, um das eigene Selbstbild zu verändern. Doch viele solcher Charaktereigenschaften zeichnen sich erst in den Handlungen eines Menschen ab. Es ist nämlich erst das, was wir tun, was unsere Identität wirklich formt.

Den Charakter kann man auch aus den kleinsten Handlungen erkennen.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.- 65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker

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Erst wenn du dich aus deiner Komfortzone traust und einen negativen Glaubenssatz vom Gegenteil überzeugst, ist es dir auch möglich diesen aufzulösen oder ihn in einen positiven zu ändern. Wenn du regelmäßig mutig und selbstbewusst agierst, wird es dir auch möglich sein, dich als einen selbstbewussten Menschen zu sehen.

Ein Sportler nennt sich auch erst dann ein Sportler, wenn er regelmäßig Sport macht. Genauso ist jemand auch erst dann eine Führungskraft, wenn er bei der Arbeit die damit verbundenen Tätigkeiten regelmäßig ausübt.

Kommen wir nochmal zu Lisa. Stell dir mal vor, Lisa gewährt Marc eine Chance. Und es bestätigt sich der erste Eindruck: Marc ist wirklich ein Typ „der guten Sorte“. Lisa wird von ihm nicht enttäuscht oder verletzt. Sie findet in Marc einen aufrichtigen und guten Partner und sammelt positive Erfahrungen, dir ihr helfen, um ihren negativen Glaubenssatz auflösen und ins positive Gegenteil umdrehen zu können.

4. Eine Visualisierung: Der See der Glaubenssätze

Um nun einen persönlichen Startschuss zu setzen, deine negativen Glaubenssätze auflösen zu können, möchten wir uns einer Visualisierungsmethode widmen.

Dafür halte dir ein paar deiner negativen Glaubenssätze vor Augen – wenn möglich, schreib diese auch gerne auf ein Blatt Papier, welches du nach Abschluss dieser Übung sinnbildlich zerreißen, verbrennen oder zerknüllen kannst.

Nun stell dir eine braune, reflektierende Wasseroberfläche eines stinkenden Tümpels vor. In der Reflexion der Wasseroberfläche kannst du in deine Zukunft blicken. Du siehst, wie dein Leben in fünf, zehn und zwanzig Jahren wohl aussehen mag, wenn all deine negativen Glaubenssätze wahr wären und du an ihnen festhältst. Versuche dir ein spezifisches Bild deiner Vorstellungen zu schaffen, wie es in deinen unterschiedlichen Lebensbereichen aussieht und fühle dich in dieses für einen Moment hinein.

Nun bekomme für einen kurzen Moment einen freien Kopf und verabschiede dich von diesem Bild.

Als Nächstes siehst du wiederum einen klaren, wunderschönen, blauen See, auf dessen Oberfläche die Sonne glitzert. Wenn du tief einatmest, fühlst du die Frische der Luft in deiner Lunge. Schaue erneut an die Wasseroberfläche und sehe erneut, wie dein Leben aussehen könnte, wenn all die zuvor negativen Glaubenssätze sich in positive ändern würden. All die Limitationen der schlechten Glaubenssätze lösen sich auf – wie schön, lebendig, erfüllt und zufrieden das Leben sein kann. Gefällt dir dies nicht viel besser?

Mit dieser Visualisierung hat man längst nicht jeden negativen Glaubenssatz aufgelöst. Doch es soll dir zeigen, dass sich all deine aufgebrachte Arbeit lohnen wird, um deine negativen Glaubenssätze aufzulösen und in positive Überzeugungen umzuschreiben – ganz unabhängig davon wie lang es auch dauern mag. Deine Arbeit wird sich auszahlen und kann dich mit einer wundervollen Zukunft beschenken.

Letztlich haben sich Jahre lang viele Glaubenssätze tief in unserer Persönlichkeit verwurzelt – wie bei einem mächtigen, großen Baum, den man nicht so leicht aus dem Erdreich ziehen kann. Ähnlich wie man den Baum, bis auf Weiteres nicht ohne „System“ aus der Erde loslöst, bekommt man auch nicht die negativen Glaubenssätze aus dem Unterbewusstsein eines Menschen. Bleib also geduldig mit dir selbst und lass dich nicht von Rückfällen entmutigen. Irgendwann hast du auch die letzte Wurzel deiner negativen Glaubenssätze gekappt – und hast den Boden dafür vorbereitet, dass für dich nun neue und positive Glaubenssätze wachsen können.

Wir möchten uns bei dir ganz herzlich bedanken, wenn du es bis hierher in unserem Artikel geschafft hast. Wir würden uns freuen, wenn du uns ein Kommentar dalassen würdest oder du gerne über den weiteren DailyMentor Content informiert bleiben möchtest. In ein paar Sekunden kannst du dich in unsere Newsletter eintragen und dann melden wir uns persönlich bei dir.

Innere Stärke entwickeln – Strategien für mehr Selbstvertrauen

Innere Stärke beschrieben anhand einer langen Brücke

Eine Person, die selbstsicher daherkommt und mit ihrem starken Erscheinungsbild und ihrer Ausstrahlung die gesamte Aufmerksamkeit einer Gesellschaft in ihren Bann zieht – so oder so ähnlich stellt man sich stereotypisch innere Stärke vor. 

Doch innere Stärke ist nur selten immer so kraftvoll, deutlich und demonstrativ für jeden spürbar. Ganz im Gegenteil: Innere Stärke ist eine persönliche Fähigkeit, die sich die meiste Zeit ganz leise in innerhalb einer Person abspielt, ohne dass es andere überhaupt mitbekommen.

Innere Stärke hat zwar viel mit Selbstvertrauen und einer selbstbewussten Ausstrahlung zu tun. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Denn innere Stärke ist noch viel mehr: Es sind (positive) Glaubenssätze und persönliche Fähigkeiten, die uns zu unseren Taten und Zielen führen, an uns glauben lassen, Herausforderung bewältigen lassen und auch durch persönliche Talfahrten und Krisen leiten können.

Die innere Stärke ist eine großartige Fähigkeit, die in der Persönlichkeit jedes Menschen schlummert und ggf. nur erweckt werden muss. Aus diesem Grund befassen wir uns ganz detailliert mit dieser Eigenschaft und wie man letztlich innere Stärke entwickeln kann. Zuvor jedoch eine Definition des Begriffes und was er alles mitbringt:

Was ist innere Stärke?

Innere Stärke ist ein vielschichtiger Begriff und lässt sich mit unterschiedlichen Fähigkeiten beschreiben, die in gewisser Weise miteinander harmonieren und können daher im alltäglichen Sprachgebrauch mit gewissen Synonymen einhergehen.

Es kann die eigene Selbstüberzeugung, Selbstakzeptanz oder Selbstverantwortung eines jeden Menschen sein. Doch innere Stärke kann auch die mentale Widerstandsfähigkeit sein und ggf. auch als ein Ausleger der Resilienz betrachtet werden.

Die innere Stärke beschreibt den inneren Antreiber (sprich intrinsische Motivation) für das tägliche Handeln – ganz egal, ob wir unseren Träumen und Zielen nacheifern oder wir einen Rückschlag bzw. eine Krise verkraften müssen.

Wenn man sich also auf eine Erklärung von innerer Stärke festlegen muss, so kann man sagen, dass innere Stärke die persönliche Überzeugung und der Glaube an sich selbst ist.

Bei manchen Menschen ist die innere Kraft womöglich ausgeprägter als bei anderen. Sie kann auch in verschiedenen Lebenssituationen unterschiedlich stark bzw. schwach wahrgenommen werden.

Doch jeder Mensch trägt diese innere Kraft in sich und macht diese tagtäglich durch das eigene Handeln und Denken wirksam. Man muss es ggf. nur schaffen diese für sich besser wahrzunehmen bzw. freizusetzen. Und deshalb haben wir für dich die nachfolgenden Strategien und Methoden zusammengeschrieben.

Strategien und Methoden: Innere Stärke entwickeln und etablieren

Wie bereits anfangs schon einmal erwähnt, trägt jeder Mensch innere Stärke in sich – auch du. Deshalb schauen wir uns genau an, wie du deine innere Stärke entwickeln kannst. Dabei wirst du vor allem viel mit dir selbst arbeiten und in dich hineinhorchen müssen, damit du ein besseres Bewusstsein für dich schaffen kannst – denn genau dort findest du deine innere Stärke.

Erkenne deine innere Stärke, indem du dich selber wahrnimmst

Um innere Stärke für dich zu erkennen und zu fördern, müssen wir mit einer umfassenden Selbstreflexion deiner Persönlichkeit starten. Denn innere Stärke findet nur in dir und deiner Person statt – und nicht durch äußere Einflüsse.

Fälschlicherweise wird von einigen angenommen, dass innere Stärke ausschließlich daher stammt, was man selbst geschaffen hat oder selber besitzt. Doch dem ist nicht so. Innere Stärke setzt sich aus dem zusammen, was dich ausmacht und wer du bist – aus deiner Gesamtheit als Person:

  • deinem Charakter
  • deinen persönlichen Stärken und Schwächen
  • deinen Zielen und Wünschen
  • deinen Glaubenssätzen
  • deinen persönlichen Werten und deinem Weltbild

Diese aufgezählten Dinge bilden den Ursprung innerer Stärke. Sie machen dich zu dem Menschen, der du bist – mit all deinen Eigenheiten, Stärken, Schwächen, Lebensansichten und -philosophien.

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen.

Mahatma Gandhi (1869-1948) indischer Rechtsanwalt, Publizist, Morallehrer und Pazifist

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Diese Eigenschaften bilden einen Grundpfeiler deiner Identität und Authentizität, welche deine innere Stärke maßgeblich beeinflussen. Doch um dies besser zu verstehen, müssen wir uns gewisse Begrifflichkeiten mithilfe eines Modells genauer anschauen.

Innere Stärken entwickeln durch die 5 Säulen der Identität

Um den oben aufgeführten Punkt ein wenig zu vertiefen, stellen wir dir nun prägnant das Modell der 5 Säulen der Identität nach dem deutschen Philosophen Hilarion Petzold vor.

Die 5 Säulen der Identität ist ein Modell, welches die eigene Identität in die größten Lebensbereiche eines jeden Menschen aufteilt und somit ergründet. So ergibt sich auch die Möglichkeit, eigene innere Stärke zu finden.

Das Modell erklärt ein Haus – aufgebaut wie eine Akropolis. Dieses Haus – auch Lebenshaus genannt – besitzt ein Dach und wird von fünf Säulen getragen.

Innere Stärke entwickeln erklärt anhand dem Modell "5 Säulen der Identität"

Das Dach steht in dem Modell für die Identität, aber auch für Zufriedenheit und Wohlbefinden. Stabilität erhalten diese Begriffe durch fünf Säulen, die alle maßgeblichen Einfluss auf die Identität nehmen:

  • Arbeit & Leistung: Anerkennung, Erfolgserlebnisse und „Tätig-sein“ 
  • Materielle Sicherheit: Lebensstandard, Konsumverhalten und finanzielle Absicherung 
  • Gesellschaft & Soziales: Familie, Partnerschaften, Freunde und alle weiteren sozialen Kontakte 
  • Körper & Gesundheit: mentale und körperliche Gesundheit 
  • Werte & Sinn: Spiritualität und persönliche Lebensphilosophien

Hier eine kurze Erklärung, wie man dieses Modell ausführt und bewertet: Hinter jeder Säule verbergen sich persönliche Werte und Wertvorstellungen, die man für sich bspw. mithilfe von Fragen genauer reflektieren kann, um so einen genaueren Aufschluss über die eigene Identität zu erhalten.

So ergibt sich ein Ergebnis jeder Säule – aber letztlich auch des gesamten Lebenshauses – das einem darüber Aufschluss geben kann, wie zufrieden und erfüllt ein Mensch mit seinen großen fünf Lebensbereichen und damit auch seinem gesamten Leben ist.

Ein stabiles Lebenshaus ist die Basis einer starken Identität und dadurch auch der Ursprung innerer Stärke, auf die ein Mensch immer vertrauen kann. Die Werte der fünf Säulen der Identität vermitteln jedem Individuum persönliche Sicherheit im Leben.

Sie geben einem Menschen Selbstvertrauen, Wohlbefinden und Gelassenheit. Diese Werte verhelfen ein erfülltes Leben zu führen und können eine Person auch durch persönliche Krisen leiten. Sie tragen zu innerer Stärke bei und festigen sie – vor allem auch dann, wenn sich ein Mensch am meisten auf sie berufen sollte: In schlechten Zeiten, in denen man nach Hoffnung sucht. 

Empfehlung von DailyMentor

Falls du deine Identität mithilfe dieses Modells ergründen möchtest, kannst du gerne im Anschluss dazu unseren Artikel durchlesen. Wir erklären dir das Modell ausführlich und gleichzeitig erhältst du Übungsaufgaben und -fragen, um direkt mitzumachen.

Die 5 Säulen der Identität: Die Reflexion der eigenen Identität

Selbstwertgefühl: Lerne dich selber zu akzeptieren

Bisher ging es in unseren ersten zwei Punkten viel um die Selbstreflexion und die Arbeit mit deiner eigenen Persönlichkeit. Du hast viel in dich selbst hineingehorcht, bist deiner Persönlichkeit auf den Grund gegangen und hast positive Eigenschaften, aber vielleicht auch noch Potenziale erkannt. Nun geht es auch darum mit diesen Ergebnissen weiterzuarbeiten.

Innere Stärke bedeutet sich nicht nur mit seinen positiven Eigenschaften und Fähigkeiten zu identifizieren und sich ausschließlich auf diese zu fokussieren. Es erfordert (radikale) Selbstakzeptanz – die Annahme der eigenen Person in ihrer Gesamtheit mit allen Stärken und Schwächen inbegriffen.

Menschen, die noch auf der Suche nach innerer Stärke sind, verspüren oftmals Gefühle von Selbstzweifeln, Unsicherheiten oder persönlichen Unzulänglichkeiten. Diese Lähmungen und Blockaden beeinträchtigten letztlich das eigene Selbstwertgefühl, aber womöglich auch die innere Stärke.

Solche Konflikte können in persönlichen Widerständen resultieren. Es sind Rebellionen gegen eigene Emotionen, Gedanken und das eigene Bild der Persönlichkeit. Diese inneren Widersprüche hemmen die innere Stärke und erlauben es ihr nicht sich für einen Menschen zu etablieren.

Es kostet viel Kraft, Überwindung und Arbeit diesen inneren Widerstand für sich aufzulösen und die eigene Person in ihrer „Imperfektion“ zu akzeptieren. Doch sich selbst so zu sehen, wie man wirklich ist – und sich selbst auch wertzuschätzen – ist eines der größten Errungenschaften und Komplimente, die man sich selber machen kann. Kein Mensch ist perfekt, aber darf sich trotzdem selber als „perfekt unperfekt“ annehmen. Es ebnet den Weg zu einer größeren persönlichen Zufriedenheit und inneren Stärke.

Beweise dir innere Stärke und nimm Herausforderungen an

Die innere Stärke wird tagtäglich in verschiedenen (Entscheidungs-)Situationen auf die Probe gestellt. Regelmäßig werden eigene Handlungen – aber auch die eigene Persönlichkeit – hinterfragt. Ganz egal, ob dies durch andere Personen erfolgt oder man an sich selbst zweifelt.

Im Alltag erreichen jeden von uns persönliche Herausforderungen von ganz unterschiedlicher Größe, die es zu bestreiten gilt. Dies funktioniert am besten mit entsprechender Entschlossenheit und Zielstrebigkeit in seinen Taten.

Herausforderungen flößen Angst ein. Egal, ob es sich um einen Umzug in eine neue Stadt oder eine neue berufliche Herausforderung handelt, die eigene Meinung angefochten wird oder ob man sich ein neu gestecktes Ziel erreicht oder nicht. Es resultiert immer in dem persönlichen Gefühl, ob man gewinnt oder verliert. Und verlieren mag keiner.

Doch dabei sind es die Herausforderungen selbst, die einen persönlich wachsen und innere Stärke entwickeln lassen. Herausforderungen fordern uns auf unsere Komfortzone zu verlassen und eine Unsicherheit zu konfrontieren – eine Situation, in der es heißt sich zu beweisen und mutig zu sein.

Jede Herausforderung und Unsicherheit bietet das Potenzial sich die eigene innere Stärke zu beweisen. Wenn man Herausforderungen so sieht, sind es ggf. nicht nur angsteinflößende Situationen, in den man primär nur gewinnen oder verlieren kann. Sie bieten jedem Menschen die Möglichkeit persönlich zu wachsen, denn…

Innere Stärke ist Mut und Mut ist eine Entscheidung

Viele bewundern Menschen, die mutig sind. Hingegen ihnen nachzueifern und selbst den Mut zu fassen, trauen sich nicht alle. Doch Mut ist keine Fähigkeit, die der eine besitzt und der andere nicht. Mut ist eine Entscheidung – und Entscheidungen kann jeder Mensch fällen.

Wie wir in unserem Beitrag über mutiger werden erklären, ist der Gegenpart von Mut nicht etwa die Feigheit, sondern Angst – die Angst vor fehlender Sicherheit und das Eingehen von Risiken. Die Angst zu versagen oder dass etwas nicht nach Plan verläuft, ist größer als die Aussicht auf den Erfolg einer Situation.

Und dabei versteckt sich genau hier die Lehre, die jeder ziehen sollte: Mut ist die Entscheidung die eigene Angst zu konfrontieren und sich dieser mit persönlicher Selbstüberzeugung zu stellen.

Traut man sich also mutig zu sein oder lässt man sich von seinen Ängsten kontrollieren? Vor dieser Entscheidung steht jeder Mensch immer wieder und kann sich für oder gegen den Mut entscheiden.

Um also innere Stärke zu entwickeln, solltest du dich öfter dazu entscheiden, mutig zu sein. Jedes Mal, wenn du dich einer Unsicherheit stellst und diese bezwingst, wirst du selbstbewusster, mutiger und innerlich stärker.

Du möchstest deine innere Stärke prüfen?

Dann mache unseren kostenlosen Test zur inneren Stärke und erhalte ein Ergebnis, das deine innere Stärke auf Optimismus, Resilienz, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz analysiert.

Zerbrich nicht an persönlichen Rückschlägen

In Negativsituationen oder bei persönlichen Rückschlägen fällt es oft sehr schwer, sich auf seine innere Stärke zu berufen. Doch in Wirklichkeit sind es genau diese Momente, in denen uns innere Stärke verhelfen, kann aus persönlichen Talfahrt herauszufinden. Denn innere Stärke ist mitunter – wie wir es anfangs auch beschrieben haben – der Glaube an sich selbst.

Scheitern ist menschlich. Rückschläge oder Misserfolge sind kaum vermeidbar und jeder von uns macht gar auf täglicher Basis Fehler von unterschiedlichen Ausmaßen. Doch es ist der Umgang, der darüber entscheidet, wie sehr uns solche Rückschläge aus der Bahn werfen können – oder sogar dürfen, denn wir haben weiterhin eine gewisse Entscheidungsgewalt über unsere Reaktionen.

Rückschläge können einem Menschen sämtliche Motivation und Selbstvertrauen rauben. Sie können Selbstzweifel, einen lähmenden Effekt oder ähnliche Auswirkungen hervorbringen.

Weißt du jedoch, mit deinen Enttäuschungen umzugehen, ermöglichst du dir, sogar an diesen negativen Ereignissen zu wachsen. Denn solch eine Bewältigung an Rückschlägen können dich zu mehr Resilienz und Selbstbewusstsein bringen. Sie lassen dich erfahren, dass du auch mit gescheiterten Herausforderungen und Rückschlägen umgehen kannst.

Unsere Fehlschläge sind oft erfolgreicher als unsere Erfolge.

Henry Ford (1863-1947), US-amerikanischer Gründer Ford Motor Company

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Ein Rückschlag ist die Möglichkeit der Responsion und des eigenen Hinterfragens. Ein Rückschlag bedeutet nämlich nicht, dass du etwas nicht kannst oder du nicht gut genug bist. Es bedeutet letztlich nur, dass etwas so, wie du es gemacht hast, nicht funktioniert hat und du etwas ändern musst. 

Nach einem Fehltritt ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und du kannst es beim nächsten Mal besser machen – und hast zuvor deine Lektion gelernt. Du darfst dir und deinen Fähigkeiten weiterhin vertrauen. So sieht nämlich innere Stärke und der Glaube an sich selbst aus.

Es ist nicht der ein Verlierer, der hinfällt, sondern der, der liegen bleibt. Und so sind Rückschläge erst dann frustrierend, wenn du daraus nicht gelernt hast und es nicht versuchst besser zu machen – um so zu reifen und innerlich stärker zu werden.

Und so möchten wir für diesen Beitrag ein Ende finden. Wir hoffen, dass unser Appell an deine innere Stärke etwas bewirken kann. Denn die innere Stärke schlummert in jedem von uns – auch in dir. Nun liegt es in deiner Verantwortung, sie zu erwecken.   

Falls du weiterhin an deiner inneren Stärke arbeiten möchtest oder du einfach mehr Aufschluss über deine Identität erreichen möchtest, möchten wir nochmal auf unseren Beitrag zu den 5 Säulen der Identität verweisen, denn beide Artikel bauen aufeinander auf.