Die eigene Komfortzone verlassen: Was uns das Ungewisse lehren kann

Nervenkitzel, Aufregung und das Gefühl von Unsicherheit – das sind nur einige menschliche Reaktionen, wenn man die Komfortzone verlassen hat. Für gewisse Menschen scheint es schier unüberwindbar diesen sicheren Bereich zu verlassen. Doch außerhalb der Komfortzone versteckt sich eigentlich weniger Übel, als man denkt. Ganz im Gegenteil: Wer sich traut die eigene Komfortzone zu verlassen, wird mit vielen wertvollen Momenten beschenkt, kann sich zu einer besseren Version seiner Selbst entwickeln, seine Ängste überwinden, kann Dankbarkeit verspüren, lernen und reifen.

Der folgende Artikel widmet sich weniger dem WIE. Wir werden dir nicht erklären, wie du deine Komfortzone verlassen kannst und dich vor irgendwelchen Challenges stellen. Viel mehr möchten wir dir ganz klare Argumente dafür liefern WARUM es sich lohnt aus dem eigenen sicheren Bereich herauszutreten, um das Ungewisse bewusst zu erfahren. Du sollst für dich erkennen welch positive Effekte das Leben außerhalb der Komfortzone auf dich hat. Und so möchten wir dir Motivation schaffen, dass du dich traust auch mal über den „Tellerrand zu schauen“. Wer nämlich eine Antwort auf sein „Warum“ erhält, findet auch seine eigene Antwort auf das „Wie“.

Der goldene Käfig der Komfortzone

Die Komfortzone bietet manche Vorzüge, die wir nicht leugnen wollen: Vor allem, dass man sich dort sicher fühlt. Hier begegnetet einem nur selten eine Angst, die es zu überwinden gilt. Denn wie auch? In der Komfortzone liegt das emotionale und persönliche Zuhause, wo man Geborgenheit mit all dem Vertrauten verspürt. Hier scheint noch alles „beim Alten“ zu sein, was einem Menschen große Sicherheit schenken kann. In diesem komfortablen Bereich ist es für manche Personen sicherlich nur schwer vorstellbar die Motivation und den Mut zur Veränderungen zu finden, um sich den Schritt in das Ungewisse zu wagen.

In der sicheren Zone ist man geschützt – gerade vor Enttäuschungen, seinen Ängsten und anderen Negativsituationen, die einen womöglich tagelang aus der Bahn werfen könnten. Man ist vor dem Unerwartetem wohlbehütet und kann sich effizient in dem gewohnten Raum bewegen.

Daher ist es für manche Menschen nur schwer möglich Gründe dafür zu finden, diese Komfortzone zu verlassen. Denn es ist schwer Umstände zu verlassen, für die man belohnt wird – in diesem Fall mit dem positiven Gefühl von persönlicher Sicherheit. Und so ist es oft der fehlende Anreiz, weshalb man sich nicht für den Schritt aus der Komfortzone entscheidet.

Wem dauerhaft diese Motivation fehlt und sich in der eigenen Komfortzone versteckt, dem fehlen oft die persönlichen Ziele, für die es sich lohnt, seine Angst zu überwinden, Risiko einzugehen und das Leben außerhalb der Komfortzone zu erfahren.

Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.

Demokrit (460 v. Chr. – 371 v. Chr.), griechischer Philosoph

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Außerhalb der Komfortzone wird es nämlich „gefährlich“, weil auf einmal das Unkalkulierbare oder gar das bös vermutete Worst-Case-Szenario geschehen kann. Dieses Risiko einzugehen, erfordert großen Mut und relevante Ziele, für die es sich wirklich lohnen sollte, um aus dem goldenen Käfig der Komfortzone ausbrechen zu wollen.

Doch das Ziel, welches jeden dazu bestätigen sollte, sich diesen Schritt zu trauen, bist du. Du bist es, der sich so ermöglicht persönlich zu wachsen und dein Glück zu finden.

Warum jeder die eigene Komfortzone verlassen sollte

Durch das Verlassen der Komfortzone wirst du dich neu erfahren. Hinter dem dir bekannten Bereich beginnt das Aufregende, das Neue – das Abenteuer. Genau in diesem Bereich beginnt jeder Mensch seine Persönlichkeit voll auszureifen. Denn erst durch neue Erfahrungen kann sich auch der Mensch neu erfahren und so ein Stückchen mehr zu sich selbst finden.

Erst wenn man sich aktiv dazu entscheidet die persönliche Komfortzone zu verlassen und das Vertraute hinter sich zu lassen, passiert etwas Neues, um so die Möglichkeit zu erhalten zu wachsen.

Weshalb jeder seine eigene Komfortzone verlassen sollte, zählen wir dir nun kurz und prägnant auf:

  • Außerhalb der Komfortzone verstecken sich neue Horizonte. Erst außerhalb des gewohnten Bereichs erwarten dich neue Dinge, die es zu erleben gibt. Diese neuen Erfahrungen werden maßgeblich dein persönliches Weltbild erweitern können.
  • Dein Selbstbewusstsein wächst. Du stellst dich deinen Ängsten und unterschiedlichsten Herausforderungen, in denen du die Möglichkeit erhältst, dich zu beweisen. Du kannst dir immer wieder aufs Neue zeigen, was so alles in dir steckt. 
  • Du wirst mutiger und hast dein Leben mehr im Griff. Du erprobst dich immer wieder bewusst darin deine Angst und das Ungewisse zu konfrontieren. Das erfordert viel Mut und so trainierst du deinen Mut-Muskel, sowie das Bewusstsein für dich die Verantwortung zu übernehmen.
  • Du wirst dich lebendig fühlen. Du gibst deinem Leben wieder ein wenig Würze. Endlich wirst du mal was Neues ausprobieren, dich lebendig fühlen, vielleicht auch mal stolpern, aber vor allem tust du eins: Geschichten und Erfahrungen sammeln, an die du dich immer erinnern darfst.
  • Du wirst dich persönlich entwickeln. All die oben genannten Punkte führen schlussendlich zu einem: Du wirst dich immer ein Stückchen mehr erfahren. Erst, wenn du die Komfortzone verlassen wirst, wirst du dich als Mensch weiterentwickeln und besser erfahren können.

Das Leben außerhalb der Komfortzone beschenkt uns mit so vielen wertvollen Momenten. Kein Mensch wird sich jede Sekunde seines Lebens außerhalb der Komfortzone bewegen. Doch trotzdem ist es wichtig, dass sich jeder bewusst und in regelmäßigen Abständen außerhalb seiner persönlichen Grenzen begibt, um auch mal wieder „über den Tellerrand zu schauen.“ 

Was passiert, wenn man die Komfortzone verlässt

Beim Verlassen der eigenen Komfortzone passiert – wie es der Name schon verrät – vor allem eines: Du wirst deinen Komfort ablegen und dich gewissermaßen unwohl fühlen. Mit dem ersten Schritt raus aus deiner Komfortzone, wirst du dich Situationen ausgesetzt fühlen, die für dich neu erscheinen.

Doch diese Ungewissheit bringt genau das Positive: neue Reize und Eindrücke. Du begibst dich in Situationen, die dir so noch nicht bekannt sind. Es ergeben sich so die Möglichkeiten dich persönlich weiterzuentwickeln und zu lernen. Doch um dieses Wissen genauer zu verstehen, machen wir einen kleinen verhaltenspsychologischen Ausflug, um zu verstehen, was sich eigentlich hinter der Komfortzone verbirgt: 

Die zwei Zonen hinter der Komfortzone

Wenn man die Komfortzone verlassen hat, erwarten den Menschen zwei neue Zonen: die Wachstums- und Panikzone. Die Wachstumszone – auch Lernzone genannt – ist die Gute, welche hinter der Komfortzone liegt. Ist man jedoch zu weit von seiner Komfortzone entfernt, fühlt man sich zu unkomfortabel und erreicht die Panikzone, in der die ganzen positiven Effekte, die in der Wachstumszone vorliegen, verpuffen. 

Komfortzone verlassen beschrieben durch die erste Infografik von der Komfort-, Wachstums- und Panikzone

Außerhalb der Komfortzone werden Situationen erlebt, die wir so (noch) nicht kennen. Ein ganz natürliche evolutionäre Reaktion auf solch ein Gefühl ist der Anstieg des Stresspegels. Doch Stress ist nicht gleich Stress und damit nicht schlichtweg schlecht.

Wir müssen nämlich zwischen dem positiven Eustress und negativem Disstress unterscheiden. Eustress, falls man ihn nicht zu lange verspürt, kann den menschlichen Organismus anregen. Der Mensch empfindet dieses Gefühl von Stress als positiv – wie eine positive, aufregende Grundanspannung. In solch einer „positiven Gefahrenreaktion“ werden Hormone wie Adrenalin verschüttet und der Mensch ist in diesem Status leistungsfähiger und aufmerksamer.

Hingegen ist der Disstress der Bösewicht, den jeder bereits erfahren hat. Man wird hektisch, fühlt sich unwohl und ist panisch. Hierbei nimmt die eigene Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit ab.

Wenn wir die Komfortzone verlassen wollen, möchten wir ausschließlich in die Wachstumszone – in der wir uns zwar neuen Reizen ausgesetzt fühlen, uns jedoch nicht zu fern von der eigenen Komfortzone fühlen. Hier erfahren wir den positiven Eustress!

In der Lern- bzw. Wachstumszone können wir wachsen. Wir erfahren Neues, können uns an neuen Impulsen nähren und reifen Stück für Stück zu einer besseren Version unser selbst. Wir fühlen uns durch den positiven Eustress so weit angeregt, dass wir sogar produktiver werden und unsere Leistungsfähigkeit steigen kann. Es ist der berüchtigte Nervenkitzel, den man hier verspürt.

Hingegen fühlen wir uns in der Panikzone einer wahren Gefahr ausgesetzt. Zu viel Neues und das Gefühl keine Kontrolle über die Situationen zu haben, gewähren uns nicht mehr all die positiven Effekte aus der Wachstumszone. Die tief in uns verwurzelten Überlebensinstinkte führen zu einem Fluchtverhalten – zurück in die Komfortzone. In der Panikzone herrscht kontraproduktiver Stress vor, die persönliche Leistungsfähigkeit nimmt ab und wir sind verängstigt.

Komfortzone verlassen beschrieben durch ein Diagramm, welches dies Leistungsfähigkeit dem Stresspegel gegenüberstellt

In der Wachstumszone passiert letztlich die Magie und hier wollen wir hin, wenn wir die Komfortzone verlassen. Wir lernen und wachsen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Irgendwann fühlen wir uns auch in der anfänglichen Wachstumszone mehr und mehr komfortabel. Das Ungewisse wird vertrauter, wir verspüren weniger Angst und ganz natürlich wächst unsere Komfortzone. Stück für Stück weiten sich somit die Komfort- und Wachstumszone aus und drängen in die Bereiche der Panikzone vor.

Komfortzone verlassen beschrieben durch die zweite Infografik von der Komfort-, Wachstums- und Panikzone

Neuronaler Exkurs: Dein Gehirn wird sich bei dir bedanken

Vor allem im Kopf passieren ganz spannende Sachen, wenn man die Komfortzone verlassen hat:

In deinem Gehirn geschehen auf einmal „neuronale Explosionen“, da die grauen Zellen auf plötzlich etwas Neues erleben dürfen. Eine gesunde Abwechslung für das Gehirn, denn es „freut sich“ über neue Impulse, die du deinem Gehirn bescherst.

Was passiert also? Das Gehirn muss sich wahrhaftig anstrengen, um neue Situationen zu bewältigen und baut dafür neue neuronalen Verbindung auf. Einfach gesagt: Du lernst.

Dies ist immens wichtig, denn falls man sich immer innerhalb der vertrauten Komfortzone bewegt, stagniert auch das Gehirn – oder gar schlimmer – beginnt mit dem Abbau der eigenen Intelligenz und Leistungsfähigkeit. Das Gehirn kann nämlich auch gerne faul sein und die eigene Leistungsfähigkeit passt sich aktiv an die entsprechenden Anforderungen an.

Wenn du also die Komfortzone verlässt, bekommt dein Gehirn neues Futter, wird daran erinnert, dass es für mehr gebraucht wird als das „normale Alltägliche“ und entwickelt neue Nervenverknüpfungen. Auch wenn du es also nicht direkt merkst: Dein Gehirn dankt dir wirklich sehr, wenn du dich außerhalb der Komfortzone bewegst. Nicht umsonst heißt der Bereich hinter der Komfortzone nämlich auch Lernzone.

Was wir durch die Unsicherheit außerhalb der Komfortzone erfahren dürfen

Der Sozialwissenschaftler, Lehrer der Harvard Universität und ehemalige Präsident des American Enterprise Institute Arthur Brooks erzählte im Yes Theory Podcast über persönliche Unsicherheiten:

„Eine Unsicherheit ist es, wenn du keine Berechnung von Wahrscheinlichkeiten über den Ausgang einer Situation schaffen kannst – und das ist unglaublich unkomfortabel! […] Ich weiß nicht was nächste Woche passiert – oder nächsten Monat. Oder nächstes Jahr. Aber was ich weiß, ist, dass es mir gut geht und ich am Leben bin. Ich werde dieses Privileg nicht vergeuden, dass es heute so ist. Jeden Tag müssen wir uns sagen: „Ich weiß nicht, was heute passiert. Ich weiß nicht, was in sechs Monaten sein wird. Aber dieser Tag ist ein Geschenk und dieses Geschenk werde ich nicht vergeuden.“ […] Wenn wir dies für uns annehmen, kann die Unsicherheit eine Möglichkeit sein an ihr zu wachsen – und nicht ihren Schmerz zu verspüren.“

Und damit hat Brooks vollkommen recht! Das Unwahrscheinliche und die Unsicherheit können uns Dankbarkeit verspüren lassen. Mit solch einem veränderten Blickwinkel, können sie uns daran erinnern, welche Privilegien wir jetzt im Moment und im Alltag besitzen. Mit diesem Appell möchte Brooks dazu motivieren, diese besonderen Privilegien zu nutzen. Er möchte nicht auf der Stelle stehen bleiben, sondern sich lieber im Leben vorwärts bewegen – weil er dieses besondere Geschenk für sich erkannt hat und nicht vergeuden möchte.

So scheint auf einmal auch die sichere Komfortzone ggf. nicht mehr ganz so sicher. Denn niemand kann uns verraten, was in der Zukunft wohl passieren wird. Das einzige, das sicher ist, ist, was im Moment vorherrscht. Doch wie lange dies so sein wird, bestimmen wir nicht immer selbst.

Genau deshalb sollte man dankbar für das sein, was man hat – im Hier und Jetzt. Man sollte es jedoch auch als Motivation sehen und sich dafür bewusst entscheiden, nicht stehenzubleiben, und die Komfortzone zu verlassen. So, dass man sich unsicher fühlt – und an dieser Unsicherheit wachsen und nähren kann.

Diese Unsicherheit kann uns persönlich voranbringen, zu einem besseren Menschen machen und uns Dankbarkeit verspüren lassen. Also trau auch du dich regelmäßig deine Komfortzone zu verlassen, um in genau diesen Status zu gelangen.

Der sicherste Ort für ein Schiff ist der Hafen. Doch dafür sind Schiffe nicht gemacht.

William G.T. Shedd (1820-1894), US-amerikanischer Theologe

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Der betrunkene Mann, der seinen Schlüssel verlor

Unter einer Straßenlaterne steht ein betrunkener Mann. Er sucht und sucht.
Ein Polizist, der den betrunkenen Mann sieht, fragt ihn, was er verloren habe. Der Mann antwortet: „Meinen Schlüssel.“, sodass der Polizist dem Mann seine Hilfe anbot.
Ohne Erfolg beim gemeinsamen Suchen will der Polizist schließlich wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben. Der Mann verneinte, zeigte auf eine Straßenecke und meinte, er habe dort seine Schlüssel verloren. Der Polizist fragte den Mann, weshalb er dann trotzdem hier unter der Straßenlaterne suche. Der Mann antwortet: „Ich suche hier, weil hier das Licht ist.“

Diese kleine Geschichte, stammt aus dem Buch Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick und beschreibt wunderbar, dass wir nicht immer unsere Lösungen und Antworten im sicheren – in der Geschichte den beleuchteten – Bereich finden werden. 

Der Lichtpegel der Laterne spiegelt die Komfortzone wider. Hier kennt sich der Mann aus, sieht alles ganz klar und fühlt sich sicher. Er weiß aber ganz genau, dass er seine Schlüssel hier nicht finden wird. Sein Schlüssel, der als Symbol für sein persönliches Glück steht, um sein abendliches Dilemma zu beenden, liegt im finsteren Dunklen. Er weiß, wo er sein Glück finden kann. Erst wenn der Mann seinen Mut zusammennimmt und den sicheren Bereich verlässt, wird er das finden, wonach er sehnlichst auf der Suche ist. 

Und so handelt womöglich jeder von uns in gewissen Lebensbereichen. Wir handeln nicht immer so, wie es für uns am optimalsten wäre, sondern so, wie es für uns am gewohntesten und sichersten scheint. Unter dem Lichtpegel der Laterne scheint die Dunkelheit vielleicht ein wenig furchteinflößend, doch hier finden wir womöglich mehr Antworten, als wir denken. 

Es ist also die Zeit, dass man die eigene Komfortzone verlässt, um auch die dunklen Bereiche zu beleuchten und zu erfahren, was sich dort verbirgt. Wir wünschen uns für dich, dass auch du mit diesem Wissen dein „Warum“ findest, um dich aus dem sicheren Bereich des Lichtkegels zu trauen.

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