Was ist Glück für uns Menschen?

Das Streben nach Glück, sowie die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ ist eine uralte Sehnsucht des Menschen. Seit Anbeginn der Zeit suchten die großen Dichter, Denker und Philosophen nach einer Definition für das Glück – mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Auch heute noch steht diese Frage für manch einen im Raum und selbst in der Wissenschaft oder Psychologie wurde keine einheitliche Definition des Glücks gefunden. Doch dies muss es auch nicht.

Denn Glück liegt sozusagen im Auge des Betrachters und ist eine ganz persönliche und subjektive Wahrnehmung unterschiedlicher Emotionen und Umständen, die jeder für sich selbst definieren muss.

Der folgende Beitrag taucht tief ein in das allumfassende Thema Glück und DailyMentor bemüht sich um eine Definition dieses großen Begriffes. Dabei schauen wir uns gemeinsam Glücksmaximen an, die bereits seit der Antike bestehen und noch heute das Fundament moderner Glücksdefinitionen mitbestimmen. Zudem widmen wir uns dem Thema aus unterschiedlichen psychologischen und philosophischen Perspektiven.

Das Ziel dieses Beitrags ist es dir unterschiedlichste Perspektiven und Inspirationen über den Begriff des Glücks zu schaffen, die dich wiederum in deiner eigenen Meinungsbildung und persönlichen Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ unterstützen sollen. 

Eine für dich allumfassende Beantwortung dieser Frage findest du weder hier, noch woanders. Doch der Beitrag wird dir helfen, dass du Glück für dich – und ausschließlich für dich – beantworten kannst. Also lehn’ dich zurück, nimm die nötige Zeit zum Lesen, lass dich inspirieren und einladen über die nachfolgenden Dinge nachzudenken.

Inhaltsverzeichnis

Eine allgemeine Definition: Was ist Glück?

Würde man 100 Leuten die Frage stellen „Was ist Glück?“, so würde man sicherlich viele verschiedene Antworten erhalten. Obgleich die Antwort lautet: eine genussvolle Mahlzeit, gemeinsame Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen, ein Buch zu lesen oder es doch größere Begriffe umschließt wie erfolgreich, sorglos oder gesund zu sein. Jede dieser Antworten sind gleichermaßen richtig. Denn jeder Mensch hat eine andere Vorstellung, was Glück bedeutet.

Was Glück ist, liegt einzig und allein in der subjektiven Beurteilung eines Menschen und in seiner eigenen Auffassung. Denn Glück folgt keinem Bewertungsmaßstab, was selbst die Wissenschaft gewissermaßen zugeben musste.

Denn sogar in der Wissenschaft herrscht keine einheitliche Meinung vor, was Glück ist oder genau bedeutet. Erklären lässt sich es daran, dass das Gefühl des Glücklichseins selten allein kommt bzw. durch zahlreiche andere Gefühlslagen entsteht, die manchmal sogar als Synonyme für Glück verwendet werden: Zufriedenheit, Freude, Sorglosigkeit, Ausgeglichenheit, Wohlbefinden, o.Ä. – es sind alles Beschreibungen, die einen Mensch sein Glück fühlen lassen können.

Was in einem Menschen Glück auslöst, kann ganz unterschiedlich sein: Sei es durch das Schaffen besserer äußerer Umstände, die die eigenen Lebensqualitäten verbessern, durch einfache Aktivitäten (wie dem Nachgehen seiner eigenen Interessen, dem Ausüben der eigenen Berufung, allgemeine Tätigkeiten, die einen erfreuen etc.) oder sogar durch andere Personen und Situationen für die man selbst nicht verantwortlich war und „glücklich gemacht wurde“.

Letzteres beschreibt das sogenannte Zufallsglück. Wie es der Name bereits verrät, ist es eine Form, des Glücks, welches sich von einem selbst nicht beeinflussen lässt. Ganz plötzlich und zufällig schenkt manchmal das Leben solche unerwarteten Glücksmomenten. Es können ganz kleine – fast schon kaum bemerkbare – Momente sein, wie bspw. dass man einen guten Freund auf der Straße begegnet, einen Geruch aus seiner Kindheit wahrnimmt, der einen an nostalgische Erinnerungen besinnt oder das Wahrnehmen einer lauwarmen Sommerbrise. Wie es einst Heinrich Heine über das Zufallsglück dichtete: „Es küsst dich rasch und flattert fort.“

Ganz unabhängig davon wie sich das Glück für einen Mensch einstellt, eines ist stets gegeben: Glück ist ein Status der Freude oder des Wohlbefindens – ein Zustand, in dem sich ein Mensch zufrieden fühlt, selbst wenn es manchmal auch nur temporär sein mag.

Glück definiert im Sinne der Eudaimonie und des Hedonismus

Wie wir bereits verstanden haben, ist Glück für jeden etwas anderes. Dennoch gibt es zwei zentralen Ethiken an Glücksmaximen, die gewissermaßen das „Fundament der Glücksdefinition“ bilden: Eudaimonie und Hedonismus.

Beide dieser Philosophien haben ihren Ursprung in der Antike Griechenlands und seitdem nutzten sie viele bedeutende Philosophen, um das Glück zu definieren. Eudaimonie und Hedonismus sind keinesfalls Gegenpole des Glücks. Vielmehr sind es zwei unterschiedliche Sichtweisen, die versuchen dem Menschen zu erklären, wie man sein Leben auszurichten habe, um sein persönliches Glück zu finden.

In der heutigen Moderne sind diese Glückskonzepte weniger starr verankert und präsent. Sie finden heutzutage meist in abgewandelter Form und/oder im Zusammenspiel miteinander statt, sodass diese Maximen modernisiert interpretiert werden können. Nichtsdestotrotz sollte man die zwei ursprünglichen und klassischen Formen gehört haben. Denn sie bilden seit der Antike den Ursprung vieler bewährter Definitionen des Glücks und helfen uns nach wie vor bei der individuellen Beantwortung der Frage, was Glück für einen bedeutet.

Eudaimonie und Hedonismus sind zentrale Begriffe für das Glück und können im Fortlauf des Textes regelmäßig von dir wiedererkannt werden. Versuche sie deshalb für dich zu verstehen. Somit wird es dir leichter fallen den weiteren Text nachzuvollziehen und du bildest dir zugleich ein stabiles Grundgerüst für deine persönliche Glücksdefinition. 

Eudaimonie: Die Glücksfindung in der Tugendhaftigkeit und im Tätigsein

Eudaimonie (übersetzt „mit einem guten Daimon verbunden“) bezeichnet eine Lebensführung, die es von dem Menschen verlangt seinen „guten Geist“ auszuleben. Das eudaimonische Glückeserleben wird oftmals auch als Werteglück bezeichnet, da diese Glücksform sich an vielen anerkannten Tugenden ausrichtet. 

Im Mittelpunkt des eudämonistischen Ansatzes steht es, das Leben auf eine erfüllende und tugendhafte Weise zu leben und tätig zu sein, indem man seine eigenen Stärken und Interessen verwirklicht. Demnach ist das Glück nicht etwa ein Endprodukt seiner Tätigkeiten. Vielmehr ist es der Prozess des „Tätigseins“ selbst, was den Menschen glücklich macht.

Das Leben nach eudaimonischen Vorstellungen umfasst also tugend- und gewissenhaftes Handeln – im Sinne der eigenen Person und Teil der Gesellschaft, die für Menschen mit gewissen Normen einhergehen. 

Die Eudaimonie ist ein objektives Konzept, in dem man mehr gute als schlechte Taten vollbringen sollte. Diese Ansicht umschließt unterschiedlichste Tätigkeiten wie sich zu engagieren, anderen zu helfen, seine eigenen Ziele trotz Hindernissen zu verfolgen oder sich für Dinge im Leben einzusetzen, die einem am Herzen liegen. Es impliziert das Suchen und Streben nach dem objektiv Guten und Richtigen.

Ein inspirierender Aufschluss der eudaimonische Ethik ist, dass der Mensch nicht etwa leer ist und von seiner Umwelt geformt wird. Vielmehr trägt jeder Mensch seine Inhalte und Stärken in sich, die es einzig allein zu enthüllen und zu fördern gilt. Passend dazu ein Zitat des Philosophen Seneca, der später erneut aufgegriffen wird und Glück auch anhand der Eudaimonie erklärte:

Den Charakter kann man auch aus den kleinsten Handlungen erkennen.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.- 65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker

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Hedonismus: Glücksfindung durch Lustmaximierung

Der Hedonismus, als dessen Begründer Aristippos von Kyrene zählt, beschreibt die Maxime, dass Glück und Wohlbefinden dadurch erreicht wird, wenn die Summe aller positiven Empfindungen größer ist als die der negativen.

In der hedonistischen Philosophie ist das Streben nach Glück eine Lebenseinstellung und beschreibt angenehme Glückszustände im Augenblick, die durch das Erleben positiver Empfindungen (Leidenschaft, Zufriedenheit, Sex, freudige Aktivitäten, Genuss o.Ä.) und gleichzeitig durch die Vermeidung von Unlust, Schmerz oder Leid entstehen. Glück wird also dadurch erreicht, dass ein Mensch eine positive Lustbilanz besitzt.

Demnach ist Hedonismus eine Lebenseinstellung, in der der Mensch die erfüllte Lustmaximierung anstrebt, was manchmal im alltagssprachlichen Gebrauch mit einer egoistischen Lebenseinstellung verstanden wird. 

Doch tatsächlich beschreibt der „psychologische Hedonismus“ das Streben eines Menschen nach Lust und Freude – in der Modernen wird oftmals dies mit dem Führen eines guten Lebens beschrieben, sodass man das Aus- und Erleben des individuellen Guten als den Hauptbestandteil dieser Werttheorie versteht.

Die moderne Interpretation von Eudaimonie und Hedonismus

Als Kernaussage dieser zwei Philosophien und für eine Interpretation in die Moderne lässt sich festhalten, dass Glück unterschiedlichste Ursprünge haben kann.

Glück lässt sich… 

  • einerseits in seinen eigenen Taten finden: durch eine gewissenhafte Lebensweise, dem Streben und Erreichen seiner Ziele, Interessen und Visionen, sowie dem Ausleben und Entfalten seiner Persönlichkeit und den damit verbundenen persönlichen Stärken (Eudaimonie)
  • als auch durch Momente des Genusses, der Freude und Lust, in denen einen Mensch sich glücklich fühlen kann – ganz unabhängig davon, ob er sich diesen Moment selber kreiert hat oder dieser ihn womöglich ganz zufällig im Leben begegnet (Hedonismus)

Sowohl in der Eudaimonie, als auch im Hedonismus muss Glück keinem Maßstab folgen. Es ist nach wie vor eine subjektive Wahrnehmung und bereits kleine Tätigkeiten oder periphere Genussmomente können einen Menschen glücklich fühlen lassen.

Übung für zwischendurch:

Wie verstehst du Eudaimonie und Hedonismus für dich? Wie würdest du diese antiken Philosophien verstehen und in die heutige Neuzeit übersetzen, nachdem du nun diese Erklärung gelesen hast? Was ist Glück für dich – sowohl aus dem eudaimonischen, als auch aus dem hedonistischen Ansatz? In welchen Augenblicken und Lebensumständen kannst du diese Maximen für dich wiederfinden?

Was ist Glück in der Psychologie?

Auch in der Psychologie und einigen Modellerklärungen lassen sich die oben beschriebenen Maximen wiederfinden. Im psychologischen Kontext wird Glück meist als ein persönliches Wohlbefinden beschrieben, welches vor allem durch das Empfinden von Emotionen wie Harmonie, Euphorie oder Freude erklärt wird.

Im Folgenden werden dir drei interessante und inspirierende Sichtweise dreier US-amerikanischer Psychologen präsentiert, die sich mit der Glücksdefinition beschäftigen. Ihre Ergebnisse über persönliches Wohlbefinden können dir womöglich für die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ weiterhelfen:

Das subjektive Wohlbefinden nach Ed Diener

Der US-amerikanische Glücksforscher und Psychologe Ed Diener hat in seinem Konzept „The Science of Well-Being“ das subjektive Wohlbefinden aufgegriffen. Diener definiert  in seiner Arbeit Glück als ein subjektives Wohlbefinden, welches sich in zwei Komponenten unterteilt:

  • dem affektiven Wohlbefinden
  • dem kognitiven Wohlbefinden

Diener erklärt beide Komponenten als individuelle Empfindungen eines Menschen, die mit keinem objektiven Bewertungsmaßstab gemessen werden können: Was der eine als Glück bezeichnet, kann ein anderer wiederum nicht als Glück verstehen.

Das affektive Wohlbefinden ist nach Diener eine emotionale Komponente und das Verhältnis von positiven und negativen Emotionen. Glück – im Sinne des affektiven Wohlbefindens – ist das Vorhandensein positiver Emotionen/Stimmungen und der Abwesenheit negativer Emotionen/Stimmungen (eine Theorie im Sinne des hedonistischen Gedanken).

Dabei sind die positiven und negativen Emotionen als getrennte Dimensionen bzw. Lager zu betrachten, die etwa nicht als zwei Endpole auf einer Dimension bilden. Es bedeutet, dass diese zwei Lager an Emotionen koexistieren und unabhängig voneinander auf das Wohlbefinden eines Menschen wirken.

Das kognitive Wohlbefinden ist hingegen eine rationale Komponente des Glücks und bezeichnet die persönliche Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen. Trotz einem präsenten Unwohlsein, wie bspw. durch Überstunden bei der Arbeit, Prüfungsstress o.Ä. (schlechteres affektives Wohlbefinden) kann sich ein Mensch Glück fühlen, da er mit seinen äußeren Lebensumständen (Gesundheit, soziales Umfeld, Liebe, finanzielle Sicherheit o.Ä.), sprich mit seinem kognitiven Wohlbefinden, zufrieden ist.

Das eigene Wohlbefinden und Glück hängt folglich von beiden Komponenten gleichermaßen ab. Das verstärkte Erleben positiver Emotionen sowie durch die zunehmende Zufriedenheit der eigenen Lebensumstände kann einen Mensch Glückseligkeit verspüren lassen.

Die Ergebnisse des subjektiven Wohlbefindens etablierte die Sichtweise, dass Glück ein Ergebnis sowohl emotionaler Komponenten, als auch einer kognitiven Bewertung ist. 

Das psychologische Wohlbefinden nach Carol Ryff

Die Psychologin Carol Ryff arbeitet mit ihrem Modell des psychologischen Wohlbefindens heraus, warum gewisse Menschen mit ihrem Leben zufriedener sind als andere. Sie baut dabei auf den Konzepten des „positive psychological functioning“ auf.

Einfach erklärt, beschreibt dieses Konzept die Liebes-, Genuss- und Arbeitsfähigkeit, sowie die Ausschöpfung des eigenen Potenzials und die Erfüllung der eigenen „wahren Natur“ eines Menschen. Mithilfe dieses Konzepts erarbeitet die US-amerikanische Psychologin folgende Bewertungsmaßstäbe, um das Glück eines Menschen einzustufen:

  • Selbstakzeptanz: eine positive Grundeinstellung gegenüber der eigenen Person
  • Beziehungen: vertrauensvolle und tiefgründige Bindungen
  • Autonomie: Selbstbestimmtheit, sowie dem Leben nach eigenen Werten
  • Lebensbewältigung: Selbstwirksamkeit und eigenständiges proaktives Gestalten der eigenen Lebensumstände
  • Sinn und Lebensziele: die Ausrichtung seines Lebens an größeren Zielen und dem eigenen Lebenssinn
  • Persönliches Wachstum: Offenheit für Neues und die kontinuierliche Entwicklung

Ryff kommt zu dem Ergebnis, dass ein hohes psychologisches Wohlbefinden für den Menschen damit einhergeht, wenn er autonom handeln kann, sich selbst akzeptiert, Schwierigkeiten und Hindernisse meistern kann, persönliches Wachstum erlebt, erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen führt und den eigenen Sinn im Leben erkennt.

Das PERMA Modell nach Martin Seligman

Selingman, der als Begründer der positiven Psychologie betrachtet wird, entwickelte 2005 das PERMA Modell, welches sich auch mit dem Wohlbefinden eines Menschen beschäftigt. Im PERMA Modell definiert er die fünf Faktoren des Wohlbefindens:

  • Positive Emotion (positive Gefühle)
  • Engagement (Die Zufriedenheit des Tätigseins)
  • Relationships (positive Beziehungen)
  • Meaning (Sinn im Leben)
  • Accomplishment (Zielerreichung & Wirksamkeit)

Selingmans PERMA Modell fand auch außerhalb der akademischen Psychologie vermehrt Anwendung, um sich für einen Menschen eine Antwort auf die Frage „Was ist Glück?“ herleiten zu können. Anders als bei dem Modell nach Ryff, weitet Selingman sein Modell aus und nutzt explizite Ansätze sowohl der hedonistischen, als und eudaimonischen Glücksdefinition. Dadurch ermöglicht das PERMA Modell einem Menschen, sich auf die wichtigsten fünf Lebensbereiche, die für sein Glück verantwortlich sind, zu konzentrieren und diese in seinem Alltag einzubauen. 

Was ist Glück in der Philosophie?

Von der Antike bis in die heutige Neuzeit bemühen sich die Menschen nach einer Definition für das Glück zu finden. Einige Definitionen der größten Philosophen folgen. Lass dich von ihnen inspirieren und einladen über ihre Aussagen nachzudenken. DailyMentor fasst abschließend seine „Lieblingskernaussage“ am Ende eines jeden Philosophen zusammen und interpretiert sie für die moderne Zeit.

Aristoteles: Glücklich ist, wer ein gutes Leben führt

Aristoteles – ein Vertreter der Eudaimonie – beschreibt Glück, indem ein Mensch seine natürlichen Tugenden und Tüchtigkeiten in einer Gesellschaft entfalten kann. Nach Aristoteles stellt sich das Glück für einen Menschen automatisch und zufällig ein, wenn er sich seinem Charakter und Wesen entsprechend verhält. Er beschreibt dies als tugendhafte Praxis und die damit verbundenen Tätigkeiten.

Im Auszug aus dem ersten Buch der Nikomachischen Ethik definiert Aristoteles Glückseligkeit als Ziel eines jeden Lebens, was zugleich das oberste Gut aller Güter darstellt. In diesem veranschaulicht Aristoteles den Glücksbegriff anhand eines Flötenspielers oder Schusters, die mit ihren Augen, Händen und Füßen Produkte und Tätigkeiten kreieren und somit das Werk ihres betreffenden Seins vollbringen. Anschließend wendet Aristoteles diese Überlegung auf den Menschen an und hinterfragt, worin sich ein Mensch in seinem betreffenden Sein definiert und von anderen Lebewesen unterscheidet:

Ähnlich wie bei Pflanzen und Tieren vollbringt der Mensch das Werk des Lebens, für welches es die Sicherung gewisser Grundbedürfnisse benötigt. Doch der Mensch unterscheidet sich von anderen Lebewesen, da sein Lebensvollzug nicht ausschließlich aus dem persönlichen Wohlergehen hervorgehe, welches die vollständige Befriedigung aller Bedürfnisse und Neigungen benötigt, sondern aus der Vernunfttätigkeit: dem Streben des Tätigseins im Sinne der eigenen Tugendhaftigkeit.

Das Tätigsein ist dabei kein bestimmter Zustand, sondern vielmehr ein Lebensstil, welcher theoretische und praktische Vernunfttätigkeiten umschließt. Wenn ein Mensch also die Tätigkeiten ausüben darf, die seine Interessen und Stärken – allumfassend also sein Wesen – unterstützen, kann ein Mensch sein Glück finden.

Neben Aristoteles waren es auch die weiteren griechischen Philosophen Sokrates und Platon, die erklären, dass es die tugendhafte Lebensweise ist, die einen Menschen zum Glück verhilft. Glückseligkeit im Sinne der Eudaimonie war in ihren Augen das Ziel, auf das jegliches Handeln ausgerichtet werden sollte.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Aristoteles

Glück lässt sich dadurch erreichen, dass man sein tägliches Handeln nach seinen persönlichen Interessen auslebt. In seinem Tun werden die Stärken des Menschen bekräftigt und es wird ihm ermöglicht seinen Zielen nachzugehen.

Epikur: Glück ist der Moment der Lust und dem Fernbleiben der Unlust

Der griechische Philosoph Epikur widerspricht in vielerlei Hinsicht der Eudaimonie und somit auch der Glücksdefinition nach Aristoteles. Das Glück nach Epikur sei nicht einzig und allein in der spirituellen, sondern vielmehr in der irdischen Welt zu finden.

Epikur greift hierbei den hedonistischen Gedanken auf und beschreibt die Lust als Prinzip des gelingenden Lebens und Glücks. Anders als bei Aristoteles ist Glück kein Ergebnis von „Selbstverwirklichung“ oder Tätigseins, sondern wird dann ermöglicht, wenn Lust gelebt und kein Schmerz vorhanden ist.

Das Hauptziel der epikureischen Glücksphilosophie ist vielmehr die Schmerzvermeidung, sowie das Fernhalten der Unlust oder des physischen Leids. Diese Vermeidung lässt sich nicht nur durch den übermäßigen Genuss von weltlichen Gütern erlangen, sondern vielmehr durch die strategische Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse eines Menschen.

Epikur ist der Ansicht, dass jemand, der sich mit seinen Bedürfnissen und Gelüsten hoch hinauswagt, auch tief fallen mag, dass also extreme Lust auch immer extreme Unlust nach sich ziehen könnte.

Deshalb empfiehlt Epikur einen Weg des kleinen Glücks. Berühmt geworden ist der Schluss eines Briefes an seinen Freund Menoikeus: „Schicke mir doch einmal ein Stück kythischen Käse, damit ich, wenn ich Lust dazu habe, einmal recht schwelgen kann.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Epikur

Der Mensch soll all die schönen Dinge, die ihm widerfahren, genießen können. Glücklich kann man auch dann sein, wenn man sorgenfrei ist und muss dafür in keine große Euphorie verfallen. Manchmal reichen schon kleine Augenblicke und Momente, um für sich das Glück wahrzunehmen.

Lucius Annaeus Seneca: Glück wird erst durch ein Bewusstsein erkannt 

Nach dem Stoa Philosophen Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig das einzige und höchste Gut, nach dem es sich zu streben lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges, was dem Menschen guttut.

Als einzige notwendige Bedingung für Glück beschreibt Seneca die Apatheia, die Leidenschaftslosigkeit. Erst im Status der Apatheia findet der Mensch sein Glück. Leidenschaftslosigkeit darf jedoch nicht als Gefühllosigkeit, Desinteresse oder Indifferenz verstanden werden. Vielmehr ist Apatheia die Unabhängigkeit von anderen Gütern. Somit ist Glück ein Moment, der von sich selbst aus besteht bzw. kein weiteres Zutun des Menschen erfordert. Vielmehr ruht das Glück auf einem Fundament, welches es zu stabilisieren gilt. 

Dies kann nur durch das Vorhandensein eines Bewusstseins geschehen. Nach Seneca kann daher nur der Mensch glücklich sein, der sich seines Glückes bewusst ist und einen gesunden Geist besitzt. Denn nur ein gesunder Geist inkludiert die Vernunft, die es für die Urteilskraft benötigt, um sein eigenes Glück zu erkennen.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Seneca

Glück ist ein Moment, dessen bewusster Genuss der Mensch zu lernen hat. Der Mensch muss daher ein Bewusstsein schaffen, um sein erfahrenes Glück wahrnehmen zu können. In Glücksmoment reicht es manchmal aus, diesen einfach nur zu genießen – ohne noch weiteres beisteuern zu müssen.

Friedrich Nietzsche: Glück ist ein temporärer Zustand und die Erfahrung von Genügsamkeit

Nach Friedrich Nietzsche ist Glück nichts, was sich durch Äußerlichkeiten erreichen lässt, wie etwa ein Leben durch Fülle und Konsum. Dies ist nach dem deutschen Philosophen vielmehr ein eigener Wunsch mittelmäßiger Personen.

Nietzsche besitzt eine bescheidenere Auffassung bzgl. des Glücks, sodass sich Glück allein darüber einstellt, dass einem gut gehe, weil die vorliegenden Bedingungen günstig seien oder es das Schicksal gut mit einem meine.

Glück ist für Nietzsche ein Zustand kurzer Dauer, der jeder Zeit vorbei sein könne, weil Sorglosigkeit und eine sorglose Zeit nicht ewig währt. Trotzdem liegt das Glück in der eigenen Kraft eines jeden Menschen, um jegliche Hürden zu überwinden, die ihn in seiner Freiheit und Selbstbestimmung einschränken. 

Nietzsche scheint in gewissen Maßen der „Pessimist“ in der Glücksdefinition der hier aufgezählten Philosophen zu sein, doch vielmehr vertritt er eine genügsamere Auffassung: Glück ist etwas Ruhiges. In seinem philosophischen Sammelwerk „Menschliches, Allzumenschliches“ formuliert er die drei Säulen des menschlichen Glücks:

  1. Das Gewohnte: Nietzsche schreibt hierzu: „Eine wichtige Gattung der Lust und damit der Quelle der Moralität entsteht aus der Gewohnheit.“
  2. Der langsame Pfeil der Schönheit: Nach ihm muss Schönheit mit Ruhe einhergehen: „Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreißt, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die Einem im Traum einmal wiederbegegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserem Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Tränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.“
  3. Der Unsinn: „Wie kann der Mensch Freude am Unsinn haben? So weit nämlich auf der Welt gelacht wird, ist dies der Fall; ja man kann sagen, fast überall wo es Glück gibt, gibt es Freude am Unsinn.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Nietzsche

Glück ist ein temporärer Zustand. Ein Mensch kann sein Glück bereits in sich selbst finden, wenn er erkennt, dass es ihm gut geht und frei von Sorgen ist. Im Grunde ebnet die Genügsamkeit den Weg, sein eigenes Wohl besser zu erkennen und sich von der Ansicht freizumachen, dass es dafür Äußerlichkeiten benötigt, die es zu konsumieren gilt.

13 Glücksübungen und -tipps für deinen Alltag

Da wir nach viel Theorie trotzdem nicht auf praktische Ratschläge verzichten wollen, findest du hier eine Auflistung verschiedener Tipps, Übungen und Inspirationen, die dich an dein Glück erinnern können, bzw. dir den oder anderen Glücksmoment in deinem Alltag schenken können.

  • Gib dem Glück eine Chance: Begegne deinen Alltag mit einer positiven Grundhaltung. Wer an das Gute denkt, dem widerfahren genau solche Momente – manche sogar ganz unerwartet.
  • Lebens- und Denkweisen verändern, die einen aufhalten: Oftmals wissen wir ganz genau, was uns guttut und was nicht. Doch trotzdem fehlt uns manchmal der Mut zur Veränderung, um weiteres Glück in unser Leben einzuladen. Dein Leben, deine Verantwortung: Fordere das Glück für dich auf und trenne dich von den Dingen, die deinem Glück im Weg stehen.
  • Achte auf deine Mitmenschen: Falls es dir möglich ist, solltest du versuchen den Menschen in deinem Leben Hilfe anzubieten – sei es durch Zeit, Aufmerksamkeit, Komplimente, Geld o.Ä. Es ist nachweislich belegt, dass uns Helfen glücklich macht. Das Leben ist ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen – und anderen etwas Gutes zu tun, ist ein Teil davon.
  • Gestalte deinen Alltag nach deinen Vorstellungen: Sorge dich selbst darum, dass du immer einen schönen Tag verbringen kannst. Triff dich mit deinen Freunden, gehe deinen Leidenschaften nach und mache sie zu einer deiner guten Gewohnheiten. Es benötigt die eigene Proaktivität, um sich solche Glücksmomente zu erschaffen.
  • Schätze die kleinen Dinge im Leben: Es sind oftmals die kleinen Dinge und Gesten im Leben, die einen den Tag versüßen können. Eine leckere Mahlzeit, eine halbe Stunde Zeit für sich nehmen, um ein Buch zu lesen, ein Kompliment einer anderen Person, oder sich ein schönes Bild/Foto anschauen – fast schon periphere Momente, die uns Freude schenken können.
  • Gehe regelmäßig in die Natur: Die Natur ist ein gewaltiger Glücksspender und gleichzeitig ein bewiesenes Hilfsmittel gegen Stress. Sei es ein Wald, ein Feldstück, Fluss oder das Meer. Gehe regelmäßig raus in die Natur und lasse die Eindrücke der Natur auf dich wirken.
  • Kenne und setze deine Grenzen: Glück geht einher mit Autonomie und Selbstbestimmtheit. Lerne daher Nein zu sagen, falls du das Gefühl bekommst, jemand anderes überschreitet deine persönlichen Grenzen überschreitet.
  • Schau auf das, was du hast: Der Vergleich mit anderen lässt einen meist nur schlechter fühlen. Richte deshalb ab und zu deinen Fokus auf die Dinge, Erfahrungen und Fähigkeiten, die du besitzt, gemacht, erlernt oder erlebt hast. Es ist eine Frage der Einstellung: Du kannst dich fragen, was noch alles nicht ist oder besser: Was schon alles da ist.
  • Lerne zu verzeihen: Sowohl dir, als auch anderen Menschen. Was geschehen ist, ist geschehen. Ein gemachter Fehler oder Enttäuschung ist passiert und die Vergangenheit lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen. Daher ist es notwendig, dass man es schafft seinen Fokus von der Vergangenheit in die Zukunft zu richten und einen persönlichen Abschluss für solche Situationen zu finden.
  • Finde die Schönheit in deiner Umgebung: Nach wie vor sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich stimmen können. Eine kleine Übung, die du jederzeit und überall durchführen kannst: Egal, wo du gerade bist, versuche, etwas Schönes in deiner Umgebung zu finden. Schon solch Kleinigkeiten stärken dein Bewusstsein für das Positive.
  • Achte auf deine Gesundheit: Achte sowohl auf deine körperliche, als auch mentale Gesundheit. Erst dann lässt sich auch das Leben in vollen Zügen genießen und ausleben. Achte daher auf deine Ernährung und versuche dich regelmäßig sportlich zu betätigen.
  • Verfolge, deine Ziele und Träume: Jeder Mensch sucht in irgendeiner Weise nach Erfüllung und Selbstverwirklichung, um so sein Glück zu finden. Was sind deine Lebensziele und Träume? Was willst du noch alles erleben, erreichen, sehen, machen und lernen?
  • Werde dir deiner Glücksmomente bewusst: Uns passiert im Alltag oftmals viel mehr Positives als Negatives, dass es sich für uns nahezu gewohnt und alltäglich anfühlt. Doch mach dir bewusst, dass dies ein besonderes Privileg in unserem Leben darstellt. Daher ist dies mein Lieblingspunkt: Vor dem Schlafen gehen halte ich mir deshalb immer drei positive Momente vor Augen, worüber ich heute glücklich, stolz oder dankbar bin, um mich so an mein Glück zu erinnern.

Inspirierende Zitate über Glück

„Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Aber noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich sind.“
Albert Schweitzer (1875-1965), deutsch-französischer Arzt, Philosoph

„Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.“
Carmen Sylva (1843-1916), deutsche Schriftstellerin

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Francis Bacon (1561-1626), englischer Philosoph

„Glück ist wie eines jener Schlösser in Märchen, deren Pforten von Drachen bewacht werden: Wir müssen kämpfen, um es zu erobern.“
Alexandre Dumas (1802-1870), französischer Schriftsteller

„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“
André Gide (1869-1951), französischer Schriftsteller

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Søren Kierkegaard (1813-1855), dänischer Philosoph

„Glücklich allein ist die Seele, die liebt.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter

„Glück liegt weder im Laster noch in der Tugend begründet, sondern darin, inwiefern wir das eine oder andere zu schätzen wissen.“
Donatien Alphonse François de Sade (1740-1814), französischer Adeliger 

„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei, als tausend Feinde zu unserem Unglück.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), österreichische Schriftstellerin

„Glück, für dich gehen wir auf Messers Schneide. Den Augen bist du ein flackerndes Licht, den Füßen ein dünn-brechendes Eis. Und so darf niemand dich berühren, der dich liebt.“
Eugenio Montale (1896-1963), italienischer Schriftsteller

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“
Wilhelm Busch (1832-1908), deutscher Dichter

„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“
Demokrit (460 v. Chr. – unbekannt) griechischer Philosoph

„Hin und wieder wäre es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach nur glücklich zu sein.“
Guillaume Apollinare (1880-1918), französischer Dichter

Was ist Glück für DailyMentor?

Ben Münster
Ben Münster

„Glück ist das Gefühl von Sorglosigkeit, Leichtigkeit und Freude im Leben. Es ist das Auftun und Ergreifen von unterschiedlichsten Opportunitäten, die einem das Erleben unerwarteter Glücksmomente ermöglichen. Ich bin glücklich, wenn ich das tun kann, nachdem mir ist – das Gefühl der Selbstbestimmtheit: dem Ausleben meiner Leidenschaften und einer beruflichen Tätigkeit, die mich erfüllt. Glück sind all den Mitmenschen, die mir am Herzen liegen und für die ich dankbar bin, dass sie Teil meines Lebens sind: meiner Familie, meiner Partnerin und meine Freunde.“

Patrick Germann
Patrick Germann

„Für mich ist Glück jeden Morgen aufzustehen und meinen Tag nach meinen Wünschen planen zu können. Ich freue mich dabei auch an kleinen Dingen wie ein leckeres geschmiertes Brot oder eine kuschelige Decke. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob ich Hindernisse oder Herausforderungen überwinden muss, solange ich sie mir selbst ausgesucht bzw. auferlegt habe. Das Gefühl, dass ich etwas bewirken kann bzw. dass meine Worte und Taten mein Umfeld klar beeinflussen, ist mir dabei sehr wichtig.“

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