Die Schönheit vom Leben im Hier und Jetzt

Das Leben im Hier und Jetzt beschrieben mit einer Vielzahl von Heißluftballons

Das Leben im Hier und Jetzt ist leichter gesagt, als getan. Denn kennst du es nicht auch? Wir legen uns schlafen und haben bereits einmal den ganzen nächsten Tag gedanklich durchgespielt. Oder wir schwelgen in unseren Erinnerungen und zermartern uns den Kopf über bereits Vergangenes.

Wir knüpfen unser Glück an die Zukunft, machen uns Sorgen, was morgen wohl sein mag und erleben regelmäßig unsere Vergangenheit erneut. Doch wir leben nun mal genau „zwischen diesen Zeiten“ – im Hier und Jetzt.

Sind wir zu sehr in den falschen Zeiten gefangen, bürgt es in gewissermaßen das Risiko, die schönen Momente der Gegenwart zu verpassen – und soweit wollen wir es nicht kommen lassen.

Dafür haben wir in diesem Artikel fünf Inspirationen vorbereitet, damit du es schaffst – trotz der Sprünge zwischen den Zeiten – das Leben im Hier und Jetzt in vollen Zügen genießen zu können. Doch zuvor müssen wir uns nochmal der zwei anderen Zeitformen widmen:

Inhaltsverzeichnis

Das Leben im Hier und Jetzt – und der Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Gegenwart ist die einzige Zeit, auf die wir als Mensch einen Einfluss haben und bewusst erleben können. Dennoch sind wir ein Konstrukt aus unserer Vergangenheit und Zukunft. Beide Zeitformen beeinflussen maßgeblich unsere Gegenwart – und das mehr als du denkst. 

Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – alle drei Zeitformen zusammen – bilden für uns das Fundament, wie wir das tägliche Leben im Hier und Jetzt für uns bestimmen und erleben.

Die Zukunft beunruhigt uns – die Vergangenheit hält uns fest. Deshalb vergeht uns die Gegenwart.

Gustave Flaubert (1821-1880), französischer Schriftsteller

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Der Einfluss der Vergangenheit auf das Leben im Hier und Jetzt

Jeder von uns kennt es, wenn man mal wieder mal in seine Erinnerungen abschweift und vergangenen Momente erneut erlebt.

In schöne Erinnerungen versetzt sich man gerne zurück, durchlebt die Bilder und Gefühle nochmal und erfreut sich an diesen Momenten. Doch genauso gibt es sicherlich auch unschönere Situationen, die einen in negative Emotionen versetzt haben und es ggf. auch heute noch weiterhin tun. Man überlegt, ob man sich richtig verhalten hat oder man vielleicht doch besser hätte handeln können.

Dieses Verhalten ist ganz normal. Es ist allerdings wichtig, dass man nicht zu sehr an seiner Vergangenheit festhält, um „den Moment zu verpassen“. Die Vergangenheit ist geschehen – auch wenn sie nach wie vor ihren Einfluss auf das Leben im Hier und Jetzt besitzt.

Diesen Einfluss kann man bspw. an unseren Glaubenssätzen erkennen. Denn in der Vergangenheit liegt der Ursprung all unserer Glaubenssätze, die unser tägliches Leben stark beeinflussen. Sie sind es, die bestimmen mit welchen Augen wir die Welt betrachten.

All unsere Erfahrungen machen sich auf die eine oder andere Weise bemerkbar – sei es dadurch, wie wir in einer bestimmten Situation denken, fühlen oder handeln. Sie beeinflussen weitestgehend unsere Gegenwart und Zukunft, da jeder von uns regelmäßig solche Erfahrungswerte in sein tägliches Leben mit einfließen lässt.

Die Vergangenheit ist noch nicht tot. In der Tat, sie ist noch nicht einmal vergangen.

William Faulkner (1897-1962), US-amerikanischer Schriftsteller

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Der Einfluss der Zukunft auf das Leben im Hier und Jetzt

Sei ehrlich, kennst du es nicht auch? Vor dem Schlafen gehen, denkst du an den nächsten Tag und hast ihn gedanklich schon einmal durchlebt. Du denkst an deine täglichen Aufgaben und Verpflichtungen. Mit dem Aufstehen bist du gedanklich bereits bei der Arbeit. Während der Arbeit denkst du an den Feierabend. Und im Feierabend denkst du schon wieder an den nächsten Tag.

Diese Gedankenschleife reflektiert dabei nur die kurzfristige bzw. unmittelbare Zukunft und umfasst dabei noch nicht mal die langfristige Zukunft mit ihren verbundenen Lebenszielen, -träumen und Wunschvorstellungen. Wie oft wägen wir die Zukunft in unserer Gegenwart mit ab – in unserem Leben im Hier und Jetzt? Vermutlich zu oft. Die Gründe dafür sind offensichtlich:

Im Kindesalter wird einem diese Denkweise an die Hand gelegt: Es benötigt gute Noten, um auf eine gute weiterführende Schule zu kommen. Dann wiederum benötigt es einen guten Schulabschluss, um eine gute Ausbildung zu erlangen, einwandfreie Praktika und weitere hervorragende Arbeitserfahrungen, um den nächsten Karriereschritt zu machen. 

Es wird uns so beigebracht, dass wir den Fokus bei unseren Entscheidungen stets in die Zukunft und ggf. weniger in die Gegenwart legen sollten. Es sind klassische „Wenn…dann…“-Formulierungen und -Gedanken, die unser Leben im Hier und Jetzt stark beeinflussen. Dadurch werden gewisse Erwartungen an die Zukunft geknüpft. Mit jeder noch so kleinen Entscheidung möchten wir unsere Zukunft behüten, uns keine Steine in den Weg legen und versuchen uns immer das zukünftige Optimum zu bewahren.

Doch hält man an dieser Erwartungshaltung für seine Zukunft zu sehr fest, kann sie einen im Hier und Jetzt quasi limitieren, indem man sich selbst dem einen oder anderen Glücksmoment verwehrt. Man lebt in und für die Zukunft – und nicht in der Gegenwart.

Denn das Leben im Hier und Jetzt umschließt, das bewusste Genießen und Erleben seiner (Glücks-)Momente. Als Türöffner, um dies besser für sich zu verstehen, kann uns bspw. die hedonistische Glücksmaxime helfen.

Der Hedonismus als Türöffner für das Leben im Hier und Jetzt

In unserem Beitrag „Was ist Glück für uns Menschen?“ haben wir uns mitunter der altertümlichen Glücksmaxime des Hedonismus gewidmet, deren Ursprung man in der Antike Griechenlands wiederfindet.

Der Hedonismus kann gewissermaßen als Leitsatz für das Leben im Hier und Jetzt fungieren. Kurz gefasst, beschreibt diese Glückstheorie das bewusste Erleben angenehmer Glückszustände im Augenblick, die durch positive Empfindungen und Erlebnisse hervorgerufen werden. 

Es beschreibt das bewusste Ausleben der Momente des Genusses, der Freude und Lust, in denen einen Mensch sich glücklich fühlen kann – ganz unabhängig davon, ob er sich diesen Moment selber kreiert hat oder dieser ihn womöglich ganz zufällig im Leben begegnet.

Wir können uns diese Grundprinzipien des Hedonismus wunderbar dafür heranziehen und den „Glücksgedanken“ dieser Maxime ausweiten, um uns eine Wunschvorstellung für ein gelungenes Leben im Hier und Jetzt herzuleiten:

Das Leben im Hier und Jetzt sollte sich dadurch auszeichnen, dass es uns ermöglicht wird die Gegenwart – in ihrer Schönheit – bewusst (aus)leben zu können; salopp gesagt: Den Moment genießen zu können. Dieser allumfassende Gedanke, der zurzeit bisher nur sehr grob umrissen ist, erfordert gewisse Anforderungen und Begriffe, die im weiteren Verlauf immer wieder ihre Anwendung finden werden: Dankbarkeit, Achtsamkeit, Selbstliebe und das Schaffen eines besseren Bewusstseins für den Moment.   

Dafür folgen nun hilfreiche Inspirationen, die es uns ermöglichen sollen, das Leben im Hier und Jetzt besser auskosten zu dürfen.

5 Inspirationen um das Leben im Hier und Jetzt für sich genießen zu können

Lass dich ein wenig von unseren Worten inspirieren. Vielleicht kannst du den einen anderen schönen Gedanken für dich herausziehen, um wieder mehr im Moment anzukommen.

Das Leben mal wieder aus den Kinderaugen sehen

Gerade, um sich nochmal auf die Anfänge des Textes zu beziehen: Auch wenn wir „nur“ im Moment leben, so beeinflusst uns dennoch unsere Vergangenheit und Zukunft – zumindest als Erwachsener.

Mit dem Älterwerden werden wir uns nun mal auch der Konsequenzen unserer Entscheidungen bewusster und lassen dies verstärkt in unser Tun mit einfließen. Diesen weitgehenden Horizont besitzen Kinder noch nicht. Sie leben vorrangig im Moment, im Hier und Jetzt. Sie sind sich dem Ausmaß ihrer Taten noch nicht so sehr bewusst, wie es ein Erwachsener ist.

Sie schauen noch mit einer kindlichen „Naivität“ und Leichtigkeit auf die Welt. Ab und zu sollten wir uns nochmal diese Verhaltensweise von der jüngeren Generation abschauen. Denn auch wir Erwachsenen können etwas von Kindern lernen und diese Leichtigkeit verspüren, die wir früher allesamt besaßen.

Um dir das bewusst zu machen, haben wir hier ein Video für dich. Schau es dir bitte gerne an und sag uns, dass dir das Gespräch zwischen dem Jungen und dem älteren Herren kein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat. Du siehst, wie sich der ältere Herr auf die Ebene des siebenjährigen Jungen begibt, sein Leben nochmals anders reflektiert und betrachtet, als er es unter Erwachsenen tun würde – ein Gespräch zwischen den beiden, das einen zum Nachdenken anregt:

https://www.youtube.com/watch?v=BqSxjmvXzzY

Manchmal sind es schon die Kleinigkeiten

Jeder hat den Satz schon unzählige Male selbst gesagt und gehört: „Es sind die kleinen Dinge im Leben…“. In dieselbe Richtung verweist auch der Spruch „Der Teufel liegt im Detail“ – jedoch vermutlich mehr im beruflichen Kontext, in organisatorischen Dingen oder Projekten. Irgendwas muss an diesen Sätzen doch dran sein?

Es sind meist die Kleinigkeiten, die uns den Tag versüßen, uns ein Lächeln auf die Lippen zaubern und uns ein kleines Bisschen glücklicher stimmen – und seien es dabei auch nur ganz kurze, schon fast periphere Momente im Alltag: ein Lächeln oder Kompliment einer anderen Person, der Genuss einer köstlichen Mahlzeit, ein Gefallen, der erwiderte wurde, das Spüren einer warmen Sommerbrise, ein herzliches Lachen oder der Lieblingssong, der zufällig im Radio gespielt wird.

Solche Kleinigkeiten hält uns das Leben immer wieder aufs Neue bereit und fordert dafür kein Zutun von uns selbst. Es beschenkt uns mit solchen Momenten und erinnert uns daran im Hier und Jetzt zu leben und zu sein.

Uns passiert an einem normalen Tag so viel Gutes – meist ohne es zu merken bzw. dem Bewusstsein dafür. Doch dabei sind es genau diese Momente, die uns daran erinnern können, dass wir weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft sind, sondern genau hier – zu diesem Zeitpunkt.

Ganz im Sinne des Hedonismus: Genieße diese Momente, um dich daran zu erinnern, dass du genau im Hier und Jetzt lebst und bist. Jeden Tag aufs Neue finden wir solche Momente und kleine Details, die uns im Leben ein kleines Stückchen glücklicher stimmen.

Hundert kleine Freuden sind tausendmal mehr wert als eine große.

Johannes Kepler (1571-1630), deutscher Astronom, Physiker und Naturphilosoph

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Wie groß sind deine Probleme wirklich?

Wir besitzen ein unglaublich wertvolles Privileg in der heutigen, westlichen und modernen Welt zu leben. Dem Großteil der unserer Gesellschaft ist es möglich ihre menschlichen Grundbedürfnisse im Handumdrehen zu stillen und zu befriedigen.

Viele von uns genießen solche Privilegien. Allein solche „Eckpfeiler“, dass einem gesundheitlich gutgeht, man sich mit keinem knurrenden Magen schlafen legen muss, finanziell abgesichert ist, eine erfüllende Beziehung führt oder einen gefestigten Freundes- und Familienkreis besitzt, können uns das eigene Glück immer wieder vor Augen führen. Wenn man sich dies regelmäßig bewusst macht, werden viele andere Probleme, die man aus seiner subjektiven Perspektive als so gewaltig ansieht, direkt viel kleiner.

Zukunftsängste hin oder her. Natürlich beschäftigten auch mich diese Dinge, doch grundlegend kann ich guten Gewissens sagen: „Mir geht es in diesem Moment gut“. 

Überstunden, das nächste große Projekt bei der Arbeit, eine Zugverspätung, weshalb man eine Verabredung nicht rechtzeitig wahrnimmt, andere Verpflichtungen und Termine – wie groß sind diese Sorgen wirklich? Frag dich in solchen Momenten eines: Inwiefern werden diese Probleme langfristige Folgen auf mein Leben haben oder sind es vielleicht doch eher Momentaufnahmen, die es zu bewältigen gilt? Inwiefern werden diese Ereignisse meine Zukunft langfristig „erschüttern“, weshalb ich mir in meinem Leben im Hier und Jetzt großartige Sorgen machen müsste?

Diese subjektiven Empfindungen des Katastrophierens kennt sicherlich jeder. Man macht sich gut und gerne manchmal mehr Stress, als eigentlich vorgesehen.

Deshalb tut es uns ab und zu mal gut in eine „Vogelperspektive“ zu wechseln; Dankbarkeit für die Privilegien und all das Gute zu verspüren, die wir im Leben erhalten haben, dass es einem im Grunde gutgeht und gewisse Probleme größer wirken, als sie im Nachgang wirklich sind.

Solche Gedanken helfen uns den Fokus von der Zukunft auf die Gegenwart zu legen, um wieder mehr im Hier und Jetzt zu leben und anzukommen.

Mehr Bewusstsein und Achtsamkeit schaffen für das Hier und Jetzt

Kannst du dich daran entsinnen, wann du das letzte Mal wirklich für einen kurzen Moment innegehalten hast und alle äußeren und inneren Umstände auf dich wirken lassen hast? Dass du den Zeitpunkt ganz bewusst für dich wahrgenommen hast?

Ein Leben im Hier und Jetzt bedeutet sich dieses Bewusstsein zu schaffen und all die Eindrücke, die auf einen Menschen wirken, in ihrem Sein wahrzunehmen – ohne dass, man daran zwanghaft etwas verändern muss. Vergiss für einen kurzen Moment, was gerade eben noch war oder bald sein wird und sei einfach nur präsent – im Jetzt.

Um für dich im Hier und Jetzt anzukommen, mache dir diesen Moment bewusst und beantworte dir nachfolgende Fragen. Nimm dabei deine Empfindungen wahr und schließe möglichst viele Sinne mit ein: was du aktiv siehst, riechst, hörst, fühlst und auch gerade im Moment denkst. Mach dich von allen anderen Dingen frei – selbst wenn es nur ein paar Minuten sind.

  • Was passiert genau jetzt? Schau dich um und beobachte dein Umfeld. Was siehst, hörst oder riechst du? Die Wolken, die gerade vorbeiziehen, wenn du aus dem Fenster schaust, vielleicht auch ein angenehmer Geruch deines Umfelds oder du nimmst einem Gespräch der Menschen wahr, die sich mit dir in einem Raum befinden. Wir entspannen uns automatisch, wenn wir mal auf einen Augenblick ganz bewusst achten, was wir sehen, spüren und wahrnehmen.
  • Wie geht dir gerade? Wir fragen zwar unsere Mitmenschen, aber nur in den seltensten Fällen uns selbst. Also: Wie steht um dein eigenes Wohlbefinden? Welche Emotionen und Energien verspürst du in dir? Fühlst du dich gerade gelassen, bei dir selbst angekommen, vielleicht aber auch aufgeregt oder gestresst? Versuche diese Energien zu umschreiben und zu betiteln.
  • Was sagt dir dein Körper? Ein sogenannter Bodyscan ist eine typische Methode für den Anfang vieler Meditationsübungen. Dabei spürst du ganz bewusst deinen Körper und scannst deine verschiedenen Körperpartien von oben nach unten ab. Welche Berührungspunkte hat dein Körper gerade zu deiner Umwelt? Sitzt, stehst oder liegst du gerade? Welche Körperteile haben gerade einen Kontaktpunkt zu der „Welt“? Ist dir warm oder kalt? Welche Energien kannst du gerade in deinem Körper wahrnehmen?

Sei für diese Übung einfach nur bei dir und nirgendwo anders. Verbinde dich mit deiner Umwelt und genau mit diesem Zeitpunkt, ohne dass es gerade dein Zutun benötigt. Lasse die Eindrücke auf dich wirken und gewähre es dir selbst, dass du im Hier und Jetzt ankommen darfst.

Das Leben ist lang – und dafür da, um es zu genießen

Wir leben. Du und ich – wir haben dieses Leben erhalten, sind Bewohner dieses Planeten, durften das Licht der Erde erblicken und ein Großteil von uns dürfen dieses Privileg 60 bis 90 Jahre auskosten.

Irgendwann – so unangenehm dieses Thema auch sein mag – verlieren wir dieses Privileg und übergeben unseren Platz an jemand anderes. Das Leben ist endlich. Wir sind endlich. Und das Einzige, auf das wir immer einen Einfluss haben werden, ist das Leben im Hier und Jetzt.

Jeder von uns lebt genau zu diesem einen Zeitpunkt. Also was hilft es uns zu wissen, was einmal war oder vielen Jahren sein wird? Weshalb also die Zukunftsängste oder das dauerhafte Zuarbeiten auf unsere Zukunft? Sind es all die Sorgen wert, in anderen Zeitformen zu leben, um die Gegenwart zu verpassen?

Das Leben ist kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon. Wir müssen nicht 24/7 durch unseren Alltag hetzen, stetig das Gefühl haben, performen zu müssen und perfekt zu sein. Der Weg ist das Ziel, den jeder von uns auf eine ganz natürliche Art und Weise erfahren wird.

Das Leben ist dafür da, um jeden weiteren Tag neue Erfahrungen und Erinnerungen sammeln zu dürfen – und das passiert weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft.

Deshalb möchten wir dich bitten ein wenig den Fuß vom Gaspedal des Lebens zu nehmen – selbst wenn auch nur ab und zu mal sein wird. Denn wir haben noch so viele Jahre auf diesem Planeten. 

Nicht jedes unserer Lebensziele muss noch bis morgen erreicht werden. Denn dafür bleibt uns allen noch genug Zeit. Lass uns nicht die Schönheit des Momentes verwehren, nur weil wir uns unser großes Glück in der Zukunft erhoffen.

Selbst wenn noch nicht alles ist, wie man es sich wünscht, heißt es trotzdem nicht, dass wir nicht glücklich sein können – mit dem, was wir sind, was wir haben und im Hier und Jetzt erleben dürfen.

Wir möchten dich noch ein letztes Mal an den anfangs erwähnten Hedonismus erinnern: Erfreue dich am Augenblick, erlebe ganz bewusst deine Erfahrungen des Genusses, der Freude und Lust. Sei achtsam und dankbar für all die schönen Dinge, die dir tagtäglich in einer Vielzahl passieren.

Das einzige, was uns daran hindern könnte, sind wir selbst. Wenn wir es uns selber verwehren, richtig hinzuschauen und in einer anderen Zeit leben.

Also: Genieße den Moment. Komm an. Komm an in deinem Leben im Hier und Jetzt.

Nein sagen lernen ohne Schuldgefühle mit diesen 7 Tipps

Nein sagen lernen, abstraktes Bild von einem Menschen mit offenen Armen

„Nein“ gehört zu den traurigsten Worten, die jemand auf eine Bitte oder Aufforderung antworten kann. Niemand hört gerne ein Nein und will auch genau so ungern eine Bitte negativ erwidern. Doch warum ist das so? Aus welchen Gründen denken wir, es wäre so schlimm jemandem zu sagen, was man wirklich will, anstatt zähneknirschend seiner Bitte Folge zu leisten?

Wir schauen uns in diesem Artikel genauer an, wieso es wichtig ist auch einmal Nein sagen zu können und wie du Nein sagen lernen kannst.

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Nein sagen lernen: Warum fällt es uns so schwer?

Theoretisch ist es relativ simpel: Wenn wir etwas nicht möchten, dann sollten wir es auch nicht tun. Doch leider ist die Umsetzung ein anderes Problem. Es gibt verschiedene Faktoren, die uns dazu veranlassen, von unseren eigentlichen Vorlieben abzuweichen. Manche davon sind sogar unbewusst. Das bedeutet, wir wollen es eigentlich nicht, aber merken es erst, wenn es zu spät. Wir stellen dir jetzt einige der Gründe vor, warum wir von unseren eigentlichen Wünschen das eine oder andere Mal abweichen:

Angst vor Ablehnung 

Einer der häufigsten Gründe, warum wir Menschen einen Gefallen nicht verwehren, ist die Angst davor, dass der Gegenüber es einem sonst übel nehmen würden. Man ist so darauf programmiert anderen gefallen zu wollen und nicht negativ aufzufallen. Doch warum tun wir uns das an? Im Endeffekt mögen wir doch auch nicht jeden Menschen, nur weil er Sachen für uns tut. Zuneigung wird daraus geboren, dass man andere Menschen kennenlernt und sie als diese nehmen, die sie sind.

Wenn du nicht, das machst, wofür du selber einstehst, dann wird es früher oder später auffallen. Du bist nicht authentisch und ehrlich zu dir selbst. Das ist letztendlich, was andere mehr abschreckt, als dass du zu deiner Meinung stehst.

Angst etwas zu verpassen

Die Angst etwas zu verpassen (aus dem Englischen FOMO: fear of missing out) ist ein gesellschaftliches Phänomen, bei dem es vor allem um die Zeit mit anderen Menschen geht. Heutzutage präsentieren viele einen großen Teil ihres Alltags in den sozialen Medien. Man hat das Gefühl die Highlights des Tages mit anderen teilen zu müssen, um interessant und glücklich zu wirken.

Nur was ist, wenn man den ganzen Tag zu Hause war und einmal nichts Spannendes gemacht hat? Richtig, der eigene Social-Media-Kanal bleibt leer. Eigentlich sollte das kein Problem sein. Leider ertappt man sich aber dann oft dabei, zu schauen, was die anderen Menschen im Bekanntenkreis so machen. Sie posten natürlich von ihren tollen Treffen, Abendessen und Erlebnissen und wir spüren unter Umständen einen Anflug von Neid.

Schließlich sagen wir daraufhin zu unseren Freunden und Bekannten einmal mehr Ja als Nein, um Teil von diesen sozialen Aktivitäten zu sein, ohne dass wir es womöglich immer wollen. Wir wollen aber auch nicht Nein sagen und dann womöglich „sozial abgehängt“ werden.

Voreilige Zusagen

Druck und manchmal auch soziale Bequemlichkeit sorgen dafür, dass wir einmal seltener Nein sagen, als wir es eigentlich wollen. Auch wenn wir oft gute Gründe hätten, eine Bitte abzuschlagen, denken wir oft nicht länger nach und sagen einfach zu. Doch ein Blick in unseren Terminkalender genügt, um festzustellen, dass wir eigentlich gar keine Zeit haben. Jetzt nachträglich absagen, wollen wir dann aber auch nicht und beißen in den sauren Apfel.

Zwanghaftes Helfen

Es ist ein schönes Gefühl, jemandem einen Gefallen zu tun. Man spürt eine gewisse Freude bzw. Zufriedenheit mit einem selbst, wenn man einem Hilfesuchenden in der Not beistehen kann. Doch das kann schnell in eine falsche Richtung überschlagen. Fixiert man sich zu sehr auf diese Helferrolle, kann es dazu führen, dass man sich nach diesem Gefühl des „Gebrauchtwerden“ immer weiter sehnt und ohne nicht mehr kann.

In extremen Fällen spricht man hierbei von dem Helfersyndrom. Die Betroffenen brauchen die gesellschaftliche Anerkennung und die Bestätigung anderer, um glücklich zu sein.

Dabei kommen in der abgeschwächten, sowie in der extremen Form, die eigenen Bedürfnisse mehr oder weniger oft zu kurz. Wir helfen selbst dann, wenn wir keine Zeit oder Lust haben, bzw. es uns körperlich oder geistig auslaugen könnte. Wir werden zu einer Art Märtyrer, der sich für die anderen Menschen aufopfert, nur um ein kleines bisschen Anerkennung und Lob einzuheimsen.

Angst vor den Konsequenzen

Vor allem im Berufsleben, aber auch bei Freundschaften oder in der Beziehung haben wir oft Angst davor Nein zu sagen, weil wir die Konsequenzen fürchten. Was passiert, wenn wir unserem Chef sagen, dass wir keine Überstunden machen wollen? Denkt er jetzt womöglich schlecht von mir oder noch schlimmer: Winkt direkt eine Kündigung ins Haus? Was denkt mein Partner bzw. meine Partnerin von mir, wenn ich einmal eine Verabredung absage, weil ich lieber etwas anderes mache? Könnte das, das Ende der Beziehung sein?

Diese negativen Gedanken wie Kündigung oder das Beziehungsende sind natürlich oft überspitzte Szenarien und werden so nicht eintreffen, das bedeutet aber nicht das unser Unterbewusstsein diese Möglichkeiten wirklich immer ausschließt. Sie werden oft unbewusst in unserer Entscheidung miteinbezogen. Dazu kommt auch, dass man Angst hat eine schlechte Reputation in seinem Umfeld zu erhalten. Man könnte von seinen Mitmenschen als egoistisch oder nicht hilfsbereit angesehen werden, also im Endeffekt ein schlechtes Fremdbild abgeben.

Schuldgefühle

Jemand braucht unbedingt unsere Hilfe und wir weigern uns? Natürlich hat man da zuerst Schuldgefühle. Von allen Menschen auf der Welt wurdest du ausgesucht, diesem Menschen zu helfen und jetzt sagst du, Nein? Tatsächlich jedoch bist du wahrscheinlich nicht der Erste, den der andere gefragt hat und wenn du verneinst wahrscheinlich auch nicht der Letzte.

Aber diese Schuldgefühle sind oft unbegründet. Es geht hierbei weniger darum, nicht hilfsbereit oder nicht für andere Menschen da zu sein. Es geht viel mehr darum seine eigenen Grenzen zu kennen und sie auch durchzusetzen. Leider existieren Menschen, die genau diese Schuldgefühle hervorrufen wollen. Sie lassen es dich gerne spüren, solltest du ihrer Aufforderung nicht nachkommen. Letzten Endes knicken wir dann doch ein.

Warum wir Nein sagen lernen

Zeit ist die wichtigste Ressource, die wir im Leben besitzen. Man bekommt sie nicht wieder, kann sie nicht anhalten oder gar zurückdrehen. Aus diesem Grund ist die Macht mit deiner Zeit frei umgehen zu können, eine der wichtigsten Fähigkeiten, damit du dein Leben so leben kannst, wie du es willst.

Natürlich sind wir von unserem Alltag, vor allem unserem Beruf eingeschränkt, aber trotzdem haben wir doch die meiste Zeit unseres Lebens selbst in der Hand. Es wäre natürlich sehr ärgerlich, wenn man diese verschwenden würde.
Das Problem ist das „Ja“, denn im ersten Moment fühlt sich das „Ja“ sagen gut an. Das liegt vor allem daran, dass man vermeintliche soziale Spannung vermeidet und jemand anderem etwas Gutes tun möchte. Doch zu welchem Preis? Unser Terminkalender wird immer voller, unsere Tage anstrengender und viel wichtiger: Unsere Zeit, die wir für uns haben, wird immer weniger.

Wenn du zu Anderen „Ja“ sagst, dann sei dir sicher, dass du nicht „Nein“ zu dir selbst sagst.

Paulo Coelho (geb. 1974), brazilianischer Autor

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Nein sagen in Verbindung mit deinem Selbstwertgefühl

Was sagen Probleme mit dem Nein sagen über deine Persönlichkeit aus? Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, da es viele verschiedene Ursachen für das Problem gibt. Generell jedoch vergessen wir oft bei unseren Entscheidungen uns selbst. Wir machen diese Sachen häufig, um anderen zu gefallen. Wir wollen uns selbst in ein positives Licht rücken. Aber für wen tun wir das oft? Richtig, für andere. 

Diese Verhaltensweise wird verstärkt je weniger Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein wir haben. Denn wenn man zu sich selbst steht, dann sind einem die Meinung von anderen Menschen vielleicht immer noch wichtig, aber sie bestimmen nicht dein Handeln. Um also zu lernen, wie man Nein sagt, musst du vorher erst einmal lernen, dir selbst zu vertrauen

7 Tipps, wie du Nein sagen lernen kannst

Es ist nicht immer einfach seine ersten Instinkte zu trotzen und wirklich in sich hineinhorchen, um das zu machen, was man wirklich will. Die oben genannten Ängste sind stets in unserem Kopf und verleiten uns dazu einmal mehr Ja als Nein zu sagen. Genau so gibt es oft auch einen gewissen sozialen Druck, sich anderen zu fügen und so, am wenigsten Konflikt zu kreieren.

Wir haben für dich im Folgenden eigene Tipps vorbereiten, die euch helfen können, Nein zu sagen und dabei auch zu bleiben.

1. Setze dir vorher klare Grenzen

Damit du dir eigene Zeit und Überlegungen sparen kannst, solltest du dir vorher klare Grenzen definieren. Hast du dir diese erst einmal gesetzt, fällt es dir einfacher zu identifizieren, ob du eine Bitte oder Aufforderung ablehnen solltest, wenn sie deine Grenzen überschreiten würde.

Falls du diese Grenzen mit dem Bittsteller klar kommuniziert hast, bleibt ihm nichts anderes übrig als deinen Standpunkt zu akzeptieren.

2. Kommuniziere mit deinen Mitmenschen

Die meisten Menschen bitten dich nur nach Dinge, wo sie davon ausgehen, dass du sie auch wirklich für sie ausführen kannst. Sie gehen dabei von den Grenzen und Richtlinien aus, die du mit ihnen kommuniziert hast. Hat aber keine Kommunikation vorher erfolgt, wissen sie nicht, welche Grenzen du gesetzt hast.

Das heißt, du kannst präventiv Bitten vermeiden, die du ausschlagen würdest, indem du transparent gegenüber deinen Mitmenschen bist. Welche Sachen gehen für dich zu weit, wieso kannst oder willst du ihnen bei einer Sache nicht helfen? Vielleicht bist du momentan in einer Phase, in der du dich mehr auf deine Familie/Freunde/Arbeit konzentrieren willst? Teile es deinem Gegenüber mit. Wenn du ehrlich zu ihnen bist, werden sie auch ehrlich zu dir sein.

3. Für die Antwort Zeit nehmen

Anstatt auf eine Bitte direkt zu antworten, räume dir etwas Zeit an, um über deine Antwort nachzudenken. Schaue dir ggf. deinen Terminkalender an und gucke, ob du überhaupt die nötige Zeit besitzt. Das Wichtigste ist auch emotional von der Entscheidung etwas Abstand zu gewinnen und die Sache objektiv zu betrachten. 

Das hilft auch dem Bittsteller, denn er erkennt, dass du dir erstmal einen Überblick schaffen musst und ihm nicht „aus dem Bauch heraus“ deine Hilfe verwehrst.

Nur wenn du „Nein“ sagst, kannst du dich auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind.

Steve Jobs (1955-2011), US-amerikanischer Entrepreneur und Gründer von Apple Inc.

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4. Spare dir die Ausreden oder Ausflüchte

Manchmal gibt es Sachen, die man einfach nicht machen möchte. Anstatt es aber frei heraus zu sagen, verpacken wir unsere Antworten oft in leere Floskeln oder nett gemeinte Ausreden. „Ich würde mich ja wirklich gerne mit dir treffen, aber diese Woche ist es gerade sehr schlecht.“ Diesen Satz hat wahrscheinlich jeder auf irgendeine Art schon einmal gesagt. Aber meinen wir es denn wirklich? Das Problem dabei ist, dass wir dem anderen einen gewissen Hoffnungsschimmer lassen und somit er sich motiviert fühlt nachzuhaken und um deine Gunst zu „feilschen“. Oder aber er denkt sich, dass du nur „jetzt gerade“ nicht helfen kannst, aber es sonst gerne tun möchtest.

Aus diesem Grund raten wir dir, ehrlich mit deinen Mitmenschen zu sein. „Nein, das möchte ich nicht.“ ist oft Antwort genug, auch wenn es zu Anfang schwerfällt.

5. Schlage eine Alternative vor

Falls es möglich ist, kannst du anstatt Nein zu sagen mit deinem Bittsteller eine Alternative überlegen, die euch beide zufriedenstellt. Wichtig ist dabei, dass du es nicht tust, weil dir ein klares Nein zu unangenehm ist oder um die Situation zu deeskalieren. Viel mehr sollte es ein wichtiges Hilfsmittel sein, deine Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.

6. Steigere dein Selbstbewusstsein

Das ein gutes Selbstbewusstsein viele Vorteile hat, ist keine neue Erkenntnis, aber vor allem für deine Fähigkeit Nein zu sagen fundamental wichtig. Nur wenn du von dir und deiner Meinung wirklich überzeugt bist, kannst du ohne Gewissensbisse oder Schuldgefühle Nein sagen. Wir wollen dir mit diesem Tipp auch nochmal Erinnerung rufen, dass persönliches Wachstum in den wichtigen Themengebieten wie Selbstbewusstsein, Selbstfindung und innere Stärke sich auf viele Bereiche deines Lebens auswirken – und auch eben auf deine Fähigkeit Nein zu sagen.

7. Entschuldige dich nicht dafür, dass du die Bitte ablehnst

Bei dem letzten Tipp geht es weniger um deine Mitmenschen, als um dich selbst. Natürlich ist es mitunter schade für den anderen, dass du ihm nicht hilfst. Aber es ist sehr wichtig, dass du verstehst, dass es völlig in Ordnung ist eine Bitte oder eine Aufforderung abzulehnen. Du bist niemandem irgendetwas schuldig. Wenn du es mit dir nicht vereinbaren kannst, dann sollte das dein Gegenüber akzeptieren, auch ohne deine Entschuldigung.

Was Introversion bedeutet und weshalb sie besser ist als ihr Ruf

Introversion Bedeutung erklärt anhand einer einzelnen Person, die man von hinten sieht

„Warum bist du immer so still?“ Wie oft habe ich diese Frage schon gehört, und wie sehr nervt sie mich inzwischen. Ich bin introvertiert. Punkt. Das ist keine Krankheit und keine Störung. Auch kein Mangel oder Makel. Es ist meine Persönlichkeit. Was introvertiert zu sein wirklich bedeutet, wissen noch längst nicht alle, und am wenigsten die, die nicht betroffen sind. Wobei „betroffen“ schon wieder so klingt, als sei etwas nicht in Ordnung mit mir.

Introversion sollte weder abgewertet noch hochgelobt werden. Es ist ein weit verbreitetes Persönlichkeitsmerkmal, das einfach verstanden werden sollte.

Das Gegenstück zu Introversion heißt wissenschaftlich korrekt übrigens „Extraversion“, auch wenn umgangssprachlich der Begriff „Extroversion“ geläufiger ist. Darum liest du bei mir ab und zu von “extravertierten” statt von “extrovertierten” Menschen – es meint aber dasselbe.

Warum Introversion häufig missverstanden wird

Viele extravertiert veranlagte Menschen können nicht nachvollziehen, was in uns Introvertierten  vorgeht. Die Meinung, dass wir doch unglücklich sein müssten, weil wir nicht so lebhaft, gesprächig und gesellig sind, ist weit verbreitet. Viele können nicht nachvollziehen, dass wir zufrieden sind, wenn wir alleine für uns sein können, dass wir kein Bedürfnis nach stundenlangem Geplauder haben und längere Erholungsphasen brauchen.

Das weckt viele Vorurteile gegenüber introvertierten Menschen: Sie seien langweilig, depressiv, unsozial, arrogant, desinteressiert, empfindlich, ängstlich oder schüchtern.

Die meisten dieser Vorurteile stimmen nicht. Sie entstehen aus der Unkenntnis darüber, was in Introvertierten vorgeht und warum sie so ruhig und häufig zurückhaltend sind. Vor allem Introversion und Schüchternheit werden sehr häufig gleichgesetzt.

Schüchternheit ist eine soziale Angst, die sich häufig schon in der Kindheit entwickelt, also anerzogen ist oder durch Erfahrung gelernt wurde. Dementsprechend ist sie auch therapierbar. Wer schüchtern ist, der leidet unter seiner Zurückgezogenheit.

Introversion ist ein angeborenes, festes Persönlichkeitsmerkmal, das nicht durch Training oder ähnliches veränderbar ist. Introvertierte Menschen lieben es, in ihre Innenwelt abzutauchen und fühlen sich selten einsam.

Niemand ist ausschließlich introvertiert oder extravertiert. Es ist eine Skala mit zwei extremen Enden, und die meisten von uns tummeln sich irgendwo um den Mittelpunkt herum. Jeder von uns hat also sowohl eine introvertierte als auch eine extravertierte Seite in sich, wobei jedoch eine klare Tendenz entweder auf die eine oder die andere Seite besteht.

Als Introvertierte/r kannst du deine extravertierten Anteile in dir trainieren und stärken. Du wirst aber nie ein „Vollblut-Extro“ werden können.

Denn ob wir introvertiert oder extrovertiert sind, ist nicht nur eine unbewusste Entscheidung, sondern auch in unseren Genen tief verankert. Diese Verankerung spiegelt sich in der Arbeitsweise unseres Nervensystems wider.

Unterschätze mich nicht, nur weil ich still bin. Ich weiß mehr als ich sage, denke mehr als ich spreche und beobachte mehr als du denkst.

Michaela Chung (geb. 1984), US-amerikanische Autorin und Bloggerin über Introversion

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Die Bedeutung des Nervensystems für dein Temperament

Ohne zu wissenschaftlich an dieser Stelle zu werden, ist es dennoch wichtig zu wissen, dass die Nervensysteme von introvertiert und extravertiert veranlagten Menschen unterschiedlich arbeiten.

Du hast sicherlich schon vom vegetativen Nervensystem gehört: Sympathikus und Parasympathikus. Der Sympathikus ist der Aktivitätsnerv, der den Körper in einen höheren Erregungszustand versetzt. Sein Botenstoff im Körper ist das Dopamin. Sein Gegenspieler, der Parasympathikus, ist für Ruhe und Entspannung in den Körperfunktionen zuständig. Das wird über den Botenstoff Acetylcholin gesteuert.

Das Temperament einer Person hängt davon ab, welcher der beiden Gegenspieler in ihm dominiert. Jeder hat seine individuelle Komfortzone, in der eine bestimmte, individuelle Mischung der beiden Botenstoffe des vegetativen Nervensystems vorherrscht. Wenn dieser Zustand erreicht ist, fühlen wir uns am wohlsten und zufriedensten.

Introvertierte haben einen gröberen „Filter“, das heißt sie reagieren empfindlicher auf diese Botenstoffe. Wenn der Dopaminpegel einer introvertiert veranlagten Person steigt, weil viele intensive Sinnesreize auf sie einströmen (z.B. Musik, viele Menschen, verschiedene Lichter auf einer Party), dann hat ihr Gehirn viel zu tun. Introvertierte sind dann schnell überreizt und benötigen eine Auszeit, um alles in Ruhe im Kopf zu verarbeiten.

Darüber hinaus kreieren Introvertierte viel Anregung aus sich selbst heraus. Sie sind nicht so sehr von äußerer Stimulation abhängig. Ihre Gedankenwelt ist sehr aktiv. Wenn Introvertierte Pläne machen, kreativen Projekten nachgehen oder einfach nur träumen, bekommt ihr Gehirn ausreichend Stimulation, und ihr Dopamin-Acetylcholin-Level ist für sie Balance.

Bei extravertierten Menschen ist das anders. Sie brauchen ein höheres Dopaminlevel, um sich wohl zu fühlen, und suchen dafür Anregungen von außen. Sie sind schneller unterstimuliert, gelangweilt und unruhig, sie sind sozusagen auf Dopaminentzug.

Die Gehirne von introvertierten Menschen sind stärker durchblutet, vor allem in Bereichen, die an Planung, Gedächtnis, Erinnern und Problemlösungen beteiligt sind. Die Denkprozesse in ihren Gehirnen durchlaufen längere Wege, ziehen mehr Schleifen und binden mehr Informationen mit ein.

Darum denken sie länger über eine Antwort nach und gehen häufig „bedachter“ vor. Impulsiv und spontan zu sein fällt ihnen eher schwer.

Die Veranlagung zur Introversion hat also viel mit den angeborenen Vorgängen im Gehirn zu tun. Jetzt sollte auch verständlich sein, warum man sich seine introvertierte Art nicht „abtrainieren“ kann. 

Bin ich introvertiert?

Es gibt verschiedene Persönlichkeitstests, mit denen man die Ausprägung von Introversion und Extraversion bei sich selbst herausfinden kann.Für eine erste grobe Selbsteinschätzung genügt jedoch eine Frage: In welchen Situationen lade ich meine Akkus am leichtesten wieder auf?

Wenn du dich gerne mit Freunden und Kollegen triffst, am Wochenende gerne unterwegs bist und auf Partys auflebst, dann ist deine extravertierte Seite sicherlich stärker.

Wenn du dich gerne zurückziehst, um dich zu erholen, gerne Zeit alleine verbringst oder tiefgründige Gespräche im kleinen Kreis liebst, dann bist du eher introvertiert veranlagt.

Im folgenden Abschnitt erfährst du, welche Eigenschaften typisch für introvertierte Menschen sind. Daran kannst du ebenfalls feststellen, wie stark deine introvertierte Seite ausgeprägt ist.

Diese Merkmale sind typisch für Introvertierte

Du genießt es, Zeit für dich zu haben.

Du verstehst, warum das so ist, wenn du den Abschnitt über die Funktionsweise des Nervensystems gelesen hast. Als Introvertierte/r brauchst du regelmäßig Auszeiten, um die Informationen und Reize in deinem Gehirn abzubauen, ohne dass du neuem Input ausgesetzt bist. Du kannst dich in dieser Zeit auch endlich in Ruhe deinem Innenleben widmen: Da schwirren so viele Ideen herum, dass es dir alleine nie langweilig wird.

Wenn ich Zeit nur für mich habe (und das ist als Mutter von Schulkindern nicht oft der Fall), verbringe ich einen Teil dieser Zeit mit Lesen. Das ist mir ganz wichtig, auch wenn ich vieles andere auf dem Zettel habe – ich brauche diese Zeit, um vom Außen in mein Inneres zu kommen. Nach dieser Erholungsphase schreibe ich häufig, da das mein Weg ist, um meine Kreativität auszuleben. Bei Schreiben kann ich mich über längere Zeit gut konzentrieren, meine Gedankengänge zu Papier bringen und schotte so meine Sinne für eine Weile von der Außenwelt ab.

Du bist ein guter Beobachter und Zuhörer.

Da dein Gehirn weniger filtert, nimmst du viele Details aus deinem Umfeld wahr. Du bemerkst Kleinigkeiten, die anderen vielleicht entgehen, und kannst Zusammenhänge erkennen, die anderen verborgen bleiben. Du bist sehr empathisch, denn du spürst, was dein Gegenüber bewegt, was er oder sie fühlt. Außerdem nimmst du die kleinsten Körpersignale bewusst oder unbewusst wahr, und kannst so fühlen, was der andere mit seinen Worten wirklich sagen will.

Gute Zuhörer sind in unserer Gesellschaft leider eine Seltenheit geworden. Durch unsere schnelllebige Zeit, die Informations- und Unterhaltungsfluten verlernen wir, uns auf eine Sache zu konzentrieren und sie tiefer zu ergründen. Als introvertierte Person bringst du die besten Voraussetzungen mit, dem entgegenzusteuern. Du kannst deine Fähigkeit zum Zuhören bewusst trainieren. Beschäftige dich mit dem Konzept des aktiven Zuhörens, und du wirst viele positive Veränderungen bemerken:

  •   Dein Gesprächspartner spürt dein echtes Interesse und vertraut dir. Dadurch werden langweilige oberflächliche Plaudereien schneller zu tiefgründigeren Gesprächen, aus denen du viel für dich lernst und mitnehmen kannst.
  •   Du wirst als sympathischer Gesprächspartner wahrgenommen, weil du interessierte Nachfragen stellst und Vertrauen ausstrahlst.
  •   Du spürst, was zwischen den Zeilen gesagt wird, was der andere zurückhält oder wofür er nicht die richtigen Worte findest. Du kannst hören, was nicht gesagt wird.

Du hast einen kleinen, aber engen Freundeskreis.

Der erste Eindruck, den andere Menschen von dir haben, ist, dass du zurückhaltend und verschlossen bist. Es dauert seine Zeit, bis du dich jemandem anvertrauen möchtest und mehr von deinem Inneren preisgibst. Viele Bekanntschaften entwickeln sich an diesem Punkt nicht weiter. Du brauchst ein hohes Sicherheitsgefühl und Vertrauen zu anderen Menschen, um dich mehr öffnen zu können.

Viele bringen diese Geduld nicht auf. Aber die, die es tun, lernen dich erst richtig kennen. Mit ihnen teilst du deine Gedanken, Meinungen, Wünsche, Träume und Ängste. Es sind tiefe und langanhaltende Freundschaften.

Du liebst Ruhe und Stille.

Du ziehst ein Abend auf dem Sofa mit einem guten Buch einer Partynacht vor. Du genießt lange Spaziergänge durch die Natur, sowohl alleine als auch schweigend mit einem vertrauten Menschen. Du kannst dich stundenlang in Tagträumen verlieren. Du brauchst ein ruhiges Arbeitsumfeld, um dich gut konzentrieren zu können. Du bist im Urlaub lieber in der Stille der Berge oder an einsamen Ufern unterwegs, als in der Hektik von Metropolen oder überfüllten Tourismus-Hotspots.

Wo es extravertierten Menschen schnell zu langweilig wird, kannst du Stille, Einsamkeit und Zeit für dich sehr genießen. Weil du diese Zeit brauchst, um dich vom Alltagstrubel, von Menschen, von Lärm, von Sinnesreizen, eigentlich von der ganzen Welt, für eine Weile zu erholen.

Da dein Gehirn viel zu verarbeiten hat, wie du schon erfahren hast, braucht es auch länger, um die vollen Speicher abzuarbeiten, ohne neuen Input aufnehmen zu müssen. Darum fühlt sich Stille für dich manchmal so erholsam an.

Leider ist unsere Gesellschaft sehr auf ständige Betriebsamkeit und Aktivität ausgerichtet. Man soll immer irgendetwas „tun“, irgendetwas Produktives machen, etwas schaffen. Ruhe und Stille haben den Ruf, zu passiv zu sein, unproduktiv, langweilig. Dieses Bild prägt uns alle, und darum fühlen wir uns oft schuldig oder haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir uns für eine Zeit der Ruhe entscheiden.

Dieses negative Verständnisbild darfst du – als introvertierte Person – ablegen. Dich für Ruhe und Stille zu entscheiden heißt, dich für eine Weile dem ständigen Aktivitätszwang zu entziehen und etwas für deine Bedürfnisse zu tun.

Eine Auszeit hilft dir…

  • deine Gedanken zu klären und zu regenerieren.
  • konzentrierter und damit produktiver arbeiten zu können.
  • mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit zu entwickeln.
  • zufriedener zu werden.
  • mehr Kraft für die Menschen, die dich brauchen, zu haben.
  • zu dir selbst zu kommen.
  • gesund zu bleiben, da du Stress abbaust.
  • aufmerksamer und achtsamer zu werden.
  • eine tiefere Verbundenheit mit den Menschen in deinem Umfeld zu entwickeln.

Zur Ruhe kommen zu können ist eine große Stärke von Introvertierten, und ihre Bedeutung kann in unserer hektischen Zeit nicht hoch genug angesehen werden. Diese Stärke schenkt dir Unabhängigkeit und innere Freiheit – wundervoll, oder?

Du handelst bedacht und vorsichtig.

Wenn du deine Meinung äußern willst, dann hast du sie vorher gründlich durchdacht, von allen Seiten beleuchtet, deine Worte wohlüberlegt und den richtigen Zeitpunkt abgewartet.

Wenn du dich für einen neuen Job bewerben willst, überlegst du genau, was die Vor- und Nachteile dabei sind, wie gut die Chancen für dich stehen, ihn auch zu kriegen, und ob du deinen alten Job, in dem du dich sicher fühlst und den du gut machst, wirklich aufgeben willst.

Wir introvertierte Menschen durchdenken alles ganz genau, bis wir bereit sind, unsere Gedanken in die Welt hinauszulassen – als Meinungsäußerung, als Entscheidung für etwas, als aktive Handlung oder ähnliches. Das hat auch wieder mit dem introvertierten Gehirn zu tun: Unser Mandelkern, die sogenannte Amygdala, ist leichter erregbar als bei extravertierten Menschen. Der Mandelkern ist der Teil unseres Gehirns, in dem unsere Gefühle zu einer bestimmten Situation analysiert werden, in dem aber auch unser Angstempfinden entsteht.

Wir haben daher ein höheres Bedürfnis nach Sicherheit, Vertrauen und Harmonie. Wir handeln eher sicherheitsorientiert als belohnungsorientiert. Das heißt, dass wir auf kurzfristige Belohnungen (das ist alles, was ein Glücksgefühl auslöst) weniger stark reagieren – was uns ermöglicht, erstmal über Vor- und Nachteile nachzudenken, bevor wir handeln.

Nur in stillen Wassern spiegeln sich die Sterne

Introversion in der heutigen Gesellschaft

Als introvertierter Mensch hast du es in unserer westlichen Welt nicht so leicht. Von klein auf bis ins Erwachsenenleben lernst du, dass extravertierte Eigenschaften besser sind, erfolgreicher machen und von dir erwartet werden. Du musst dich gegen Vorurteile behaupten und stößt auf viel Unverständnis.

Kein Wunder also, wenn du das Gefühl hast, auf der schlechteren Seite der “Intro-Extro-Skala” zu stehen. Ich behaupte sogar, dass Introversion bewusst oder unbewusst als Persönlichkeitsmerkmal zweiter Klasse wahrgenommen wird.

Doch Einseitigkeit hat sich noch nie als sinnvoll erwiesen. Die Evolution hat beide Temperamente als überlebenswichtig für die ganze Art „Mensch“ hervorgebracht. Ich halte uns Introvertierte für ein wichtiges Gegengewicht in unserer extravertiert-orientierten Gesellschaft.

Liebe Intros, lernt eure ganz individuellen introvertierten Potenziale und Stärken kennen und lebt nach ihnen – für euch, für eure Familien und Freunde, für eure Arbeit. Unsere Gesellschaft kann starke, ruhige, überlegte, zuhörende, achtsame, aufmerksame, gelassene, konzentrierte, unabhängige, tiefgründige, hilfsbereite, empathische Menschen wie uns gut gebrauchen!

Klare Grenzen setzen – Wie man sie identifiziert und umsetzt

Grenzen setzen, abstrakter Hintergrund, gelb und blau

Klare gesunde Grenzen setzen, selbst wenn es einem schwerfällt: Das ist eine Fähigkeit, die in unserer heutigen Zeit oft unterschätzt und vergessen wird. Wir loben den Freund, der immer für einen da ist, der sich immer aufopfert und alles auf sich nimmt. Doch wenn die Person klare Grenzen setzt und auf eine Bitte oder einen Vorschlag mit Nein erwidert, sammelt dieser im Umfeld manch Unverständnis oder fragende Blicke.

Doch gibt es eine klare Linie zwischen Hilfsbereitschaft und Eigensinnigkeit, sowie zwischen Engstirnigkeit und Offenheit? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Ja. Diese Linie wird aber nicht von einem außenstehenden gesetzt, sondern von einem selbst. Grenzen setzen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Identitätsfindung und Selbstpflege. Es geht dabei um die eigene Gesundheit und Zufriedenheit. Zu viele Menschen machen Dinge, die sie eigentlich nicht tun wollen, um Menschen zu gefallen oder zu helfen. Doch wer bleibt dabei oft auf der Strecke? Man selbst.

Wir wollen dir in diesem Artikel zeigen, wie wichtig es für dein eigenes Wohlbefinden ist klare Grenzen zu setzen, wie du sie umsetzt und zur Not die Konsequenzen ziehst, wenn deine Grenzen einmal überschritten werden.

Grenzen setzen ist Bestandteil der Selbstpflege

Viele Aspekte der Selbstpflege sind intuitiv und einfach zu verstehen. Wir ernähren uns gesund, damit unser Körper gesund bleibt. Wir machen Sport, um fit zu bleiben und gut auszusehen. Doch wieso ist das Setzen von Grenzen auch eine Form der Selbstpflege?

Klare Grenzen setzen ist fundamental für die langfristige Erhaltung deiner Zufriedenheit und deines Glücks. Natürlich ist keiner im ersten Moment glücklicher oder zufriedener, weil er einen festen Standpunkt hat oder sich weigert, etwas zu tun. Vielmehr geht es hier um Prävention. Mit gesunden Grenzen können wir unnötigen Stress, Burnout und Wut vorbeugen. Denn oft entstehen Stresssituationen in zwischenmenschlichen Beziehungen oder im Beruf, weil man seine Grenzen nicht klar vermittelt hat.

Man hat sich schon wieder Mehrarbeit aufschwatzen lassen. Der Partner hat wieder etwas getan, das einem nicht gefällt und man hat sich nicht getraut es zur Sprache zu bringen. Das sind Probleme, die entstehen können, wenn man keine gesunden Grenzen gesetzt und vermittelt hat.

Aus diesem Grund ist es für die eigene Persönlichkeitsentwicklung wichtig, klare gesunde persönliche Grenzen zu setzen. 

Um Grenzen zu setzen, muss man den Mut haben, sich selbst zu lieben, auch wenn wir riskieren, andere zu enttäuschen

Brené Brown (geb. 1965), US-amerikanische Professorin und Autorin

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Arten von persönlichen Grenzen

Wenn wir im zwischenmenschlichen Bereich an Grenzen denken, dann denken wir vor allem daran jemanden ein Stoppschild vor die Nase zu setzen und auch einmal Nein zu sagen. Man denkt daran, Sachen für sich zu machen und nicht für andere. Das sind aber nicht die einzigen Arten von Grenzen, die man setzt. Im Folgenden erklären wir dir, auf welchen verschiedenen Ebenen du Grenzen setzen kannst bzw. unbewusst schon selbst gesetzt hast:

  • Physische Grenzen. Zu klaren physischen Grenzen gehört das eigene Empfinden, wie Menschen sich in deiner Umgebung verhalten sollen. Dazu gehört das Einhalten deines persönlichen Raums und Berührungen. Außerdem zählt dazu auch das Verständnis und das Erkennen der Grenzen anderer und diese nicht zu überschreiten.
  • Intellektuelle Grenzen. Bei den intellektuellen Grenzen achten wir vor allem darauf wie mit unseren Ideen und Gedanken umgegangen werden bzw. wie wir andere Menschen und ihre Meinung respektieren. So können deine intellektuellen Grenzen überschritten werden, wenn man dich bspw. nicht Ernst nimmt oder deine Ideen nicht wertschätzt.
  • Emotionale Grenzen. Hier geht es grundlegend um die Gefühle eines Menschen und wie man mit ihnen umgeht. Dazu gehört, ab wann man persönliche Gedanken mit Freunden teilt, aber auch die natürliche Entwicklung einer Beziehung. Emotionalen Grenzen werden unter anderem überschritten, wenn man Gefühle anderer kritisiert oder herunterspielt.
  • Materielle Grenzen. Bei diesen Grenzen geht es um den Umgang mit Geld und Besitz. Der Umgang mit dem Eigentum anderer und wie andere mit deinen Dingen umgehen steht hier im Mittelpunkt. Materielle Grenzen können überschritten werden, wenn bspw. Menschen schlecht mit deinen Sachen umgehen oder wenn man genötigt wird, jemandem Geld zu leihen.
  • Zeitliche Grenzen. Zu diesen Grenzen gehört wie man seine Zeit verwertet. Menschen mit gesunden Grenzen haben meist eine gute Balance, wie viel Zeit sie für verschiedene Aspekte des Lebens (Beruf, Freunde, Freizeit) einräumen. Zeitliche Grenzen werden von deinen Mitmenschen überschritten, wenn sie mehr Zeit von einem einfordern, als man ihnen geben will.

Was sind die richtigen Grenzen?

Natürlich setzt jeder Mensch für sich Grenzen unterschiedlich. Sie hängen zum einen vom Charakter und den persönlichen Erfahrungen ab. Extrovertierte Menschen haben ganz andere Grenzen als introvertierte, genau so können gute bzw. schlechte Erfahrungen in der Kindheit oder in zwischenmenschlichen Beziehungen die Grenzen verschieben.

Außerdem können verschiedene Menschen auch verschiedenen Fokus auf die Grenzen haben. So achten manche klar darauf ihre materiellen Grenzen zu setzen, sind aber weitaus lockerer mit ihrer Zeit.

Unabhängig davon hängen die persönlichen Grenzen stark von der Kultur ab, in der man lebt. So sind die physischen Grenzen in Bezug auf den persönlichen Raum bei Menschen aus Skandinavien weiter als bei Menschen aus Südeuropa. Dafür sind die Normen in Bezug auf sozialen Umgang auf den verschiedenen Kontinenten zum Teil sehr unterschiedlich.

Zu lockere und zu starre Grenzen

Grenzen setzen ist für viele Menschen eine unbewusste Tätigkeit. Gesetzte Grenzen werden oft auch nicht mehr hinterfragt. Das bedeutet, dass man für sich oft Grenzen entwickelt hat, die einen letztlich aber nicht guttun und hindern könnten. Denn Grenzen können auch aus Glaubenssätzen gebildet werden, die sich nicht von der eigenen Überzeugung, sondern aus verschiedenen Ängsten und Problemen manifestiert haben. 

Häufig wurden auch Grenzen entweder zu locker oder zu starr gesetzt. Wir haben für dich einige der schlechten Nebenwirkungen von ungesunden Grenzen für dich aufgelistet. Natürlich sind sie darauf nicht beschränkt, können aber ein guter Hinweis sein.

Zu strikte Grenzen

  • Vermeiden von Intimität oder tiefergehende Beziehungen
  • Selten bzw. ungern um Hilfe beten
  • Andere auf Distanz halten aus Angst vor Ablehnung
  • Geringe Kritikfähigkeit und Sturheit
  • Distanziert selbst mit engen Freunden oder Partnern

Zu lockere Grenzen

  • Zu involviert in die Schwierigkeiten anderer
  • Probleme Nein zu sagen
  • Angst vor Ablehnung, wenn man nicht tut, was andere verlangen
  • Abhängig von der Meinung anderer
  • Akzeptanz von Respektlosigkeit und Missbrauch

Gesunde Grenzen

  • Schätzt die eigene Meinung
  • Persönlichen Werte nicht von anderen ändern lassen
  • Eigene Wünsche und Bedürfnisse kennen und kommunizieren
  • Akzeptieren, wenn andere Nein zu einem sagen.

Klare Grenzen setzen und umsetzen: Drei Schritte

Wir haben darüber geredet, welche Arten von Grenzen es gibt und wie sich unter Umständen schlecht umgesetzte Grenzen andeuten. Als Nächstes reden wir darüber, wie du selbst für dich neue Grenzen entdeckst, setzt und letztlich auch umsetzen kannst.

Schritt 1: Grenzen identifizieren und definieren

Bevor wir neue Grenzen definieren können, müssen wir darüber nachdenken, welche Grenzen wir bisher gesetzt haben, worauf sie beruhen und was uns dabei wichtig ist. Dazu musst du dich selbst reflektieren und in dich hineinhorchen. Der nächste Schritt ist jetzt deine bisherigen Grenzen zu analysieren. Sind sie im Einklang mit deinen persönlichen Werten und dem, was du für dich in deinem Leben willst? Solltest du dir nicht sicher sein, was deine persönlichen Werte sind und was dich bewegt, können wir dir unsere große Anleitung zur Selbstfindung empfehlen.

Deine eigenen Grenzen zu setzen, ist keine einfache Aufgabe. Versuche dabei ehrlich zu dir selbst zu sein und arbeite am besten die fünf verschiedenen Arten von Grenzen ab. Für den Anfang sollten drei Grenzen pro Kategorie reichen.

Typische Probleme beim Grenzen definieren

Eine häufige Schwierigkeit beim Definieren deiner Grenzen ist herauszufinden, ob sie zu locker oder zu starr gesetzt worden sind. Um dem entgegenzuwirken, muss dir im Klaren werden: Jede Grenze, die du dir jetzt setzt, ist ein dynamisches Konstrukt in deinem Kopf. Nur weil du es dir jetzt klar formulierst, ist es noch lange nicht in Stein gemeißelt. Zu deinem persönlichen Wachstum gehört regelmäßige Selbstreflexion sich Situationen im Leben anzuschauen und die eigene Reaktion zu hinterfragen. Habe ich an meinen Grenzen festgehalten? Hätte ich auch anders reagieren können? Was wären dann die Konsequenzen gewesen? 

Deine persönlichen Grenzen werden sich in deinem Leben immer wieder verändern, weil du dich auch als Mensch veränderst. Den größten Fehler, den du machen kannst, ist in deinen Denkmustern festgefahren zu sein und keinen Raum für Entwicklung zu lassen.

Schritt 2: Grenzen kommunizieren

Der zweite Schritt, um gesunde Grenzen zu setzen, wird oft unterschätzt oder gar nicht in Erwägung gezogen: Du musst deine Grenzen mit deinen Mitmenschen kommunizieren, denn Grenzen werden nicht von einem selbst, sondern oftmals von anderen Personen überschritten.

Wenn du deine Grenzen in Worte fasst und sie deutlich aussprichst, fällt es dir erstens einfacher sie einzuhalten und zweitens können sich deine Mitmenschen auf deine Grenzen einstellen.

Vor allem im Beruf können klar kommunizierte Grenzen viele Probleme und Stresssituationen präventiv verhindern. Zwischenmenschlich wirken Menschen, die ihre Grenzen deutlich kommunizieren, selbstbewusster und gefestigter. Das bedeutet natürlich nicht, dass du jedem alle deine persönlichen Grenzen erzählen solltest, sondern dass du in den richtigen Momenten proaktiv mögliche Probleme ansprichst und andeutest.

Typische Probleme beim Grenzen kommunizieren

Die größte Schwierigkeit besteht natürlich darin sich zu trauen den Mund aufzumachen und seine Gefühle vor anderen preiszugeben. Vielleicht sind dir deine Grenzen peinlich oder du möchtest andere nicht einschränken. Der wichtige Punkt, den du beachten solltest, ist, dass du deine Grenzen nicht mitteilst, um deine Mitmenschen zu limitieren. Ganz im Gegenteil: willst du sie damit bestärken und ihnen Hilfestellungen geben, wie sie am besten mit dir umgehen können. Stell dir einmal vor, dass du auf der anderen Seite bist und einer deiner Mitmenschen seine Grenzen dir kommuniziert. Dann weißt du sofort, woran du bei deinem Gegenüber bist und welches Verhalten ihn stört.

Solltest du dich dennoch nicht trauen, rede vorher mit deinen engen Freunden oder deiner Familie über deine Werte und hole dir ihre Meinung und womöglich sogar ihre eigenen Grenzen dazu ein.

Ich kann durch das, was mir passiert, verändert werden, aber ich weigere mich, mich davon herabsetzen zu lassen

Maya Angelou (1928-2014), US-amerikanische Poetin und Menschenrechtlerin

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Schritt 3: Grenzen umsetzen und Konsequenzen ziehen

Der letzte Schritt ist deine gesetzten Grenzen auch umzusetzen. Das bedeutet, dass du versuchst in dem fiktiven Raum deiner Grenzen zu agieren. Wie verändert sich dein Verhalten mit deinen Grenzen? Wie kannst du dich proaktiv verhalten, um deine neuen Grenzen einzuhalten? Das sind die wichtigen Fragen, die du dir stellen musst.

Daraufhin gilt nun noch herauszufinden, wie du reagierst, wenn deine Grenzen einmal überschritten werden. Welche Konsequenzen ziehst du daraus und wie stellst du sicher, dass deine Grenzen nicht noch einmal von deinen Mitmenschen überschritten werden?

Hierbei geht es nicht darum, besonders emotional oder wütend zu werden. Du willst deine Mitmenschen nicht bestrafen dafür, dass sie deine Grenzen überschritten haben. Meistens haben sie es nicht absichtlich gemacht und wollten dir nichts Schlechtes tun. Vielmehr geht es darum, das Problem klar auszudrücken und so schnell wie möglich zu klären. Hast du vorher deine Grenzen kommuniziert, wird dir dieser Schritt sehr viel einfacher gemacht. Dann musst du nur die andere Person darauf hinweisen, zusammen eine Lösung finden und notfalls deine Konsequenzen ziehen.

Typische Probleme beim Grenzen umsetzen und Konsequenzen ziehen

Leider ist dieser Schritt für die meisten Menschen der schwerste. Viele verschiedene Ängste hindern einen oft daran, seine Grenzen wirklich umzusetzen und auf sie zu bestehen. Angst vor Konfrontation und Ablehnung stellen uns oft ein Bein und verleiten uns doch öfters einmal Ja sagen, das wir eigentlich gar nicht möchten. Oft haben wir auch Schuldgefühle, etwas von anderen Menschen zu erwarten.

Dennoch musst du versuchen, dich von diesen Dingen loszulösen. Denn schlussendlich machen sie dich unglücklich und kraftlos. Je länger du deine Grenzen ignorierst und deine Konsequenzen nicht ziehst, umso mehr gibst du einen Teil deiner Selbstbestimmtheit ab. Das Gefühl der Machtlosigkeit schleicht sich ein, weil du nicht die Verantwortung für dein eigenes Leben übernimmst.

Grenzen helfen uns langfristig

Auch wenn der ganze Prozess des Grenzensetzens und -ziehens verstärkt nach Konfrontationen und Problemen klingt, ermöglicht er es uns die zwischenmenschlichen Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu verbessern und zu stärken. Anstatt dir vorzustellen, dass du mit deinen Grenzen Mauern baust, die Leute von dir fernhalten, sehe deine Grenzen eher als Säulen, die deine Beziehungen zu deinen Mitmenschen festigt.

Solltest du aber merken, dass jemand wiederholt deine Grenzen überschreitet, kannst du daraus deine Schlüsse ziehen und tun, was für dich am besten ist. Andersrum solltest du genau so auf die Grenzen deiner Mitmenschen achten, um deine Bindung zu ihnen noch weiter zu stärken.

Was ist Glück für uns Menschen?

Was ist Glück - eine Definition - beschrieben durch ein vierblättriges Kleeblatt

Das Streben nach Glück, sowie die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ ist eine uralte Sehnsucht des Menschen. Seit Anbeginn der Zeit suchten die großen Dichter, Denker und Philosophen nach einer Definition für das Glück – mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Auch heute noch steht diese Frage für manch einen im Raum und selbst in der Wissenschaft oder Psychologie wurde keine einheitliche Definition des Glücks gefunden. Doch dies muss es auch nicht.

Denn Glück liegt sozusagen im Auge des Betrachters und ist eine ganz persönliche und subjektive Wahrnehmung unterschiedlicher Emotionen und Umständen, die jeder für sich selbst definieren muss.

Der folgende Beitrag taucht tief ein in das allumfassende Thema Glück und DailyMentor bemüht sich um eine Definition dieses großen Begriffes. Dabei schauen wir uns gemeinsam Glücksmaximen an, die bereits seit der Antike bestehen und noch heute das Fundament moderner Glücksdefinitionen mitbestimmen. Zudem widmen wir uns dem Thema aus unterschiedlichen psychologischen und philosophischen Perspektiven.

Das Ziel dieses Beitrags ist es dir unterschiedlichste Perspektiven und Inspirationen über den Begriff des Glücks zu schaffen, die dich wiederum in deiner eigenen Meinungsbildung und persönlichen Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ unterstützen sollen. 

Eine für dich allumfassende Beantwortung dieser Frage findest du weder hier, noch woanders. Doch der Beitrag wird dir helfen, dass du Glück für dich – und ausschließlich für dich – beantworten kannst. Also lehn’ dich zurück, nimm die nötige Zeit zum Lesen, lass dich inspirieren und einladen über die nachfolgenden Dinge nachzudenken.

Inhaltsverzeichnis

Eine allgemeine Definition: Was ist Glück?

Würde man 100 Leuten die Frage stellen „Was ist Glück?“, so würde man sicherlich viele verschiedene Antworten erhalten. Obgleich die Antwort lautet: eine genussvolle Mahlzeit, gemeinsame Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen, ein Buch zu lesen oder es doch größere Begriffe umschließt wie erfolgreich, sorglos oder gesund zu sein. Jede dieser Antworten sind gleichermaßen richtig. Denn jeder Mensch hat eine andere Vorstellung, was Glück bedeutet.

Was Glück ist, liegt einzig und allein in der subjektiven Beurteilung eines Menschen und in seiner eigenen Auffassung. Denn Glück folgt keinem Bewertungsmaßstab, was selbst die Wissenschaft gewissermaßen zugeben musste.

Denn sogar in der Wissenschaft herrscht keine einheitliche Meinung vor, was Glück ist oder genau bedeutet. Erklären lässt sich es daran, dass das Gefühl des Glücklichseins selten allein kommt bzw. durch zahlreiche andere Gefühlslagen entsteht, die manchmal sogar als Synonyme für Glück verwendet werden: Zufriedenheit, Freude, Sorglosigkeit, Ausgeglichenheit, Wohlbefinden, o.Ä. – es sind alles Beschreibungen, die einen Mensch sein Glück fühlen lassen können.

Was in einem Menschen Glück auslöst, kann ganz unterschiedlich sein: Sei es durch das Schaffen besserer äußerer Umstände, die die eigenen Lebensqualitäten verbessern, durch einfache Aktivitäten (wie dem Nachgehen seiner eigenen Interessen, dem Ausüben der eigenen Berufung, allgemeine Tätigkeiten, die einen erfreuen etc.) oder sogar durch andere Personen und Situationen für die man selbst nicht verantwortlich war und „glücklich gemacht wurde“.

Letzteres beschreibt das sogenannte Zufallsglück. Wie es der Name bereits verrät, ist es eine Form, des Glücks, welches sich von einem selbst nicht beeinflussen lässt. Ganz plötzlich und zufällig schenkt manchmal das Leben solche unerwarteten Glücksmomenten. Es können ganz kleine – fast schon kaum bemerkbare – Momente sein, wie bspw. dass man einen guten Freund auf der Straße begegnet, einen Geruch aus seiner Kindheit wahrnimmt, der einen an nostalgische Erinnerungen besinnt oder das Wahrnehmen einer lauwarmen Sommerbrise. Wie es einst Heinrich Heine über das Zufallsglück dichtete: „Es küsst dich rasch und flattert fort.“

Ganz unabhängig davon wie sich das Glück für einen Mensch einstellt, eines ist stets gegeben: Glück ist ein Status der Freude oder des Wohlbefindens – ein Zustand, in dem sich ein Mensch zufrieden fühlt, selbst wenn es manchmal auch nur temporär sein mag.

Glück definiert im Sinne der Eudaimonie und des Hedonismus

Wie wir bereits verstanden haben, ist Glück für jeden etwas anderes. Dennoch gibt es zwei zentralen Ethiken an Glücksmaximen, die gewissermaßen das „Fundament der Glücksdefinition“ bilden: Eudaimonie und Hedonismus.

Beide dieser Philosophien haben ihren Ursprung in der Antike Griechenlands und seitdem nutzten sie viele bedeutende Philosophen, um das Glück zu definieren. Eudaimonie und Hedonismus sind keinesfalls Gegenpole des Glücks. Vielmehr sind es zwei unterschiedliche Sichtweisen, die versuchen dem Menschen zu erklären, wie man sein Leben auszurichten habe, um sein persönliches Glück zu finden.

In der heutigen Moderne sind diese Glückskonzepte weniger starr verankert und präsent. Sie finden heutzutage meist in abgewandelter Form und/oder im Zusammenspiel miteinander statt, sodass diese Maximen modernisiert interpretiert werden können. Nichtsdestotrotz sollte man die zwei ursprünglichen und klassischen Formen gehört haben. Denn sie bilden seit der Antike den Ursprung vieler bewährter Definitionen des Glücks und helfen uns nach wie vor bei der individuellen Beantwortung der Frage, was Glück für einen bedeutet.

Eudaimonie und Hedonismus sind zentrale Begriffe für das Glück und können im Fortlauf des Textes regelmäßig von dir wiedererkannt werden. Versuche sie deshalb für dich zu verstehen. Somit wird es dir leichter fallen den weiteren Text nachzuvollziehen und du bildest dir zugleich ein stabiles Grundgerüst für deine persönliche Glücksdefinition. 

Eudaimonie: Die Glücksfindung in der Tugendhaftigkeit und im Tätigsein

Eudaimonie (übersetzt „mit einem guten Daimon verbunden“) bezeichnet eine Lebensführung, die es von dem Menschen verlangt seinen „guten Geist“ auszuleben. Das eudaimonische Glückeserleben wird oftmals auch als Werteglück bezeichnet, da diese Glücksform sich an vielen anerkannten Tugenden ausrichtet. 

Im Mittelpunkt des eudämonistischen Ansatzes steht es, das Leben auf eine erfüllende und tugendhafte Weise zu leben und tätig zu sein, indem man seine eigenen Stärken und Interessen verwirklicht. Demnach ist das Glück nicht etwa ein Endprodukt seiner Tätigkeiten. Vielmehr ist es der Prozess des „Tätigseins“ selbst, was den Menschen glücklich macht.

Das Leben nach eudaimonischen Vorstellungen umfasst also tugend- und gewissenhaftes Handeln – im Sinne der eigenen Person und Teil der Gesellschaft, die für Menschen mit gewissen Normen einhergehen. 

Die Eudaimonie ist ein objektives Konzept, in dem man mehr gute als schlechte Taten vollbringen sollte. Diese Ansicht umschließt unterschiedlichste Tätigkeiten wie sich zu engagieren, anderen zu helfen, seine eigenen Ziele trotz Hindernissen zu verfolgen oder sich für Dinge im Leben einzusetzen, die einem am Herzen liegen. Es impliziert das Suchen und Streben nach dem objektiv Guten und Richtigen.

Ein inspirierender Aufschluss der eudaimonische Ethik ist, dass der Mensch nicht etwa leer ist und von seiner Umwelt geformt wird. Vielmehr trägt jeder Mensch seine Inhalte und Stärken in sich, die es einzig allein zu enthüllen und zu fördern gilt. Passend dazu ein Zitat des Philosophen Seneca, der später erneut aufgegriffen wird und Glück auch anhand der Eudaimonie erklärte:

Den Charakter kann man auch aus den kleinsten Handlungen erkennen.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. Chr.- 65 n. Chr.), römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker

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Hedonismus: Glücksfindung durch Lustmaximierung

Der Hedonismus, als dessen Begründer Aristippos von Kyrene zählt, beschreibt die Maxime, dass Glück und Wohlbefinden dadurch erreicht wird, wenn die Summe aller positiven Empfindungen größer ist als die der negativen.

In der hedonistischen Philosophie ist das Streben nach Glück eine Lebenseinstellung und beschreibt angenehme Glückszustände im Augenblick, die durch das Erleben positiver Empfindungen (Leidenschaft, Zufriedenheit, Sex, freudige Aktivitäten, Genuss o.Ä.) und gleichzeitig durch die Vermeidung von Unlust, Schmerz oder Leid entstehen. Glück wird also dadurch erreicht, dass ein Mensch eine positive Lustbilanz besitzt.

Demnach ist Hedonismus eine Lebenseinstellung, in der der Mensch die erfüllte Lustmaximierung anstrebt, was manchmal im alltagssprachlichen Gebrauch mit einer egoistischen Lebenseinstellung verstanden wird. 

Doch tatsächlich beschreibt der „psychologische Hedonismus“ das Streben eines Menschen nach Lust und Freude – in der Modernen wird oftmals dies mit dem Führen eines guten Lebens beschrieben, sodass man das Aus- und Erleben des individuellen Guten als den Hauptbestandteil dieser Werttheorie versteht.

Die moderne Interpretation von Eudaimonie und Hedonismus

Als Kernaussage dieser zwei Philosophien und für eine Interpretation in die Moderne lässt sich festhalten, dass Glück unterschiedlichste Ursprünge haben kann.

Glück lässt sich… 

  • einerseits in seinen eigenen Taten finden: durch eine gewissenhafte Lebensweise, dem Streben und Erreichen seiner Ziele, Interessen und Visionen, sowie dem Ausleben und Entfalten seiner Persönlichkeit und den damit verbundenen persönlichen Stärken (Eudaimonie)
  • als auch durch Momente des Genusses, der Freude und Lust, in denen einen Mensch sich glücklich fühlen kann – ganz unabhängig davon, ob er sich diesen Moment selber kreiert hat oder dieser ihn womöglich ganz zufällig im Leben begegnet (Hedonismus)

Sowohl in der Eudaimonie, als auch im Hedonismus muss Glück keinem Maßstab folgen. Es ist nach wie vor eine subjektive Wahrnehmung und bereits kleine Tätigkeiten oder periphere Genussmomente können einen Menschen glücklich fühlen lassen.

Übung für zwischendurch:

Wie verstehst du Eudaimonie und Hedonismus für dich? Wie würdest du diese antiken Philosophien verstehen und in die heutige Neuzeit übersetzen, nachdem du nun diese Erklärung gelesen hast? Was ist Glück für dich – sowohl aus dem eudaimonischen, als auch aus dem hedonistischen Ansatz? In welchen Augenblicken und Lebensumständen kannst du diese Maximen für dich wiederfinden?

Was ist Glück in der Psychologie?

Auch in der Psychologie und einigen Modellerklärungen lassen sich die oben beschriebenen Maximen wiederfinden. Im psychologischen Kontext wird Glück meist als ein persönliches Wohlbefinden beschrieben, welches vor allem durch das Empfinden von Emotionen wie Harmonie, Euphorie oder Freude erklärt wird.

Im Folgenden werden dir drei interessante und inspirierende Sichtweise dreier US-amerikanischer Psychologen präsentiert, die sich mit der Glücksdefinition beschäftigen. Ihre Ergebnisse über persönliches Wohlbefinden können dir womöglich für die Beantwortung der Frage „Was ist Glück?“ weiterhelfen:

Das subjektive Wohlbefinden nach Ed Diener

Der US-amerikanische Glücksforscher und Psychologe Ed Diener hat in seinem Konzept „The Science of Well-Being“ das subjektive Wohlbefinden aufgegriffen. Diener definiert  in seiner Arbeit Glück als ein subjektives Wohlbefinden, welches sich in zwei Komponenten unterteilt:

  • dem affektiven Wohlbefinden
  • dem kognitiven Wohlbefinden

Diener erklärt beide Komponenten als individuelle Empfindungen eines Menschen, die mit keinem objektiven Bewertungsmaßstab gemessen werden können: Was der eine als Glück bezeichnet, kann ein anderer wiederum nicht als Glück verstehen.

Das affektive Wohlbefinden ist nach Diener eine emotionale Komponente und das Verhältnis von positiven und negativen Emotionen. Glück – im Sinne des affektiven Wohlbefindens – ist das Vorhandensein positiver Emotionen/Stimmungen und der Abwesenheit negativer Emotionen/Stimmungen (eine Theorie im Sinne des hedonistischen Gedanken).

Dabei sind die positiven und negativen Emotionen als getrennte Dimensionen bzw. Lager zu betrachten, die etwa nicht als zwei Endpole auf einer Dimension bilden. Es bedeutet, dass diese zwei Lager an Emotionen koexistieren und unabhängig voneinander auf das Wohlbefinden eines Menschen wirken.

Das kognitive Wohlbefinden ist hingegen eine rationale Komponente des Glücks und bezeichnet die persönliche Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen. Trotz einem präsenten Unwohlsein, wie bspw. durch Überstunden bei der Arbeit, Prüfungsstress o.Ä. (schlechteres affektives Wohlbefinden) kann sich ein Mensch Glück fühlen, da er mit seinen äußeren Lebensumständen (Gesundheit, soziales Umfeld, Liebe, finanzielle Sicherheit o.Ä.), sprich mit seinem kognitiven Wohlbefinden, zufrieden ist.

Das eigene Wohlbefinden und Glück hängt folglich von beiden Komponenten gleichermaßen ab. Das verstärkte Erleben positiver Emotionen sowie durch die zunehmende Zufriedenheit der eigenen Lebensumstände kann einen Mensch Glückseligkeit verspüren lassen.

Die Ergebnisse des subjektiven Wohlbefindens etablierte die Sichtweise, dass Glück ein Ergebnis sowohl emotionaler Komponenten, als auch einer kognitiven Bewertung ist. 

Das psychologische Wohlbefinden nach Carol Ryff

Die Psychologin Carol Ryff arbeitet mit ihrem Modell des psychologischen Wohlbefindens heraus, warum gewisse Menschen mit ihrem Leben zufriedener sind als andere. Sie baut dabei auf den Konzepten des „positive psychological functioning“ auf.

Einfach erklärt, beschreibt dieses Konzept die Liebes-, Genuss- und Arbeitsfähigkeit, sowie die Ausschöpfung des eigenen Potenzials und die Erfüllung der eigenen „wahren Natur“ eines Menschen. Mithilfe dieses Konzepts erarbeitet die US-amerikanische Psychologin folgende Bewertungsmaßstäbe, um das Glück eines Menschen einzustufen:

  • Selbstakzeptanz: eine positive Grundeinstellung gegenüber der eigenen Person
  • Beziehungen: vertrauensvolle und tiefgründige Bindungen
  • Autonomie: Selbstbestimmtheit, sowie dem Leben nach eigenen Werten
  • Lebensbewältigung: Selbstwirksamkeit und eigenständiges proaktives Gestalten der eigenen Lebensumstände
  • Sinn und Lebensziele: die Ausrichtung seines Lebens an größeren Zielen und dem eigenen Lebenssinn
  • Persönliches Wachstum: Offenheit für Neues und die kontinuierliche Entwicklung

Ryff kommt zu dem Ergebnis, dass ein hohes psychologisches Wohlbefinden für den Menschen damit einhergeht, wenn er autonom handeln kann, sich selbst akzeptiert, Schwierigkeiten und Hindernisse meistern kann, persönliches Wachstum erlebt, erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen führt und den eigenen Sinn im Leben erkennt.

Das PERMA Modell nach Martin Seligman

Selingman, der als Begründer der positiven Psychologie betrachtet wird, entwickelte 2005 das PERMA Modell, welches sich auch mit dem Wohlbefinden eines Menschen beschäftigt. Im PERMA Modell definiert er die fünf Faktoren des Wohlbefindens:

  • Positive Emotion (positive Gefühle)
  • Engagement (Die Zufriedenheit des Tätigseins)
  • Relationships (positive Beziehungen)
  • Meaning (Sinn im Leben)
  • Accomplishment (Zielerreichung & Wirksamkeit)

Selingmans PERMA Modell fand auch außerhalb der akademischen Psychologie vermehrt Anwendung, um sich für einen Menschen eine Antwort auf die Frage „Was ist Glück?“ herleiten zu können. Anders als bei dem Modell nach Ryff, weitet Selingman sein Modell aus und nutzt explizite Ansätze sowohl der hedonistischen, als und eudaimonischen Glücksdefinition. Dadurch ermöglicht das PERMA Modell einem Menschen, sich auf die wichtigsten fünf Lebensbereiche, die für sein Glück verantwortlich sind, zu konzentrieren und diese in seinem Alltag einzubauen. 

Was ist Glück in der Philosophie?

Von der Antike bis in die heutige Neuzeit bemühen sich die Menschen nach einer Definition für das Glück zu finden. Einige Definitionen der größten Philosophen folgen. Lass dich von ihnen inspirieren und einladen über ihre Aussagen nachzudenken. DailyMentor fasst abschließend seine „Lieblingskernaussage“ am Ende eines jeden Philosophen zusammen und interpretiert sie für die moderne Zeit.

Aristoteles: Glücklich ist, wer ein gutes Leben führt

Aristoteles – ein Vertreter der Eudaimonie – beschreibt Glück, indem ein Mensch seine natürlichen Tugenden und Tüchtigkeiten in einer Gesellschaft entfalten kann. Nach Aristoteles stellt sich das Glück für einen Menschen automatisch und zufällig ein, wenn er sich seinem Charakter und Wesen entsprechend verhält. Er beschreibt dies als tugendhafte Praxis und die damit verbundenen Tätigkeiten.

Im Auszug aus dem ersten Buch der Nikomachischen Ethik definiert Aristoteles Glückseligkeit als Ziel eines jeden Lebens, was zugleich das oberste Gut aller Güter darstellt. In diesem veranschaulicht Aristoteles den Glücksbegriff anhand eines Flötenspielers oder Schusters, die mit ihren Augen, Händen und Füßen Produkte und Tätigkeiten kreieren und somit das Werk ihres betreffenden Seins vollbringen. Anschließend wendet Aristoteles diese Überlegung auf den Menschen an und hinterfragt, worin sich ein Mensch in seinem betreffenden Sein definiert und von anderen Lebewesen unterscheidet:

Ähnlich wie bei Pflanzen und Tieren vollbringt der Mensch das Werk des Lebens, für welches es die Sicherung gewisser Grundbedürfnisse benötigt. Doch der Mensch unterscheidet sich von anderen Lebewesen, da sein Lebensvollzug nicht ausschließlich aus dem persönlichen Wohlergehen hervorgehe, welches die vollständige Befriedigung aller Bedürfnisse und Neigungen benötigt, sondern aus der Vernunfttätigkeit: dem Streben des Tätigseins im Sinne der eigenen Tugendhaftigkeit.

Das Tätigsein ist dabei kein bestimmter Zustand, sondern vielmehr ein Lebensstil, welcher theoretische und praktische Vernunfttätigkeiten umschließt. Wenn ein Mensch also die Tätigkeiten ausüben darf, die seine Interessen und Stärken – allumfassend also sein Wesen – unterstützen, kann ein Mensch sein Glück finden.

Neben Aristoteles waren es auch die weiteren griechischen Philosophen Sokrates und Platon, die erklären, dass es die tugendhafte Lebensweise ist, die einen Menschen zum Glück verhilft. Glückseligkeit im Sinne der Eudaimonie war in ihren Augen das Ziel, auf das jegliches Handeln ausgerichtet werden sollte.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Aristoteles

Glück lässt sich dadurch erreichen, dass man sein tägliches Handeln nach seinen persönlichen Interessen auslebt. In seinem Tun werden die Stärken des Menschen bekräftigt und es wird ihm ermöglicht seinen Zielen nachzugehen.

Epikur: Glück ist der Moment der Lust und dem Fernbleiben der Unlust

Der griechische Philosoph Epikur widerspricht in vielerlei Hinsicht der Eudaimonie und somit auch der Glücksdefinition nach Aristoteles. Das Glück nach Epikur sei nicht einzig und allein in der spirituellen, sondern vielmehr in der irdischen Welt zu finden.

Epikur greift hierbei den hedonistischen Gedanken auf und beschreibt die Lust als Prinzip des gelingenden Lebens und Glücks. Anders als bei Aristoteles ist Glück kein Ergebnis von „Selbstverwirklichung“ oder Tätigseins, sondern wird dann ermöglicht, wenn Lust gelebt und kein Schmerz vorhanden ist.

Das Hauptziel der epikureischen Glücksphilosophie ist vielmehr die Schmerzvermeidung, sowie das Fernhalten der Unlust oder des physischen Leids. Diese Vermeidung lässt sich nicht nur durch den übermäßigen Genuss von weltlichen Gütern erlangen, sondern vielmehr durch die strategische Reduktion auf die notwendigsten Bedürfnisse eines Menschen.

Epikur ist der Ansicht, dass jemand, der sich mit seinen Bedürfnissen und Gelüsten hoch hinauswagt, auch tief fallen mag, dass also extreme Lust auch immer extreme Unlust nach sich ziehen könnte.

Deshalb empfiehlt Epikur einen Weg des kleinen Glücks. Berühmt geworden ist der Schluss eines Briefes an seinen Freund Menoikeus: „Schicke mir doch einmal ein Stück kythischen Käse, damit ich, wenn ich Lust dazu habe, einmal recht schwelgen kann.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Epikur

Der Mensch soll all die schönen Dinge, die ihm widerfahren, genießen können. Glücklich kann man auch dann sein, wenn man sorgenfrei ist und muss dafür in keine große Euphorie verfallen. Manchmal reichen schon kleine Augenblicke und Momente, um für sich das Glück wahrzunehmen.

Lucius Annaeus Seneca: Glück wird erst durch ein Bewusstsein erkannt 

Nach dem Stoa Philosophen Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig das einzige und höchste Gut, nach dem es sich zu streben lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges, was dem Menschen guttut.

Als einzige notwendige Bedingung für Glück beschreibt Seneca die Apatheia, die Leidenschaftslosigkeit. Erst im Status der Apatheia findet der Mensch sein Glück. Leidenschaftslosigkeit darf jedoch nicht als Gefühllosigkeit, Desinteresse oder Indifferenz verstanden werden. Vielmehr ist Apatheia die Unabhängigkeit von anderen Gütern. Somit ist Glück ein Moment, der von sich selbst aus besteht bzw. kein weiteres Zutun des Menschen erfordert. Vielmehr ruht das Glück auf einem Fundament, welches es zu stabilisieren gilt. 

Dies kann nur durch das Vorhandensein eines Bewusstseins geschehen. Nach Seneca kann daher nur der Mensch glücklich sein, der sich seines Glückes bewusst ist und einen gesunden Geist besitzt. Denn nur ein gesunder Geist inkludiert die Vernunft, die es für die Urteilskraft benötigt, um sein eigenes Glück zu erkennen.

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Seneca

Glück ist ein Moment, dessen bewusster Genuss der Mensch zu lernen hat. Der Mensch muss daher ein Bewusstsein schaffen, um sein erfahrenes Glück wahrnehmen zu können. In Glücksmoment reicht es manchmal aus, diesen einfach nur zu genießen – ohne noch weiteres beisteuern zu müssen.

Friedrich Nietzsche: Glück ist ein temporärer Zustand und die Erfahrung von Genügsamkeit

Nach Friedrich Nietzsche ist Glück nichts, was sich durch Äußerlichkeiten erreichen lässt, wie etwa ein Leben durch Fülle und Konsum. Dies ist nach dem deutschen Philosophen vielmehr ein eigener Wunsch mittelmäßiger Personen.

Nietzsche besitzt eine bescheidenere Auffassung bzgl. des Glücks, sodass sich Glück allein darüber einstellt, dass einem gut gehe, weil die vorliegenden Bedingungen günstig seien oder es das Schicksal gut mit einem meine.

Glück ist für Nietzsche ein Zustand kurzer Dauer, der jeder Zeit vorbei sein könne, weil Sorglosigkeit und eine sorglose Zeit nicht ewig währt. Trotzdem liegt das Glück in der eigenen Kraft eines jeden Menschen, um jegliche Hürden zu überwinden, die ihn in seiner Freiheit und Selbstbestimmung einschränken. 

Nietzsche scheint in gewissen Maßen der „Pessimist“ in der Glücksdefinition der hier aufgezählten Philosophen zu sein, doch vielmehr vertritt er eine genügsamere Auffassung: Glück ist etwas Ruhiges. In seinem philosophischen Sammelwerk „Menschliches, Allzumenschliches“ formuliert er die drei Säulen des menschlichen Glücks:

  1. Das Gewohnte: Nietzsche schreibt hierzu: „Eine wichtige Gattung der Lust und damit der Quelle der Moralität entsteht aus der Gewohnheit.“
  2. Der langsame Pfeil der Schönheit: Nach ihm muss Schönheit mit Ruhe einhergehen: „Die edelste Art der Schönheit ist die, welche nicht auf einmal hinreißt, welche nicht stürmische und berauschende Angriffe macht (eine solche erweckt leicht Ekel), sondern jene langsam einsickernde, welche man fast unbemerkt mit sich fortträgt und die Einem im Traum einmal wiederbegegnet, endlich aber, nachdem sie lange mit Bescheidenheit an unserem Herzen gelegen, von uns ganz Besitz nimmt, unser Auge mit Tränen, unser Herz mit Sehnsucht füllt.“
  3. Der Unsinn: „Wie kann der Mensch Freude am Unsinn haben? So weit nämlich auf der Welt gelacht wird, ist dies der Fall; ja man kann sagen, fast überall wo es Glück gibt, gibt es Freude am Unsinn.“

Was ist Glück?
Eine moderne Interpretation nach Nietzsche

Glück ist ein temporärer Zustand. Ein Mensch kann sein Glück bereits in sich selbst finden, wenn er erkennt, dass es ihm gut geht und frei von Sorgen ist. Im Grunde ebnet die Genügsamkeit den Weg, sein eigenes Wohl besser zu erkennen und sich von der Ansicht freizumachen, dass es dafür Äußerlichkeiten benötigt, die es zu konsumieren gilt.

13 Glücksübungen und -tipps für deinen Alltag

Da wir nach viel Theorie trotzdem nicht auf praktische Ratschläge verzichten wollen, findest du hier eine Auflistung verschiedener Tipps, Übungen und Inspirationen, die dich an dein Glück erinnern können, bzw. dir den oder anderen Glücksmoment in deinem Alltag schenken können.

  • Gib dem Glück eine Chance: Begegne deinen Alltag mit einer positiven Grundhaltung. Wer an das Gute denkt, dem widerfahren genau solche Momente – manche sogar ganz unerwartet.
  • Lebens- und Denkweisen verändern, die einen aufhalten: Oftmals wissen wir ganz genau, was uns guttut und was nicht. Doch trotzdem fehlt uns manchmal der Mut zur Veränderung, um weiteres Glück in unser Leben einzuladen. Dein Leben, deine Verantwortung: Fordere das Glück für dich auf und trenne dich von den Dingen, die deinem Glück im Weg stehen.
  • Achte auf deine Mitmenschen: Falls es dir möglich ist, solltest du versuchen den Menschen in deinem Leben Hilfe anzubieten – sei es durch Zeit, Aufmerksamkeit, Komplimente, Geld o.Ä. Es ist nachweislich belegt, dass uns Helfen glücklich macht. Das Leben ist ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen – und anderen etwas Gutes zu tun, ist ein Teil davon.
  • Gestalte deinen Alltag nach deinen Vorstellungen: Sorge dich selbst darum, dass du immer einen schönen Tag verbringen kannst. Triff dich mit deinen Freunden, gehe deinen Leidenschaften nach und mache sie zu einer deiner guten Gewohnheiten. Es benötigt die eigene Proaktivität, um sich solche Glücksmomente zu erschaffen.
  • Schätze die kleinen Dinge im Leben: Es sind oftmals die kleinen Dinge und Gesten im Leben, die einen den Tag versüßen können. Eine leckere Mahlzeit, eine halbe Stunde Zeit für sich nehmen, um ein Buch zu lesen, ein Kompliment einer anderen Person, oder sich ein schönes Bild/Foto anschauen – fast schon periphere Momente, die uns Freude schenken können.
  • Gehe regelmäßig in die Natur: Die Natur ist ein gewaltiger Glücksspender und gleichzeitig ein bewiesenes Hilfsmittel gegen Stress. Sei es ein Wald, ein Feldstück, Fluss oder das Meer. Gehe regelmäßig raus in die Natur und lasse die Eindrücke der Natur auf dich wirken.
  • Kenne und setze deine Grenzen: Glück geht einher mit Autonomie und Selbstbestimmtheit. Lerne daher Nein zu sagen, falls du das Gefühl bekommst, jemand anderes überschreitet deine persönlichen Grenzen überschreitet.
  • Schau auf das, was du hast: Der Vergleich mit anderen lässt einen meist nur schlechter fühlen. Richte deshalb ab und zu deinen Fokus auf die Dinge, Erfahrungen und Fähigkeiten, die du besitzt, gemacht, erlernt oder erlebt hast. Es ist eine Frage der Einstellung: Du kannst dich fragen, was noch alles nicht ist oder besser: Was schon alles da ist.
  • Lerne zu verzeihen: Sowohl dir, als auch anderen Menschen. Was geschehen ist, ist geschehen. Ein gemachter Fehler oder Enttäuschung ist passiert und die Vergangenheit lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen. Daher ist es notwendig, dass man es schafft seinen Fokus von der Vergangenheit in die Zukunft zu richten und einen persönlichen Abschluss für solche Situationen zu finden.
  • Finde die Schönheit in deiner Umgebung: Nach wie vor sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich stimmen können. Eine kleine Übung, die du jederzeit und überall durchführen kannst: Egal, wo du gerade bist, versuche, etwas Schönes in deiner Umgebung zu finden. Schon solch Kleinigkeiten stärken dein Bewusstsein für das Positive.
  • Achte auf deine Gesundheit: Achte sowohl auf deine körperliche, als auch mentale Gesundheit. Erst dann lässt sich auch das Leben in vollen Zügen genießen und ausleben. Achte daher auf deine Ernährung und versuche dich regelmäßig sportlich zu betätigen.
  • Verfolge, deine Ziele und Träume: Jeder Mensch sucht in irgendeiner Weise nach Erfüllung und Selbstverwirklichung, um so sein Glück zu finden. Was sind deine Lebensziele und Träume? Was willst du noch alles erleben, erreichen, sehen, machen und lernen?
  • Werde dir deiner Glücksmomente bewusst: Uns passiert im Alltag oftmals viel mehr Positives als Negatives, dass es sich für uns nahezu gewohnt und alltäglich anfühlt. Doch mach dir bewusst, dass dies ein besonderes Privileg in unserem Leben darstellt. Daher ist dies mein Lieblingspunkt: Vor dem Schlafen gehen halte ich mir deshalb immer drei positive Momente vor Augen, worüber ich heute glücklich, stolz oder dankbar bin, um mich so an mein Glück zu erinnern.

Inspirierende Zitate über Glück

„Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Aber noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich sind.“
Albert Schweitzer (1875-1965), deutsch-französischer Arzt, Philosoph

„Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.“
Carmen Sylva (1843-1916), deutsche Schriftstellerin

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Francis Bacon (1561-1626), englischer Philosoph

„Glück ist wie eines jener Schlösser in Märchen, deren Pforten von Drachen bewacht werden: Wir müssen kämpfen, um es zu erobern.“
Alexandre Dumas (1802-1870), französischer Schriftsteller

„Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich.“
André Gide (1869-1951), französischer Schriftsteller

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Søren Kierkegaard (1813-1855), dänischer Philosoph

„Glücklich allein ist die Seele, die liebt.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter

„Glück liegt weder im Laster noch in der Tugend begründet, sondern darin, inwiefern wir das eine oder andere zu schätzen wissen.“
Donatien Alphonse François de Sade (1740-1814), französischer Adeliger 

„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei, als tausend Feinde zu unserem Unglück.“
Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), österreichische Schriftstellerin

„Glück, für dich gehen wir auf Messers Schneide. Den Augen bist du ein flackerndes Licht, den Füßen ein dünn-brechendes Eis. Und so darf niemand dich berühren, der dich liebt.“
Eugenio Montale (1896-1963), italienischer Schriftsteller

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“
Wilhelm Busch (1832-1908), deutscher Dichter

„Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“
Demokrit (460 v. Chr. – unbekannt) griechischer Philosoph

„Hin und wieder wäre es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach nur glücklich zu sein.“
Guillaume Apollinare (1880-1918), französischer Dichter

Was ist Glück für DailyMentor?

Ben Münster
Ben Münster

„Glück ist das Gefühl von Sorglosigkeit, Leichtigkeit und Freude im Leben. Es ist das Auftun und Ergreifen von unterschiedlichsten Opportunitäten, die einem das Erleben unerwarteter Glücksmomente ermöglichen. Ich bin glücklich, wenn ich das tun kann, nachdem mir ist – das Gefühl der Selbstbestimmtheit: dem Ausleben meiner Leidenschaften und einer beruflichen Tätigkeit, die mich erfüllt. Glück sind all den Mitmenschen, die mir am Herzen liegen und für die ich dankbar bin, dass sie Teil meines Lebens sind: meiner Familie, meiner Partnerin und meine Freunde.“

Patrick Germann
Patrick Germann

„Für mich ist Glück jeden Morgen aufzustehen und meinen Tag nach meinen Wünschen planen zu können. Ich freue mich dabei auch an kleinen Dingen wie ein leckeres geschmiertes Brot oder eine kuschelige Decke. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob ich Hindernisse oder Herausforderungen überwinden muss, solange ich sie mir selbst ausgesucht bzw. auferlegt habe. Das Gefühl, dass ich etwas bewirken kann bzw. dass meine Worte und Taten mein Umfeld klar beeinflussen, ist mir dabei sehr wichtig.“