Bewusster leben – der nächste Schritt in der Evolution des menschlichen Bewusstseins

bewusster leben gezeigt durch eine Kugel am Strand

Rastlosigkeit, Stress, Ausgebranntheit, innere Unruhe. 

Dies sind die derzeitigen Schlagworte, welche den vorherrschenden psychischen Zustand unserer Gesellschaft im Jahr 2021 beschreiben. 

Wir bauen Wolkenkratzer, Brücken, riesige Flugzeuge, Atomwaffen und messen den Erfolg eines Landes anhand des Bruttoinlandsprodukts. Wir sind definitiv die höchst entwickelte Population aller Zeiten, aber: Sind wir auch die glücklichste? Die derzeitigen Statistiken weisen Gegenteiliges auf und haben sogar einen negativen Trend im Gepäck.

Wir erkunden die Tiefen der Ozeane, wagen uns mit hoch entwickelten Teleskopen sogar in die unendlichen Weiten des Weltraums hervor, die unserer menschlichen Arroganz hier auf der Erde einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Jedoch vergessen wir dabei das Offensichtlichste zu erkunden: Uns selbst.  

Bewusster Leben ist ein Vorsatz und zugleich der Schlüssel, der uns zur Erkundung des inneren Raums in uns veranlasst. Hier liegt genug Weisheit und Kraft, um jede Krise als Chance zu sehen und als Individuum, aber auch als Kollektiv, voll in seine Kraft zu kommen und sein Potenzial zu entfalten, ohne dabei das Leben selbst aus den Augen zu verlieren. 

Bewusster Leben ist die Grundlage für das Entfalten deines Bewusstseins, was du wie folgt merken wirst: 

Du kommst endlich voll im Leben an, statt unbewusst nur darauf zu warten, dass es beginnt. 

Du tauchst ein in deine eigene Existenz, um das Leben ganzheitlich zu erfahren.  

Statt nur darüber zu lesen, strahlst du psychische Gesundheit und Achtsamkeit jetzt aus.

Stress, Sorgen, Ängste sind jetzt deine Lehrer, nicht deine Feinde. Du findest deinen Platz und betrachtest sie von einem Ort aus, an dem du frei von ihnen bist.  

Leichtigkeit und Enthusiasmus werden dich auf bei deinen Zielen und Visionen begleiten.  

Deine Beziehungen werden radikal erblühen oder sich ehrlich trennen.  

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Was ist eigentlich Bewusstsein?

Als menschliches Wesen über ein bewusstes Leben zu schreiben gleicht einem Fisch, der anderen Fischen über Wasser berichtet. Was bedeutet das? 

Wasser gehört so unmittelbar zum Leben eines Fisches, dass es nicht zu trennen ist. Wenn ein Fisch, der erkannt hat, dass er die ganze Zeit schon im Wasser schwimmt, anderen Fischen davon berichten möchte: Was für Worte verwendet er? Wie macht er den anderen Fischen die Substanz klar, in der sie sich das ganze Leben schon bewegen? Es ist so unmittelbar vorhanden, dass es die meisten nicht erkennen würden.

Genauso ist es mit dem menschlichen Bewusstsein. Bewusstsein ist die Substanz unseres Lebens. Wir bewegen uns genauso ständig im Bewusstsein wie Fische im Wasser. 

Du kannst das an dieser Stelle für dich überprüfen: Was ist es, das diesen Text hier gerade wahrnehmen kann? Dein Körper? Nein, denn was sollte sich in diesem Moment denn sonst deinem Körper gewahr sein? Dein Verstand? Mit deinem Verstand entschlüsselst du diese Worte hier gerade, jedoch ist es nicht dein Verstand, der sich dessen bewusst ist, dass du gerade liest. Du kannst nämlich genauso deinen Verstand beobachten, der ständig Gedanken produziert. 

Es ist dein Bewusstsein, das in jedem Moment deines Lebens präsent ist. Sogar im traumlosen Tiefschlaf.

Was nicht im traumlosen Tiefschlaf präsent ist, ist nicht real.

Ramana Maharsh (1879 – 1950), indischer Guru

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Bewusster leben – 7 Tipps, um endlich im Leben anzukommen und dein  Bewusstsein zu erweitern

Tipps, um bewusster zu leben, sind lediglich Wegweiser zu ein und derselben Gegebenheit: Dein Bewusstsein stärker wahrzunehmen und es als dich selbst zu erkennen. Das ist das Ziel jeder spirituellen Lehre und jeder Meditation, sowie der Achtsamkeit. Sich selbst als wahrnehmendes Bewusstsein zu erkennen und die falsche Identität, die der eigene Verstand in Form einer Person mit einem Namen und einer individuellen Geschichte erschafft, zu transzendieren.

Bewusster leben durch das intuitive Gefühl von bewusstem Sein

Dies ist der direkteste Weg, um bewusster zu leben. Der simpelste und deswegen der schwierigste Weg. Das liegt daran, dass unser Verstand hier dazwischenfunkt. Unser Verstand ist optimal dafür, komplizierte Sachverhalte zu bewältigen. Matheaufgaben ohne einen scharfen  Verstand lassen sich nicht lösen.  

Für die simpelsten Dinge ist er allerdings unnütz. Beim bewusster leben, so wie auch bei jeder Meditation, gilt sogar das Gegenteil:  

Ein scharfer Verstand, der in die Meditation mit hineingenommen wird, blockiert jede  Erfahrung und Wirkung.  

Damit will ich nicht sagen, dass nur diejenigen ein bewusstes Leben führen können, die einen eher einfach gestrickten Verstand besitzen. Ich möchte damit nur darauf hindeuten, dass es bei dem Thema Bewusstsein, Meditation etc. von Vorteil ist, sein gewohntes Analysieren und Beurteilen erstmal beiseite zu lassen. Auch wenn das im Jahr 2021 erstmal schwierig ist.

Mein heißester Tipp für ein bewusstes Leben ist also:

 Schließe die Augen und erspüre das intuitive Gefühl, dass du am Leben bist. Wie fühlt sich  dieses „Ich bin“ an? Ist es dir bekannt? Verweile einfach so lange es angenehm ist in diesem Gefühl von bewusstem Sein. 

Das Wichtigste hierbei: Bewerte nicht, analysiere nicht. Etwas in dir weiß bereits, wovon ich spreche. Ich spreche zu dieser Intelligenz, nicht zu deinem Verstand.

Bewusster leben mit der Kraft der Morgenstunden

Der Morgen macht den Tag. In diesem Sprichwort steckt viel Wahrheit. Denn gerade, wenn man bewusster Leben und Achtsamkeit integrieren möchte, könnte der Morgen den entscheidenden Unterschied machen.

Bewusster Leben erklärt mit Grafik von verschiedenen Gehirnwellen

Morgens befindet sich unser Gehirn noch im Alpha-Wellen Bereich. Das ist der Zustand, an dem wir wach, aber entspannt sind. Das geläufigste Beispiel für diesen Alpha-Wellen Bereich ist lesen. 

Dieser Alpha-Bereich ist ein optimaler Startpunkt, um sich auf einen bewussten Tag einzustimmen. Hier produziert unser Verstand nämlich weitaus weniger Gedanken als in unseren Alltagsaktivitäten, wo unser Gehirn in einen höheren Schwingungsbereich wechselt (Beta oder sogar Gamma). 

Nutzen wir die Frequenz unseres Gehirns am Morgen für uns, können wir es als Werkzeug zur  Bewusstseinsstärkung und damit für mehr Achtsamkeit im Alltag ansehen.  

Bewusstheit zeichnet sich durch einen niedrigen Schwingungsbereich des Gehirns aus. In tiefer  Meditation sind Gehirnwellenlängen im Theta- oder sogar Delta-Bereich möglich, jenes  Schwingungsniveau, was im traumlosen Tiefschlaf greift. In diesem Bereich sind Gedanken unmöglich, hier herrscht absolute Präsenz.  

Natürlich wollen wir nach dem Aufstehen nicht gleich wieder schlafen gehen. Bewusstheit ohne Wachheit wäre für das alltägliche Leben unnütz. Für Bewusstheit gilt im Wachzustand sogar das Gegenteil: Je bewusster du bist, desto wacher und aufmerksamer bist du.  

Wie schaffst du es also, den Schwingungsbereich des Morgens für dich zu nutzen?

Nimm dir Zeit. Zeit zu Sein. 

Hierfür eignet sich ein Morgenritual, wie eine heiße Tasse Kaffee oder Tee am Morgen, die du voller Aufmerksamkeit und Bewusstheit genießt: 

Wie fühlt sich die warme Tasse in deinen Händen an? 

Wie fühlt sich dein Körper nach einer erholsamen Nacht an? 

Gib dich dem Geschmack oder Duft deines Kaffees/Tees hin. 

Nimm die Stille der frühen Morgenstunden bewusst wahr.  

Um stille wahrzunehmen, musst du selbst im Inneren still sein. 

Bewusster leben durch Hingabe

Hingabe beschreibt den widerstandslosen Prozess, voll anzunehmen, was der jetzige Moment gerade beinhaltet. Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass es sich um einen inneren Prozess handelt. Du musst an der äußeren Gegebenheit nichts verändern, um dich ihr hinzugeben.  

Hingabe findet im Inneren statt.

Ein Beispiel: 

Dein Auto hat mitten in der Nacht irgendwo auf der Landstraße einen Platten und du musst den Reifen wechseln. Eine Situation, in die keiner gerne gerät. Jetzt hast du aber zwei Möglichkeiten: 

Du gibst dich der Situation hin und akzeptierst, wie sie ist. 

Du ärgerst dich und beklagst dich, wie so etwas mal wieder nur dir passieren konnte.  Was ist der fundamentale Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten? Dein Fokus. 

Bei Hingabe verschwendest du keinerlei Energie daran, dich über etwas zu beklagen. Du nimmst  die Situation in dich auf und bist sofort dazu in der Lage eine Lösung zu finden. Deine Energie steht dir nun frei zur Verfügung, weil sie nicht im Beklagen und im Widerstand festhängt.  

Hingabe ist der Schlüssel zu einem bewussten Leben, da, nur wenn du das annimmst, was  der jetzige Moment gerade bereithält, sich die Dimension eröffnet, die es den Inhalten des  jetzigen Momentes überhaupt erst ermöglicht da zu sein: Bewusstsein.

Bewusster leben im Jetzt

Überprüfe Folgendes für dich selbst: 

  • Hast du je etwas anderes, als diesen Moment erlebt? 
  • Hast du je etwas in der Vergangenheit erlebt? 
  • Hast du je etwas in der Zukunft erlebt? 
  • War es jemals, nicht jetzt? 
  • Wann starb Napoleon? Jetzt. 
  • Wann wurdest du geboren? Jetzt. 

Ich möchte dich auf eine simple Tatsache aufmerksam machen: Das Leben findet immer im gegenwärtigen Moment statt. Selbst Dinge in der Vergangenheit fanden damals Jetzt statt. Auch Dinge in der Zukunft werden sich als der jetzige Moment entfalten. 

Obwohl wir intuitiv alle von dieser simplen Tatsache wissen, leben wir unser Leben so, als wenn es  ständig noch etwas zu erreichen und zu schaffen gäbe. Wir stehen morgens auf und sind mit unserer Aufmerksamkeit direkt bei den Projekten, die wir umsetzen möchten und den Aufgaben,  die uns an diesem Tag noch erwarten. Was gerät dabei in Vergessenheit? 

Das Leben selbst.

Die zwanghafte Beschäftigung mit der Zukunft gründet auf der unbewussten Annahme, dass in der Zukunft die Erlösung und Erfüllung auf uns wartet. Das Gefühl endlich im Leben angekommen zu sein. Dabei muss ich dich enttäuschen: 

In der Zukunft wartet gar nichts auf dich, denn sie existiert nicht.  

Wenn das Leben also nur im jetzigen Moment stattfindet, warum ignorieren wir die Gegenwart  häufig so sehr? 

Weil wir noch identifiziert sind mit einem falschen Bild von uns selbst (Ego). Ein Bild, was uns von klein auf anerzogen wird und dem wir gerecht werden wollen. Deshalb haben wir unbewusst ständig das Gefühl noch nicht gut genug zu sein. Die Folge? 

Wir sind ständig dabei etwas zu erreichen. Erst dann, wenn endlich der Abschluss in der Tasche ist, können wir zufrieden und glücklich sein. Erst dann, wenn endlich die Millionen auf dem Konto liegen, dürfen wir uns entspannen bzw. gelassener werden.  

Ein simpler, jedoch effektiver Tipp um bewusster zu Leben lautet also: 

Schenke der Gegenwart, bei allem, was du tust, deine volle Aufmerksamkeit. 

Wie sieht dein Partner heute aus? Wie riecht er heute? Kannst du seine pure Präsenz als ein  anderes Bewusstsein wahrnehmen statt nur die Person, die du kennst? 

Iss die nächste Mahlzeit mit allen deinen Sinnen. Spüre die Konsistenz, schmecke jeden Aspekt der Nahrung vor dir. Nimm wahr, was diese Lebens-mittel mit deinem Körper machen. Sieh die Farben, die Formen.  

Gib dich deinen Emotionen für einen Augenblick hin. Fühle jeden Aspekt von Trauer, Wut, Langeweile, Groll, was auch immer da ist. Erkenne den flüchtigen Charakter jeder Emotion und tauche ein in die Kraft  deiner eigenen Gegenwärtigkeit als beobachtende Präsenz, die du bist.

Bewusster leben durch erwachte Beziehungen

Es liegt in der Natur des Lebens selbst, dass wir uns mit anderen Menschen verbinden. Beziehungen sind auch eine Ausdrucksform des Bewusstseins, und es sind die verschiedenen Arten von Beziehungen, durch die wir in unserer menschlichen Erfahrung wachsen. 

Insbesondere Liebesbeziehungen können leichter als andere Beziehungen versteckte Motive und verborgene Tendenzen aufdecken. Diese Art von Nähe geht den Dingen unmittelbar auf den Grund, sodass wir sehen können, wo unsere größten Unsicherheiten und Verhaftungen liegen. 

Selbst wenn das Ego in allen anderen Beziehungsformen tatsächlich transzendiert ist und du nun in der Lage bist, sie vom Ort des Gewahrseins aus zu genießen, kann die Ego-Persönlichkeit in intimen Beziehungen noch immer fortleben.  

Beziehungen haben aus spiritueller Sicht also vor allem eine Funktion:  

Sie zeigen uns, wo wir noch anhaften und das Ego in uns die Zügel in der Hand hat und welche Schattenanteile wir noch integrieren dürfen.  

Um ein bewusstes Leben führen zu können, müssen wir mit unserem Ego arbeiten. Ego bedeutet nämlich vor allem eines: Unbewusstheit.  

Eine Person, die noch vollständig vom Ego beherrscht wird, ist keine schlechtere Person, aber eine unbewusste. Unbewusst in dem Sinne, dass das Bewusstsein in dieser Person noch keinen Raum einnehmen konnte.  

Nutzen wir Beziehungen also dazu, das Ego in uns zu transzendieren, sind sie neben der Meditation die kraftvollste spirituelle Übung überhaupt.  

Um aus deinen Beziehungen eine Übung zu machen ist Folgendes wichtig:

Sei präsent mit deinem Gegenüber

Während du ihm/ihr bspw. zuhörst, stelle dir vor du bist ein stiller Bergsee, der offen für diesen Moment ist. Denke nicht schon darüber nach, was du gleich sagen wirst. 

Halte Trigger aus

Sobald dein Gegenüber einen wunden Punkt bei dir trifft, merke dir: Es ist dein Trigger. Mach also nicht den anderen dafür verantwortlich, dich getriggert zu haben, sondern löse den Trigger langfristig in dir auf, indem du ihm Raum gibst. 

Projiziere nicht

Vielleicht der wichtigste Tipp für eine gelingende Beziehung. Wenn Schattenanteile oder andere Muster in dir hochkommen und verschiedene Emotionen in dir auftauchen, sei präsent mit ihnen. Wenn du das nicht bist, wirst du diese Emotionen, die eigentlich in dir und für dich auftauchen, auf dein Gegenüber projizieren, wodurch du andere in deine eigenen Dramen mit hineinziehst und dich noch weiter von dir selber entfernst.  

Wenn du in der Präsenz wurzelst, die du bist, ist Liebe eine natürliche Qualität, die du ausstrahlst.

Ein bewusstes Leben durch die Fähigkeit des wertfreien Beobachtens

Der menschliche Verstand zeichnet sich vor allem durch unsere Fähigkeit zu analysieren und zu bewerten aus. Keine Frage: Ohne diese Fähigkeiten wären wir technologisch und wirtschaftlich als Menschheit nicht an dem Punkt wie heute.  

Auf der Schattenseite sind es jedoch eben diese Fähigkeiten unseres eigenen Verstandes, die so viel Leid in der Menschheit verursachen und an der psychischen Gesundheit nagen. Denn was ist es am Ende des Tages, was uns unglücklich macht? 

Das ständige, oft unbewusste Analysieren und Bewerten dessen, was der jetzige Moment bereithält. 

Es ist also nie die Situation selbst, die uns unglücklich macht. Es ist unsere Interpretation der Situation.

Ein Mensch mit einem durchschnittlichen Intellekt denkt rund 60 – 80.000 Gedanken am Tag. Viel wichtiger aber: Nur ca. 3 % davon sind positiv

Nun fragen wir uns als Menschheit, wo unsere kindliche Lebensfreude, Liebe und unser Enthusiasmus hin ist.  

Unseren Verstand kann man mit einem Messer vergleichen. Je schärfer, desto nützlicher. Jedoch  steigt damit auch der potenzielle Risikofaktor sich selbst und andere Menschen zu verletzen. Werfen wir deshalb das schärfere Messer weg? Nein. Wir lernen, damit auf effiziente Weise umzugehen und machen es zu unserem Werkzeug, nicht umgekehrt. 

Derzeit jedoch sieht es bei den meisten Menschen umgekehrt aus: Der Verstand benutzt uns als Werkzeug, nicht wir ihn.  

Wie also schaffen wir es endlich Herr über unseren eigenen Intellekt zu werden und dieses kostbare Geschenk der Evolution endlich für uns zu entdecken? Wie können wir unsere eigene Intelligenz für uns arbeiten lassen, anstatt gegen uns?

Erlerne die Fähigkeit des wertfreien Beobachtens  

Wir können unseren Verstand nur auf eine Weise „beherrschen“: Indem wir ihm erlauben, da zu sein. Beherrschen sollte man ersetzen durch befreien. Was für Gedanken du denkst, wirst du nämlich nie in der Hand haben. Entscheidend ist sich von ihnen zu dis-identifizieren. Damit hast du deinen Verstand nicht kontrolliert, sondern befreit. Dann wird er keine Form von Leid mehr auslösen und von selber zur Ruhe kommen.  

Sobald du Gedanken oder Gefühle jedoch unterdrückst, ob bewusst oder unbewusst, wird die Herrschaft des Verstandes größer. 

Erkenne deinen Verstand als Verbündeten an, nicht als Feind. Zu einem Verbündeten wird er aber erst, wenn du erkennst, dass nicht du der Verstand bist, sondern etwas, das du betrachten kannst wie einen  vorbeifahrenden Zug.  

Das ist es, was Achtsamkeit bzw. Meditation bedeutet: das wertfreie Beobachten dessen, was der jetzige Moment bereithält. Innen wie außen. Und sich dabei dem Betrachtendem, sich selbst, gewahr zu sein.

Fange also in deinem Alltag damit an, dich immer wieder zu fragen: 

Was geht gerade in mir vor? Was für Gedanken sind gerade da? 

Welche Gefühle möchten gerade angeschaut werden? 

Wo versuche ich gerade noch wegzuschauen, was möchte ich nicht fühlen?

Das allerwichtigste hierbei: Werte nicht, was du beobachten kannst.  

Wenn du deine Intelligenz also für dich arbeiten lassen möchtest, solltest du anfangen deinen Verstand zu beobachten. Zum Verstand gehören auch deine Emotionen, denn sie sind wissenschaftlich bestätigt nur die energetisch/chemische Spiegelung deines Verstandes, die sich im Körper manifestiert.

Ein wertvoller Merksatz, der dich dabei unterstützen könnte, ist folgender:  

Du als wahrnehmendes Bewusstsein bist der Himmel. 

Gedanken und Gefühle sind nur die Wolken, die für einen kurzen Moment da sind, dann jedoch  weiterziehen.  

Der Himmel bleibt von all dem unberührt.  

Das bist du. 

Erlaube dir zu sein

Neben all den Tipps ein abschließender Ratschlag, der dich in kurzer Zeit tief transformieren kann: Erlaube dir zu sein.  

Unsere gegenwärtige Gesellschaft im Jahr 2021 ist effizient, schnelllebig, extrem zielorientiert, auf der äußeren Ebene eventuell sogar erfolgreich, verliert dabei aber das aus den Augen, wofür wir hier sind:  

Das Leben selbst.  

Indem du dir also bewusst erlaubst zu SEIN, statt ständig nur zu tun, befreist du dich von den Konditionierungen dieser Gesellschaft (z.B. ständig beschäftigt sein zu müssen) und all dem Leid, was es unbewusst verursacht.  

Dann suchst du irgendwann nicht mehr in der Zukunft das Glück und den Frieden. Wenn du dir erlaubst zu sein, dann sucht das Glück dich.  

Es wird sich zu dir an den Tisch setzen und dich immer tiefer mit in die Gegenwart hineinziehen,  bis schließlich alle illusionären Grenzen verschwinden.  

Dann bist du das Leben und das Leben bist du.

Wahrhaftige vs. toxische Positivität : Worin liegt der Unterschied?

Toxische Positivität: Ein Gesicht, das zwanghaft versucht zu lächeln

Positivität ist ein Begriff, unter dem sich jeder etwas vorstellen und die positiven Vorzüge dieser Charaktereigenschaft verstehen kann. Doch nicht alle wissen, dass Positivität in einem überzogenen oder gar ungesunden Maße in toxischer Positivität enden kann.

Eine positive Einstellung gegenüber dem Leben zu haben ist essenziell, um Hürden und andere Herausforderungen zu überstehen. Denn nur mit dem Blick auf das Positive schaffen wir es uns in jeglichen Situationen flexibel anzupassen, ohne dabei bestimmten Zweifeln zu verfallen. Dabei jedoch ausschließlich gute Laune zu haben und positive Gedanken zu verbreiten, ist unmöglich. Und trotzdem sehen wir immer mehr ein bestimmtes, realitätsfernes Bild eines perfekten Lebens ohne Sorgen vieler Menschen, welches um jeden Preis aufrechterhalten werden möchte. Auf vielen Social-Media Accounts sieht man perfekte Körper, nur gute Laune und Geld im Überfluss. Und all das wird „wenn man einfach dran bleibt“ erreicht – so scheint es zumindest.

Unter dem Druck des Selbstoptimierungswahns und der Außenpräsentation erhalten negative Phasen im Leben keine Schaubühne, sondern werden einfach weggelächelt, kleingeredet oder gekonnt vertuscht. Bei manchen führt diese konsequent positiven Denk- und Lebensweise so weit, dass sie nicht mehr echt und authentisch wirkt, sondern erzwungen. All das trägt zu einem der aktuell problematischsten gesellschaftlichen Normen: der toxischen Positivität. 

Doch was ist toxische Positivität eigentlich genau? Und gibt es so etwas wie wahrhaftige Positivität? Und wenn ja, wie unterscheide ich die beiden und entscheide mich für die Zweitere? Diese und noch mehr Fragen werden in diesem Artikel  beantwortet.

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Was ist toxische Positivität?

Das Wort „toxisch“ stammt von dem lateinischen „toxicum“ ab und beschreibt dabei etwas, das giftig und schädlich ist – letztendlich also etwas, das erkrankende Substanzen enthält. Es mag widersprüchlich erscheinen, aber Positivität kann tatsächlich toxisch werden. 

Toxische Positivität beschreibt dabei nämliche eine „Scheinpositivität“, die alle negativen Gefühle nicht nur unterdrückt, sondern erst gar nicht zulässt. Und das nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen. Anstatt die negativen Gefühle anzunehmen und zu akzeptieren, um sie dann zu verarbeiten, werden jegliche Auslöser ignoriert, die den Umgang mit den negativen Gefühlen fördern könnten – ganz nach dem Motto „Good vibes only“. Negative Emotionen werden dabei schlichtweg als Hindernisse zur persönlichen Erfüllung definiert. 

Als Folge dessen werden unerwünschte Gefühle oft klein geredet, da sie mitunter schambehaftet sind. Wer will schon der Jammerlappen unter den strahlenden Dauergrinsern sein?

Das Problem ist aber folgendes: Wenn Positivität auf jede Situation angewandt wird und keinerlei Widerspruch mehr zulässt, wird sie toxisch. Das passiert, wenn die Annahme besteht, dass ein Leben nur dann gelungen ist, wenn es durchweg  aus positiven Gefühlen bestehen muss. Dabei wird aber eines außer Acht gelassen: Es entsteht ein persönlicher Druck. Nämlich der Druck immer positiv gestimmt sein zu müssen. Diesem Gefühl nachzueifern, fällt die eigene Gelassenheit und das intuitive Lebensgefühl zu Last. Dies fördert dann ein Zustand, der über einen längeren Zeitraum in einen Kreislauf übergehen kann, den wir so leicht nicht mehr durchbrechen können.

Wir haben dir ein paar beispielhafte Verhaltensweisen und Aussagen klassischer toxischer Positivität zusammengefasst.

Gefühle und Erfahrungen bei dir und/oder anderen werden abgestritten oder kleingeredet

 „Du jammerst ständig. Sei doch mal wieder so lebendig und fröhlich wie früher! Du kannst das doch!“
„So schlimm ist das doch nicht. Ändere einfach deine innere Einstellung und dann wird schon alles.“
„Bleib immer positiv. Diese Negativität bringt dich nirgendwo hin!“

Betroffene Personen fühlen sich als würden ihre Schwierigkeiten klein geredet und ignoriert werden

„Alle deine Probleme können gelöst werden, indem du nur deine Einstellung änderst.“
„Das klappt schon. Du solltest nicht so negativ sein.“
„Einfach dranbleiben! Alles wird schon wieder!“

Abwärtsvergleiche finden statt

„Es gibt Menschen, die haben nichts zu essen und zu trinken. Du hast gar kein Recht, dich so zu fühlen.“
„Louis hat seinen Vater verloren und du nur deine Prüfung nicht bestanden. Es gibt wichtigeres im Leben.“
„Ich habe das auch schon durch, aber das schafft man mit dem richtigen Mindset. Du musst einfach nur das Gute sehen!“

Konsequenzen der toxischen Positivität

All diese oben genannten Aussagen tragen nicht zur Auflösung eines Problems bei, sondern lediglich dabei einer Idealvorstellung eines durchweg positiven Lebens zu entsprechen. Wenn sich Menschen in Situationen befinden, die sie selbst als schlimm und aussichtslos empfinden, hilft es nicht, ihnen als Außenstehender zu erklären, dass sie es doch positiv sehen sollten.

Wird diese toxische Positivität regelmäßig angewandt, kann es dann mit der Zeit geschehen, dass sich Menschen abkapseln und entfernen, um zu versuchen, die Probleme alleine zu lösen. Das tun sie, da sich der Person mitzuteilen mehr wehtut, als das alleine durchzumachen. Sie fühlen sich letztendlich missverstanden und alleine gelassen, da die toxische Positivität sogar wie ein Verstärker auf deren schlechte Laune wirkt. 

Das Gleiche passiert im Umkehrschluss auch bei dir, wenn du die toxische Positivität auf Gefühle und Erfahrungen deinerseits anwendest. Wenn du deine eigenen Gefühle nicht würdigst, kapseln sich diese irgendwann ab und werden unterdrückt. 

Gefühle nicht zuzulassen stumpft einen selber ab und lässt dich dann nicht mehr nur die negativen Gefühle nicht fühlen, sondern auch die Positiven. So können sich mit der Zeit Ängste oder andere psychische Störungssymptome entwickeln und aktiv auf die menschliche Gesundheit auswirken – und das nur aus der Intention heraus, einen positiven Schein aufrecht zu halten.

Ich schaue immer gerne auf die optimistische Seite des Lebens, aber ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass das Leben eine komplexe Angelegenheit ist.

Walter Elias „Walt“ Disney (1901-1966-), US-amerikanischer Trickfilmzeichner und Gründer der Walt Disney Company

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Was ist wahrhaftige Positivität? 

Um toxische Positivität noch besser eingrenzen zu können, ist es wichtig zu wissen, was denn dann im Gegensatz wahrhaftige Positivität ist. Das deutsche Wort „Positivität“ leitet sich aus dem spätlateinischen „positivus“ ab und beschreibt dabei etwas Wünschenswertes und Erfreuliches.

In der Medizin erklärt ein positiver Befund, dass etwas vorliegt. Wenn wir jedoch von der Psyche sprechen, dann verbinden wir mit einer positiven Einstellung oft Zustände wie Optimismus, Zuversicht und Selbstbewusstsein. Jedoch schafft es dabei die wahrhaftige Positivität die negativen Emotionen nicht auszuklammern, sondern effektiv mit diesen umzugehen. 

Diese Art der Positivität ist meist nicht angeboren, sondern vielmehr eine Eigenschaft, die man sich antrainieren kann. Zudem gibt es dabei nicht Menschen, die entweder positiv oder negativ sind – jeder Mensch kann in verschiedenen Bereichen anders gepolt sein.

In den Bereichen, in denen man jedoch positiv gestimmt ist, schätzt man die Vielfalt an Emotionen, die man besitzt. Man lässt jedes Gefühl so sein wie es ist, akzeptiert es, verarbeitet es und entscheidet sich daraufhin mit vollem Bewusstsein und mit Verantwortung, das Positive aus der Situation herauszufiltern.

Hier muss man die positive Einstellung stark von der Naivität unterscheiden, die manchmal dem Begriff der Positivität vorgeworfen wird. Unter Naivität versteht man Grundzüge einer Persönlichkeit, die nicht hinterfragt werden. Wenn eine Person naiv ist, nimmt sie jegliche Situationen leichtgläubig an und sieht die Welt durch einen rosaroten Filter.

Das ist jedoch ein Trugschluss: Denn wenn man wahrhaftig positiv gestimmt ist, erkennt man gewisse Risiken in bestimmten Situationen. Man leugnet sie aber nicht und entscheidet sich bewusst dafür, die Aufmerksamkeit auf das positive Resultat zu richten. Durch dieses Verhalten besinnt man sich darauf, dass man aus allem etwas lernen und für sich mitnehmen kann – aus dem Guten, wie auch aus dem weniger Guten. Das ist letztlich eine Positivität, die so weit geht, dass sie alles Negative mit einbezieht und berücksichtigt.

Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz, die ganze Schönheit des Lebens besteht aus Schatten und Licht.

Leo Tolstoy (1828-1910), russischer Schriftsteller

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Worin liegt der Unterschied zwischen wahrhaftiger und toxischer Positivität?

Im Vergleich zur toxischen Positivität, geht es bei der wahrhaftigen Positivität nicht darum, negative Gedanken und Gefühle zu ignorieren, sondern sie zu akzeptieren, bevor man sich bewusst dafür entscheidet, die Aufmerksamkeit auf die positiven Aspekte einer Situation zu lenken.

Das bedeutet also nicht, dass wir uns immer darauf konzentrieren müssen glücklich zu sein, obwohl wir gerade bspw. enttäuscht sind. Stattdessen bedeutet es, mit dem Gefühl der Enttäuschung positiv und wertschätzend umzugehen.

Jeder darf mit positiven Gefühlen leben wollen. Es ist jedoch eine andere Sache, sich selbst oder anderen Personen die negativen Gefühle abzusprechen. Daher ist es wichtig zu wissen, wie man mit der toxischen Positivität umgehen kann, um diese aus dem eigenen Leben zu streichen. 

Wie gehe ich effektiv mit toxischer Positivität um? 

Im Verlauf dieses Beitrags sollte dir bereits klar geworden sein, dass wahrhaftige Positivität für dich und dein Umfeld um einiges besser ist als toxische Positivität. Wenn auch du lernen möchtest, wie du effektiv wahrhaftige Positivität in dein Leben ziehen und toxische Positivität vermeiden kannst, gehe folgende Punkte und Tipps durch. Greife dir dazu gerne einen Stift und Zettel, um das Ganze für dich festzuhalten. 

Erkenne, wo du negativen Gefühlen aus dem Weg gehst

Denke dabei gesondert an dich und dein Umfeld. Auf der einen Seite kann es negative Gefühle geben, die du für dich nicht fühlen möchtest und daher verbannst. Andererseits kann es jedoch auch sein, dass du es nicht aushältst, wenn deine Freunde bspw. traurig, enttäuscht oder wütend sind. Vielleicht kommst du ihnen nicht mit Empathie entgegen, sondern mit Floskeln wie „Alles wird schon wieder. Kopf hoch!“ oder du vermeidest von vornherein überhaupt die Auseinandersetzung. 

Möglicherweise lösen diese negativen Emotionen einen Druck in dir aus, dem du nicht standhalten kannst oder willst. Indem du aber Emotionen fortgehend nur aus dem Weg gehst, verschwinden sie nicht, sondern setzen sich vielmehr im Körper fest und sorgen für festgefahrene Energie. Ganz nach dem Motto „what you resist, persists“ – also zu Deutsch: was du widerstehst, bleibt bestehen.

Erst in dem Moment, in dem wir unseren Emotionen und denen der anderen den nötigen Raum geben, haben wir eine Möglichkeit, dass sich diese auflösen können.

Versuche also für solche Situationen sensibel zu werden, in denen du empfindlich auf bestimmte Gefühle reagierst, um in Zukunft effektiv mit diesen umzugehen.  

Befürworte es, wenn Menschen über Ihre wahren Gefühle reden, ohne dich dann dafür verantwortlich zu fühlen

Wenn Menschen sich dir anvertrauen, dann tun sie das meist, da sie davon ausgehen, dass du ihnen ein gewisses Mitgefühl und Empathie für deren Situation entgegenbringen kannst. Genau so geht es dir wahrscheinlich auch, wenn du deine Freunde um Rat oder Hilfe bittest. 

Fang also damit an, deine Gefühle oder die der anderen wahrhaftig wahrzunehmen und ihnen mit Empathie entgegenzutreten. Indem du das machst, lernst du diese Gefühle zu normalisieren und mit ihnen umzugehen.

Auch wenn du diese Gefühle oder ein Thema nicht direkt verstehst oder mit ihnen umgehen kannst, reicht es für den Anfang oft auch Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen. Vergiss dabei nicht, dass nur weil sich dir jemand anvertraut, das nicht heißt, dass du die Person retten musst.

Nimm dir selbst den Druck raus und mach dir klar, dass du nicht dafür verantwortlich bist, wie andere sich fühlen. Trotzdem darfst du eine Komponente sein, wodurch sich die jeweiligen Personen gesehen und wertgeschätzt fühlen.

Wenn wir uns ehrlich fragen, welcher Mensch in unserem Leben uns am meisten bedeutet, stellen wir oft fest, dass es diejenigen sind, die sich, anstatt Ratschläge, Lösungen oder Heilmittel zu geben, lieber dafür entschieden haben, unseren Schmerz zu teilen und unsere Wunden mit einer warmen und zärtlichen Hand zu berühren.

Henri Nouwen (1932-1996), niederländischer Priester und Psychologe

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Negative Gefühle zu äußern hat nichts mit Jammern zu tun 

Leider wird oft noch das falsche Bild vertreten, dass Menschen, die Ihre negativen Gefühle äußern, nur jammern oder nach Aufmerksamkeit buhlen. Doch dieses Denken ist nicht viel mehr als ein Vorurteil, dass den Kontakt und Umgang miteinander schaden kann.

Denn im Endeffekt würde schlussfolgernd damit erwartet werden, dass Menschen nicht mehr ehrlich und authentisch sein dürften, da sie sonst als „schwach“ in vielen Teilen der Gesellschaft gelten würden. Also lade ich dich dazu ein, dich einmal mit deinem eigenen Wertesystem zu beschäftigen und dir zu überlegen, ob du in Zukunft die Werte der Authentizität und Ehrlichkeit klarer leben und durchsetzen möchtest. 

Werte negative Gefühle nicht ab, sondern versuche sie als Erkenntnis zu sehen 

Einige Gefühle lösen in uns ein Gefühl aus, dass wir als „negativ“ bezeichnen. Oft ist es uns aber gar nicht bewusst, dass sich Emotionen gar nicht so einfach als negative oder positive Gefühle pauschalisieren lassen – es gibt einfach Gefühle. Das, was sich für die eine Person gut anfühlt, fühlt sich für eine andere Person schlecht an. Es kommt immer darauf an, wie du ein Gefühl oder eine Erfahrung für dich interpretierst.

Beispiel an der Emotion Wut:

Wut wird von vielen Menschen als ein negatives Gefühl definiert, welches man am liebsten so schnell es geht loshaben will. Dieses Gefühl zeigt sich oft in Konflikten mit anderen Mitmenschen, wenn wir das Gefühl haben nicht respektiert bzw. ungerecht behandelt zu werden oder wenn wir selbst etwas vermasselt haben. All das klingt zuallererst wirklich nicht positiv.

Doch genau deshalb ist das Gefühl da – um uns zu zeigen, wo sich etwas verbessern darf und wo gewisse Bedürfnisse (noch) nicht erfüllt werden. Oft sind die Bereiche, in denen wir am meisten Wut oder allgemein „negative“ Gefühle spüren, die, in denen wir nochmal genau hinschauen dürfen. 

Versuche also Gefühle, die ein ungutes Gefühl in dir auslösen, nicht gleich zu verbannen. Alle Gefühle haben eine Daseinsberechtigung und wollen dir etwas signalisieren. Stumpfe dich also nicht ab, sondern gehe bewusst durch den Prozess des Fühlens. Ich garantiere dir, dass sich hinter jedem doch so „negativen“ Gefühl eine Erkenntnis zeigt. Sie können dir bspw. klarmachen, was deine eigentlichen Bedürfnisse, persönlichen Werte und Wünsche sind. Diese Erkenntnis ist zudem oft der Wegweise in ein erfüllte(re)s Leben. 

Wandle toxische Positivität in wahrhaftige Positivität um  

Oft ist es gar nicht so einfach Gewohnheiten von heute auf Morgen zu ändern. Darum geht es hier auch nicht. Es ist schonmal ein großer Anfang, wenn dir überhaupt bewusst wird, wann du toxische Positivität anwendest und wann nicht. Wenn du dann bereit bist, in diesen Prozess aktiv einzugreifen, wirst du früher oder später viele Aussagen, die du normalerweise triffst, ändern.

Hier ein paar Beispielsätze, wie du ganz einfach toxische Positivität in wahrhaftige ändern kannst:

Toxische Positivität Wahrhaftige Positivität
„Du wirst darüber hinwegkommen. Kopf hoch, denke nicht so negativ.“

„Es ist schwer, ich kann das gut nachvollziehen. Lass die Gefühle bitte erstmal zu. Ich glaube aber ganz fest daran, dass du das Beste aus dieser Situation machen kannst.“

„Du schaffst das schon, glaube einfach an dich!“

Dass die Situation dir zu schaffen macht, ist nur menschlich. Ich will aber, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Andere haben es viel schwerer als du!“

„Schmerz ist subjektiv und deine Gefühle sind immer valide. Danke, dass du diesen Schmerz offen mit mir teilst.“

„Always look on the bright side! Du musst einfach lernen dankbar für das zu sein, was du hast.“

Man kann nicht immer glücklich sein und das ist total okay! Nimm dir deine Zeit die Dinge zu verarbeiten.“

„Gib niemals auf!“

„Manchmal ist es in Ordnung, Dinge neu zu bewerten. Ich höre dir zu und bin für dich da.“

Wenn es dir anfangs schwerfällt, intuitiv deine Sätze wie im obigen Beispiel anzupassen, dann reicht es auch oft aus, Mitmenschen einfach zu fragen, wie du ihnen helfen und für sie da sein kannst. Schenke der Person deine ungeteilte Aufmerksamkeit, höre aktiv zu und versuche ihr nicht ihre Gefühle zu erklären und vermittle ihr den Eindruck Ernst genommen zu werden. Du wirst sehen, dass die Personen in deinem Umfeld es sicher sehr zu schätzen wissen, das Gefühl zu haben nicht alleine zu sein mit ihren Gefühlen.  

Wenn du Opfer der toxischen Positivität geworden bist

Natürlich dürfen wir uns in diesem Beitrag nicht nur den Menschen widmen, die toxische Positivität anwenden, sondern auch denen, die der toxischen Positivität zum Opfer gefallen sind. Manchmal kann es die eigene Chefin oder der beste Freund sein, die auf deine Gefühle und Erfahrungen nicht richtig eingehen oder dir sogar ein schlechtes Gewissen dafür machen.

Mach dir bitte bewusst, dass du diese Situationen nicht einfach hinnehmen musst. Du hast das ausdrückliche Recht darauf, dass deine Person sowie auch deine Befindlichkeiten gehört und gesehen zu werden. Du darfst äußern, wenn du dich falsch verstanden oder behandelt fühlst. 

Zudem solltest du Menschen aus deinem Umfeld über toxische Positivität aufklären. Denn oft sind jegliche Menschen, die toxische Positivität bei dir anwenden auch die, die ihre eigenen negativen Gefühle unterdrücken und stumm machen. Manchmal ist es unseren Mitmenschen gar nicht bewusst, welchen Schaden sie sich und anderen damit anrichten können. Daher sollten wir Ihnen die Chance geben sich zu reflektieren und Verständnis aufzubringen.

Wenn die Personen in deinem Umfeld jedoch kein Verständnis aufbringen und nicht auf deine Bitten reagieren, solltest du dir eingestehen, dass du stets die Entscheidung treffen darfst, dich in solchen Situationen von den Personen zu distanzieren. Du und deine Gefühle sollten und dürfen deine Priorität sein. Wir verdienen alle Mitmenschen, die mit uns lachen, wenn es uns gut geht, aber auch jene, die mit uns fühlen, wenn es uns schlecht geht. 

Ein letztes Wort zur toxischen Positivität

Du hast es nun bis zum Ende dieses Beitrags geschafft und wir hoffen sehr, dass du einige Impulse für dich mitnehmen konntest, die du von nun an in deinen Alltag integrieren wirst. Vergiss dabei nicht, dass es total ok ist, auch mal nicht ok zu sein und dass man Glück nicht erzwingen kann – auch nicht durch ein Dauergrinsen.

Von der toxischen zur wahrhaftigen Positivität zu wechseln mag anfangs nicht leicht sein, doch sicherlich wird es einen großen Wert in dein Leben bringen. Halte durch und bleib dran! Lass dich dabei natürlich weiterhin von Positivität motivieren und inspirieren – aber nur, wenn es dir guttut.