Alleine leben ist für viele Menschen eine Herausforderung. Direkt nach der Schule in die erste eigene Wohnung, Zerbrechen der Studenten-WG und Eintritt ins Berufsleben sind häufig die Gründe für die neue Wohnsituation. Aber auch ungewollte Szenarien wie Trennung und Todesfälle können dazu führen, dass man seine Pakete in ein neues Heim trägt und das erste Mal die Nacht in einer fremden Umgebung alleine verbringt.
Oft fühlen sich die meisten nach kurzer Eingewöhnungszeit heimisch und wohl. Aber einige aber haben Probleme sich einzuleben. Aus alleine wird einsam, das Gefühl der Isolation kommt auf. Was viele nicht wissen, dass man auch alleine leben lernen muss. Es gibt viele Hürden, die überwunden werden müssen.
Alleine leben lernen? Die Probleme
Es spielen mehrere Aspekte zusammen. Bei den meisten Aufgaben des Umzugs helfen Freunde und Familie. Viele der Sorgen kann man mit seinen Angehörigen teilen und Eltern können anleiten und helfen, doch das ändert sich sobald die Tür zufällt und man das allererste Mal in seiner eigener Wohnung oder Haus alleine ist, in völliger Stille.
Weg in die Isolation
Wenn man in Partnerschaften, Wohngemeinschaften oder bei der Familie lebt, gibt es immer die Gewissheit der nächsten persönlichen Interaktion, nicht mit einem Fremden sondern mit einem Angehörigen. Viele Menschen, die aus einem größeren Haushalt kommen, fühlen sich beklemmt. Lebte man vorher mit einem Lebenspartner zusammen oder in einer WG mit Freunden, bricht einem oft ein sozialer Kontakt weg. Zeit, die man mit seinem Partner verbrachte, ist nun frei. Freunde, die man in der Wohnung fast täglich gesehen hat, sieht man seltener.
Alleine leben bedeutet, dass man sich mehr darum kümmern muss, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. In der Zeit von Social Media scheint das kein Problem zu sein. Freunde sind gefühlt immer erreichbar, aber es hat auch seine Tücken. Menschen neigen dazu sich zu sehr mit anderen Leuten über Social Media zu vergleichen. Sie sehen wie Freunde zusammen essen gehen und fragen sich: „Warum war ich nicht eingeladen?“
Andere gehen auf Partys oder Wochenendtrips, während man selbst alleine zuhause sitzt. Bevor man sich versieht, rutscht man in eine Depression und einem verzerrten Selbstbild. Man fühlt sich nicht gut genug, wird sozial unsicher. Wer sozial unsicherer ist, trifft sich weniger mit anderen Menschen. Man fängt an sich selbst zu isolieren.
Weg in die Prokrastination
Wenn man als Kind nicht zur Schule geht, bekommen es die Eltern mit. Sie wecken einen morgens, machen Frühstück, füllen die Brotbox. In der Partnerschaft wacht man zusammen auf, teilt sich das Bad, frühstückt zusammen. Man hat einen Ablauf. Diese Abläufe sind aber gebunden an die Menschen, mit denen man sie aufgebaut hat. Das fällt beim alleine leben weg.
Es kümmert niemanden mehr, wann man aufsteht. Keiner wartet am Frühstückstisch mit frisch gemachten Toast. Man ist auf sich alleine gestellt. Die ersten Wochen funktioniert es oft noch gut. Die neue Situation ist interessant und das erste selbstgemachte Frühstück macht vielleicht sogar Spaß. Aber dieses Gefühl verfliegt schnell, weil man es mit niemanden teilt.
Nach und nach fallen Menschen in sich zusammen. Wäsche wird liegen gelassen, aus gekochten gesunden Mahlzeiten wird Tiefkühlpizza. Aufgaben auf Arbeit werden vernachlässigt, Unikurse versäumt. Keiner kriegt es mit, wenn man anstatt zur Uni zu gehen, eine neue Serie auf Netflix anfängt. Niemand guckt einen krumm an, wenn man wieder bis 3 Uhr morgens vor der Playstation hockt oder die Wohnung seit Wochen nicht aufgeräumt hat. Bis es irgendwann zu spät ist.
Man kann leicht vom Weg abkommen, wenn man nicht aufpasst.
Wie kann man alleine leben lernen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten das alleine leben zu lernen. Es ist egal mit welcher Methode du startest. Wichtig ist, dass du dir der Herausforderung bewusst bist. Man hat immer im Leben die Wahl zwischen sich seinem Schicksal ergeben oder dagegen ankämpfen.
Entwickle deine Routinen
Es gibt mehrere grundlegende Fähigkeiten, die einem helfen, alleine zu leben. Am wichtigsten ist Disziplin. Man muss lernen, sein eigenes Gewissen zu sein, sich selbst über die Schulter zu schauen. Daran vernetzt, ist die Fähigkeit Gewohnheiten auszubilden. Laut einer Studie erhöht schon das Bett machen am Morgen die Produktivität. Es ist nicht schwer vorauszusagen, was weitere Routinen bewirken können.
Eine gute Morgenroutine kann den gesamten Tag bestimmen. Nur wie entwickelt man sie? So wie die meisten Konzepte der Persönlichkeitsentwicklung: Stück für Stück.
Es ist ein bekanntes Problem. Man liest spät in der Nacht Artikel (in Blogs wie diesem) über das Leben, man ist motiviert. Morgen früh krempel ich mein Leben um. Man macht sich eine Liste mit zehn Dingen, die man ab jetzt jeden Tag machen will. Spätestens in drei Tagen ist man wieder das alte Ich. Stattdessen mach dir zunächst einfache Ziele. Zum Beispiel mach jeden morgen dein Bett. Nach einer Woche erweitere deine Routine. Mach jeden morgen dein Bett und sammel Dreckwäsche zusammen und leg sie in den Wäschekorb. Wenn du Schritt für Schritt an deiner Routine arbeitest, wird sie immer einfacher umzusetzen und macht am Ende sogar Spaß.
Starte das Projekt der Persönlichkeitsentwicklung
Das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit ist ein lebenslanger Prozess, der leicht vergessen wird. Stress und Prokrastination sind die häufigsten Gründe, dass persönliches Wachstum vergessen wird. Such dir ein Ziel, dass dich beschäftigt. Auch hier gilt wieder kein zu großes Stück vom Kuchen abzubeißen. Ambitionierte Ziele, wie eine Sprache oder ein Instrument lernen, können ungemein antreiben. Genauso schnell können sie aber auch demotivieren, wenn der zu erklimmende Berg zu groß erscheint.
Stattdessen finde eine kleinere Aufgabe. Vor allem zu Anfang kann es ungemein motivieren, kleine Ziele zu erreichen. Lerne ein neues Gericht zu kochen, das du bisher nur im Restaurant gegessen hast. Lies einen Ratgeber oder Sachbuch über ein spannendes Thema anstatt Netflix zu gucken. Nach den ersten einfachen Erfolgen kann man sich dann den größeren Problemen stellen. Was stört dich an dir und deinem Leben momentan am meisten? Was sind gerade die größten Baustellen, die dich hindern der zu sein, der du sein möchtest?
Und nicht vergessen: Wir arbeiten Schritt für Schritt.
Bewusst ins soziale Leben eingliedern
Einer der schweren Punkte für viele ist das Überwinden sozialer Ängste. Vor allem, wenn man länger alleine lebt und zu lange in die Social Media Blase von außen hineinblickt, hat man das Gefühl alleine zu sein. Nicht gut genug zu sein. Es wird dich überraschen, aber so geht es 80 % der Menschen! Eine der ersten Maßnahmen ist simpel erklärt, aber schwer umzusetzen. Hör auf dich mit anderen zu vergleichen und dein Leben durch die Augen anderer zu sehen. Viel wichtiger noch: Ertappe dich dabei, wenn du es tust.
Vergiss nicht, selbst die zweitschönste Frau ist neidisch auf die schönste Frau der Welt und die schönste Frau der Welt guckt argwöhnisch auf die zweitschönste und fragt sich, ob sie wirklich schöner ist. Das Verlangen sich zu vergleichen (zu Ungunsten von einem selbst) ist menschlich, aber durch das Internet völlig verzerrt. Ist die Last des sozialen Netzes erstmal von deinen Schultern, kann es einiges für dein Selbstvertrauen tun.
Der Schritt zurück ins soziale Leben kann auf viele Arten gemacht werden. Treffen mit alten Bekannten, Abendkurse, Sportvereine etc. Generell hast du nur eine Aufgabe: Sei der Mensch, mit dem du gerne Zeit verbringen möchtest.
Es klingt zu einfach für dich?
Du denkst vielleicht, es ist einfach zu sagen: „Krempel dein Leben um“ oder „triff dich mit Menschen“. Für manche sind es riesige Hindernisse. Es muss einem aber nur gewisse Dinge klar werden. Man ist mit diesen Problemen nicht alleine. Jeder Mensch hat Angst vor neuen Aufgaben, jeder Mensch hat Angst vor sozialer Zurückweisung. Es geht nicht darum, wie man mit Erfolg umgeht, sondern wie man mit Niederlagen umgeht. Erfolgsgeschichten entstehen aus Rückschlägen. J. K. Rowling wurde von zwölf Verlagen abgewiesen, bevor sie Harry Potter veröffentlichte. Steve Jobs wurde von seiner eigenen Firma gefeuert und kämpfte sich durch andere Projekte wie Pixar zurück an die Spitze Apples. Glück im Leben ist ein Prozess, dem man sich aktiv widmen muss.
Welche Probleme hast du beim alleine leben? Welche der oben genannten Methoden versuchst du als Erstes? Wir freuen uns auf deine Meinung in den Kommentaren.
Du willst die Methoden nicht vergessen? Pin sie dir auf deine Pinnwand!
Hallo DailyMentor,
wahre und weise Ratschläge!
Aber ich möchtemit meinen fast 50 Jahren lernen, komplett alleine zu leben,
da soziale Kontakte doch nur dafür da sind, enttäuscht zu werden und/oder oberflächlich zu sein!
Gibt es dafür auch einen Leitfaden?
LG
Hallo Mobby,
vielen Dank für deine Nachricht!
Sicherlich wirst du in deiner weiteren Recherche auf hilfreiche Tipps stoßen, die dich in deiner Intention unterstützen und inspirieren können. Unser Beitrag fokussiert sich vor allem auf die soziale Komponente des Alleinseins und wie es einem möglich ist damit am besten umzugehen. Einen Leitfaden für die Befähigung eines Lebens in kompletter Autonomie findest du bei uns leider nicht.
Dennoch möchte ich dich mit deinem Anliegen nicht alleine lassen:
Du sagst, dass der soziale Kontakt für dich (stets) dazu führt, dass dieser entweder zu Oberflächlichkeiten und/oder Enttäuschungen führt.
Dieser Gedanken – man könnte gar von einem Glaubenssatz sprechen – ist sicherlich nicht ohne Grund entstanden. Ich möchte dich von deinem Wunsch keinesfalls bekehren, sondern dir Inspiration dalassen, weshalb du so über den sozialen Kontakt denkst – und ob dies wirklich immer der Fall sein muss. Daher zwei Fragen, die ich dir ohne weitere Vorkenntnisse ohne deine Person mitgeben möchte:
Woher stammen diese Gedanken und auf welche Erfahrungen kannst du dies zurückführen?
Warum verbindest du mit dem sozialen Kontakt Enttäuschung und Oberflächlichkeit?
Vielleicht hilft dir unser Artikel über Glaubenssätze, um dich bzgl. dieses Gedanken zu reflektieren – ganz gleich, ob du dich im Anschluss in dieser Denkweise weiterhin bestätigt fühlst oder nicht.
Alles Gute und viele Grüße
Ben